Das Einmaleins.

Bzw. das Lernen desselbigen.
Beim ersten Kind ist das eine spannende Sache. Mit unglaublich viel Geduld und einigen wirklich tollen pädagogischen Kniffen im Gepäck geht man unsagbar motiviert an das Lernen der einzelnen Zahlenreihen heran.
Es klingt süß in den Ohren, wenn eine zarte Kinderstimme das Einmaleins mit vier leiert und sich durch die Achter-Reihe stolpert.
Hält das Kind dann den Einmaleins-Pass, der Belohnung für das Auswendig-Können aller zehn Reihen ist, in Händen, fühlt Muttern unbändigen Stolz in der Brust, denn ihr Anteil an diesem Erfolg war nicht gerade gering.

Beim zweiten Kind denkt man: „Oh ja, richtig. Da war doch was.“ Und man fügt sich geduldig in sein Schicksal, erinnert sich an die pädagogischen Kniffe, hat aber gerade keine Zeit sie anzuwenden, weil dem älteren Kind die Englischvokabeln abgefragt werden müssen. In den wenigen ruhigen Minuten, die der Tag so übrig lässt, ruft man sich das Kindelein herbei und bittet es, die Dreier-Reihe aufzusagen. „Die hatten wir doch noch garnicht!“, wird das Kindelein empört ausrufen, dann aber bereitwillig die Fünfer-Reihe aufzählen, denn die ist ja auch leicht. Ein bißchen schwerer ist die Zweier-Reihe und wenn das Kind sich verhedert, muss man sehr geduldig und liebevoll abwarten, eventuell ein paar Tränchen trocknen, neugierige Geschwister wieder wegschicken und irgendwann wird auch dieses Kind seinen Einmaleins-Pass in Händen halten.

Beim dritten Kind aber, das nach Hause kommt und „Mama, du musst mit mir die Vierer- und die Achter-Reihe lernen!“ verlangt, möchte man schreiend weglaufen. Mittlerweile beherrscht man das Einmaleins im wahrsten Sinne des Wortes im Schlaf; will heißen: man träumt von Zahlenkolonnen.
Mühsam beisst man die Zähne zusammen, um nicht das Ergebnis von sieben mal acht zu verraten, obwohl das Kind bereits fünf Minuten intensiv über diesem Problem meditiert und bereits drei Fehl-Rateversuche hinter sich hat. Genauso mühsam hält man die Augenlider oben, wenn das Kind zu Übungs- und Wiederholungszwecken die Einer-, Zweier- und Fünfer-Reihe leiert. Und die Zehner-Reihe. („Mama! Hörst du mir noch zu?!“) Man ahnt und hofft, dass diese Phase vorbeigehen wird, dass auch dieses Kind seinen Einmaleins-Pass bekommen wird.

Und man ist glücklich, dass dann KEIN (eigenes) Kind mehr das kleine Einmaleins lernen muss. Das war so beim Lesen lernen, beim Schreiben lernen, ach, sogar bei den ersten Schwungübungen. Ja – und es wird so weitergehen mit Englischvokabeln, Lateinvokabeln, Französischvokabeln, dem großen Einmaleins, den binomischen Formeln, den Kommaregeln, irgendwelchen physikalischen Gesetzen, chemischen Formeln und doofen Geschichtszahlen. Alles mal drei. Und das reicht.

(und wieder hat mir das niemand VORHER gesagt!)

8 Kommentare zu “Ein großartiges Gegenargument für weitere Kinder:”

  1. Ute Franke sagt:

    Hallo,
    da kann ich ein Lied von singen. Gerade beim 4 x angelangt. Ich liebe Lesepässe und 1×1 Führerscheine.

    Viele Grüße Ute + 6 Wilde Kerle

  2. Sylvia sagt:

    Junior muss bis Freitag die Siebenerreihe draufhaben, ich HASSE das.

    Ganz schlimm aber finde ich, dass ich gewisse Themen (Flüsse und Berge und ähnliches) DREI mal abfrage und trotzdem selbst nie kann – da verweigert sich mein Gedächtnis ;-)

  3. Brigitte sagt:

    Hmm, ich bin mir fast sicher – irgendwer hat das vorher gesagt (wie so manches andere auch) … nur habe ich es leider (wie so manches andere auch) nicht geglaubt :( … und lerne jetzt auch alles im „Triple“ mit
    ;)

  4. jana sagt:

    OOOch bin grad bei der 2.-Vierer-Reihe und hab noch 2 vor mir…Aber allein der Gedanke an dies Schicksal läßt meine Haare um den Stehplatz kämpfen..

  5. Anni sagt:

    Nun weiß ich endlich was „Kinder halten einem auch geistig fit!“ bedeutet. hmpf. Mir blüht das ganze Gedöns noch…
    Im moment kämpfen wir eher gegen die aufkommende Langeweile mit Verzögerungstaktik bei den Hausaufgaben. Der Himmel steh mir bei. Das Einmaleins. Ich hattes verdrängt…

  6. JaloUsien sagt:

    Da kann ich auch einige Liedchen davon singen :)

    Aber ich hatte immer das Glück, dass meine Kinder wenig bis keine Probleme mit dem 1×1 hatten. Entweder liegt denen Mathe im Blut, oder ich bin ein wirklich guter Lehrer :cool:

    Gruß Jalo

    Antwort von Frau … äh … Mutti:

    Ich gehe jetzt mal davon aus, dass es nicht Ihre Intention war, mein Blog als Werbeplattform zu missbrauchen, sondern dass Sie lediglich einen freundlichen Kommentar hinterlassen wollten.
    Insofern sind Sie mir auch nicht böse, wenn ich den Link zu diesem Raumtextilienshop entferne :-)

  7. Garda sagt:

    Ein amüsanter Beitrag, habe (in diesem Zusammenhang, zum Glück?) nur zwei Kinder und bin noch im relativen Anfagsstadium, also 5. Klasse und 2. Klasse, aber gewisse Parallelen zu ihren Erfahrungen sind schon zu erkennen. Besonders „Mama, Du musst mir helfen“ und kurz darauf „Neiiiiin, daaaas müssen wir nicht lernen“ oder „Das war noch gar nicht dran“
    Gruß Claudia

  8. protein großhandel sagt:

    hahaha garda diese sätze kenn ich selbst nur zu gut. aber wehe du hilfst dann mal nicht dann ist das geschreie groß. mfg

    Antwort von Frau … äh … Mutti:

    unerwünschte Werbung wurde entfernt