an der Schule des Großen.

„Im Schulhof haben die Großen Wodka getrunken und sich geprügelt! Einer hat versucht, sich die Pulsadern aufzuschneiden und im Jungsklo lag einer mit einer Spritze neben sich!“, erzählte der Große gestern, als er aus der Schule kam.
„Aber das war alles nur gespielt, die Reaktionen von Lehrern und Schülern wurden gefilmt!“, sprudelt er weiter, „Mir wollte einer Drogen verkaufen und ich habe ihn gefragt, was er unter Drogen versteht. Er hat gesagt: alles, was dich süchtig macht. Da wollte ich Gummibärchen und Schokolade.“

Er kichert beim Erzählen und ist völlig aufgewühlt.

Erst am Abend erfahre ich, was da wirklich los war. Die Theatergruppe der Elften hatte zum Thema Suchtprävention und Selbstverantwortung stärken nach Absprache mit dem Oberstudiendirektor etliche kleine Szenen auf dem Schulhof in der ersten Pause gespielt. Sex auf dem Mädchenklo, ein Suizidversuch, betrunkene Schüler, kiffende Schüler, sich prügelnde Schüler. Aufsichtslehrer und Notrufdienste waren im Vorfeld über die Aktion informiert worden. Eigentlich hätte auch in der zweiten Pause „gespielt“ werden sollen, doch da viele jüngere Schüler sehr aufgewühlt waren, wurde über Lautsprecherdurchsage aufgeklärt.

Heute wurde in den Klassen gesprochen. Von der Hilflosigkeit der Lehrer, von der Angst der Schüler und auch über die nötige Courage, Hilfe zu holen und Erwachsene zu verständigen. Bei den Notrufdiensten sind etliche Anrufe eingegangen, erzählt der Große und ich spüre, dass da etwas gewaltig in ihm arbeitet.

Ich weiß nicht, ob solch eine Aktion der Suchtprävention dient, aber der Anspruch „Selbstverantwortung stärken“ ist erfüllt. Die Kinder haben gelernt, dass man nicht wegschauen darf und dass man Hilfe holen darf. Dass nicht alles unter „petzen“ fällt. Und dass man ein bißchen die Augen offen halten muss.

-> Zeitungsartikel

7 Kommentare zu “Aktionstag Suchtprävention”

  1. zatanna sagt:

    Schön zu kesen, dass es Schulen gibt, die über das normale „Aufklärungs-BlaBla“ hinaus solche Dinge erlebbar machen. Ich bin selber in diesem Bereich tätig, und kann nur sagen, dass erfahrungsgemäss solche Aktionen zehn mal mehr bewirken, da sie die Schüler und Schülerinnen, aber auch die beteiligten Erwachsenen nachhaltiger zum Überlegen bringen.

    :ok:

    Ansonsten an dieser Stelle mal ein Lob für Ihr tolles Blog, ich lese immer wieder gerne hier mit :)

    Antwort von Frau … äh … Mutti:

    genau das ist es, was mich beeindruckt hat: Aufklärung über das übliche Blabla hinaus.

  2. Ringelstruempfe sagt:

    Der Suchtpraeventions hilft's nicht. Da sind die Eltern gefragt. Aber der Selbstverantwortung und vorallem dem Selbstbewusstsein hilft es viel. Man kann ueber Aengste reden, lernen zu handeln, hinzusehen. Ich finde die Aktion gut. (und drogengefaehrdet sind Ihre Kinder nicht! Wenn ich das als ehemalige Sozialarbeiterin im Drogenbereich so sagen darf. Sie als Eltern engagieren sich naemlich. Reden, fragen, und essen zusammen. Und das hilft!)
    Deshalb: grosses Lob an alle!

  3. dasMiest sagt:

    Für mich hört sich die Aktion toll an. Und sie scheint ja auch gewaltig Eindruck gemacht zu haben. Gute Sache. Sprich mit den Kids fleißig drüber und freu dich über deine gute Schule.

  4. Jula sagt:

    Auch ich als ewig stille Mitleserin möchte meinen Kommentar dazugeben, finde es gut dass beigebracht wird hinzuschauen und nicht wegzuschauen, solche Aktionen helfen und wie schon gesagt wurde, sie regen zum nachdenken und darüber reden an.

    Und nochwas:
    – ich liebe Ihren Blog Frau Mutti
    tolle Frau, wunderbare Berichte, wudnervolle Kinder, eine tolle Familie
    das wollte ich schon lange mal sagen :D

  5. tanja sagt:

    Hut ab vor der Reaktion des Großen! Hat er etwa eine schokosüchtige Mutter Zuhause?! ;-)

    Antwort von Frau … äh … Mutti:

    Ha!

    (Chips, Tacos, Schokolade)

  6. Ev sagt:

    Beeindruckende Aktion und ein großes Lob von mir für die, die sie geplant & durchgeführt haben!
    War mal für so etwas ähnliches auf einer Messe verantwortlich; mit Opferdarstellern vom Roten Kreuz wurde damals das Verhalten der Rettungs- und (damals „meiner“) Servicekräfte getestet. Ist sehr heftig abgelaufen, da uns das ganz normale Leben in Form von echten Eltern dazwischen funkte, die ihre kranke Tochter einfach an der Garderobe/Info abgaben, um dann in den Messehallen zu verschwinden … werde nie die Gesichter meiner 2 Vorgesetzten vergessen und das Gesicht der Mutter nach meiner Durchsage!
    Heute mal sehr nachdenkliche Grüße von Ev

  7. Annie sagt:

    Klasse Aktion der Schule, Hut ab vor den Schuelern, die diese sicherlich schwierig glaubhaft zu spielenden Akte offensichtlich sehr real ruebergebracht haben. Mir wird jetzt schon ganz schlecht wenn ich an die (welche auch immer wir dann bekommen auf unserer Wunschliste von 1 bis 9) weiterfuehrende Schule des Grossen denke. Noch haben wir 4 Jahre Zeit…aber Status heute ist: Verkauf harter Drogen in den meisten Schulen ist bekannt, genauso wie Alkoholkonsum der Schueler durch den Tag…und weiss der Henker nicht was noch alles :( Wenig bis garnichts wird unternommen, aber ueber die in den Strassen sichtbar herumhaengenden Heroinjunkies, da wird sich in der Zeitung taeglich aufgeregt…weil die ja das Image der Stadt verschlechtern *hust*