Die U-Bahn in Berlin

4. März 2009

ist toll.

Wahrscheinlich schrieb ich das letztes Jahr, ungefähr zu dieser Zeit, auch schon. (nein, suchen Sie nicht nach einem Archiv, denn dieses ist noch immer nicht aktiviert). Von A nach B in allerkürzester Zeit, mit minimalen Wartezeiten, zu einem Preis, der im Rahmen des Erträglichen ist.

Eigentlich.

Denn eine Fahrkarte kann auch recht teuer werden, wenn man sie, aus Unwissenheit, nicht entwertet.

„Guten Tag, die Fahrscheine bitte!“, sprach der Herr Kontrolletti beim Einsteigen.
Frau … äh … Mutti zückte mit städtischer Lässigkeit ihr Mehrtagesticket und lächelte freundlich.

„Packen sie den Fahrschein bitte mal aus und geben sie mir ihren Ausweis.“, sprach der Herr Kontrolletti und lächelte nicht mehr freundlich. Dafür begannen die interessierten Mitfahrgäste aufgeregt zu starren. Und zu tuscheln.

Frau … äh … Mutti entgleist das freundliche Lächeln und macht einem zaghaft-lächelndem „Äh?“ Platz.

„Sie haben den Fahrschein nicht entwertet und das kostet sie 40,- Euro.“, knurrt der Herr Kontrolletti.

Die interessierten Mitfahrgäste zeigen Reaktionen die von Mitleid bis Sensationsgier reichen.

Frau … äh … Mutti verliert Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein und ca. 25 Jahre Lebenserfahrung und verwandelt sich zurück in die dreizehnjährige Zahnspangenträgerin, die beim Schwarzfahren erwischt worden ist. Puddingknie und Knoten im Bauch inklusive.

„Ich habe die Fahrtkarte gestern am Flughafen gekauft … „, piepst Frau … äh … Mutti und wird augenblicklich vom strengen Herr Kontrolletti mit dem „ich kenne alle Ausreden“-Blick und „Ich sehe, dass sie die Fahrkarte gestern gekauft haben.“ unterbrochen.

„Und niemand hat mir gesagt, dass ich eine Mahrtageskarte AUCH entwerten muss“, Frau … äh … Mutti stammelt. (ohgottwiepeinlichdasalles)

Unwissenheit schützt vor Strafe nicht, heisst es. Doch der Herr Kontrolletti entdeckt sein Herz für das verunsicherte 38jährige Landei und befiehlt sofortiges Entwerten des Fahrscheins bei Verlassen der U-Bahn. Nicht ohne nochmals darauf hinzuweisen, dass es anderenfalls vierzig Euro koste. „Einen schönen Tag noch!“, wünscht er bevor er wieder aussteigt. Die 13jährige in mir streckt ihm die Zunge raus, die 38jährige verkriecht sich vor den Blicken der Mitfahrgäste im Schal.

Braucht kein Mensch, soviel Adrenalin am Mittag.

Zur Ablenkung beschloss Frau … äh … Mutti sich dem Extrem-Shopping zu widmen. Doch ausser einem Glas Tamarindenpürree, einem Glas Kokosöl und einer maigrünen Strumpfhose gab es nichts, was das Herz begehrte und so kam es, dass ich diesmal eine Stunde zu früh zur Verabredung mit Frau Jette erschien. Nach Kaffee und kleinen karamelligen Kalorienbömbchen bekam ich meine Grenzen im Uno gezeigt, wurde durchgekitzelt, meine Frisur ruiniert und ein spontanes Percussion-Mitmach-Event galt es zu überstehen. Frau Jettes Tochter ist großartig.

Und das Essen beim Mexikaner hatte ich mir somit redlich verdient.

Frau Eva gesellte sich aufgeregt und mit wunderschönem, runden Babybauch zu uns und Dank Rosmaries Baby, das ohne Windeln, dafür aber nuschelnd, von A-Bloggern, Trilobiten und Topinamburknollen redend mit uns am Tisch saß, ist dieser Abend als absolut gelungen und wiederholenswert einzustufen. (das mit Rosmaries Baby usw. müssen Sie, werte Leser, nicht verstehen, weil das sind Auszüge aus sehr albernen Diskussionen, die zu Lachtränen und Bauchzwicken führten, aber einfach nicht wiederzugeben sind. Treffen Sie sich doch mal mit Ihnen fremden Bloggern, dann erleben Sie mit großer Wahrscheinlichkeit etwas Ähnliches.)

Mitten in der Nacht stieg Frau … äh … Mutti mit nun mehr entwertetem Mehrtagesticket in die U-Bahn, fuhr eine Station, wechselte lässig in die nächste und musste diese dann an der folgenden Station verlassen. „Schienenersatzverkehr steht bereit“, lautete die Durchsage.

Und so stapfte Frau … äh … Mutti mit einigen weiteren, leicht angesäuerten Fahrgästen, durch stockfinstere Nacht in einer sehr düsteren Wohngegend Richtung Bushaltestelle, um dort auf den Schienenersatzverkehr zu warten. Dieser kam glücklicherweise zehn Minuten später und schaukelte uns brav zur übernächsten U-Bahnstation.

Um Mitternacht war ich daheim.

Müde. Mit kalten Füßen. Aber sehr zufrieden.

6 Kommentare zu “Die U-Bahn in Berlin”

  1. ladybird sagt:

    Wie ich sie beneide, Frau Ladybird, wie gerne würde ich auch einmal wieder allein durch die Hauptstadt wandern, shoppen, Leute gucken und nette BloggerInnen treffen.

    Wie schön, dass Signore Controletti ein Einsehen hatte, nicht nur Ticketkauf, auch Ticketnutzung sind immer wieder ein neues Abenteuer. Auch für mich, obwohl ich meine Kindheit und Jugend zusammen mit diesem Verkehrsmittel verbracht habe. Dabei gilt leider nicht das Motto „Kennst du eine, kennst du alle.“

    Viel Vergnügen weiterhin.

  2. sabine sagt:

    …hach…ja…berlin…..eine tolle stadt…*schwärm*- und die u-bahn…einfach sensationell…..okay- controllettis bin ich nie begegnet- obwohl- ich glaube ich habs genau wie sie gemacht…am flughafen ein mehrtagessticket….entwertet- keine ahnung mehr…allerdings waren meine shoppingversuche- wesentlich teurer und schwerer als ihre..;-)))
    ganz viel spaß weiterhin

    lg sabine

  3. Elly sagt:

    Gruß von Landei zu Landei.
    Würde mir mit Sicherheit genau so passiert sein!!!

  4. Zimtapfel sagt:

    Ohje! Das mit dem nicht entwerteten Ticket ist meiner Mutter auch passiert, als sie zum ersten Mal nach fast 40 Jahren wieder in Berlin zu Besuch war. Da hat sich allerdings kein Controlletti erweichen lassen, sie musste zahlen. Es ist aber auch wirklich überall anders mit dem was man wie wo wann entwerten muss oder auch nicht…

  5. Andrea sagt:

    Das mit der U-Bahn hätte mir auch passieren können.
    Ansonsten noch viel Spaß in der Hauptstadt!

  6. zwilobit » Blog Archive » Fein fein sagt:

    […] aber sehr liebenswert). Es wird ein anspruchsvoll-alberner Abend mit Lachtränen, gutem Essen und so […]