hmpf II

1. September 2010

Es ist leicht, in einer völlig griesgrämigen Stimmung zu versinken, alles doof zu finden und garantiert nie, nie, NIE wieder lachen zu können.

Viel zu leicht, vor allem dann, wenn die Sonne dann doch nicht mehr scheint, Jeans und ein Schal hervor gekramt werden müssen und sogar ein Ofenfeuer nötig wird.

Vor der Haustür ist der Kanal aufgegraben worden, Waschmaschine und Spülmaschine durften erstmal nicht laufen und überhaupt: keine Abwässer für mindestens eine Stunde. Klar, dass ich dann ganz dringend mal musste. Und wissen Sie eigentlich, wie oft man beim Kochen Hände waschen muss? Oder rasch mal den Fisch abwaschen muss? Oder die Knoblauchfetzchen direkt aus der Presse, bevor sie anbacken und nie wieder rausgehen?

Und dann duftete es ganz wunderbar nach Kokos und Kurkuma und Kreuzkümmel in der Küche, meine verbrannte Zunge  vom Abschmecken war auch beinahe wieder geheilt, doch die Kindelein zogen die niedlichen Näslein kraus, behaupteten weder Fisch noch Kokos zu mögen und überhaupt habe es beim letzten mal anders (=besser) geschmeckt. Wahrscheinlich meinen sie mit „beim letzten Mal“ den Tag, an dem es Tiefkühlpizza gab. Ach, ach. Kann zur schlechten Laune auch noch Selbstmitleid kommen, weil dann ist die Stimmung völlig im Eimer.

Der Große müsste für die Lateinarbeit lernen, liest aber lieber Zeitung, die Mittlere müsste mal ´ne Pause machen, die gönnt sie sich aber nicht und der Jüngste versucht Englisch zu lernen, bekommt aber von seiner Mutter die Lust daran verdorben, weil die auf korrekte Aussprache der Worte beharrt.

Mittlerweile haben sich sämtliche Baustellenfahrzeuge die man sich nur vorstellen kann (und die in Wimmelbüchern abgebildet sind) vor unserem Haus versammelt und alle arbeiten gleichzeitig. Das macht einen Höllenlärm und die neu dazu gekommenen Kopfschmerzen mögen das überhaupt nicht.

Der Ofen ist auch schon wieder aus, dafür glüht mein Kopf und ich fürchte, dass die schlechte Laune einfach nur Schlafmangel ist, denn irgendwie scheint seit Nächten Vollmond zu sein oder durch die Straßenbauarbeiten läuft jetzt eine neue Wasserader unter meinem Bett. Oder was auch immer.

Heute jedenfalls stört mich die Mücke an der Wand und keiner kann´s mir recht machen. Vorsichtshalber fliehen die Kindelein aus dem Haus, zum Klettern, Referat schreiben und mit dem Freund spielen, aber das verbessert meine Laune auch nicht sonderlich, sondern packt noch ein schlechtes Gewissen drauf, weil ich ja so mies drauf bin, dass die armen Kindelein lieber in Eis und Schnee fliehen, statt mit mir unter einem Dach zu sein. Oh ja, ich bin gut in so was.

(und wissen Sie was, jetzt schreibe ich dieses ganze Gejammere hier so auf und grinse über mich selbst. Na, das ist ja mal ein Lichtblick.)

12 Kommentare zu “hmpf II”

  1. amberlight sagt:

    Es gibt solche Tage … sonst könnte man das Leben an den vielen besseren ja auch nicht so richtig geniesen. Also Tee kochen und 3 Minuten in die Spiegel lächeln. Da hat der Kpf dann keine Chance mehr und die Glückshormone werden von ganz allein aktiviert …

  2. Frau Irgendwas ist immer sagt:

    Alos ich tippe auf die neue Wasserader als Schuldigen, ganz klar, diesen Bauarbeiten ist nicht, aber auch so gar nicht zu trauen. Wahrscheinlich sind diese Bauarbeiten auch am nächtelangen Vollmond schuld, so viele Baufahrzeuge in einer kleinen Straße – da hat es sicher die Erdachse verschoben …..
    ….. alles wird gut!!!
    LG aus Berlin.

  3. anna sagt:

    Jeder hat mal einen schlechten tag und ich hoffe Ihrer ist bald vorbei! Bei soviel Unruhe auch kaum anders moeglich.

    Ihre Weihnachtsmarktsterne finde ich uebrigens wunderschoen:
    (minilichtblick)

  4. Andrea sagt:

    Na das ist doch ein Anfang, wenn man über sich lachen kann :-)

    Liebe Grüße, Andrea

  5. Katha sagt:

    Manchmal hilft Rumjammern einfach doch =)
    Und nett Formuliert wird doch gleich alles besser. ;-)

    (und das mit dem laute Musik zum entfrusten meine ich wirklich ernst *gg* Es muss ja nicht lange sein, ein oder zwei Stücke und die Sonne kann schon mal die grauen Wolken etwas weißer machen… Meinen Privatentfrustersong teile ich Ihnen aber vorsichtshalber nicht mit, denn das ist für viele eher abschreckend- mir wurde schon mal von jemandem gesagt, dass die Person erwartet hat, dass ich währenddessen mit einer Axt auf ihn zulaufe und mit blutunterlaufenen Augen auf ihn einhacke, dazu irgend was von „STIRB, STIRB!“ brülle… Aber so etwas würde ich nieeee tun! [ich habe garkeine Axt])

  6. skizzenblog sagt:

    alles wird gut, spätestens morgen!
    http://skizzenblog.claus-ast.de/?p=5252

  7. ela sagt:

    bei mir heißt das pms….
    Schicke gute Laune!

  8. Astridka sagt:

    Liebe „Frau..äh…Mutti“,
    keine beschreibt den Alltagsjammer so wie Sie und bewirkt damit, dass man über all das alltägliche Elend schmunzeln muss, weil man sich in Ihrer Beschreibung wiedererkennt und das eigene Leid relativiert wird. Sie sind für mich eine echte Meisterin der „kleinen Form“ ( literarisch gesehen ) und ihre Blogbeiträge richtige Kunstwerke über das Dasein im 21. Jahrhundert, oft philosophisch, oft ironisch, immer menschlich.
    Ich bewundere, wie Sie das machen, und freue mich immer wieder auf neue Einträge!
    Ihre
    Astridka (rheinabwärts)

  9. Eva sagt:

    Boah, ausgerechnet heute hatte ich hier auf etwas Aufmunterndes gehofft. Hier ist Weltuntergangsstimmung.
    So richtig! Mit verlorenem Portemonaie (ja, es war der neue Schülerfahrausweis dabei und die Bibliothekskarte) und mittlerem Kind, was mein Mittagessen heimlich ins Klo kippt kann ich da aber mit der Laune bei Ihnen heute ganz gut mithalten.
    Ich will manchmal einfach nur Single sein.
    Und ausserdem kann ich da unten diese Sicherheitswörter wieder nicht entziffern. Darf ich heulen?

  10. Christine sagt:

    Liebe Eva,
    mit den Wünschen nach dem Singledasein wär ich vorsichtig – ich bins seit vorgestern und es ist einfach… grausig? Einsam? Traurig? Und noch vieles mehr… Mir gehts rauf wie runter und in 12 Tagen winkt eine Staatsexamensprüfung. Ich verliere nebst Freund unseren Hund, unser wunderbares Haus, die lieben Leute aus dem Dorf etc.

    Möchte jemand tauschen? Wie war das mit „nach Schatten kommt Sonne“? Es gibt Zeiten, in denen fällt es so unendlich schwer, daran zu glauben…

  11. Renata sagt:

    „Wenn Trübsal aufkommt nicht verzage – es kommen wieder bessre Tage.“

    Aus meinem Poesiealbum :o)

    LG,
    Renata

  12. payman sagt:

    Danke für die schöne Beschreibung!
    So fühlt mann sich nicht mehr so einsam, wenn mann gestresst von der Arbeit, die letzten Reste aus der Küche sucht und durch einen Geniestreich zu einem Köstliches Mahl verarbeitet, während mann gleichzeitig, die Hausaufgaben kontrolliert, und bis mann dann alle am Tisch hat das Essen wider kalt ist. Wenn dann das eine Kind nur Fleisch essen will und das andere nur puren Reis, die Frau den Salat nicht richtig gewürzt findet, und das erste Glas über den Tisch kippt, wenn dann die spielsachen viel interessanter waren als dass Essen, und alle nach einer Stunde bemerken dass sie Hungre haben, dann kann ich an deinen September Tag denken und mir leuchtet ein, dass mann auch Vorbild sein muss in dem mann zeigt dass mann sich nicht alles gefallen lässt.

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