Morgenstund

13. Oktober 2010

hat Kaffee im Mund und das Postfach ist voll. Danke. Aufhören, bitte. Pathetische Texte, zu später Stunde verfasst, haben oft diese Wirkung. Wenn Sie mal richtig viele Kommenare haben wollen, schreiben Sie mitten in der Nacht einen Blogeintrag. Trinken Sie gerne ein Glas Wein dazu. Ein kleines „Was haste da nur wieder geschrieben“-Grummeln am nächsten Tag ist garantiert.

Wie gesagt: danke. Tut gut, logisch. Und bringt mich mächtig in Verlegenheit.

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Rapider Themenwechsel, denn eigentlich wollte ich noch erzählen, wie toll das Alleinsein ist. Es ist ein unbestrittener Gewinn an Lebensqualität, mittags nicht für fünf Menschen kochen zu müssen, keine Hausaufgaben betreuen zu müssen, keine Kinderstreitereien schlichten zu müssen, nicht auf den Mann warten müssen, weil der wieder mal ´nen Call hat. Hab ich mir schon lange gewünscht, daheim sein, allein sein, machen was ich will, wann ich will, wie ich will.

Ich bin allein. Ich rede mit meiner Katze. Ich koche viel zu viel und dann auch noch Sachen, die den Kindern gut schmecken würden.

Und ich stelle fest, dass zu diesem Alleinsein eine Menge Disziplin gehört. Es wäre nämlich so unsagbar leicht und verführerisch, sich mit Buch und Decke auf´s Sofa zu kuscheln oder erst gar nicht aus dem Bett zu wälzen. Wieso denn kochen, wenn ich mir genauso gut eine Pizza bringen lassen könnte? Putzen und saugen und Wäsche waschen und was halt so dazu gehört … kann ich alles machen kurz bevor sie wieder heimkommen. Und an die Nähmaschine setze ich mich später, ich hab ja keine Eile, niemand zwingt mich, ich lasse es mir gut gehen. So vergeht der Tag, ich bin um elf noch nicht richtig müde und blogge rührselige Texte. Und der  dicke Martin flieht vor mir, weil ich ihm ständig Fragen stelle „Na? geht´s dir gut?“ „Wo warst Du denn?“ „Hast Du die Nachbarskatze geärgert?“

Langes kurz gemacht: ich freu mich auf meine Familie. Und das ist ja auch Sinn und Zweck dieser Übung; sich klarzuwerden, dass man es doch nicht allzu schlecht hat im Alltag und dass die Kirschen in Nachbars Garten nicht immer süßer sind. (nur manchmal. kurz.)

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Apropos Nähmaschine und davor drücken und Weihnachtsmarkt und Panik, weil „ICH HAB NIX ZUM VERKAUFEN!“. Das mit dem Sticken ist wirklich toll. Wirklich. Ich bin immer wieder fasziniert, wie der letzte Farbwechsel das Bild rundet und Konturen setzt. Oder wie toll diese „in-the-hoop“-Stickereien wirken, wenn sie erst gestülpt, gestopft und zugenäht sind. Hätte man mir vor ein paar Jahren gesagt, dass das aber auch wirklich anstrengend ist, diese Stickerei, dann hätte ich das nicht geglaubt. Immerhin arbeitet ja die Maschine. So ein bißchen Garnrollen wechseln und Stoff in Rahmen spannen ist ja gar nix.

Ist es doch. Bei mir jedenfalls. Weil ich ganz gut bin im „ich muss es schaffen, bis der nächste Farbwechsel nötig wird“. So lasse ich die Stickmaschine schaffen und  lege in der Zwischenzeit Wäsche zusammen. Und denke: „Ha! Dieses Shirt schaffst du noch!“ Oder auch „Wenn ich die zweite rote Socke finde bevor die Stickmaschine einen Farbwechsel will, scheint an meinem Geburtstag die Sonne!“ Das Ergebnis ist ein Berg schludrig zusammengelegter Wäsche. Und eine abgeschaffte Frau … äh … Mutti.

Dieses „Wenn ich das oder das tue, passiert dies oder jenes“-Spiel spiele ich schon seit ich mich zurückerinnern kann mit mir. „Wenn mein linker Fuß zuerst an die Schwelle stößt, dann …“ führte zu komischen Trippelschrittchen, „Wenn der nächste Apfel nicht wurmstichig ist, dann …“ raubt Zeit, weil ich dann erstmal ganz argwöhnisch alle Äpfel begutachten muss. Weil gegen mich selbst verlieren will ich ja auch nicht.

Das muss ich mir abgewöhnen, dieses mit mir selbst wetten. Wenn ich es schaffe, den letzten Rest Kaffee mit einem großen Schluck runterzuspülen, dann. Vielleicht.

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Übrigens: Sonnenschein! Goldener Oktober!

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