Die Tür im Spiegel

22. Oktober 2010

ist die Tür zum Zimmer der Tochter.

Der „Türschmuck“ ist knapp zwei Jahre alt und ja, wir hatten kurz vor dem Malen der Schilder eine kleine Meinungsverschiedenheit. Woher Tochter das Wort „Zickenterror“ hat, weiß ich nicht, denn es ist nicht in unserem aktiven Wortschatz, genau genommen mag ich die Bezeichnung „Zicke“ für Mädchen nicht sonderlich. Nun denn.

(verboten sind übrigens neben den wütenden Eltern, Brüdern und Tieren auch Patentanten. Dabei hat sie nur eine.)

Nächstes Wochenende wird das Zimmer renoviert und dann wird womöglich auch die Tür aufgehübscht.

Unter den Schildern ist Tafelfolie auf die Tür geklebt und das hielt ich mal für eine sehr gute Idee, damals vor sechs, sieben Jahren. Leider hatte ich ignoriert, dass unser Flur nur sehr schmal ist, weswegen eine mit Kreide bemalte Tür stets zu bunten Schultern und Hüften beim Vorbeigehen führte. Und zu genervten Kindern, die ihr Kunstwerk plötzlich mit Wischspuren vor sich sahen.

Hinter der Tür bietet sich sehr häufig dieses Bild:

Kind, Kater, Buch.

*****

Die Söhne des Hauses schlafen noch, die Tochter nächtigt auswärts. Wahrscheinlich werden die Söhne nicht freiwillig aus den Betten kriechen, denn gestern nahm ich ihnen das Versprechen ab, mir heute bei einem „wir wirbeln einmal quer durch´s Haus“-Tag behilflich zu sein. Im Klartext bedeutet das eigentlich nichts anderes, als dass sie ihre Jobs zu erledigen haben, so wie jede Woche. Beide müssen ihre Zimmer aufräumen und saugen. Der Jüngste saugt zusätzlich noch den Flur, der Große den unteren Flur, das Bad und ausserdem muss er die Treppe wischen*. Nicht wahnsinnig viel oder gar körperlich an den Rande der Erschöpfung katapultierend, aber doch scheinbar ein Vorwand für ewiges Aufschieben, ermahnt werden müssen und herzzerreissendes Stöhnen. Zusätzliche Grausamkeiten in Form von „Jemand muss die Spülmaschine ausräumen!“ oder „Der Kompost muss raus, der Papiermüll runter und kann mal jemand einen Liter Milch aus der Halle holen?“ oder „Wer kehrt die Terrrasse?“ kommen dann noch obendrauf und ich liebe dieses Hintergrundrauschen „immer ich“, „ich hab doch gestern erst“, „wieso kann nicht mal mein Lieblingsbruder das oder das machen?“. Heute zumindest wird es mir nichts ausmachen, denn ich bin glänzender Laune, habe große Backpläne und vorfreue mich sehr auf Federweißer, Zwiebelkuchen und liebe Gäste morgen.

*(Töchterleins Job ist es, die Treppe zur Haustür zu kehren, neben dem Aufräumen und Saugen ihres Zimmers. Nur der Vollständigkeit halber)

*****

Vor mir auf dem Tisch steht ein wunderbarer Blumenstrauß und ich bin gerade sehr, sehr glücklich darüber. Nicht nur, weil die letzten Pompomdahlien des Jahres darin sind.

13 Kommentare zu “Die Tür im Spiegel”

  1. Bianca sagt:

    Hatte auch gerade mit dem Gedanken gespielt für heute Abend einen Zwiebelkuchen zu backen! Sie haben mich gerade darin bestärkt, also werde ich gleich mal an’s Backwerk gehen! (Lieben Sie nicht auch den Geruch von frischer Hefe?)
    LG, Bianca

  2. Rana sagt:

    Was für eine tolle Tür, laminieren und aufbewahren. Habe still geschmunzelt und an „alte Zeiten“ gedacht. LG Rana

    *****

    habe den doppelten Kommentar gelöscht, ok?

    LG, Frau … äh … Mutti

  3. Frau_Mahlzahn sagt:

    Leider habe ich das Schild nicht mehr, dass der Mo, als er noch im Kindergarten war und noch nicht schreiben konnte, von der Tür seiner großen Schwester abgemalt hatte. Und tatsächlich, weil er nämlich immer wieder zurück zur Tür der Schwester rannte, konnte man entziffern, was schließlich auf seinem stand:

    XXXXXXXXXXXXXXXX
    Eltern verboten!
    XXXXXXXXXXXXXXXX

    So long,
    Corinna

  4. Renata sagt:

    Für die Arbeitsverteilung in unserem Hause habe ich ein feines Gesetz erlassen:
    Pro 3 Lebensjahre muss ein Kind 1 von den Eltern erteilte Aufgabe pro Tag ohne Knurren und Murren erledigen. Am 3. Geburtstag gehts also damit los, bis dahin hat man frei. Mit sechs Jahren sind es dann 2 Aufgaben usw.
    Das heißt nicht, dass die Kinder wirklich jeden Tag was zu tun bekommen, aber wenn was anfällt, dann muss es auch gemacht werden. Das sind verschiedene Sachen – Geschirr abtrocknen,Zimmer aufräumen, Staubwischen, Treppe fegen, die Haustür putzen (denn die machen wirklich NUR die Kinder oder deren Freunde immer voller Patschen)….Meistens denke ich aber selbst gar nicht daran die Kinder mithelfen zu lassen, ich vergesse es einfach und mache das meiste allein. Selbst dran schuld….

  5. katha sagt:

    Oh, ich habe im Spiegelbild immer nur den Schädel erkannt und deswegen irgendwie auf die Tür zum Zimmer Ihres jüngsten Sohnes getippt. Aber so ergibt es doch auch einen Sinn =)

    Mein Sohn hat immer die Aufgabe, den Müll raus zu bringen, sobald der voll ist. Und jedes Mal sagt er: Warum muss ICH das immer machen? IMMER muss ich ALLES machen!!!
    Ich biete ihm dann immer an den Müll selber raus zu bringen, wenn er alle meine anderen Arbeiten erledigt. Der Müll ist dann immer wirklich SCHNELL draußen – von IHM raus gebracht…=)
    Wenn es um die Aufgabe Tisch decken geht streitet er immer mit seiner Schwester, wer es machen darf, so dass ich immer Angst um das Geschirr habe O.o
    Aber machen müssen sie es trotzdem, Aufgaben sind zu erledigen!
    Und Milch und Saft aus dem Keller zu holen ist auch eine prima „Kinderarbeit“, auch schon für fast 3jährige =)

  6. Sabine sagt:

    Ohne viele Worte ;-) DANKE

  7. podruga sagt:

    kooler rock!

  8. Susi sagt:

    Oh wie schön! So eine Tür hatte ich selbst leider nie. Dafür eine Wand mit allen Postkarten und Zeitungsschnipseln uws. – danke für die Erinnerungsanregung. Lange lese ich schon immer wieder rein und bin immer sehr angetan von der Vielfalt, dem Stil und der Lebensnähe Ihrer Einträge. Danke dafür!
    Und was wird wohl außer dem Zwiebelkuchen gebacken? Neugierig frag? Erkenne ich da die Cynthia Barcomi Backbüher in Ihrem Arm? Da könnte ich wärmstens die Sticky Buns empfehlen und den Banana Cake mit dem Schoko-Frosting mit saurer Sahne – lecker! Genau wie alle anderen Rezepte, die ich schon erprobt und allesamt für gut befunden habe.
    Liebe Grüße aus der schönen Schweiz
    Susi

  9. Nicole sagt:

    Mein armes geschundenes Tochterkind spült gerade ab, ihre übliche Wochenaufgabe die Treppe zu fegen, fand sie heute doof. Nun denn, jetzt wird die Küche unter Wasser gesetzt .. ;-D

  10. féizào sagt:

    Ach ja, das waren noch Zeiten: Schulferien und nachhmittags hatte man (meistens) frei und konnte lesen. Was hab ich seinerzeit alles an Büchern verschlungen…

    Ich glaube, ich hatte auch mal so einen Zettel an meiner Tür, mit dem ich meinen Bruder aussperren wollte. Der Zimmerschlüssel war aber effektiver. :)

  11. Christel sagt:

    Einer der wirklich wenigen Gründe, warum ich mich freue, daß meine Kinder erst 3 Jahre alt sind: gestellte Aufgaben (Milch aus dem Keller holen, Blumen giesen, Katzen füttern…) werden gerne und mit großem Stolz erfüllt. Ich werde das geniesen, solange dieser Zustand anhält.
    „Zicke“ halte ich übrigens auch für ein ganz großes Unwort!
    Christel

  12. Lakritz und Schokolade sagt:

    Es macht mich immer wieder glücklich und zufrieden, dass Martin so ein liebevolles, gutes Zuhause hat. Danke euch dafür!

  13. mondblume sagt:

    …da entsinne ich mich meiner Teeniezeiten, als ein RIESENplakat über meiner Zimmertür (Türe bekleben war strengstens verboten) prangte: BIG MOTHER is watching YOU!!!…arme Mutter, was hatte sie auszuhalten…
    …und heute halte ich das alles bei meinem liebsten Schwesterkind aus, sie kann Hausarbeit auch ziiiiemlich lange warten lassen, Mülleimer quellen über, Wollmäuse feiern Party in ihrem Zimmer, aber wenn Fräulein erst später leeren/ säubern möchte, ist eben später, seeeehr viel später…grmpf…aber dann gibt es immer wieder diese Momente, wo sie über sich hinaus wächst und ich denke, dass meine Schwester ganz schön stolz auf ihre Tochter wäre…so wie ihre Tante…

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