100ml schwarzr Kaffee, lauwarm und die Kopfschmerzen sind weg.

An Stelle der Kopfschmerzen: Energie.

(und die Sonne ist auch da!)

ein frohgemuter Sprung auf die Waage: + fünf Kilo.

Das wunderbare weiße Modell aus dem blaugelben Möbelhaus neigt dazu, sich über nacht heimlich zu verstellen, so dass manche unerklärliche Gewichtsabnahme eigentlich doch ganz leicht erklärbar ist. Deshalb hielt sich mein Schrecken in Grenzen und ich nullte die Waage, bevor ich erneut draufstieg. Ein Kilo weniger. `ne Menge Wasser weg.

Eine weitere Bestandsaufnahme ergab: keinen Hunger, aber für einen Kaffee begänge ich einen Mord. Einzig die Kopfschmerzen halten mich vom Gesetzesbruch ab und ein Tässchen Tee im Bett geht ja auch.  Feste Nahrung gab´s auch in Form meiner täglchen Eisenration und einer Schmerztablette. Und ein Glas O-Saft, nicht fasten-konform, aber wichtig für die Eisenaufnahme.

Das Wetter da draußen ist vor allem eins: nass. Das motiviert kein bißchen zu Aktivitäten an der frischen Luft und eigentlich hatte ich ja auch gar keine Zeit dafür. Der beste Vater meiner Kinder und sein holdes Weib meldeten nämlich heute morgen das jüngste Kind an der weiterführenden Schule an. Das dauerte ewig und als es zur Pause klingelte, öffnete der Hausmeister sein Budchen. Diesem entströmte ein gar köstlicher Duft nach Käsebrötchen und irgendwo im Lehrerzimmer brodelte eine Kaffeemaschine. „Fasten wird überbewertet“, schoss mir durch den Kopf. Aber ich bin ja meistens konsequent, „stur“, würde der beste Vater meiner Kinder wahrscheinlich ergänzen, und deshalb mache ich weiter. Weil ab dem dritten Tag wird´s ja auch ganz toll. Bestimmt.

Jetzt, endlich wieder daheim, werde ich mindestens einen Liter Tee trinken und mein Fitnessprogramm in Form von Hausarbeit absolvieren. Die Kindelein sind an die Großeltern verkauft und werden nicht vor heute abend zurück erwartet. Eine Menge Zeit für mich und ich glaube, die brauche ich heute auch.

So viel Tee kann ich gar nicht in meinen schmollenden Magen hineinschütten, dass dieser nicht mehr unfreundlich vor sich hingrummelt. Der Kopf zieht nach und meldet das, was ich schon öfter in Abstinenzzeiten erlebt habe: Koffeinentzug. Jetzt einen Kaffee! Mit viel Milch, bitte. Und einen Käsekuchen dazu.

Nix gibt´s. Doch – Kräutertee. Und heute abend ein Glas Tomatensaft.

Das Hungergefühl ist übrigens gar nicht mal das Schlimmste, auch nicht das Kochen für die liebe Familie. Schwieriger finde ich es, die eigenen Gewohnheiten zu durchbrechen. Ich bin nämlich so eine Koch-Nascherin. Hier mal ein Fitzelchen Schinken, da ein Stückchen Käse und beim Abschmecken gleich noch einen Löffel voll, nur um sicher zu gehen, ob das wirklich lecker ist. Und dann noch einen, WEIL das lecker ist. Böse Sache, das. Jedenfalls dann, wenn man es nicht mehr machen will.

Beim Abräumen einer halbgeleerten Auflaufform (Nudeln/Schinken/Wirsing/Käse) ertappe ich meine Finger im Pinzettengriff um eine besonders ansehlich gebackene, goldbraune Nudel. Nix da. Hier wird gefastet.

Zum Fasten gehört ja auch diese Darmentleerungssgeschichte und die ist kein reines Vergnügen, weswegen ich mir und Ihnen explosive Details erspare. Nur so viel: Glaubersalz wirkt durchschlagend und es wird nicht empfohlen, während des Abführungsprozesses zu lachen.

Heute war ich also mehr oder weniger ans Haus gefesselt, um in Sekundenschnelle zur Toilette sprinten zu können. Morgen aber werde ich mich um das Fastenzusatzprogramm kümmern: Bewegung an der frischen Luft. Kochen muss ich wohl nicht, da die Kindelein von Opas Pfannkuchen schwärmten und von ihrer großen Sehnsucht nach Oma/Opa-Verwöhneinheiten. Wie könnte ich diese verweigern?

Statt Käsekuchen wäre mir auch ein trockener Keks recht. Gerne ein Dinkelkeks, obwohl ich um die sonst eher einen großen Bogen mache. Oder eine Banane. Die liegen nämlich so gelb lächelnd in der Obstschale.

Na gut. Ich hebe meine neun-Kräuter-Tee-Mischung und warte auf die Fasteneuphorie, die angeblich spätestens ab Tag drei über mich hineinbricht, zu ungeahnten Energieschüben und Ideenausbrüchen führt und mir zeigen soll, dass es sinnvoll ist, einfach mal nix zu essen.

Und zum Jammern hab ich ja das Blog :)

Fastenzeit II

17. Februar 2010

Ich bin ein Ritualemensch. Ein Mensch, der Startschüsse und Anlässe braucht. Einen deutlich gemachten Beginn und eine Zeremonie.

Die Fastenzeit erfüllt da sämtliche Bedürfnisse. Es gibt einen Beginn (heute) und das Ende ist spätestens zu Ostern. Meine Pläne sind … vage. Süßem will ich entsagen, auf Kaffee verzichten.

Heute beginne ich zu fasten.

Ich esse nichts mehr, trinke dafür Tee und Säfte. Es geht mir nicht um das Entsorgen irgendwelcher dubioser Schlacken oder die Suche nach einer neuen metaphysischen Ebene auf der wir alle rosa sind und schweben. Ich will rauskriegen, ob ich´s kann. Ein paar Tage nichts essen. Genauso lange, wie es mir nicht unangenehm ist. Oder die Familie leiden muss. Ich sehe dieses -mein- Fasten als Neuanfang und Wiedereinstieg in (m)eine bessere Ernährung, kann ja nicht allzu verkehrt sein :)

Ich hatte darüber nachgedacht, das Fasten auch auf die Fernseh/Computerzeit auszudehnen. Fernseh-fasten lohnt nicht. Einzig das Mittwochabend-Programm würde fehlen.

Der Rechner … ist mir Kommunikation mit fernen Menschen, Informationsquelle und Gedankensortierer. Vielleicht ein bißchen weniger Zeit daran verbringen. Aber ganz verzichten … kann ich nicht.

Fastenzeit

17. Februar 2010

Vieles weniger, manches mehr und einiges überhaupt nicht mehr.

Sie auch?