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21. Februar 2010
sonnenhungrig!
Unten im Nähzimmer,
20. Februar 2010
zwischen bunten Garnen und in meinen Ohren:

Lässt mich im Kreis grinsen und fröhlich mitsingen (schief, aber es hört ja keiner zu). Und ausserdem muss ich an den letzten Mai denken: „Another funny song, please!“
Mein Lieblingslied ist übrigens „Antje und der Fisch am Ufer“.
(weil das so ein toller Tag war)

Führe mich nicht in Versuchung
20. Februar 2010
Die erste Herausforderung des Tages meisterte ich am frühen Morgen beim Bäcker, Brötchen und Croissants für die Familie kaufen. Der Duft nach frischem Brot gehört mit zu den allerfeinsten Dingen, die man (m)einer Nase antun kann! Durch das Fasten ist meine Nase höchstsensibel geworden. Ich habe schon immer gut riechen können, doch im Moment ist es beinahe zuviel.
Die zweite Herausforderung war das Frühstück mit der Familie und das Zaubern eines köstlichen Café au lait für den besten Vater meiner Kinder. Und das Schnuppern an der selbstgekochten Erdbeermarmelade. Wow, das grenzte an Selbstkasteiung.
Mein Magen war zufrieden mit Eisentablette, Orangensaft und Tee.
Kurze Zeit später im Baumarkt, beim Abmischen des Lackes in der Farbe 50.16.07, grummelte es im Bauch. Bei der Auswahl nach der optimalen Nähplatzbeleuchtung knurrte es im Bauch.
Auf der Suche nach Sepiaschalen für die Achatschnecken kam ich an mehren Schütten voller Schweineohren, Rote-Bete-Brösel, Erbsenflocken und „Alles, was der Hund so liebt“ vorbei und ich gestehe, mein Magen brummte noch lauter.
Interessanterweise hatte ich keinen Hunger, nur großen Durst. Und hatte natürlich nichts dabei. Im Winter denkt da ja kein Mensch dran.
Kulinarische Herausforderungen gab es im Elektromarkt keine, erst kurze Zeit später, als wir kurz noch in den Supermarkt sprangen. „Gehe niemals hungrig einkaufen!“, lautet ein weiser Ratschlag. Ich bin tapfer standhaft geblieben, obwohl da diese köstlichen Probierhäppchen auslagen. Habe mir die ganze Zeit eingeredet, dass ich mich sehr, sehr auf meinen feinen Karottensaft daheim freue. Hat nicht allzu gut geklappt :)
Die Grundstimmung heute ist entspannt und fröhlich. Vor allem jetzt, nachdem ich meinen köstlichen Karottensaft genossen habe.
Ich bin weiterhin sehr gespannt, ob dieses unterschwellige Hungergefühl irgedwann verschwindet oder ich mich einfach damit arrangieren muss. Es ist nicht belastend, dieses Gefühl. Wer schon einmal das Rauchen aufgegeben hat, weiß, dass man stundenlang nicht an eine Zigarette denkt und urplötzlich dann doch den Jieper bekommt. So ähnlich geht es mir heute.
So. Und jetzt die nächste Herausforderung: kochen. Immer wieder eine Freude, nicht abschmecken zu können, nicht den Löffel mal eben ablecken zu dürfen und nicht das letzte Karottenstück einfach in den Mund zu stecken, statt es nochmals zu halbieren.
Schon interessant sich bewusst zu machen, was mal eben so nebenbei im Mund landet.
Oooohm! Oder so.
19. Februar 2010
Ich würde gerne schreiben, dass mich das Fasten zu einem besseren Menschen macht. Zu einem entspannten, gelassenen, geduldigen und von irgendwas irgendwie erleuchteten Menschen.
Nun. Dem ist nicht so.
Ich bin viel zu schnell von null auf hundert, extrem ungeduldig und meine Reizschwelle ist nicht mehr vorhanden. Lautstärke kann ich nur sehr schwer ertragen, Rumgewusel ebenfalls nicht. Das bedeutet, dass ich mich im Alltag schwer zusammenreissen muss, um die Kinder nicht an den nächsten Wanderzirkus zu verkaufen. Obwohl sie nicht anstrengender sind als sonst. Es liegt schlicht an mir.
Wahrscheinlich ist das der Grund, weswegen viele Menschen sich zum Fasten in eine ruhige Umgebung zurückziehen. Eigentlich ist man so sehr mit seinem Körper beschäftigt, dass kein Raum für andere Menschen bleibt. Wenn mich zum Beispiel ein Hüngerchen anfällt, dann kann ich keine Kinder um mich herum gebrauchen die mir erklären, was sie unbedingt aus dem neuen fit-z-Katalog brauchen, um den Sommer überleben zu können. Dann will ich langsam und bewusst eine Tasse Tee trinken und in mich hineinhören, ob Hunger in mir grummelt oder schlicht Esslust. Und ich muss in Ruhe Verträge mit mir aushandeln, die alle nur aussagen, dass ich sofort dieses Experiment abbreche, wenn ich mich mies fühle.
Mir ist also nicht nach Ablenkung zumute, sondern nach Erspüren, Grübeln und Aushalten.
Leise hoffe ich, dass ich in den nächsten Tagen ruhiger werde, weil ich kann mich selbst nicht leiden, wenn ich eine Xanthippe bin.
Tag 3 des Fastens
19. Februar 2010
und ich vermelde erfreut: die Kopfschmerzen haben sich verabschiedet.
Stattdessen habe ich ungeahnte Energien in mir entdeckt und die passende Kraft dazu gefunden.
Beim freitäglichen Kaffeeklatsch (für mich nur Tee) mit der Mutter der allerbesten Tochterfreundin gesellte sich ein laut knurrender Magen zu uns an den Tisch. Der ließ sich aber mit einem Glas Tomatensaft vertreiben.
„Wie lange willst du fasten?“, fragt die Mutter der allerbesten Tochterfreundin und das kann ich gar nicht so genau beantworten. Mindestens sechs Tage, heute wäre dann also Halbzeit. Wenn ich mich wohlfühle auch länger, längstens zwei Wochen.
Es geht mir ausgesprochen gut. Einzig der Gedanke an das anstehende Kochen für die Kindelein heute mittag entzückt mich nicht allzu sehr. Das hat aber nicht unbedingt mit dem Fasten zu tun, sondern viel mehr mit der Tatsache, dass ich heute eher unkreativ am Topf bin und den Nudeljoker diese Woche schon zweimal ausgereizt habe. Und Pfannkuchen gab´s auch schon.
Was meine „Ernährung“ anbelangt: ich trinke am Tag ca. vier Liter Tee (morgens eine Kanne Rooibostee, danach eine Kräutermischung). Das klingt sehr viel, aber ich trinke auch in normalen Zeiten sehr viel. Wenn der Magen knurrt, trinke ich Tomatensaft. Oder Karottensaft. Oder Gemüsesaft. Nicht mehr als einen Dreiviertelliter. Und zum Aufstehen ein Glas Orangensaft, wie jeden Morgen. Insgesamt habe ich eine Kalorienzufuhr von etwa 200 Kalorien. Ich bin mir ziemlich sicher, dass mein Körper alles bekommt was er braucht. (auch wenn er behauptet, er bräuchte auch Kaffee)
Angeblich braucht man beim Fasten weniger Schlaf. Das kann ich noch nicht behaupten. Ich gehe spätestens um zehn ins Bett, lese maximal noch eine halbe Stunde und schlafe dann gut acht, neun Stunden tief, fest und erholsam. (Es sei denn es prügeln sich zwei durchgeknallte Katertiere direkt vor meiner Schlafzimmertür, morgens um halb vier. Dann werde ich doch wach, knurrend.)
Heute morgen nach dem Aufstehen stieg ich wieder auf meine doofe Waage, die mir erneut erzählte, ich habe zugenommen. Nach dem Nullen behauptete sie, ich habe kein einziges Gramm abgenommen. Und später, als ich mich beim Badputzen mit Jeans und Hausschuhen trotzig draufstellte, jubelte sie über den Verlust von zwei Kilos. Zahlen gibt es also keine verlässlichen, doch die weite, gemütliche Jeans kann ich herunterziehen, ohne sie öffnen zu müssen.