Idee am Morgen

17. April 2007

vertreibt Kummer und Sorgen. Oder so ähnlich.

In knapp einer Stunde wandere ich mit einem etwas dickeren Umschlag zur Post. Und SIE muss dann den Praxistest machen, ob „drei (oder vier) in eins“ zu handhaben ist.

Noch drei, vier Worte zum letzten (Frust-)Beitrag:

Natürlich ist das Internet eine Art Selbstbedienungsladen. Menschen sind kreativ und zeigen, was sie können. Andere lassen sich davon inspirieren und versuchen ihr eigenes Können. Ich habe eine Liste von ca. zwanzig bookmarks (Beispiele: hier, hier und hier), die ich absurfe, wenn mir grau und elend ist. Die schlechte Laune verfliegt beim Anblick der Kunstwerke, die da gezeigt werden und ich bekomme unbändige Lust, selbst etwas zu gestalten. Vielleicht mag es manch einem Leser meines Blogs genauso gehen. Ist ja in Ordnung. Rollt Eure Fimoperlchen, das tun viele andere auch. Näht Blumen und Taschen und Kissenbezüge, wie viele, viele da draußen im Netz. Aber gebt fremde Idee nicht als eigene aus und, verdammt noch mal, überlegt Euch gefälligst eigene Texte zu Euren Werken.

Meine Konsequenz aus dieser missmutigen Stimmung, die mich da befallen hat, ist nicht, dass ich das Bloggen an den Nagel hänge. (Hallo? Schneide ich mir ins eigene Fleisch?) Ich werde auch weiterhin Bilder von pompaduras und anderem Schnickschnack zeigen. Doch ich werde keine Anleitungen mehr zusammenstellen und keine Fragen mehr beantworten. Das Feedback darauf ist einfach zu bitter, dieses Blog ist kein Näh- oder Bastelforum und zum mail-support fehlt mir die Zeit.

Mittlerweile habe ich einige Reaktionen auf den letzten Beitrag per mail erhalten, die mich schmunzeln lassen. Natürlich war mein letzter Beitrag kryptisch und gemein, erst neugierig machen und dann auflaufen lassen. Pfui, Frau … äh … Mutti, wie können Sie?
Wer sich angesprochen fühlt, kann ja einfach nachdenken, ob und warum das so sein könnte und gegebenenfalls etwas ändern. Wer ein reines Gewissen hat und sich nur über die Art und Weise, wie ich so etwas schreiben konnte, aufregen möchte, der möge dies tun.
Ich bin nicht nachtragend, doch ich werde keine mail zu diesem Thema beantworten, weil mir das zu sehr ausufert. Mein Statement steht hier, meine Konsequenz ebenfalls. Der Name „pompadura“ ist übrigens nicht geschützt, weil schützen lassen eine Stange voll Geld kostet, da müsste ich viel Nähen, um das zu verdienen. Irgendwie glaube ich noch immer an das Gute im Menschen :-)Ich habe nicht vor, das Hobby zum Beruf zu machen und sehe deshalb keine zwingende Eile, diesen Namen schützen zu lassen.

Und nun zurück zum leichten Bloggen mit den letzten kleinen Tipps für alle Nähfreunde da draußen:
1. Im Takt zu Shakiras nie lügenden Hüften auf das Nähpedal zu klopfen, führt zu sehr holprigen Nähten. Dies ist also zu unterlassen.
2. Wenn Sie eine Schere auf den Boden werfen, achten Sie darauf Ihren Fuß rechtzeitig wegzuziehen. Es ist nur ein sehr geringer Trost zu wissen, dass eine größere Macke im Parkett vermieden wurde und der Fuß heilt ja wieder.
3. Man KANN sich das stumpfe Ende einer Nadel in den Finger rammen. Aber es macht keinen Spaß.

Schmeichelhaft?

16. April 2007

In Wort, Bild und Tat nachgeahmt zu werden ist nur auf den ersten Blick schmeichelhaft.
Auf den zweiten Blick ist es lustig.
Aber beim dritten Blick bin ich leicht genervt.

Wer den Unterschied zwischen Anregung holen und Ideen-Klau nicht versteht ist doof.
Wer Formulierungen exakt übernimmt ist faul. Oder doof. Oder beides.

Kann ein bißchen den Spaß am Bloggen verderben.

Nur Luft machen, keine heiße Luft. Drum kein link.

Die Zweierreihe

16. April 2007

lässt sich fortsetzen:

– der Große hat eine zwei in der Mathearbeit
– zweimal zwei Stunden saß ich an der Nähmaschine

Und das Ergebnis gibt´s in zwei Bildern:

Und wäre da nicht in zwei Stunden die Schulelternbeiratssitzung, säße ich in der neubespannten Hollywoodschaukel, tränke vielleicht zwei Bier und läge um 22 Uhr im Bett.

(der Stoff ist ganz normaler Baumwollstoff, gepimpt mit der entzückenden IKEA-Bettwäsche. An den Markisenstoff habe ich mich noch nicht rangetraut, ich wollte erst mal schauen, ob ich überhaupt ein „Dach“ nähen kann. Für einen Sommer wird es gehen)

zweierleier

16. April 2007

– Zwei Taschen fertig genäht. (btw: das Trägergewurschtel habe ich auch. Ich nähe zuerst die obere Seite, also den Aussenstoff von Naht zu Naht zusammen, klappe dann den Innenstoff in die Trägerhülle und versuche so schnell und so ordentlich wie möglich mit einem Zierstich querdrüber die Träger zu schließen. Wenn´s völlig vermurkst ist, nähe ich ein Zierband drüber. Bilder bei Bedarf, liebste Nicole.)
– Zwei Fenster geputzt. Und den Badboden. Letzteren allerdings unfreiwillig. Wenn man aber durch halbseitige Blindheit mit fehlendem räumlichen Sehen gestraft ist, kann es durchaus vorkommen, dass man den Fensterputzeimer an die Kante vom Klo ditscht und dass sich der halbe Inhalt des Eimers daraufhin über den Boden ergießt. Fluchen inklusive.
– Zweimal einkaufen gewesen. Nicht aus Vergesslichkeit, sondern wegen gegensätzlicher Einkaufswege.
– zwei Tassen Kaffee getrunken, zwei Sorten Tee gekauft, zweimal den guten Vorsatz gehabt, endlich auszumessen, wie groß das Dach für die Hollywoodschaukel sein muss. Jetzt aber. Messen, zuschneiden, nähen. Und hoffen, dass es passt.

Heute vor acht Jahren

15. April 2007

zogen wir aus dem entzückenden Backsteinhäuschen, das uns zu klein geworden war, in die Grüne Villa. Damals noch mehr Ruine als heute. Ich schaue mal zurück.

Mit dem jüngsten Kind vor den Bauch gebunden zog ich den Bollerwagen, in dem die Mittlere saß, gemeinsam mit dem großen Kind hin und her. Haushaltsgerümpel aus dem Backsteinhäuschen wurde um die Mittlere drumherum gepackt. Hin und her und hin und her.
In der Grünen Villa liefen die Renovierungsarbeiten. Einzig das Kinderzimmer war richtig bezugsfertig, eine Küche gab es nicht. Zwar stand die Küche des Vorbesitzers noch, doch war diese so widerlich verdreckt, dass ich mich schlicht weigerte, den Herd zu benutzen. Die Küchenschränke hatte ich mühsam geschrubbt, die Einlegeböden der Schränke trugen auf der Ober- UND der Unterseite gruselige Krusten und Fettringe von Ölflaschen oder Schlimmeren. Ein Zweiplattenkocher stand bereit und einen Kühlschrank hatten wir aus dem Backsteinhäuschen mitgebracht.
Der Raum, der einmal unsere Küche werden sollte, war eine reine Baustelle. Was heute Wohn- und Essbereich und Küche ist, wurde damals geteilt. Eine Rigipswand wurde eingezogen, um ein Schlafzimmer für die Eltern zu schaffen. Die Decken waren mit bezaubernden Styroporplatten in Eiche-Rustikal-Optik beklebt. Das Abkratzen dieser Platten war ein Knochenjob, den ich gerne den helfenden Männern überließ, nachdem mir die Milch in Strömen weglief, bei jedem Zug mit der Spachtel über dem Kopf.
Auch das jetzige Zimmer des jüngsten Kindes war mit diesen Platten verklebt und ich lernte Styropordämmplatten hassen. Nach dem Abkratzen der Decken stand das Tapezieren an. Ein Bekannter des weltbesten Schwiegervaters, ein pensionierter Maler- und Lackierer, pinselte die Tapetenbahnen mit Kleister ein, schleuderte sie lässig wie einen Pizzateig durch die Luft und strich die daraufhin exakt an Ort und Stelle sitzende Tapetenbahn glatt. Schwiegervater und bester Vater Vater meiner Kinder brauchten deutlich länger und sahen auch nicht so fröhlich aus.
Das Elternschlafzimmer (heutiges Wohnzimmer) wurde hellblau gestrichen und in jugendlichem Wahnsinn hatte ich mir eine dunkelblaue Zierborte in den Kopf gesetzt. Nach zweieinhalb Metern dunkelblauer Borte unter der Decke schmiss ich den Pinsel in den Müll und überklebte meine Idee mit einer Blümchenborte. Das Schlafzimmer war fertig.
Das allerkleinste Zimmer (heute das Ritterzimmer des Jüngsten) wurde zum Wohn- und Arbeitszimmer. Nicht richtig hübsch, aber praktisch.
Während die letzten Feinheiten in Kinder- und Schlafzimmer vorgenommen wurden (Regale aufhängen, Spielsachen einsortieren), tobte sich der Gas- und Wasserinstallateur in der zukünftigen Küche aus. Eine Gasleitung wurde gelegt und der Wasseranschluss umgeleitet. Seine Frühstückspause hielt der Installateur gemeinsam mit dem jüngsten Kind, das ich im Kinderzimmer stillte, während der Installateur und ich über marode Wasserleitungen diskutierten. Wir sind heute noch befreundet. Vielleicht weil er mir immer so konzentriert in die Augen schauen musste, um nicht indiskret auf den durch die Gegend baumelnden Busen zu schielen. Der beste Vater meiner Kinder hatte sich nach San Diego verdrückt, angeblich beruflich :-) Ich fühlte mich ein klein wenig schlecht behandelt, so einsam und verlassen in der halbfertigen Ruine mit den drei kleinen Kindern. Doch bekanntlich wächste man an seinen Aufgaben und die Schwiegereltern und Oma Eis sprangen Abends ein, damit ich den Abendwahnsinn gewuppt bekam.
Schon nach vier Wochen wurde die Küche angeliefert und wir leisteten uns den Luxus eines Küchenmonteurs. Die alte, widerliche Küchenzeile wurde erneut geschrubbt und wanderte als Werkstatt in die Halle. Dort steht sie noch heute und tut gute Dienste.
Der alte Küchenraum wurde Waschküche und Spielzimmer in einem. Im ehemaligen Vorratskämmerchen dieser Küche wurden Waschmaschine und Trockner untergebracht und das Ganze mit einem Abtrenngitter vor neugierigen Kindern abgegrenzt. Der Raum davor wurde mit playmobil und Briobahn gefüllt, so dass es immer wieder spannend war, die vollen Wäschekörbe zur Waschmaschine oder zurück zu balancieren.
Was heute Elternschlafzimmer, das Zimmer der Mittleren und Bad ist, war damals ein großer Raum unter der Terrasse. Feucht, modrig, voller Mäuse und Spinnen.
Die Terrasse selbst war nur noch zur Hälfte gefliest, der Estrich ausgewaschen und an den Rändern wuchsen einige Birken. Alles in allem ganz hübsch, aber recht gefährlich.
Die Wildnis war eine echte Wildnis. Mit 15 Menschen rodeten wir das obere Gartenstück, fällten etliche Nadelbäume und gruben uns durch Brombeeren und Brennnesseln.

Bis heute haben wir sehr viel Geld und noch mehr Arbeitsstunden in die Grüne Villa und die Wildnis gesteckt. Blut, Schweiß und Tränen. Und trotzdem hat die Liebe auf den ersten Blick nie geendet. Wir haben ab und zu gehadert, haben uns gestritten über Prioritäten bei der Renovierung und ich bin noch immer viel zu ungeduldig. Hergeben möchte ich sie trotzdem nicht mehr, auch wenn sie zu groß wird, wenn die Kinder irgendwann gehen.
Als wir die Grüne Villa kauften, musste mir der beste Vater meiner Kinder versprechen, dass ein eigenes Haus nicht dazu verpflichtet, bis ans Lebensende auf einem Fleck zu verweilen. Jetzt möchte ich gar nicht mehr weg.

Herzlichen Glückwunsch zum achten Geburtstag, Grüne Villa. Früher hießt Du schlicht „Weingut Schmitt“ und Du durftest Deine Fassade mit dem Schriftzug „Residenz der deutschen Weinkönigen Heike I.“ schmücken. Für die nächsten acht Jahre verspreche ich Dir eine neue Fassade und eine Menge Verjüngungskuren. Und hoffe, dass wir weiterhin so gerne in Dir leben. Prost.