Hallo (Garten-)Alltag

6. August 2006

Vor drei Stunden lustwandelte Frau … äh … Mutti durch die grüne Hölle, vormals Garten genannt. Bewaffnet mit einer Schaufel und einem Eimer, ein bißchen rupfen und zupfen, dachte sie.
Zehn Minuten später tauschte sie den Eimer gegen den ersten Grünschnittsack, das Schäufelchen flog in den Schuppen, stattdessen wurden die langen, extrafesten Gummihandschuhe hervorgekramt.
Vier Säcke später ist die Feuerstelle wieder aufgeräumt, der Weg nach unten freigezupft. In den unleidigen Pflanzsteinen wächst nur noch das, was auch dort angepflanzt wurde. Der Holunder ist stark ausgelichtet, diverse Kermesbeeren haben keine Chance mehr sich auszusäen. Den Giersch wurde ignoriert, aber Melde, Erdrauch und Gänsedisteln füllen einen ganzen Sack.
Voller Stolz wurden die vier prall gefüllte Säcke unters Dach geschleift, Werkzeug weggeräumt und der wohlgefällige Blick der Frau … äh … Mutti schweifte über 15qm Ordnung in der Wildnis. Bleiben noch 700qm und die Erkenntnis, dass zehn Tage Urlaub den Garten um zehn Wochen zurückwerfen.

Auf in den Kampf, Frau … äh … Mutti erwägt den Kauf einer Machete.

Dieses beschauliche Bergdorf war für 10 Tage unsere Heimat. Montejaque heisst es und – ja – die Kinder spielten gar lustige Wortspiele mit diesem Namen.

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so ruhig hier …

5. August 2006

Frau Miest sitzt nun mit ihren Jungs im Zug zurück nach Berlin, meine Kinder sitzen bei Oma und Opa am Küchentisch und spielen Risiko mit den beiden Cousins aus Rom, die zu Besuch sind. Der beste Vater meiner Kinder sitzt im Auto und fährt Richtung Elektro-Großhandlung, um einen Fernseher zu kaufen (die Wetterprognosen sind schlecht, ausserdem kommt heute abend Asterix und, mal ehrlich, ein Dienstag Abend ohne ER ist ein schlechter Abend)
Frau … äh … Mutti sitzt auf dem Sofa, hat die Beine hochgelegt und genießt die Stille.

Frau Miest erwartet natürlich einen Lästerbeitrag, da ihre Jungs sehr eindrucksvoll unter Beweis stellten, dass sie geübte Schmoller sind. Aber nein, Frau Miest, das wird nix mit dem Lästern, weil ich mag die Jungs. Trotz vorgeschobener Unterlippe und Quengelmodus. Natürlich schmollen meine Kinder nie, quengeln kennen sie nicht und niemals würde Töchterlein zu fremden Kindern sagen: Ihr dürft uns nicht nerven! Regen ist nicht nass und drei Gläser Dornfelder verursachen keine Sprachschwierigkeiten.

:-)

Und beim nächsten Mal schauen wir uns die Römerschiffe an und lassen uns mit dem Traktor durch die Weinberge fahren. In Ordnung?

weil hier … regnet es. Und bitzt es. Und donnert es. Und regnet noch viel, viel mehr.
Wir sitzen in der Küche und trinken heißen Kakao. Wir – das sind die Miest-Kinder samt Miest, der beste Vater meiner Kinder, die hinreissenden Bestien und Frau … äh … Mutti.
Vor zehn Minuten standen wir alle zusammengedrängt im strömenden Regen und feierten ein rauschendes Winzerfest. (der Regen rauschte durch den Baum über uns und prasselte auf das Zeltdach, das nicht für alle Platz bot).
Ich schreibe dies nur, damit Frau Miest nicht über das Niersteiner Wetter lästern kann. (weil das ist ja nur so schlecht, weil der eine Miest-Sohn meine köstiche Lasagne verschmäht hat, kann gar nicht anders sein)
Ausserdem schreibe ich nur für Frau Zwilobit, weil die, glaube ich, gerne mit am Tisch säße. Aber das tut sie irgendwann sowieso. (glaube ich)

Und Spanien Teil 2 kommt auch noch, da schreib ich auch mal was Nettes über die Eßpanierr, das geht ganz leicht.

Der Spanier an sich

3. August 2006

ist schon ganz anders.
Zum einen wird der Spanier sehr alt.
Da ihn das hohe Alter gebrechlich macht und in seinem Bewegungsradius einschränkt, sitzt er am Liebsten an lauschigen Plätzen, zum Beispiel auf der Bank unter dem Baum, der wiederum unter unserem Hotelzimmer wächst.
Der alte Spanier hört ein bißchen schwer und spricht deshalb ein bißchen lauter. Obendrein ist er mit der für ältere Menschen typischen Schlaflosigkeit gestraft. Er geht also spät zu Bett und verlässt dieses bereits im Morgengrauen.
Es fällt mir sehr schwer dem hohen Alter der Spanier den nötigen Respekt entgegen zu bringen, vor allem dann, wenn sich diese alten Schnattergänse vom frühen Morgen bis zum späten Abend ihre Lebensgeschichte zuschreien. Früher, als noch alles besser war, als die Jugend noch nicht nachts um vier laut hupend und krakeelend an der Bank der Alten (die unter dem Baum, der unter unseren Hotelzimmerfenster, das nachts offen ist) vorbeirasen und nach Kaffääää kreischen.
Ja, ja, der Spanier.
Das Autofahren ist seine Passion. Er fährt prinzipiell mittig, überholt gerne den Überholenden und weiß genau, dass auf dem drei Meter breiten Berggässchen hinter der Kurve immer frei ist.
Beim Strassenbau tobt er sich kreativ aus. Er baut Kreisel an Kreisel und verbindet diese beiden mit einem Kreisel. Bisweilen scheint er ein paar Geschwindigkeitsbegrenzungsschilder über zu haben. Die werden dann lustig hintereinander aufgereiht. Was aber auch egal ist, denn es hält sich eh keiner dran.
Besonders gefährliche Kurven beleuchtet er mit hunderten von blinkenden Lichtern, da lässt er sich nicht lumpen. Die Kurve vor Ronda wird liebevoll die „Discokurve“ genannt.
Wenden wir uns der Sprache zu.
Der Spanier lispelt. Manche Buchstaben spricht er nicht, dafür hängt er Buchstaben an Worte, die eigentlich genug davon haben. Aus dem Satz „Der Spanier bremst nur vielleicht am Zebrastreifen“ wird „Därr Eßpanier brrämst nure viejeißt an die EßebrraEßtrreifän.“ Ist dieses Prinzip erst einmal verstanden, muss man sich nur noch überwinden und die Stimme etwas zu heben, bisweilen ein „Si!“ oder ein lässiges „caffee con leche“ oder ein nahezu muttersprachliches „aqua con gas“ einzuwerfen und schon wird man kaum mehr als Tourist erkannt werden. Es sei denn, man ist gegen 14:00 Uhr unterwegs und wundert sich über leere Städte mit geschlossenen Geschäften. Hungrige Mägen werden frühestens um 21:00 Uhr Füllung finden.