Ein knappes Stündchen

11. Mai 2007

Mittagsschlaf reicht aus, um die Anzahl der kichernden, quietschenden Mädchen im Haus zu verdreifachen.

Leider reicht ein knappes Stündchen Mittagsschlaf nicht aus, um drei kichernde, quietschende Mädchen zu ertragen.

(Und wieder einmal bin ich sehr dankbar, dass nur eines dieser Mädchen zu mir gehört. Mein inniges Mitleid gehört Müttern mit mehreren Töchtern.)

Also …

11. Mai 2007

das, was da draußen weht, steht Kyrill im Januar nichts nach.

(bin heilfroh, wenn die Kindelein wohlbehalten wieder daheim angekommen sind)

[Wetter-Bloggen für die Langzeitstudie]

an der Schule des Großen.

„Im Schulhof haben die Großen Wodka getrunken und sich geprügelt! Einer hat versucht, sich die Pulsadern aufzuschneiden und im Jungsklo lag einer mit einer Spritze neben sich!“, erzählte der Große gestern, als er aus der Schule kam.
„Aber das war alles nur gespielt, die Reaktionen von Lehrern und Schülern wurden gefilmt!“, sprudelt er weiter, „Mir wollte einer Drogen verkaufen und ich habe ihn gefragt, was er unter Drogen versteht. Er hat gesagt: alles, was dich süchtig macht. Da wollte ich Gummibärchen und Schokolade.“

Er kichert beim Erzählen und ist völlig aufgewühlt.

Erst am Abend erfahre ich, was da wirklich los war. Die Theatergruppe der Elften hatte zum Thema Suchtprävention und Selbstverantwortung stärken nach Absprache mit dem Oberstudiendirektor etliche kleine Szenen auf dem Schulhof in der ersten Pause gespielt. Sex auf dem Mädchenklo, ein Suizidversuch, betrunkene Schüler, kiffende Schüler, sich prügelnde Schüler. Aufsichtslehrer und Notrufdienste waren im Vorfeld über die Aktion informiert worden. Eigentlich hätte auch in der zweiten Pause „gespielt“ werden sollen, doch da viele jüngere Schüler sehr aufgewühlt waren, wurde über Lautsprecherdurchsage aufgeklärt.

Heute wurde in den Klassen gesprochen. Von der Hilflosigkeit der Lehrer, von der Angst der Schüler und auch über die nötige Courage, Hilfe zu holen und Erwachsene zu verständigen. Bei den Notrufdiensten sind etliche Anrufe eingegangen, erzählt der Große und ich spüre, dass da etwas gewaltig in ihm arbeitet.

Ich weiß nicht, ob solch eine Aktion der Suchtprävention dient, aber der Anspruch „Selbstverantwortung stärken“ ist erfüllt. Die Kinder haben gelernt, dass man nicht wegschauen darf und dass man Hilfe holen darf. Dass nicht alles unter „petzen“ fällt. Und dass man ein bißchen die Augen offen halten muss.

-> Zeitungsartikel

heute:

9. Mai 2007

Rupfen und zupfen im Nieselregen.

(gerade eine kleine Salamibrot-Pause)

Ich liebe es, wenn es von oben sanft tröpfelt, die Erde so wunderbar … erdig … riecht und das Grün noch grüner aussieht.

Man möge mich steinigen und es mir in zwei Wochen (falls es dann immer noch regnet) auf´s Brot schmieren, doch: es hat noch lange nicht genug geregnet. Nur die obersten fünf Zentimeter der Erde sind nass, das reicht nicht.

Pause beendet, wieder raus. Bohnen stecken.

Als die Kindelein noch sehr klein waren und ihr Mittagessen in flüssiger Form zu sich nahmen, freute ich mich auf die Zeit, in der ich nicht mehr nur einhändig würde essen können, in ständiger Sorge, dass mir die Kartoffeln von der Gabel auf den Babykopf klatschen.
Als die Kindelein etwas größer waren und ihr Mittagessen in breiförmiger Form zu sich nahmen, freute ich mich auf die Zeit, in der sie den Löffel bitte endlich direkt, ohne Umweg und vor allem alleine zum Mund führen können. (und amüsierte mich insgeheim sehr, sehr über verzweifelte Mütter, die Karottenflecken in Lätzchen beklagten. Beliebter Beitrag auch heute noch in diversen Foren: „Wie kriege ich die Flecken aus dem Lätzchen?“ Es gibt Wichtigeres und ja, Sonnenlicht hilft da.)
Als die Kindelein noch ein bißchen größer waren und so nach und nach das aßen, was auch die Großen aßen, freute ich mich auf die Zeit, in der das Brot nicht mehr heimlich unter den Stuhl geworfen würde und sich die zarten Geschmacksknospen auch über Nudeln hinaus orientieren würden.
Als die Kindelein groß genug waren, um mit Messer und Gabel zu essen, freute ich mich auf die Zeit, in der ich vielleicht mal wieder eine hübsche Tischdecke würde auflegen können. Oder selbst entscheiden würde können, wann ich meinen Tisch abwischen muss. Nämlich nicht zwei bis dreimal bei jeder Mahlzeit, da Wassergläser durch eifriges Messersäbeln umgeworfen wurden.

Mittlerweile sind die Kindelein groß.
Sie beherrschen die gängigen Tischmanieren und halten sich meistens daran. („wer rülpst, muss sich entschuldigen!“, diese Regel wäre noch ausbaufähig) Die Einnahme von Mahlzeiten könnte nun eine gemütliche, genussvolle Angelegenheit sein, wäre da nicht die leichte Tischkonversation, die sich merkwürdigerweise stets um a) ausgesprochen widerwärtige Themen (Auf dem Heimweg habe ich eine überfahrene Katze gesehen, bei der die Därme durch´s Maul gequollen waren …), b) was-ich-schon-immer-wissen-wollte-Themen (Also wenn die Frau ihren Eisprung hat, wie lange kann sie denn dann schwanger werden, weil die Spermien überleben im feuchtwarmen Klima doch recht lange? kicher, kicher) oder c) um Farbe und Konsistenz diverser Körperausscheidung (neulich, da hatte ich einen ganz komischen Durchfall, der knallte irgendwie so raus und war ganz hellbraun mit so dunklen Fetzen. Jemand noch ein bißchen Hackfleischsoße?) drehen würden.
Mein Fell ist da mittlerweile recht dick geworden, doch wenn sich das große Kind nebenbei beim Essen einen Zahn aus dem Kiefer schraubt und freudestrahlend das bluttropfende Etwas über meinen Teller schnickt … bin ich irgendwie … überfordert. (Supernanny hilf! Muss er auf die stille Treppe?) Dann freue ich mich auf die Zeit, wenn endlich alle Kinder ihre bleibenden Zähne haben und und diese nicht plötzlich am Tisch verlieren.

Mal sehen, worauf ich mich DANN freue.