Novemberrezept Nummer 6

6. November 2009

Es ist nicht einfach, jeden Tag etwas zu finden, das die trübe Stimmung wegzaubert. Draußen stürmt es, die Blätter fliegen von den Bäumen und die Sonne blinzelt nur ab und zu durch dicke, graue Wolken. Es wäre nun ganz leicht, trübsinnig zu werden.

Stattdessen stelle ich mich in mein Wintergärtchen, mit einem Tässchen Tee oder Kaffee in der Hand und freue mich, dass ich gerade nicht raus muss.

Und eigentlich sieht die Tischdeko draußen auch ganz hübsch aus.

(Der Boden der Terrasse sieht noch dekorierter aus, was nichts anderes bedeutet, als dass ich heute oder morgen doch ganz dringend längere Zeit raus muss, um die Deko in den Garten, wo sie eigentlich hingehört, zu schaufeln. Und wenn die Terrasse dann wieder sauber ist, kommt der nächste Windstoß und mit ihm die nächsten zweihunderttausend Birken- und Fliederblätter. Seufz.)

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Nachtrag: Es gibt kein graues Wetter, nur graue Kleidung :-)

(niegelnagelneues Sommerröckchen von Fit-z aus der Schnäppchenecke, alte Strickjacke, noch älteres Shirt und die fellgefütterten Camperstiefel. Und dünne Nylons in dunkelrot. Es lebe der Stilbruch.)

Der beste Vater meiner Kinder ist mit dem Jüngsten auf dem Weg zum Sprachtest. Ich kann leider nicht mit, weil ich nämlich auf die Gemüsekiste warte. Die hat noch keinen genauen Liefertermin, weil es das erste Mal ist, sie kommt irgendwann zwischen drei und sieben.
(und die Großen können sie nicht in Empfang nehmen, weil sie noch nicht daheim sind, kommen wahrscheinlich auch irgendwann zwischen drei und sieben.)

Deshalb sitze ich, wie immer, auf dem Sofa. Mit Kaffeepott und der Brigitte. Weil ich nämlich ein Herdentier bin. Wenn Frau Brüllen und die Kaltmamsell eine Brigitte haben, muss Frau … äh … Mutti auch eine Brigitte haben. So ist das. (dem besten Vater meiner Kinder habe ich gesagt, ich bräuchte die nur wegen der Plätzchenrezepte; Tatsache aber ist, dass ich wissen muss, was es Neues für Winpern gibt, was Herr Joop über Frauen zu sagen hat und was ich tun kann, falls es zu einer Krise im Bett kommt. Plätzchen … naja. Ich backe doch eh immer nur meine fünf Sorten.)

Ausserdem habe ich immer noch fiese Halsschmerzen. Ganz tief hinten im Rachen, links und rechts, sind eklige Belege. Hatte ich schon mal. „KönnenSe mit nem Löffelstiel abkratzen“, empfahl der Hausarzt.

Klingt ekliger als es ist, ehrlich. Ich brauche auch keinen Löffelstiel, sondern mache das mit dem Finger. Sieht ein bißchen so aus, als würde ich für eine Essstörung trainieren, behauptet die Tochter und die muss das wissen, weil sie nimmt an einer Studie der Mainzer Uniklinik zum Thema „Essstörungen vorbeugen“ teil. „My step“ heisst das Ganze und ich werde demnächst mal ausführlicher berichten.

Wider Erwarten sind die Kindelein vor der Gemüsekiste eingetroffen, weswegen ich mich nun den hausfraulich-mütterlichen Pflichten widmen muss.

Ganz kurz: Töchterlein sollte in einem Fragebogen angeben, ob ihre Eltern gute Noten von ihr erwarten. Sie sagt, dass ihr die Beantwortung wirklich schwer fiel. Und ich muss ehrlich sagen, das fiele mir auch schwer. Erwarten Sie gute Noten von Ihren Kindern? Also wir erwarten, dass unsere Kinder ihren Job (=Schule) so gut, engagiert und sorgfältig machen, wie es ihnen möglich ist. Darüberhinaus hoffen wir, dass sie einen gesunden Ehrgeiz haben/entwickeln. Heisst das jetzt, dass wir gute Noten erwarten? (und was ist denn das Gegenteil? Wehe du bringst mir schon wieder ´ne eins ins Haus!?)

Novemberrezept Nummer 5

5. November 2009

So grau der November, so bunt das Gemüse.

Beim Wochenendeinkauf am Samstag sprang ein Butternut-Kürbis in den Einkaufswagen. Das passiert mir oft: ich kaufe irgendwas ein, nur weil es mir gefällt oder weil ich eine vage Vorstellung habe, was ich damit machen könnte. (ich werfe übrigens sehr, sehr selten impulsive Einkäufe weg, dafür bin ich zu geizig und wertschätze Lebensmittel zu sehr) Gestern habe ich den Kürbis halbiert, geschält, in Würfel geschnitten, diese kurz angedünstet und dann ein paar Minuten in Kürbiskernöl und mit einem Hauch Salz in eine Pfanne geworfen. Die gedünsteten-gebratenen Würfel habe ich auf eher faden Eisbergsalat gepackt, den ich mit einem Dressing aus Kürbiskernöl und dunklem Balsamico ein bißchen Geschmack verpasst habe.

Der Salat sah ganz wunderbar aus und er schmeckte hervorragend. Mit einem kräftigeren Salat (Eichblatt vielleicht, oder sogar Feldsalat) wäre das Ganze perfekt.

Mein heutiges Novemberrezept steht nicht da oben, Sie müssen keinen Kürbissalat basteln um glücklich zu sein. Aber kaufen Sie doch mal irgendein Gemüse, eine Wurzel, eine Rübe, eine Knolle, irgendetwas, das sie noch nie verarbeitet haben. Das www spuckt Ihnen garantiert ein passendes Rezept dazu aus. Experimentieren Sie. Wenn´s draußen grau ist, muss die Lust auf Neues angeregt werden.

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4. November 2009

Na toll.

Jetzt preise ich Küsse als November-aufhell-Heilmittel an und habe nix davon, weil niemand im Haus ist, den ich mit Küssen belästigen könnte. Die Mittlere und der Jüngste lassen sich bei den Großeltern verwöhnen, der Große amüsiert sich in der Kletterhalle und der beste Vater meiner Kinder arbeitet ausser Haus. (obendrein wird er später den Großen abholen und einen kurzen Abstecher ins blaugelbe Möbelhaus machen, fehlende Möbelteile für den Großen suchen und hoffentlich finden.)

Ich bin also allein. Beinahe. Nur mein Schnupfen und ich, nur unzählige Schnupfenviren und ich, eine Tasse Tee, ein Sofa mit vielen Kissen und einer dicken Decke, ein Stück Schokolade und der zweite „Otherland„-Band. Wenn Kopf und Nase dicht sind, passt keine anspruchsvolle Lektüre ins Hirn. Deshalb der zweite Versuch, diesen Büchern etwas abzugewinnen. (Bücher kriegen immer eine zweite Chance, weil es könnte ja sein, dass ich beim ersten Lesen nicht in der richtigen Stimmung oder so war)

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Apropos lesen:  die allerbeste Freundin lieh mir vor Kurzem ein Buch. „Stadt, Land – Schluss“ heisst es. „Musst du unbedingt lesen, ich hab so gelacht!“, empfahl sie. Ich las und heulte. Die Geschichte einer Mutter, die mit drei kleinen Kindern auf´s Land zieht, während der Mann weiterhin in ihrer geliebten Stadt (London) arbeitet. Die Beschreibungen, wie sie versucht das Leben mit drei kleinen Kindern zu wuppen und die der Verzweiflung, Hilflosigkeit und Müdigkeit die sie immer wieder einholen, treiben mir die Tränen in die Augen. Ich weiß genau wie es ihr geht. Ich kann mich erinnern :-) Und ich weiß auch, dass ein witziger Sprach-/Schreibstil Therapie sein kann.

Sie müssen das Buch nicht kaufen, denn die Autorin bloggt. Das Buch ist ein Ausschnitt ihres Blogs.

(es ist sowieso sehr schräg, Bücher zu kaufen, die letztlich nur gedruckte Blogs sind. Wobei. Frau Buschheuers New York Tagebuch habe ich auch irgendwo im Regal stehen. Nojo, würde sie sagen.)

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Ein absolut unbestreitbarer Vorteil des Winters ist, dass es dann keine Schnaken (=Stechmücken) mehr gibt. Die letzten Schnaken des Jahres scheinen im Blutrausch zu sein, denn der Jüngste und ich haben beide einen dicken, quälenden Mückenstich. (nicht kratzen! Nur Spucke drauf und pusten!)

Und weil ich gerade von Blutrausch schreibe: eine Läusewarnung gab´s auch schon wieder. Der Jüngste bangt um seine Haare, die sind nämlich länger als die seiner Schwester. (und beim letzten Läusebefall gab´s einen Kahlschlag, damals, vor drei Jahren.)

Novemberrezept Nummer 4

4. November 2009

Heute schon geküsst?

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Lob des Winters

Verzeiht, ihr warmen Frühlingstage,
Ihr seid zwar schön, doch nicht vor mich.
Der Sommer macht mir heiße Plage,
Die Herbstluft ist veränderlich;
Drum stimmt die Liebe mit mir ein:
Der Winter soll mein Frühling sein.

Die Zärtlichkeit der süßen Liebe
Erwählt vor andern diese Zeit;
Der Zunder innerlicher Triebe
Verlacht des Frostes Grausamkeit;
Das Morgenrot bricht später an,
Damit man länger küssen kann.

Johann Christian Günther (1695-1723)

(das ganze Gedicht gibt es hier)

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Ich persönlich halte Küssen für einen ungemeinen Gute-Laune-Heber.