Kältestarr

12. Februar 2012

Nichts geschieht, nichts, was ich der Welt mitteilen müsste. Und selbst wenn es etwas gäbe, ich kann es nicht tippen. Meine Finger mögen die Kälte nicht. Die Gelenke sind dick und schmerzhaft, an den Fingerkuppen platzt die Haut, egal wie dick ich mit was auch immer schmiere. Trocken und sehr kalt, ich mag die Kombination wirklich gerne, aber scheinbar wollen meine Hände in eine andere Klimazone.

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Wir waren beim Elternsprechtag in der Schule des jüngsten Sohnes. Und nun stehe ich da mit meinen gemischten Gefühlen. Der Klassenlehrer spricht: „Alles toll, super, großartig, ich sehe keine Probleme, der Förderunterricht ist überflüssig, drittbeste Englischarbeit, feinfein, auf Wiedersehen.“ Im Bericht der Förderlehrerin stehen aber die Worte “ fehlt, gravierend, auffällig, zu wenig, zu viel“. Alle so kombiniert, dass ich nicht sehr beruhigt bin, zumal sich dieser Bericht gut mit meinen Beobachtungen deckt. Ich warte ab, wir warten ab. Das Kind ist zufrieden und glücklich, geben wir dem oberste Priorität.

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Die Tochter hat mit ihren Freundinnen einen Backclub gegründet und das ist grundsätzlich eine tolle Idee. Sie backen sich nämlich quer durch Martha Stewart’s Cupcakes Backbuch. Dabei lernen sie eine Menge Englisch, üben das Umrechnen von merkwürdigen amerikanischen Maßeinheiten in (eigentlich auch merkwürdige) deutsche Einheiten und meine Küche wird regelmäßig eingesaut und hinterher wieder geputzt. Einziger Nachteil ist, dass das, was da so produziert wird nicht nur unverschämt lecker ist, sondern auch größtenteils aus Fett besteht. Mit viel Zucker und einer Prise Mehl.
Gestern buken sie Schokoladencupcakes, die mit flüssiger Schokolade und salzigem Karamell gefüllt waren, obendrauf eine Creme aus etwa vier Tafel Schokolade und einem Block Kokosfett, garniert mit grobem Salz. Köstlich! Nach einem dieser Cupcakes möchte man nie wieder etwas essen, das auch nur an einer Tafel Schokolade vorbeigetragen wurde. Außer vielleicht eines dieser Cupcakes, die sie gestern ebenfalls buken, die mit sehr viel Frischkäse und Himbeeren, ganz leicht und fluffig und ohne Schokolade. Aber mit vier Vitaminen, wegen der Himbeeren.
Und weil die Tochter heute zum Vorbereitungstreffen der Mädchenfreizeit nicht mit leeren Händen erscheinen wollte, landeten vier Bleche Scholaden-Haselnuss-Cookies im Ofen. Und vier Bleche Snicker Doodles (Zimtcookies) hinterher, damit es auch wirklich reicht, um ganz Nierstein dick zu füttern.

(neben dem Backen hat das Töchterlein auch die hohe Kunst des Pralinenrührensmatschenszauberns entdeckt und deshalb müssen wir jetzt jede Woche kleine hochkalorische NougatKokosZartbitterDoppeltschokoschock-Bömbchen kosten. Wir armen Menschen.)

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Der nicht mehr ganz so kleine Franz hat mittlerweile seine Kastration überstanden, völlig problemlos. Nach dem Eingriff lag er vier Stunden tief schlafend auf meinem Schoß unter der Decke, danach forderte er sehr laut und eindringlich Futter. Bekam er aber nicht, nur ein bißchen Wasser. Und als er dieses ohne Kotzerei bei sich behielt, gab es abends wieder ein bißchen Futter. Nach dem Fressen hüpfte er auf den dicken Martin und tobte die Resthormone aus ;)
Die klitzekleine Wunde ist prima verheilt und die Ohren leuchten nicht mehr grün, denn eine Tätowierung gab’s während der Narkose auch.
Jetzt müssen wir demnächst noch eine Kotprobe beim Tierarzt abliefern, denn es scheint so, als habe der Franz sich einen äusserst hartnäckigen Darmbewohner eingefangen, der sich, bei positivem Befund, allerdings gut medikamentös behandeln lässt.

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jetzt: Hände dick eincremen und dann leider gar nichts mehr im Haushalt tun können. ;)

mal eben –

8. Februar 2012

geht schief. Unweigerlich.

Lesen Sie einen erneuten Bericht über das Scheitern der Frau … äh … Mutti im Nähzimmer.

 

Es begab sich nämlich zu der Zeit, als Frau Knie mehrmals operiert  werden musst, dass Frau … äh … Mutti einen akuten „Hosen zum locker über´s operierte Knie ziehen“-Mangel hatte. Eine verpöhnte schwedische Modekette schuf da Abhilfe in Form dreier Hosen aus Sweat mit gemütlichem Bündchen oben und genehmer Beinweite. In schwarz, in grau und in lüla, denn auch frischoperierte Knie mögen die Abwechslung.

Nach dem ersten Waschgang schlackerten die Hosenbeine der lüla Hose auf Wadenhöhe, was selbst frischoperierte Knie unattraktiv finden. Die Hose wurde nach ganz hinten in den Schrank verbannt, weil aus den Augen, aus dem Sinn, keine Zeit und Lust zum Reklamieren und überhaupt, irgendwann wird alles in, vielleicht auch eine lüla Schlunzhose in 7/8 Länge. Die schwarze und die graue Hose überstanden die erste Wäsche in voller Länge und werden seitdem gerne und oft getragen, auch mit geheiltem Knie, schon allein wegen des „Bequembündchens“, das nach größeren Festen für große Freiheit im Bauchbereich sorgt. Gerne und oft tragen führt zu Abnutzung und deshalb ist den beiden Hosen anzusehen, dass sie nicht mehr lange für größtmöglichen Komfort sorgen, sondern demnächst für aufreizende Belüftung an Knie und Gesäß.

Welch Glück, dass mir die lüla Hose wieder einfiel und zeitgleich eine tolle Idee kan: ich nähe mal eben Bündchen an die Hosenbeine unten. Verlängert, sieht bestimmt unglaublich schick aus und hält, wichtigster Punkt, schön warm. Mal eben.

Mal eben schnitt ich das Umgenähte von den Hosenbeinen, maß Pia mal Daumen graue Bündchenware ab, eher knapp, denn man muss ja sparen. Versteht sich. Vorsichtshalber ließ ich die für solche Aktionen wahrscheinlich bestens geeignete Overlock stehen und klemmte stattdessen Hose und Bündchen unter den Zickzack meiner Nähmaschine. Um nach der Hälfte festzustellen, dass dieser Bündchenfetzen im Leben nicht reicht. Unglücklicherweise hatte ich effizient gearbeitet und bereits das zweite Bündchen passend zum ersten zugeschnitten. Muss eben das Bein dem Bündchen angepasst werden. Nachdem der Nahttrenner zum Einsatz gekommen und sämtliche Fädchen vom mittlerweile etwas fransigen Hosenbein gezupft waren, stellte ich den größtmöglichen Geradstich ein und nähte damit einmal rund ums Hosenbein, denn wenn ich den Stoff kräusele, dann passt das besser. Bestimmt. Mal eben dachte ich das. Das Kräuseln hätte in der Theorie sicherlich klappen können, hätte ich daran gedacht, dass meine Maschine automatisch einen Vernähstich am Anfang macht. Was natürlich völlig überflüssig ist, wenn man an den Fäden zupfen möchte. Ich zupfte also zwei Nähte hinter dem Anfang vorsichtig den Faden nach oben und tatsächlich gelang es mir, das Hosenbein gleichmäßig einzukräuseln. Äusserst euphorisch packte ich gekräuseltes Hosenbein und Bündchending unter das Nähfüßchen und zickzackte los, zur Sicherheit gleich zweimal drumherum, damit es auch hält. Schloss das Bündchen genauso gewissenhaft und verdrängte den Gedanken, dass eine Hose zwei Beine hat und ich diesen ganzen Mist ein weiteres Mal würde machen müssen.

Der letzte Stich, Faden abschneiden, umkrempeln und feststellen, dass das Bündchen ganz wunderbar sitzt und aussieht. Unglücklicherweise mit der Naht nach außen, denn manchmal vernebelt Euphorie die Sicht. Hmpf.

Nun habe ich die Wahl:

a) den ganzen Mist auftrennen und von vorne beginnen. (vernünftig)

b) ein lustiges Bändchen über die Naht murxen und behaupten: „das muss so!“ (kreativ)

c) die Hose in die Ecke feuern und nochmal drauftreten. (sinnlos, aber befriedigend)

d) das ganze Gelärsch abschneiden und ein noch längeres Bündchen ansetzen (und irgendwann bei neckischen Reiterhosen enden)

c) nie wieder Hosen tragen, nur noch Röcke, weil die nähe ich im Schlaf (ich höre den besten Vater meiner Kinder jubeln)

 

Zuerst aber verlasse ich das Nähzimmer, koche mir einen Tee und lasse meinen Frust am großen Sohn aus. Was hat der auch die ersten vier Stunden frei?

Das dürfte die gestern am häufigsten gestellte Frage gewesen sein.

Frau … äh … Mutti, die Freundin, die nie Zeit hat und die Freitagsfreundin hatten  tatsächlich (und doch schon) einen Termin gefunden, um die unzähligen Bilder unseres viertägigen Hamburgurlaubs zu bewundern. Und weil uns jeder Anlass zum Feiern recht ist, feierten wir ein kleines „Weisst du noch“-Fest. Der beste Vater meiner Kinder buk Franzbrötchen, den Sekt gab es, ganz Hamburg-traditionell und zum Entsetzen der nicht dabeigewesenen Gatten, aus Wackelpuddingbechern, die zum allergrößten Vergnügen der hinreissenden Bestien – genau wie damals ins Hamburg – ohne Löffel geleert werden mussten. Die Bilder gab es dann weitestgehend doppelt, denn die Freitagsfreundin und ich standen oft nebeneinander, da in Hamburg. Zum Abendessen hatten wir alles an Nordseekrabben aufgekauft, was es in unseren Gefilden zu erstehen gab, um ein ähnlich beladenes Krabbenbrötchen wie „Weisst du noch, damals in Hamburg“ zu basteln. Es gelang uns auch beinahe.

 

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Zum Abschluss des wunderbaren Hamburgfestes klickten wir uns durch sehr, sehr, sehr viele Bilder der vergangen Gartenpartys und ich wurde ein bißchen wehmütig. Und beinahe übermütig. Aber nein, es wird keine Gartenparty mit meinen besten 600 Freunden von Facebook geben. Die Erinnerung ist mir zu verdächtig rosa gefärbt. Es ist wohl wie mit dem „Hach, diese niedlichen Babys, wie sie duften und die schlafen ja auch den ganzen Tag“-Erinnerungen. Zuviel Verdrängung dabei.

 

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Das Wochenende war insgesamt ein ausgesprochen hübsches, voll Leckereien und amüsanten Gesprächen.

Am Freitag abend lösten wir eine Einladung zum Essen ein, die der beste Vater meiner Kinder und sein holdes Weib jeweils zum Geburtstag geschenkt bekommen hatten. (von der Freundin, die nie Zeit hat und ihrem Mann, der eigentlich noch weniger Zeit hat)

Nach Ingelheim, ins Brauhaus „Goldener Engel“ ging es. Zugegeben, die Logo-Gestaltung lässt zunächst an ein Energiesparmodell denken, aber das Restaurant dahinter ist eine Empfehlung wert. Hausmannskost und ein paar ausgefallenere Speisen, dazu selbstgebrautes Bier -> prima!

Wie es sich für eine ordentliche Bloggerin gehört: Futterknippsen!

In den Gläschen von links nach rechts: eingelegte Champignons (und Paprika obendrauf), Tomatenbutter, Zucchini-Tartar. Dazu köstliches Brot. Und ein Dunkles.

Zum Nachtisch wieder Gläschen, denn mit Essen in Gläschen kann man mich wirklich glücklich machen. So glücklich, dass das Futterknippsen beinahe vergessen wurde.

In den Gläschen von links nach rechts: Haselnusscreme, gewürzte Orange, warmer Schokoladenkuchen

Hätte nicht eine Migräne in meinem Kopf gewummert, wäre der Abend noch vergnüglicher gewesen.

 

Die Migräne hatte sich dann am nächsten Tag beinahe verzogen, geblieben war nur ein „wundes Gefühl“ im Schädel, deshalb war der Samstag Abend ein gemütlicher, obwohl die spontan kinderlosen Herr Skizzenblog und Mme Ouvrage vergnügungssüchtig waren. Aber alte Menschen vergnügen sich auch vor dem Feuer auf dem Sofa. (das regionale Vergnügungsprogramm beschränkt sich derzeit sowieso eher auf Fastnachtssitzungen und diverse Ü-Partys)

 

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Die Tochter ist überglücklich und fiebert dem Austausch entgegen. 24 Tage Wisconsin und Chicago, einen Tag nach ihrem Geburtstag im Herbst geht es los. Die Kosten für den Flug sind so hoch, dass sich die Geburtstagsgeschenke für die nächsten zehn Jahre auch erledigt haben.  Der Gegenaustausch findet nächstes Jahr im Juni statt und wenn der jüngste Sohn bis dahin beschlossen hat, sein Zimmer gegen mein Nähzimmer zu tauschen, wird das Gastkind auch gut untergebracht werden können. (sollte er nicht tauschen wollen, werden wir den Nähtisch in das Zimmer des Großen räumen und das Schlafsofa in die entstandene Lücke schieben. Wird schon, passt schon)

 

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Der beste Vater meiner Kinder kränkelt und ich hoffe sehr, dass es nicht an einer in Marokko gepuhlten Nordseekrabbe aus dem Niersteiner Supermarkt liegt.

 

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(arschkalt. Jaja, ich weiß. Winter muss und Februar ist der kälteste Monat und der Garten und die Landwirtschaft und überhaupt. Ist trotzdem gut jetzt, ich hab nicht genug warme Klamotten und immer in eine Decke wickeln und vor dem Feuer sitzen geht ja auch nicht.)

JIPPIEH!!

1. Februar 2012

Die Tochter reist in die Ferne!

(mein kleines Mädchen, was freu ich mich!)

Die Freundin, die die Niete gezogen hat, hat sehr geweint, wurde aber von den beiden anderen getröstet. Laut eigener Aussage hat Töchterlein zunächst große Erleichterung gespürt, dass es diesmal endlich geklappt hat. Dann kam die große Glückswoge zusammen mit dem Mitleid für die Freundin. Jetzt überwiegt die Freude und Hey! Das ist auch ganz richtig so.

(zur Feier des Tages sitzt das Mädchen kränkelnd auf dem Sofa und futtert Tortilla Chips)