Konfirmation
6. April 2009
„Nach der Konfirmation wird dir dein Kind viel älter und reifer vorkommen“, sagte der Pfarrer noch vor Kurzem zu mir und ich wollte es ihm nicht so recht glauben. Wie sollte denn ein zweistündiger Gottesdienst in festlicher Kleidung samt Stückchem Weißbrot und Schlückchen Wein als Entwicklungsbeschleuniger wirken?
Das große Kind sah zwar fremd aus, in Hemd und feiner Hose, doch die Haare strubbelten wie immer in alle Richtungen und nach dem Frühstück saß der Milchbart wie immer in den Mundwinkeln.
Der Milchbart wurde weggewaschen, die Haare mit Gel an der einen Stelle geplättet und an der anderen Stelle ins Gesicht gezupft. Vor dem Gottesdienst wurde das Rosmarinsträußchen als Glücksbringer angesteckt und mein Kind war ein anderes.
Wo ist mein Baby?
Drei Generationen
Großartiges Wetter!

Und Frau … äh … Mutti lächelt weinselig. (und rührselig)

„Gott ist mein Fels und meine Burg, meine Rettung, mein Gott, auf den ich mich verlasse.“
Psalm 18, 3
Hat sich das Kind selbst ausgesucht.
(gestern abend haben wir den Film geschaut, der während der Konfirmandenzeit gedreht wurde und ich habe ganz heimlich ein Tränchen weggewischt. Vor allem am Schluss, als unter dem Titel „Ein Jahr“ Bilder der Konfirmanden letztes Jahr und dieses Jahr gezeigt wurden. Nur ein Jahr und doch solch ein Sprung.)
Mama,
5. April 2009
spricht das große Kind, „Das war heute ein richtig toller Tag!“
Ja. War es.

Das letzte Bild des Tages.
(morgen, wenn Sie möchten, ein paar mehr)
Letzte Vorbereitungen:
4. April 2009
Siebenundzwanzig Rosmarinsträußchen. Fertig.

(Frau … äh … Mutti träumt jetzt mit geschwärzten Fingern von Lammkeulen)
Ich hätte da mal eine Frage:
4. April 2009
Wieviel Geld steckt man in den Gratulationsumschlag für Konfirmanden?
Morgen ist der große Tag und wir hätten da ein paar Kärtchen zu verteilen.
(auch die Katholiken dürfen sich melden, denn Kommunion und Firmung verlangen doch ähnliche Aufmerksamkeit)
Sohn!
3. April 2009
sprach die Frau … äh … Mutti, „Hier sind deine Klamotten, räum sie bitte in deinen Schrank.“
„brubbelbrabbel“, nuschelt der große Sohn und verschwindet aus dem Blickfeld seiner Mutter.
Stunden später wirft besagte Mutter zufällig einen Blick in die Höhle des Großen und entdeckt den Klamottenstapel auf dem Bett.
„Sohn!“, sprach Frau … äh … Mutti, „Räume deine Klamotten weg!“
„Brubbelbrabbel“, nuschelt der große Sohn, dem im Zuge der Pubertät die deutsche Sprache abhanden gekommen ist.
Am nächsten Morgen betritt die Mutter erneut das Zimmer ihres ältesten Sohnes und freut sich, dass die Klamotten nicht mehr im Bett des Kindes liegen. Bedeutet dies doch immerhin, dass er nicht darin oder darauf geschlafen hat. Der Stapel liegt auf dem Schreibtisch, zwischen halbfertigen Rewell-Flugzeugen, dem schwarzen Deck (Magic-Karten) und sechshundertdreiundvierzigeinhalb Briefmarken, die noch abgelöst und eingeordnet werden müssen.
„Sohn!“, sprach die Frau… äh … Mutti, „Willst du mich eigentlich verarschen? Sieh zu, dass du deinen Kram wegräumst!“
„Wasch dir den Mund mit Seife aus, du hast „verarschen“ gesagt!“, spricht der Sohn und geht vorsichtshalber in Deckung.
Unglücklicherweise ist der gestrengen Frau … äh … Mutti in diesem Moment die konsequente Erzieherin verloren gegangen. Was muss ich aber auch immer in den unpassenden Momenten grinsen.
Aber das Kind räumt gerade seine Höhle auf, inklusive Staub wischen und saugen. Moralischer Druck hilft: „ICH habe fiese Knieschmerzen und räume und putze und tue und mache, nur damit alles für Sonntag, für DEINE Feier hübsch ist und DU bist nicht mal bereit, dein Zimmerchen begehbar zu machen.“ „Ja Mama, ist gut Mama.“ (nächstes Jahr um die Zeit wird er mir wahrscheinlich beruhigend den Kopf tätscheln. NOCH ist er kleiner und traut sich das nicht.)

