verkehrte Welt
17. Dezember 2009
„Uaaaah“, stöhnt Frau … äh … Mutti, „Mir ist SO langweilig.“
„Soll ich was mit dir spielen?“, fragt der große Sohn.
(spielen nicht, aber dafür wird er jetzt die wunderbare Welt von „Scrubs – Die Anfänger“ kennenlernen. Mutter und Sohn alleine auf´m Sofa. Mit einer Schüssel Plätzchen.)
Lebenszeichen aus dem Nähzimmer
17. Dezember 2009
Der spannendste Moment beim Sticken ist der, wenn die Maschine loslegt und sich zeigt, ob das Motiv richtig herum gestickt wird. Besonders spannend ist dieser Moment, wenn es sich beim zu bestickenden Kleidungsstück um die Fleecejacke der eigenen Mutter handelt.
Sicher kann man das mit der zugehörigen Software genau festlegen, was wohin und wie. Aber sind Sie nicht auch schon mal aus dem Haus gegangen und haben sich gefragt, ob Sie das Bügeleisen auch ganz wirklich ausgestöpselt haben? Na also.
(Glück gehabt, das Eichhörnchen steht nicht auf dem Kopf)
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Ich habe einen Fisch auf mein Shirt gestickt. Das ist an und für sich nichts besonders Erwähnenswertes, denn das Motiv sitzt an der gewünschten Stelle, richtigherum. Problem diesmal ist, dass sich das Stabilisierungsvlies nicht zwischen den feinsten Schuppen herausfriemeln lässt, ohne diese in allerfeinste Schlingen zu verwandeln.
(Bild des Shirts folgt zum Wochenende)
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Ich brauche eine zweite Stickmaschine, weil diese großen Motive einfach zu viel Zeit fressen. In dieser Zeit könnte ich ganz toll vier, fünf kleinere Sachen fertig sticken.
Ausserdem brauche ich ein größeres Zimmer, um alle Maschinen, die ich so brauche, auch unterstellen zu können. Neulich hörte ich von einer STRICKmaschine. Hab ich noch nie gehört. Brauch ich die auch? Was kann die?
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Was die Produktion der Weihnachtskarten anbelangt: ein zauberhafter Prototyp liegt vor mir. Seine Herstellung dauert ziemlich genau eine Stunde, kurze Denkpausen inbegriffen. Ebenfalls vor mir liegt ein Din A4 Blatt mit ungefähr fünfzehn Adressen. Nun überlege ich, ob ich einfach zwei Nächte auf meinen Schlaf verzichte (kann ja eh nicht schlafen, weil ich nicht richtig müde bin, vor lauter Schonung) oder ob ich ein hübsches Photo mache und die modernen Kommunikationswege nutze.
Andererseits: Weihnachtskarten, so echte zum Anfassen, sind auch toll.
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So. Der Terminator Die Maschine ruft und ich gehorche.
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17. Dezember 2009
Also der Mond ist wohl nicht schuld daran, dass ich nicht schlafen kann. Ist ja gar keiner da.
Da geht man brav um elf ins Bett, weil man am nächsten Tag vielleicht mal drei Minütchen an der Stickmaschine übermütig sein will und dem besten Vater meiner Kinder drei Stunden in der Firma gönnen will und noch einen ganz kurzen Abstecher ins blaugelbe Möbelhaus wagen will (wegen der Bettwäsche, die das Töchterlein sich so innig wünscht) und steht eine Stunde später glockehellewach wieder auf.
Nur um dann im kalt werdenden Wohnzmmer rumzusitzen und dummes Zeug in die Eingabemaske zu tippen.
Ich bin nicht für die Vernunft geboren, scheint mir.
Von den Socken
16. Dezember 2009
In der Grünen Villa laufen zehn Füße herum.
Größe 36, Größe 39, Größe 40, Größe 42, Größe 43
Alle diese Füße sind im Winter mit Socken bekleidet, insbesondere die männlichen Füße mit schwarzen Socken.
Socken gibt es häufig in praktischen 5er-Packs, 35-38, 39-42, 43-45. Nach dem Waschen haben alle die Einheitsgröße 41, die niemandem hier passt.
Behalten sie ihre Größe sogar nach einer Fahrt durch den Trockner, beginnt eine neue Herausforderung: das paarweise Zusammenlegen. Beziehungsweise das Finden der passenden Paare. Es gibt nämlich schwarz in verschiedenen Abstufungen und nein, das ist nicht pingelig von mir. Es gibt dunkles, reines, tiefes Schwarz, das Schwarz ganz neuer Socken. Dann gibt es das ins Graue spielende Schwarz alter Socken. Und dieses Grauschwarz hat wirklich viele Variationen. Hellschwarz und Dunkelschwarz gibt es zwar nicht, aber manche Socken sind eben so und sind damit garantiert kein Paar. Das geht nicht gut.
Manche schwarzen Socken haben ein höheres Bündchen, bei anderen ist der Gummi oben etwas breiter und manchmal bleiben eine Socke in Größe 36 und eine in mindestens 45 übrig. Diese beiden dann hemmungslos zu verpaaren und in irgendeine Sockenschublade zu schmeissen … so skrupellos bin ich nicht.
Manche Socken haben eine etwas dünnere Ferse, andere beinahe ein Loch im Zehenbereich, die werfe ich dann weg. Ohne zu bedenken, dass da ein Partner alleine zurückbleibt. Sind Socken wie Schwäne, die sich nur einen einzigen Partner für´s Leben suchen? (Verzeihung, ich weiß nicht, was da mit mir passiert. Schwarze Socken haben natürlich nichts mit weißen Schwänen zu tun, auch wenn Schwäne von Natur aus dunkle Füße haben.)
Meine schwarzen Socken erkenne ich übrigens sofort, denn alle haben kleine Snoopys, Woodstocks, Klarabellas, Hello Kittys (heuteistmirnixpeinlich) und Micky Mäuse unterm Sockengummi.
Und obwohl der beste Vater meiner Kinder durchaus den Vorteil darin erkennt, weigert er sich strikt, ähnliche Socken zu tragen. Wochentage gehen auch nicht, wahrscheinlich ahnt er, dass er Stress bekommt, mit Mittwochssocken an Sonntagsfüßen, seine Frau ist da eigen.
Das jüngste Kind ist zwar weitestgehend modisch unschuldig, wehrt sich aber gegen Snoopysocken, das große Kind reagiert mit Vorschlägen diesbezüglich, indem er mir diesen Teenieblick (Oberlippe schief hochgezogen und finsterer Blick unter zusammengezogenen Augenbrauen, etwa so) zuwirft und den Raum verlässt.
Töchterlein verzichtet freiwillig auf schwarze Strümpfe. Stattdessen trägt sie alle Farben des Regenbogens an ihren Füßen, am liebsten aber die Socken aus meiner Schublade und zwar immer die, die am besten zu meinem Tagesoutfit oder-befinden passen würden. Und von den tollen gepunkteten Socken hat sie sich direkt die beiden Paare in türkis/pink, bzw. pink/türkis unter den Nagel gerissen. Weil das nämlich eine supersüße Idee ist, wenn ihre allerbeste Freundin und sie je einen pink/türkisfarbenen und einen türkis/pinkfarbenen Strumpf tragen. (liebe Mutter der besten Tochterfreundin, Du weißt davon noch nichts, weil Töchterlein diese witzige Sockenkombination Deinem Töchterlein zu Weihnachten schenken wird.)Meinen Vorschlag, sich doch öfter in der ewigen Singlesockenkiste zu bedienen, weil dort fänden sich noch witzigere Zusammenstellungen, wurde abgeschmettert. Mit diesem „Mamaaaa!“-Laut, so genervt-geleiert.
Leider habe ich mich nun im eigenen Text verloren und weiß auch nicht mehr so recht, was ich der Welt eigentlich mitteilen wollte oder ob ich gar eine Frage hatte.
Socken halt. Ewige Probleme mit Socken, kennt jeder. Musste halt mal erzählt werden.
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Vierzehn Gedankensprünge weiter frage ich mich, ob mit Unterhosen, auf denen Monatsnamen stehen, eine goldene Nase zu verdienen wäre? (wobei Nase in diesem Zusammenhang auch schon wieder ganz furchtbar ist)
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Wird Zeit, dass ich wieder voll einsatzfähig bin und keine Zeit für komische Ideen mehr habe.
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Und wenn ich hier rumjaule, dass alles gerade ganz doof ist, dann schaut mich der beste Vater meiner Kinder mit diesem Blick an und sagt: „Ohja, Liebste, du hast völlig recht. Es ist ganz doof, dass dein Knie nicht mehr weh tut und du es noch ein bißchen still halten sollst, damit das so bleibt.“
Das nimmt dem Jammerschiff den Wind aus dem Segeln.
spannend.
16. Dezember 2009
Ob die Cousins aus Rom bereits am Montag zu uns kommen oder doch erst an einem der Feiertage, ob der Schwager mit der Schwägerin und dem Mädchenbaby am ersten oder zweiten Feiertag kommt und bei uns übernachtet und wie lange die Cousins überhaupt bei uns wohnen und ob das eine Weihnachtsessen bei uns stattfindet oder bei den Schwiegereltern und wer es zubereitet … das ist alles noch nicht geklärt. Aber es ist ja auch noch ganz lange Zeit.
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Immerhin hatte ich klare Vorstellung, wie meine Weihnachtskarten aussehen sollen: schlicht und dezent, edel und einfach. So wie ich halt.
Weswegen nun ein Berg von Stoffresten, Pailetten, Zackenlitze und Glitzerstiften vor mir auf dem Tisch liegt, ist mir ein Rätsel. Wer hat das da hingelegt?
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Bisweilen liest sich ja zwischen den Zeilen, dass Frau … äh … Mutti ein gestörtes Verhältnis zu größeren Menschenansammlungen und Druck jeder Art hat. Damit habe ich mich arrangiert und übe mich in Konfrontationstherapie. Nicht neu im Neurosen-Sortiment, aber nun endlich als Problem artikuliert ist das „ich habe so viele tolle Ideen und Einfälle und ich packe den ganzen Kram in ein Päckchen und schicke es Dir sofort zu“. Ideen und Einfälle sind da, meistens auch schon in handfester Form. Doch es scheitert am Einpacken. Und am Wegschicken. Und obwohl ich immer ein Päckchen vor Augen habe, in dem viele kleine, liebevoll eingewickelte Kleinigkeiten liegen, ich krieg das nicht hin. Sitze wie gelähmt im Nähzimmer und denke: „jetzt aber. Los. Pack das ein. Such einen Karton. Mach jetzt. Stell den Computer weg. Leg das Buch hin. Pack ein, bring weg, TU ES EINFACH.“
Geht nicht. Ich schiebe auf und verdränge und vertröste und bin doof.
Genau wie jetzt. Denn eigentlich sollte ich schlichte, elegante (opulente, pompöse, überladene, kitschige) Weihnachtskarten basteln, diese beschriften, eintüten, verschicken. Und ein Päckchen auch. Und einen dickeren Umschlag. Und überhaupt. Weil ich mich freue, wenn sich andere freuen. Weia.
Sie lasen: hysterisches Vorweihnachtsouting.