Alle Jahre wieder:

14. Juni 2010

Frau … äh … Mutti versucht sich mal mit Wolle. Diesmal mit Wolle und Häkelnadel.

Ich kann häkeln. Und ich kann sogar Fingerhüte oder Nasenwärmer häkeln. Nicht beabsichtigt, versteht sich, denn eigentlich möchte ich einen Kreis von fünf Zentimetern Durchmessern häkeln. Trotz Luftmaschenzugabe  … das geeeeht nicht.

Ich hab´s schon fünfmal nach der vierten Umrundung aufgezogen und bin kurz vor knapp davor, Wolle und Häkelnadeln in der hintersten Gartenecke zu begraben, da wo die Brennnesseln wachsen. Grmpf.

(ich geb nicht auf, ich geb nicht auf, ich geb nicht auf, ich bin nämlich stur.)

((noch nix vom Großen, doch das ist die beste Nachricht, die es geben kann))

Wenn …

14. Juni 2010

alles gut gegangen ist, ist der Große nun mit seiner Klasse auf dem Weg nach Berlin.

Warum ich nicht weiß, ob alles gut gegangen ist und was das überhaupt bedeutet?

Nun.

11:12 Uhr fuhr der Zug ab Oppenheim Richtung Mannheim. (in Mannheim umsteigen in den ICE)

11:10 Uhr hält der Zug in Nierstein, was sehr praktisch für Niersteiner Schüler ist, die können dort bereits einsteigen.

10:49 Uhr warf ich daheim einen beiläufigen Blick auf die Uhr und flötete: „LOS! Wir müssen weg! Schnell, schnell!!“

11:03 Uhr standen wir auf dem Bahnsteig. Außer uns stand da niemand. Bis auf drei ältere Damen, aber die gehörten ganz sicher nicht zur Klasse des Großen, ausserdem saßen sie entspannt und kein bißchen reisefiebrig auf einer Bank.

Haben Sie mal in einem Buch gelesen „ihr Darm schien sich vor Angst zu verflüssigen“ und haben sich gedacht „Wie soll sich DAS denn anfühlen?“ Es fühlt sich grauenhaft an, glauben Sie mir. Ich war fest davon überzeugt, dass der Große dank pubertärer Hirnausfälle schlicht eine Stunde zu spät am Bahnhof steht. Auch er selbst hatte seine jugendliche Unbekümmertheit und Selbstsicherheit abgegelegt und war ein bißchen blass ums Näschen. Immerhin gibt es doch einige Klassenkameraden aus Nierstein. Sollten die alle von treusorgenden Eltern nach Oppenheim gefahren worden sein? Oder  fuhr der Zug DOCH eine Stunde früher?

Während ich mir noch ausmalte, wie ich das Kind zu seiner Klasse nach Berlin bekommen könnte, mittlerweile 11:07 Uhr, tauchte der Freund (und Klassenkamerad) des Großen auf. Hinter seiner völlig entnervt aussehenden Mutter, die offensichtlich ähnliche Szenarien im Kopf laufen hatte wie ich.

Selten freute mich der Anblick eines weiteren pickligen, halbwüchsigen Knabens so sehr wie in diesem Moment. Denn nun ist es beinahe egal, ob es eine Stunde zu spät ist oder nicht, ob die beiden nun auf den Rest ihrer Klasse gestoßen sind oder nicht – sie sind zu zweit. Die Chancen, dass sich zwei Pubertierende in der Uhrzeit irren sind zwar noch immer erschreckend groß, doch geteiltes Leid ist ja bekanntermaßen halbes Leid. Und womöglich geht ja eben auch alles gut und beide sind nun auf dem Weg nach Berlin.

(entspannen, Frau … äh … Mutti, atmen. Gaaanz ruhig.)

Schmerz, oh Schmerz!

14. Juni 2010

Das doch eher gartenintensive Wochende rächt sich heute.

Verschiedenste Muskeln jammern bei so alltäglichen Tätigkeiten wie das Stemmen meiner Kaffeetasse.

Sechs Grünschnittsäcke sind erneut gefüllt und im Igelteil des Gartens häufen sich beinahe meterhoch  Ruten des „Ranunkelstrauches„, denn der muss weichen. Ein Haselstrauch hat sich angesiedelt und der ist a) heimisch und b) ein Traum des besten Vaters meiner Kinder: Haselnüsse aus dem eigenen Garten.

Gefallen ist der große Flieder, Sie wissen schon, der, der über die Terrasse schaute. Mit den großen, violetten Blütenständen. Ach. Garten ist Veränderung. Und manchmal auch trauriger Abschied. Doch der große Hauptast des Flieders war innen morsch und bereits angebrochen.

Erfahrungsgemäß ist Flieder aber nicht totzukriegen und deswegen hoffen wir, dass aus dem Stumpf und aus den verbliebenen Ästen innerhalb der nächsten Jahre ein neuer „Baum“ heranwächst.

Ich habe Flockenblumen ausgebrochen, wilde Feinstrahlastern gejätet und den Hahnenfuß meterweit durch die Beete verfolgt. Habe Winden ausgegraben und in heimtückische, sich unter Löwenzahn versteckende, Brennnesseln gegriffen. Dreimal habe ich aus Versehen Ameisenbauten aufgegraben (zweimal goldgelbe Ameisen, einmal schwarze), habe ungelogen mindestens tausend Schnecken gesehen: nackte in verschiedenen Farben und Größen, Weinbergschnecken, Schnirkelschnecken und solche mit Turmhäuschen. Läuse in allen Farben, Marienkäfer und -larven dazwischen, Bienen und Hummeln, Käfer, Fliegen, Würmer, Wespen … pralles Insektenleben. Geliebt und bestaunt. Nur die Zecke, die ich auf meinem Fuß krabbelnd fand, die musste sterben.

Und bevor ein leichter Abendnieselregen einsetzte, genoss ich hinten im Garten auf der Bank den Blick ins Grüne und ein Hefeweizen. Müde und glücklich geschafft.

Der Garten ist jetzt so weit in Schuss, dass ich mir den Finger wieder aufschneiden lassen kann.

Liebes Tagebuch,

12. Juni 2010

ich hatte heute einen wunderschönen Tag.

Zuerst habe ich ein wenig geputzt und mit dem jüngsten Kind Mathehausaufgaben erledigt. Danach habe ein paar Pflänzchen um- und eingetopft und endlich die Korkenzieherweide gepflanzt, die schon seit vier Wochen Wurzeln in der Vase zieht.

Mittagessen gab es um vier: Salat mit gebrateten Austernpilzen, Forellencreme auf Baguette und einen Kaffee als Nachtisch, draußen, auf der Terrasse.

Tochter kam kurz mit der allerliebsten Tochterfreundin zu Besuch um die Calcaratas zu füttern, ich habe die Eier aussortiert und in eine Extrabox „gepflanzt“. Die Box steht jetzt auf der Küchenfensterbank, damit wir auf gar keinen Fall das Schlüpfen des Nachwuchses verpassen. Töchterlein packte erneut Übernachtungssachen und verließ uns (und wir ließen sie ziehen) ganz ohne Kummer.

Der Große mähte den Rasen, der Jüngste kehrte die Terrasse, ich vergnügte mich mit dem üblichen Wäschespiel: abhängen, zusammenlegen, neu aufhängen und Maschine beladen. Und der beste Vater meiner Kinder wuselte in der Küche, das Ergebnis der Wuselei sind zwei duftende Hefezöpfe, einer mit Nuß, einer mit Mohn.

Der Jüngste hat ein Computerspiel aus dem Fundus gegraben, das er sich installieren darf (Der kleine Hobbit, sehr niedlich), der Große darf nach dreiwöchiger Trennung wieder den Rechner in sein Zimmer holen und heute abend testen, ob noch alles funktioniert.

Der beste Vater meiner Kinder und sein holdes Weib werden, sofern es das Wetter erlaubt, draußen ein Glas Wein trinken. Vielleicht tun wir das auch im Wintergärtchen, während wir gespannt zuschauen, ob das heranrollende Gewitter die neue, tolle Regenrinne an ihre Grenzen bringt.

Liebes Tagebuch, das war ein herrlich ereignisloser, stressfreier Tag. Mehr davon, bitte.
(Auch wenn dann dieses Blog evtl. sehr langweilig wird.)

Komm Liebste,

12. Juni 2010

wir gehen shoppen!

So sprach der beste Vater meiner Kinder heute morgen und freudig sprang ich in den Bus.

Zwölf Meter Regenrinne, ein Ablaufstück und drei Verbindungsteile. Und für mich zwei Portulakröschen in  orange und eine Verbene in lachs. Schwer in Versuchung brachte mich ein sehr großer, dunkelgrüner Glasbrocken, der wahrscheinlich wunderbar in meinem Gartenbadewannentümpel aussähe. An einem anderen Tag vielleicht.

Und warum ich mich so freue, wenn ich Regenrinnen shoppen darf?

Nun. Die Regenrinne der Grünen Villa ist ein Regensieb. Eigentlich ist sie nicht mal mehr das, sondern nur noch ein Stück Blech, das jemand mit gutem Willen ans Dach gebastelt hat. Seit neun Jahren soll eine neue Regenrinne ans Dach geschraubt werden, damit das Wasser vom Dach nicht auf die Terrasse platscht. Was lange währt, wird endlich gut und deshalb macht mich das so glücklich.

Noch ist natürlich offen, ob die neuen Regenrinnenstücke auch wirklich ans Dach passen und ob nicht doch irgendein wichtiges Teil fehl (dies wird aber erst nach Schließung des Regenrinnenfachhandels bemerkt). Wir sind aber deutlich über den Planungspunkt „Das Ding muss erneuert werden“ und das jährliche, beinahe schon zeremonielle, Ausmessen hinaus. Das wird was. Heute.

Ich selbst werde mich nun meinen vielgeliebten hausfraulichen Pflichten widmen. Noch kann ich mich nicht entscheiden, ob ich zuerst mehr Spaß beim Badputzen haben will oder vorher die totale Ekstase bei der Küchenreinigung erfahren soll. Was auch immer, der Ausreden-Kaffee ist leer und ich lege los.