Einen Mann braucht Frau schon,
15. Oktober 2010
dachte ich. Vor allem dann, wenn sie die unleidlich fiepende Thermoskanne so fest zugeschraubt hat, dass diese sich nicht mehr öffnen läßt. Wenn man nämlich mit heißem Kram befüllt Thermoskannen besonders fest zuschraubt, dann glauben die (die Kannen), dass der Inhalt besonders beschützenswert ist und beißen das Gewinde zusammen. Oder so ähnlich.
Solches geschah am Montag. Die Kanne fiepte und Frau … äh … Mutti schraubte fester. Um das Dreckding nicht mehr aufzukriegen, als Stunden später der Durst kam.
Am Dienstag ließ sich die Kanne noch immer nicht öffnen.
Auch nicht am Mittwoch.
Gestern versuchte Oma Eis ihr Glück – und scheiterte. Auch die spontan zum Frühstück hereingeschneite Frau Rotschopf hatte kein Glück, obwohl sie ein Geschirrhandtuch zu Hilfe nahm. Langsam begann ich darüber nachzudenken, in welcher Mülltonne die Kanne ihre letzte Ruhestätte bekommen würde.
Bis die Mutter der allerbesten Tochterfreundin klingelte. Sie brachte eine Rosinenschnecke, Kaffeedurst und unbändige Kräfte mit. Mit einem lässigen Dreh aus dem Handgelenk löste sich der Deckel der Kanne und ich bin mir sicher, dass ich das noch jahrelang bei passender und unpassender Gelegenheit auf´s Brot geschmiert bekommen werde: „Weisst du noch, als du nicht die Thermoskanne aufschrauben konntest und ich einfach nur so …“ Ja, dafür hat man Freunde.
Und der Mann hätte die Thermoskanne natürlich schon am Montag direkt wieder aufgeschraubt. Aber genauso hämisch gegrinst.
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Lena hat ein allerliebstes Zitat kommentiert und das will ich rasch noch mal hier hin kleben, denn ich finde es wirklich toll und passend. Und endlich mal nicht schwülstig oder tränendrüsendrückend:
„Ein Kind betritt deine Wohnung und macht in den folgenden zwanzig Jahren so viel Lärm, dass du es kaum aushalten kannst. Dann geht das Kind weg und lässt das Haus stumm zurück, dass du denkst, du wirst verrückt.“
– John Andrew Holmes
Großartig. Danke Lena!
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Auch wenn es noch weit hin ist, dennoch freue ich mich schon mal darauf: es scheint so, als würde ich auch im nächsten Frühjahr ein paar Tage in die große Stadt fahren können. Toll, toll!
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Weil Sie fragten: Der Weihnachtsmarkt findet am zweiten Adventswochenende, 4. und 5. Dezember, im Niersteiner Gemeindepark statt. Er ist weder besonders groß, noch schmeckt der Glühwein aussergewöhnlich gut. Dafür ist es im Gemeindepark, unter diesen großen Bäumen, sehr, sehr schön. Und die Wege werden, wegen zuviel Wintermatsch, mit Tannenzweigen bedeckt, so dass es die ganze Zeit riecht, als nähme man ein Bad mit Latschenkieferzusatz. Vielleicht wird es sogar kalt sein. Auf Schnee hoffe ich nicht, das ist zu unwahrscheinlich.
Ich stehe mit Oma Eis und Mme Ouvrage gemeinsam in einem liebevoll dekorierten Ständchen und freue mich auf Ihren Besuch.
Zähne zeigen
14. Oktober 2010

Bis(s) zur nächsten Mahlzeit oder so.
(das mit der Kommentarfunktion an oder aus, Moderation an oder aus, wird mir auf ewig ein Rätsel bleiben)
allein, allein.
14. Oktober 2010
Die Nächte sind einsam, das Bett so leer, das Zimmer leise.
„Jippieh!“, rief ich, als ich mich in der ersten Nacht quer auf´s Bett schmiss, „Alles meins!“ Vier Quadratmeter für knapp 1,79m Frau … äh … Mutti. Sämtliche Kissen und Deckbetten, alle mir.
Ich erwachte brav auf meiner Seite liegend und nach dem ersten genüsslichen Räkeln wurde mir klar, dass ich mir meinen Morgenkaffee selbst kochen musste.
Am kommenden Abend konnte ich nicht einschlafen. Seit Jahren schlafen wir wie zwei Löffel in der Besteckschublade ein, wenn´s draußen kalt ist noch lieber als im Sommer :) Mein Rücken war leer und schutzlos, meine Füße wollten einfach nicht warm werden und der Arm, der mich so wunderbar festhält bis ich weggeschlafen bin … war nicht da. Kissen sind da nur ein unzureichender Ersatz.
Das wurde am folgenden Abend nicht leichter und es fehlt mir auch noch nach mittlerweile fünf Nächten.
Ich wache nachts auf, weil es so leise ist. Die Geräusche, die ein schlafender Mensch so macht, dieses tiefe Atmen, mal ein Grunzen, mal ein Schnaufen, das geräuschvollen Umdrehen, all dieser Krach, der mich nachts schon oft nervte – fehlt. Mein Schlaf ist nicht mehr tief, jedes kleine Geräusch im Haus schreckt mich hoch, wenn morgens die Zeitung in den Briefkasten gestopft wird, wache ich auf, hellwach, angespannt. Niemand da, der sich ankuschelt und mich in den Schlaf zurücklockt.
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Die Tage sind zu leise. Gestern dudelte den ganzen Tag das Radio, weil ich die Ruhe nicht mehr aushalten konnte. Ich war in Versuchung, noch die Küchenmaschine und den Staubsauger anzustellen, um meine Ohren wieder daran zu gewöhnen, Geräusche/Stimmen/Worte aus drei verschiedenen Richtungen zu hören.
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Faszinierend finde ich, dass mir die Lust am kreativen Tun fehlt. Inmitten des allergrößten Trubels sitze ich manchmal im Nähzimmer und die wunderbarsten Dinge entstehen, während ich Vokabeln abfrage, erkläre, wie das mit dem Sticken funktioniert und der Rechner im Nähzimmer vom Freund des Großen belagert ist, damit der vernetzt mit dem Großen Monster abschießen kann. Ich fluche dann oft und wünsche mir endlich Ruhe, um mich gescheit auf meinen Nähkram konzentrieren zu können, damit ich endlich mal ine gerade Naht zustande bringe.
Jetzt wäre dies der Fall. Wäre, denn ich will ja gar nicht. Will nicht da unten im Nähzimmer schmoren. Deshalb habe ich mir die Nähmaschine in die Küche hochgeholt. Dort steht sie nun.
Heute vielleicht, denn nachher kommt Oma Eis. Sie will meine Milchglasscheiben auf Hochglanz bringen und ich muss im Gegenzug die Stickmaschine zum Glühen bringen.
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Ansonsten bleibt zu sagen:
Genug der Erholung, die Familie darf zurückkommen. Noch zweimal schlafen.
Traubenklauer
13. Oktober 2010
in der Birke

und tausende hoch oben am Himmel

Der Krach ist unbeschreiblich.
(ach Herbst! Wundervoll!)
Morgenstund
13. Oktober 2010
hat Kaffee im Mund und das Postfach ist voll. Danke. Aufhören, bitte. Pathetische Texte, zu später Stunde verfasst, haben oft diese Wirkung. Wenn Sie mal richtig viele Kommenare haben wollen, schreiben Sie mitten in der Nacht einen Blogeintrag. Trinken Sie gerne ein Glas Wein dazu. Ein kleines „Was haste da nur wieder geschrieben“-Grummeln am nächsten Tag ist garantiert.
Wie gesagt: danke. Tut gut, logisch. Und bringt mich mächtig in Verlegenheit.
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Rapider Themenwechsel, denn eigentlich wollte ich noch erzählen, wie toll das Alleinsein ist. Es ist ein unbestrittener Gewinn an Lebensqualität, mittags nicht für fünf Menschen kochen zu müssen, keine Hausaufgaben betreuen zu müssen, keine Kinderstreitereien schlichten zu müssen, nicht auf den Mann warten müssen, weil der wieder mal ´nen Call hat. Hab ich mir schon lange gewünscht, daheim sein, allein sein, machen was ich will, wann ich will, wie ich will.
Ich bin allein. Ich rede mit meiner Katze. Ich koche viel zu viel und dann auch noch Sachen, die den Kindern gut schmecken würden.
Und ich stelle fest, dass zu diesem Alleinsein eine Menge Disziplin gehört. Es wäre nämlich so unsagbar leicht und verführerisch, sich mit Buch und Decke auf´s Sofa zu kuscheln oder erst gar nicht aus dem Bett zu wälzen. Wieso denn kochen, wenn ich mir genauso gut eine Pizza bringen lassen könnte? Putzen und saugen und Wäsche waschen und was halt so dazu gehört … kann ich alles machen kurz bevor sie wieder heimkommen. Und an die Nähmaschine setze ich mich später, ich hab ja keine Eile, niemand zwingt mich, ich lasse es mir gut gehen. So vergeht der Tag, ich bin um elf noch nicht richtig müde und blogge rührselige Texte. Und der dicke Martin flieht vor mir, weil ich ihm ständig Fragen stelle „Na? geht´s dir gut?“ „Wo warst Du denn?“ „Hast Du die Nachbarskatze geärgert?“
Langes kurz gemacht: ich freu mich auf meine Familie. Und das ist ja auch Sinn und Zweck dieser Übung; sich klarzuwerden, dass man es doch nicht allzu schlecht hat im Alltag und dass die Kirschen in Nachbars Garten nicht immer süßer sind. (nur manchmal. kurz.)
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Apropos Nähmaschine und davor drücken und Weihnachtsmarkt und Panik, weil „ICH HAB NIX ZUM VERKAUFEN!“. Das mit dem Sticken ist wirklich toll. Wirklich. Ich bin immer wieder fasziniert, wie der letzte Farbwechsel das Bild rundet und Konturen setzt. Oder wie toll diese „in-the-hoop“-Stickereien wirken, wenn sie erst gestülpt, gestopft und zugenäht sind. Hätte man mir vor ein paar Jahren gesagt, dass das aber auch wirklich anstrengend ist, diese Stickerei, dann hätte ich das nicht geglaubt. Immerhin arbeitet ja die Maschine. So ein bißchen Garnrollen wechseln und Stoff in Rahmen spannen ist ja gar nix.
Ist es doch. Bei mir jedenfalls. Weil ich ganz gut bin im „ich muss es schaffen, bis der nächste Farbwechsel nötig wird“. So lasse ich die Stickmaschine schaffen und lege in der Zwischenzeit Wäsche zusammen. Und denke: „Ha! Dieses Shirt schaffst du noch!“ Oder auch „Wenn ich die zweite rote Socke finde bevor die Stickmaschine einen Farbwechsel will, scheint an meinem Geburtstag die Sonne!“ Das Ergebnis ist ein Berg schludrig zusammengelegter Wäsche. Und eine abgeschaffte Frau … äh … Mutti.
Dieses „Wenn ich das oder das tue, passiert dies oder jenes“-Spiel spiele ich schon seit ich mich zurückerinnern kann mit mir. „Wenn mein linker Fuß zuerst an die Schwelle stößt, dann …“ führte zu komischen Trippelschrittchen, „Wenn der nächste Apfel nicht wurmstichig ist, dann …“ raubt Zeit, weil ich dann erstmal ganz argwöhnisch alle Äpfel begutachten muss. Weil gegen mich selbst verlieren will ich ja auch nicht.
Das muss ich mir abgewöhnen, dieses mit mir selbst wetten. Wenn ich es schaffe, den letzten Rest Kaffee mit einem großen Schluck runterzuspülen, dann. Vielleicht.
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Übrigens: Sonnenschein! Goldener Oktober!