Sie haben das ja schon oft hier gelesen, dieses Hadern mit dem Bloggen. Dieses Abwägen, was veröffentlicht werden kann, was nicht.
Ich bin ein großer Fan von offenen Worten, schreibe gerne, wie mir die Worte in die Tasten fließen, manchmal ohne den Umweg „Herz über Verstand ins Internet“ zu beachten.
Ich schrieb von Fehlgeburten, von Sehnsüchten, von Ängsten, von ADS und Medikamenten, von Müdigkeit, Schmerzen und Hilflosigkeit.
Ich nahm mich selbst auf die Schippe, zeigte Unfähigkeit an Herd, Nähmaschine und im Garten, zwinkerte humorvoll und prahlte, wenn es mir dann doch gelang, das Schnittmuster, das Unkraut oder das Rezept zu bezwingen.
Ich fragte um Rat, ich empfahl Manches und ab und zu gab es auch ein bißchen Werbung, für Drucker, Stickmuster oder das Geschirr, das jede zweite Bloggerin im Schrank stehen hat.
Ich hatte ein Blogroll, dann wieder keine, dann erneut eine, mal mit Rubriken, mal ohne. Mein Header zeigte mal eine Zuckerstange, mal eine Reihe von Kürbissen. Ein Maßband war es neulich, dann wieder den Handabdruck des jüngsten Kindes. Das Wort „Rabenmutti“ stand zum ersten Mal im Header, als man mir per Mail mitteilte, ich möge mich doch besser mehr mit meinen Kindern als dem Blog beschäftigen, dann müsse ich auch nicht so viel jammern.
Ich blogge seit vielen Jahren, einige davon sind im Archiv nachzulesen.
Ich habe alles erzählt.

Denke ich oft.

Und dann kommen sie wieder, die Geschichten, die Worte, die einfach so auf die Tasten springen. Ich schreibe gerne, ich teile (mich )gerne mit, ich bin exhibitionistisch, eine Rampensau und winsele nach Aufmerksamkeit. Wie auch immer Sie da draußen dieses Bloggen auch beurteilen wollen.
Ich habe ein paar Tage nachgedacht, auch über das „wie, wenn ja“.
Ich habe darüber nachgedacht, dem Vorbild mancher Bloggerin zu folgen und an anderer Stelle ganz neu und anonym zu starten. Aber nein. Ich BIN ja Frau … äh … Mutti oder besser: sie ist ein Teil von mir. Ich habe niemals mit dieser Figur gehadert. Spannend wäre allenfalls gewesen, wann man mich wiedererkannt, wiedergefunden hätte, denn Schreibstil ist eben nicht abzulegen.
Ich habe versucht zu analysieren, was mir das Bloggen derzeit so schwer macht. „Dünnhäutigkeit“ habe ich genannt und das trifft es schon ganz gut. Dieser eine Sonntag, der mit Geburtstagskuchen begann, sehr blutig im Krankenhaus landete und schließlich mit einem Tod endete, dieser Sonntag und die folgenden Wochen schabten nach und nach jede Schutzschicht ab. Als ich im Blog schon längst wieder Alltag schrieb, stand ich neben mir und schüttelte den Kopf: „nein, Kopf und Herz passen noch nicht zusammen, das, was ich schreibe, ist nicht echt.“ Die einzige Konsequenz wäre, das Schreiben zu lassen.
Ich will es an dieser Stelle abkürzen, denn Sie ahnen es sowieso, ich blogge. Meine Familie klettert irgendwelche Felsen hoch und ich bin zur Ruhe gekommen. Habe beinahe zwei Tage geschlafen, habe endlich geweint und ganz alleine für mich gelacht. Habe eine Menge albernes Zeug gemacht, Zeug, das man halt so macht, wenn keiner zusieht. Habe etliche Stunden in der Badewanne gelegen, habe eine Magenschleimhautentzündung auskuriert und mich wieder gefunden.
Ich blogge, ich liebe es und ich nehme mir die Freiheit, weiterhin die Kommentare in die Moderationsschleife zu schicken. Das gibt mir das Gefühl, als habe ich Dummschwätzer, Besserwisser und pubertierende Zeitverschwender direkt an der Haustür abgewimmelt.

Entscheidungen zu treffen … tut gut.

Drei Trolleys,

8. Oktober 2010

eine Kühltasche, zwei Stoffbeutel. Wanderschuhe, Klettergurte und eine große Auswahl an Karabinern. Kekse, Gummibärchen und Schokolinsen. Badeklamotten, Fleecejacken und Mützen. In Frankreich wird´s abends auch ganz schön kalt, da in den Bergen.

Morgen geht´s auf große Fahrt.

Ohne mich.

(bedauern Sie mich nicht)

Dann ist ja gut.

8. Oktober 2010

Das Haupthaar der Frau … äh … Mutti wuchert. Noch ist das auch in Ordnung, zumal die böse Frisöse ganz tolle „ich-schneid-das mal eben wieder ordentlich“-Arbeit leistet, ganz ohne Neuigkeiten aus englischen Königshäusern oder ekstatische Verzückung ob dicker Haare.

Manchmal steht Frau … äh … Mutti allerdings morgens auf, wirft einen Blick in den  Spiegel und erkennt auf den ersten Blick: da ist heute nix zu machen. Und wenn es zu warm für eine kaschierende Mütze ist, bleiben nur zwei Haargummis und zwei Haarklämmerchen. Die Frisur die dann entsteht, hält Gebammsel aus der Stirn und sieht bei achtjährigen Mädchen niedlich aus. Aber auch der Nachbarin gefällt´s, denn als ich vorhin mit den Wochenendeinkäufen an ihr vorbeischlurfte, rief sie entzückt: „Frau … äh … Mutti! Lassen sie sich Schwänzchen wachsen? Das gefällt mir!“

Um das mal klarzustellen, da wachsen keine Schwänzchen, weder hinten noch vorne und auch nicht auf dem Kopf. Das ist eine Rettungsfrisur, Manno.

heute eher so:

7. Oktober 2010

(in meinem nächsten Leben werde ich auch eine Katze)

Hausaufgaben, hurra!

6. Oktober 2010

Es kann nicht leicht sein, ein Englischlehrer zu sein. ICH jedenfalls finde das nicht leicht. Obendrein gelingt es mir nur sehr schwer, jedes Fitzelchen Geduld zusammen zu kratzen, um mit dem jüngsten kind Hausaufgaben zu machen.

Das läuft bei uns so:

Ich sitze nicht mit am Tisch, denn eigentlich sollte das Kind ja langsam mal alleine in die Pötte kommen. Ganz allein klappt aber nicht, da immer mal wieder ein aufmunternder Motivationsschubs Richtung Hausaufgaben angebracht ist und viele, viele Fragen und Erklärungen nötig sind.

Aktuelle Situation:

Frau … äh … Mutti legt Wäsche zusammen, der Jüngste brütet über den Englischhausaufgaben:
„Mama was kommt hier rein … hmhm [Lücke im Text] rom fortiin rikt?“
Frau … äh … Mutti hat keine Ahnung und muss mal schauen. “ …. room 14, right?“, bitte das richtige Personalpronomen einsetzen.
Wir übersetzen ins Deutsche und dann fällt der Groschen, „it´s“ muss in die Lücke.

Schwierig war es zu erklären, warum das „you“ manchmal Singular ist und manchmal nicht und dass nur Personen „he“ oder „she“ sind.
Schwierig im Sinne von: ich denke nicht mehr darüber nach, ich spreche einfach. Und finde das piep-einfach, das KANN doch nicht so schwer zu begreifen sein, jetzt denke mal mit und konzentriere dich, Kind. Und das Kind wird immer unsicherer, leiser und langsamer.

Ich muss zwei Schritte zurück, etliche Dezibel runter und mehr lächeln. Immer lächeln, alles wird gut. Irgendwann. Er hat ja auch Lesen gelernt. Und Rechnen. Obwohl das niemand so recht glauben wollte.

Zehn Minuten später sind die Englischhausaufgaben geschafft und Mathe steht auf dem Plan:

2 x … = 56

„Dreiundzwanzig Rest zehn!“, kräht das Kind nach sehr kurzer Überlegung und das ist zwar sehr kreativ und im Ansatz nicht ganz falsch, doch es wird wohl Zeit für eine kleine Wiederholung: Umkehraufgaben und schriftliches Dividieren.

Auf in den Kampf, lächelnd.