Alles neu,
7. Februar 2011
ganz nebenbei und ohne gute Vorsätze. Kein Kaffee mehr, zweimal die Woche was für die abgeschlaffte Figur tun und plötzlich kocht sich Frau … äh … Mutti ihr eigenes Süppchen mittags, fleischlos. Der Haushalt ist im Griff, im Nähzimmer wird tatsächlich produktiv gearbeitet und spätestens um elf schlafe ich.
Das ist nun alles nicht besonders beunruhigend. Aber trotzdem auffällig, weil ich doch sonst eher rumschlunzig, unorganisiert und dauermüde bin. Darf so bleiben, finde ich gut.
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Das jüngste Kind schnieft, röchelt und hat einen Husten, dem man schon anhört, dass er weh tun muss, tief in der Brust. Vorhin hat er mir äusserst saftig und aus Versehen mitten ins Gesicht geniest. Sollten Sie demnächst nichts mehr von mir hören, hat er mich angesteckt. Und ich bin ja dann immer viel schlimmer krank als alle anderen :)
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Am Donnerstag entscheidet es sich, ob es einen Lateinkurs geben wird. Sie dürfe dem Großen gerne zwei, drei Däumchen drücken. Noch hat er sich für keine Alternative entschieden. Die Schule wechseln will er nicht, obwohl wir das gut fänden. Abwarten, Tee trinken, ein paar Gespräche führen.
Und dann denkt man:
4. Februar 2011
„Oh prima, jetzt habe ich endlich das letzte Kind aus dem Kindergarten draußen, ein neuer Abschnitt beginnt, kein Laterne basteln mehr, keine Elternabende auf Ministühlchen mehr.“
Dann denkt man:
„Jippieh, das letzte Kind aus der Grundschule raus, ein neuer Abschnitt beginnt. Für alle Kinder wurden Schulen gesucht und gefunden, die einigermaßen zu ihnen passen oder in die sie einigermaßen passen, kein Plätzchen backen in der Vorweihnachtszeit in der Schulküche mehr, keine Elternabende auf kleinen Stühlen, jetzt werden die Weichen gestellt.“
Zwischendurch denkt man:
„Fein, zwei Kinder durch die Orientierungsstufe, bei beiden zeigt sich, dass alles passt.“
Man gönnt sich so ein kleines Zurücklehnen, weil irgendwie kann ja jetzt nix mehr schief gehen. Die machen ihren Weg im Rahmen ihrer Möglichkeiten, mit mehr oder weniger Ehrgeiz, aber doch gewissenhaft und verlässlich.
Blöderweise muss dann der Große seine Leistungskurse wählen. Fällt ihm nicht schwer, er weiß ja, was er will: Soziakunde, Chemie, Latein
Damit steht er unglücklicherweise eher allein da, denn Latein muss niemand nehmen, das Latinum haben sie nach der zehnten Klasse in der Tasche. Und so kommt der Kurs womöglich nicht zustande.
Also muss man Alternativen finden, abwägen. Andere Schule? Anderes Bundesland? Ein womöglich nie aufgedecktes Talent in Englisch ausgraben? Mathematik als Leistungskurs?
Ich schätze, in ein paar Jahren sage ich:
„Yeah! Abitur und Schulabschluss in den Taschen der Kinder, ein neuer Lebensabschnitt kann beginnen. Garantiert keine Elternabende mehr, egal auf welchen Stühlen. Kein Schulfrust, keine Unlust wegmotivieren.“
Bis dann die Ausbildungen oder das Studium beginnt. Und ich mich nach Kindergartenstühlchen zurücksehne.
Eigentlich …
3. Februar 2011
wollte ich heute so viel tun. Außer Spocht. Wollte herzallerliebste Vögelchen an die Wand hängen und ein Beweisbild knippsen. Mme Ouvrage behauptete gestern abend nämlich, mein Vorhaben sei nicht umzusetzen.
Eigentlich wollte ich weitere Vögel sticken. Und Blumen für den allersten Frühlingsrock.
Eigentlich wollte ich Kässpätzle zum Mittagessen machen, für den besten Vater meiner Kinder und mich, denn die Kindelein sind beim Opa.
Und vieles mehr. Eigentlich.
Uneigentlich ist mir die feuchte Kälte in die Knochen gefahren. Und hat so lange auf’s Gemüt geschlagen, dass der Kopf weh tut. Passenderweise hat die böse Frisöse den Termin abgesagt, auf wehem Kopf lasse ich sowieso nicht gern herumfummeln. Und noch trete ich nicht auf’s wallende Haupthaar beim Gehen.
Brummelig ist mir zumute und da kein Kind im Haus und der beste Vater meiner Kinder im Home Office arbeitet, kann ich mir das auch leisten. Und ein Käsebrot dazu essen, hat auch weniger Kalorien als die Spätzle.
Das Schönste an diesem Gruselwetter ist, dass der Eisregen Zweige, sogar ganze Äste von Büschen und Bäumen umhüllt. Sehr, sehr schön anzusehen. Auch von drinnen.
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Sie dürfen sich übrigens noch bis Dienstag nächster Woche mitfreuen, ohne zu wissen worüber. Und nein, ich bin ganz bestimmt kein bißchen schwanger. Weia, ich bin mir nicht sicher, ob ich mich darüber so sehr freuen würde. Eine von Ihnen liegt mit ihren Vermutungen goldrichtig.
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So. Morgen wieder fröhlicher und mit altbekanntem Tatendrang. Heute nur schlurfen von Sofa zu Bett und umgekehrt.
Schokolade und Dosenwurst
2. Februar 2011
überreichte die Nachbarin heute morgen, zum Dank für´s Schnee wegkehren.
„Aber nicht doch, wir machen das gerne“, will man da sagen. Doch die Nachbarin besteht darauf und dann ist das auch in Ordnung. Bin ausgesprochen gespannt, wie „Presskopf“ schmeckt. Schokolade kenne ich :)
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Sowie ich in der Küche Schranktüren öffne, kommt der dicke Martin angeflitzt und teilt mir mit äusserst beredetem Blick mit, dass er ein fast verhungertes, kleines Katzenbaby ist.

Dem kann ich ganz gut widerstehen, auch wenn es fortan etwas schwierig wird, die Küche aufzuräumen, da ignorierte Kater dazu neigen, sich jämmerlich maunzend zwischen die herumwuselnden Füße zu werfen. Heute habe ich das Katertier auf´s Sofa gelockt und ihm einen Scheit in den Ofen gelegt. Jetzt schläft er wohlig hingeräkelt vor dem lodernden Feuer und ich könnte barrierefrei meine Küche aufräumen. Aber irgendwie macht´s dann auch keinen Spaß mehr.
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Der Große hat sich für einen Schüleraustausch nach Polen angemeldet. Ich versuche wahnsinnig vorurteilsfrei zu sein und sämtliche bedenklichen Erfahrungsberichte mit diesem Austausch zu ignorieren. Flügel, Frau … äh … Mutti, Flügel braucht das Kind.
Der Austausch nach Frankreich ist für die Mittlere nicht zustande gekommen. Ihre Hobbies sind einfach nicht austausch-kompatibel. Lediglich die Klassenkameradinnen, die tanzen oder im Chor singen, hatten Glück. Töchterlein kam da mit klettern, paddeln und lesen nicht an :) Im nächsten Schuljahr wird ein weiterer Austausch angeboten, für den wird sie sich wieder bewerben.
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Ganze zwei Zentimeter hat´s hier geschneit und ich jubele trotzdem. Ich mag Schnee, denn der deckt so gnädig den verrumpelten Garten zu und alles wirkt so sanft und weich. Und wenn der Schnee dann tatsächlich mal 15 Zentimeter hochliegt, was ja für die hiesige Gegend eine echte Ausnahme ist, dann bin ich nahezu verzaubert. Wegen mir darf es noch mal richtig loslegen. Bis Mitte März. Ab dann hätte ich gerne stetig steigende Temperaturen samt blühender Krokusse.
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Stickmaschine anwerfen: jetzt. Frau … äh … Mutti wünscht sich Vögel für´s Nähzimmer und für´s Bad.