Rabenmutter, ich

26. Februar 2010

Das jüngste Kind knäult Zahl an Zahl, streicht durch und benutzt den Tintenkiller, quetscht drei weitere Zahlen in ein Kästchen und das Ergebnis ist ein unübersichtlicher blauer Klecks auf dem Arbeitsblatt.

„WUAH!“, schnaubt Frau … äh … Mutti, „Nimm dir doch einen Block dazu oder dein Matheheft. Dann hast du viel mehr Platz zum Rechnen.“

„´kay.“, schnieft das Kind.

Zehn Minuten später. Ein vollgeschriebenes A4 Blatt, durchgestrichen, quergeschrieben, aber nachvollziehbar.

„Super!“, lobt Frau … äh … Mutti, „Und endlich kann ich auch erkennen, was du wo gerechnet hast.“

„hm.“, schnüffelt das Kind.

„Ich verrate dir jetzt was“, sagt Frau … äh … Mutti, „Du darfst soviele Blöcke und Hefte vollschreiben wie du magst. Ehrlich. Das klappt doch dann viel besser, als auf dem Arbeitsblatt.“

„Dahas hahast du mihir NIEHIE gesahagt!“, schluchzt das Kind.

Stimmt. Ich böse, ich. Hab ich einfach so vorausgesetzt.

*****

zehn Minuten später:

„Mama“, spricht das Kind, „Ich hab´s kapiert, i meinem Kopf hat´s klick gemacht.“

Und ich hab Wasser in den Augen. Weil heute war´s mal wieder schwer, für alle Seiten.

11 Kommentare zu “Rabenmutter, ich”

  1. karin sagt:

    herrlich.. woher soll das Kind auch wissen was in Frau … äh … Mutti´s Kopf einfach mal vorausgesetzt wird.
    Schöne kleine Geschichten die das Leben schreibt. Schön. liebe Grüße Karin

  2. Frische Brise sagt:

    Ich finde, Sie sind eine gute Frau Rabenmutti!

    Und schön, daß es klick gemacht hat.

  3. Annette sagt:

    Das liegt heute am Wetter – hier sitzt auch einer und zettert über die Matheaufgaben, wobei das sonst sein Lieblingsfach ist. Aber irgendwie verständlich, denn 45 Aufgaben selbst auch einer Reihe von vorgegeben Zahlen zusammenstellen und das Ergebnis muss immer über einem bestimmten Tausender liegen ist auch nicht gerade soooo abwechslungsreich.
    Dazu noch eine genervte Mutter und der Sturm der ums Haus braust – es passt einfach mal wieder alles.
    Zum Glück gibts keine Deutschhausaufgaben, denn da plagen wir uns mit der selben Diagnose wie ihr Jüngster und wir stehn auch vor dem Schulwechsel. Nur haben wir 8!!! Schulen zur Auswahl – freu mich schon sehr auf die Schulbesichtigungen.
    Aber genug gejammert, nach einem Arbeitssamstag fängt auch bei mir das WE am Sonntag an.

    Liebe Grüße
    Annette

  4. Gytha sagt:

    Ohh, ich kenne das! An manchen Tagen ist es einfach ZU schwer. Da kann man sich fast selber hassen. Vor allen Dingen, wenns hinterher fertig ist und wieder Frieden.
    Ich drück die Daumen, dass es einfach immer besser flutscht!
    LG Gytha

  5. owlternatives sagt:

    Karmapunkte fuer alle!!!

  6. Ute sagt:

    Da scheint heute wirklich was in der Luft zu liegen. Die ganze Woche haben wir fürs Diktat geübt. Jetzt ist es endlich geschafft und Sohnemann könnte aufatmen und sich aufs Wochenende freuen. Aber: „Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist, ich habe einfach nur so ganz schlechte Laune!“ Was soll man da machen? Wir Mütter sollten alle einen Kraftkreis bilden!!!

  7. Fiona sagt:

    stimmt dem ersten erklärt man das meist noch beim zweiten schauts dann schon nimmer so unbedingt so aus
    die schauen sich schon so viel vom größeren ab das man das vergießt irgendwie und dann voraussetzt,gemein aber es ist halt so,nur bei ihnen ist da gibt es ja mehr als zwei :)
    nuja immerhin hat es bei ihm aber klick gemacht und das ist ja das wichtigste

  8. PaulaQ sagt:

    Oh je….da wirds mir ja schon ganz Angst und Bang vor der Schulzeit, die da auf uns zukommt….hoffentlich machts dann auch hier rechtzeitig \klick\….

  9. katobia sagt:

    Diese Arbeitsblätter sind IMMER zu klein – egal, ob in Mathe oder Deutsch. Blöderweise gibt’s hier eine Lehrerin, die der Meinung ist, die Aufgaben müssten bitte unbedingt auf diesen dämlichen Bögen gelöst werden. Das führt hier öfters mal zu Tränen und einem „Du machst das jetzt einfach in deinem Heft und wenn Frau Lehrerin was dagegen hat, soll sie sich bei mir melden!“ Pädagogisch nicht sehr wertvoll.
    Schön, dass es bei Ihrem Jüngsten (und ja irgendwie auch bei Ihnen) heute so „klickig“ ausging!

  10. minibar sagt:

    Tja,so geht das.
    Was für uns selbstverständlich ist, muss den Kleinen erst nachvollziehbar erklärt werden.
    Haben Sie großartig gemacht, und er ist ja so dankbar, goldig.

  11. einfach...ich sagt:

    Hallo Frau…äh…Mutti, aus eigener Erfahrung weiss ich, wie schwer es manchmal ist, in bestimmten Situationen ausgeglichen zu bleiben und die „guten Vorsätze“ nicht zu vergessen.

    Aber ich finde, Sie machen das ganz prima (*Daumenhoch*).

    Viele Grüsse von einer anderen „Rabenmutter“ ;)