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31. Juli 2009
Liebe Frau Antonmann und liebe Frau Jette, bitte beruhigen Sie sich.
Die Wand bleibt vorerst rot. Tisch und Sofa haben den Platz getauscht. Aufgeräumt und entrümpelt wurde. Alles bleibt gut :-)
(übrigens, Frau Antonmann, Sie dürfen DoppelpunktMinusKlammer tippen, da wird nix mehr gelb)
Kaffeepause und eine Frage:
31. Juli 2009
Wo ist eigentlich das Tässchen?
Ferien
31. Juli 2009
bedeutet, dass in der Küche der Tisch gedeckt ist, seit etwa zwei Stunden.
Und dass sich kein Kind dafür interessiert, weil alle drei im Zimmer des Jüngsten sitzen, zusammen mit dem neuesten Legokatalog und den Skizzen, die die Mittlere gestern abend gemacht hat. Eine neue Legowelt soll entstehen und die Konstrukteure dürfen jetzt nicht gestört werden.
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Frau … äh … Mutti sitzt somit noch im Bett, hat ihren Morgenkaffee längst ausgetrunken und könnte schon lange unten im Nähzimmer sitzen, um das zu tun, was sie für heute vorhatte. Faule Ferientage sind aber selten so harmonisch und deshalb beschließe ich, die Zeit mit Buch und Bett so lange wie möglich zu genießen. Die Zeit mit Schlaf und Bett war heute nacht nämlich auf ca. drei Stunden begrenzt, nachdem das jüngtse Kind auf den gestrigen stressigen Stadtbummel mit Kopfschmerzen und hohem Fieber reagiert hat. Heute morgen ist er wieder fit.
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Ein Bild mit meinem Pilzkopf wollen Sie sehen? Da müssen Sie noch warten, bis ich die klebrigen Stylinghlfen von gestern wieder rausgeduscht habe und neue, eigene reingeschmiert habe. „Wie Paul“ sieht es auch nur aus, wenn alle Haare so glatt runtergeföhnt und unverstrubbelt sind.
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Heute beginnt in Nierstein das Winzerfest. Das bedeutet, dass Horden von betrunkenen Menschen durch die Straßen torkeln, in die Ecken kotzen und an Häuserwände pinkeln. Die Rheinhessische Weinkönigin, die diesmal eine Niersteinerin ist, wird sich mehrfach neben dem Ortsbürgermeister photographieren lassen, beide mit einem Glas Wein in der Hand. Unten am Rhein wird es eine lange Schlange am Backfischstand geben und hinter dem Autoscooter kichern die vierzehnjährigen und versuchen, erste Knutscherfahrungen zu machen.
Am Fronhof treffen sich die Fußballer, auf dem Marktplatz die ältere Generation, denn bestimmt tanzen dort die „Weinträubchen“. Ritter Hundt eröffnet mit einer mundartlichen Rede das Fest und die Polizei sammelt irgendwann nachts die letzten Feierwilligen ein. Die Winzer stöhnen über Besucherfluten und darüber, dass sie ihre Höfe schon um zwei Uhr morgens schließen müssen. Am Sonntag treffen sich die Schaulustigen am Rhein zum Schifferstechen. In kleinen Booten sitzen junge Männer, die sich gegenseitig mit Stangen aus eben diesen Booten zu stoßen versuchen. Montag abend stoppt der Schiffsverkehr auf dem Rhein, denn ein viele, viele Euros werden angezündet und dürfen zur Erheiterung der Menschen am Himmel knallen, fauchen und zischen und zugegebenermaßen wundervoll leuchten und funkeln. Dann ist das Winzerfest überstanden und der Hauch von Spießbraten, Bratwurst und sehr altem Fritierfett in Kombination mit Wein kann wieder verwehen.
Frau … äh … Mutti wird mit dem besten Vater ihrer Kinder über das Fest schlendern. Sie wird sich durch die Menge quetschen, das obligatorische Festgläschen in der Hand. Früher hatte das Festgläschen keinen Stiel, war nur ein kleines Probiergläschen, kein Möchte-gern-Weinglas. Damals sah man sehr viele Menschen, die ihr Festgläschen in einer schicken Vorrichtung vor der Brust baumelnd trugen, edle Festglas-Geschirre aus Leder oder auch rustikale selbstgehäkelte in bleu. Heute muss man das Gläschen vorsichtig am Stiel vor sich hertragen und bekommt es viel zu oft mit viel zu schlechten Weinen befüllt. Der beste Vater meiner Kinder wird einen Backfisch essen, sein holdes Weib ein Matjesbrötchen, das auch noch Stunden später mit lustigen Rülpserchen an seine Präsenz im Magen erinnern wird. Tradition halt.
Und die restlichen Winzerfesttage werde ich im Garten, im Nähzimmer, auf der Terrasse verbringen. Weitestgehend allein, denn die Kindelein wollen losziehen, zusammen mit den Cousins und den Großeltern. Ich werde das Winzerfest genießen, auf meine Art. Und abends ein Schlückchen Dornfelder oder so auf der Terrasse trinken, während ich ganz in der Ferne meinen Nachbarn auf der Bühne das Beste aus den letzten 30 Jahren und das Aktuellste von heute singen hören werde. Vielleicht sehe ich ja ein paar Sternschnuppen, im August fängt die Sternschnuppenzeit an.
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Es interessiert sich noch immer kein Kind für den Frühstückstisch. Ferien sind toll.
Frau … äh … Methusalem
30. Juli 2009
Heute im coolen Unisex-Frisörladen:
Die Frisörin in der engen Latexhose mit dem schwarzen Trägerhemdchen über dem Leopardenprint-BH, die mit den teilweise langen, schwarzen und blauen Haaren, die in vielen (sichtbaren) Körperteilen Metall trägt, die etwa halb so alt wie ich ist und unglaublich bezaubernd und hübsch in ihrer „Montur“ ist, die schnippselt an Frau … äh … Muttis Haaren herum.
Völlig uncool erwähnt sie die Dichte des Haares und lässt dabei die Schere wie einen Colt im Cowboyfilm von früher um den Zeigefinger wirbeln. Meine Haare werden quasi abgesäbelt, doch das, was da auf meinem Kopf entsteht, gefällt mir.
Die Haare werden geföhnt und und gekämmt und irgendwie rutscht es mir heraus: „Weia, jetzt sehe ich ja aus wie Paul McCartney!“ (genau so!)
„Haha!“, sagt die Frisörin, „Paul … wer?“
seufz.
Was ich so mache,
30. Juli 2009
wenn ich richtig mies drauf, gefrustet, traurig oder irgendwie so mutlos bin:
– Ich führe imaginäre Gespräche, in denen ich all das rauskotze, was mich bedrückt. Hat den Vorteil, dass ich wirklich eine Menge Sachen klar kriege. Hat den Nachteil, dass ich in folgenden, REALEN Gesprächen oft nicht mehr weiß, was ich denn nun eigentlich schon erwähnt habe und was sich nur im Kopf abspielte. (was manchmal wiederum frustrierend sein kann, meistens aber eher lustig ist)
– Ich suhle mich in Selbstmitleid. Male mir aus, wie das wohl wäre, wenn ich einfach ginge. Interessanterweise schaltet sich dann immer Frau Vernunft ein, die mir streng sagt, dass ich solch einen Mist gar nicht erst zu denken brauche, da ich a) die hinreissenden Bestien, und seien sie noch so mies drauf, niemals im Stich lassen würde, b) den besten Vater meiner Kinder, und sei er noch so wenig einfühlsam und ungerecht, niemals würde missen mögen und c) in etwa einem Meter Abstand sehr amüsiert auf das trotzige Bündelchen runterschaue, das da versucht, krampfhaft sauer auf sich und die Welt zu sein.
– Ich versuche den Kern zu finden. Den Kern des Problems. Und den dann auszuspucken. Das geht aber nur, wenn ich mich im Vorfeld gesuhlt habe. Und der gesamten Familie gegenüber gezeigt habe, dass auch ich motzig, trotzig und meckerig sein kann. (mit schlechtem Gewissen, versteht sich, denn unglücklicherweise ist mir meistens bewusst, wann ich mich etwas daneben benehme und das frustet mich dann doppelt. Sowohl die Erkenntnis als auch die Tatsache)
– Ich telefoniere nicht. Ich schreibe vielleicht eine Mail, mag darin aber nicht jammern, weil mir das im Grunde genommen peinlich ist. Ich treffe mich nicht mit anderen Menschen zum Jammern, weil ich weiß, dass alle, die ich mag (die mich kennen und trotzdem mögen), ihr eigenes Päckchen zu tragen haben und dass dieses mindestens so schwer wiegt, wie meines. Ausserdem befürchte ich immer, dass man mein aktuelles Leid nicht verstehen kann oder doof findet. Deswegen mache ich den Kram mit mir selbst aus.
– Ich gehe in den Garten. In der Erde wühlen macht den Kopf frei. Diese Option ist derzeit leider wegen körperlicher Gebrechen gestrichen. Gleiches gilt für den Gewaltmarsch durch die Wingerte oder exzessives Frustputzen, bzw. Wände neu streichen.
– Ich bin kein Frustesser, ich kann jederzeit köstliche Dinge in mich hineinstopfen. Dazu braucht es keinen blöden Anlass :-)
– eine Zeitlang dachte ich. „Boah, heute haste dir ein Glas Wein verdient!“. Das ist gefährlich. Denn für diese Form von Belohnung oder Trost oder Ermutigung bin ich verdammt anfällig. Ein Suchtproblem wärewohl absolut unnötig.
– Frustkäufe sind auch nicht so meines. Auch da ist Frau Vernunft, die mit dem mahnenden Zeigefinger, zu präsent. Ausserdem gehe ich nicht gerne shoppen. Und bei online-Geschäften habe ich immer Angst, dass alle nur darauf warten, ein naives Landei über den Tisch zu ziehen. Nennen Sie mich gerne „verschroben“, ich stehe dazu.
– Manchmal lebe ich den Frust im Nähzimmer aus. Wenn es halt klappt. Wenn dann kein schlechtes Gewissen kommt, weil ich mich zurückziehe und die arme Familie da oben ohne mich überleben muss. (und dass obwohl die arme Familie groß genug ist, um bei evtl. auftretenden Problemen die Treppe nach unten alleine bewältigen zu können oder bei akuten Hungerattacken selbständig Abhilfe zu schaffen)
– Insofern … ich kann den Frust überleben und meine Methoden sind die Ihren. Aber schön, dass wir darüber geredet haben :-)
Jetzt: Wunsch-Ferienprogramm! Stadtbummel in Mainz. Sie lasen oben, wie Frau … äh … Mutti zum Shoppen steht :-) Um das Vergnügen voll zu machen, werde ich einen Friseur auf meinem Kopf herumwurschteln lassen und ca. zwei Stunden in einem Elektronikmarkt vor den Computerspielen zubringen. Die Kinder haben zu viel Taschengeld und wollen dies nun verprassen. Ich trage dieses Shirt, denn das macht es irgendwie leichter:
Monster Monika von Frau Rieger, den Spruch aus dieser Stickdatei geklaut.