Aber das Hirn ist hübsch.

12. Januar 2023

Vor kurzem war ich „in der Röhre“. Ein Schädel-MRT, damit sicher ausgeschlossen werden kann, dass ständige Kopfschmerzen, Wortfindungs- und Konzentrationsstörungen womöglich die Symptome wirklich fieser Sachen sind. Ich erspare Ihnen detaillierte Schilderungen von Beklemmung, Lautstärke und Kälte in der Röhre und springe direkt zu: alles gut! Ein altersgemäßes Hirn (was auch immer das heißt), keine Anzeichen für Verkalkungen, veränderte Blutgefäße oder gar Tumore. Ich bin sehr erleichtert!

Die Kopfschmerz/Konzentratiomsstörung/ Wortfindungschwierigkeiten-Ursachen-Forschung geht jetzt weiter. Da sich COVID auf die Synapsen auswirken kann, wird jetzt davon ausgegangen, dass genau das bei mir passiert ist. Es wird nicht ordentlich „weitergeleitet“. Dagegen ist leider kein Kraut gewachsen, es gibt keine Wunderpille. Training ist angesagt, „lernen sie Gedichte auswendig“ und „erzählen Sie viel“. Das hat ein bißchen was von „lernen sie, damit zu leben“. Tja, und wohl auch „nehmen sie immer ein zweites Paar Ohren mit, wenn es um wirklich wichtige Themen geht“. Vielleicht verschwindet der ganze Spuk auch irgendwann wieder oder geht nahtlos in die Altersdemenz über, niemand weiß irgendwas und ich bin sehr erstaunt, wie lässig ich das gerade wegstecke. (Momentan geht es mir aber auch richtig gut, fragen sie mich während des nächsten „Schubes“.)

Die Sache mit den Kopfschmerzen ist nicht ganz so hoffnungslos. Meine erste Migräneattacke hatte ich mit vier Jahren, mit der Pubertät kamen die Anfälle zyklisch. Meistens zu handhaben, manchmal grauenhaft. Seit meiner COVID-Erkrankung kommen die (heftigen) Anfälle häufiger. An migränefreien Tagen habe ich meistens nur „normale“ Kopfschmerzen, ohne Übelkeit, Licht- und/oder Lärmempfindlichkeit. Seit einem Monat schreibe ich jetzt ein Kopfschmerztagebuch. Bisher lassen sich keine Auslöser oder irgendwelche Regelmäßigkeiten ablesen, ich schreibe also weiter. Auch mit Medikamenten wird ein bißchen „ins Blaue geschossen“, derzeit nehme ich einen Betablocker. (Ich glaube, der nutzt gar nix.) Es gibt noch ein paar Sachen, die untersucht (womöglich leide ich unter schmerzfreien Migräneattacken, die für die neurologischen Ausfälle verantwortlich sind) und versucht werden können, ganz am Ende der Fahnenstange steht eine Antikörperbehandlung, deren Kosten die Krankenkasse aber nur sehr widerwillig und erst dann übernimmt, wenn wirklich alles andere versucht wurde.

Geduld ist nicht meine Kernkompetenz, ich lerne also derzeit etwas Neues. Außerdem versuche ich, mir für dieses Jahr „Inselchen“ zu bauen, auf die ich mich freuen kann. Damit dieser ganze Long COVID-Scheiß mich nicht runterzieht.

Inseln für dieses Jahr? Eine Gartyparty! Eine zwei, drei-Tagewanderung, ganz allein, viel Zeit im Wald mit dem Gatten und den Hunden.

Rauschende Party? Pffft.

1. Januar 2023

Der Gatte und ich hatten Silvesterpläne. Diese Pläne beinhalteten nicht, dass ich bereits am Morgen Kopfschmerzen hatte.

Ich warf eine Schmerztablette ein und das Kopfweh wurde dumpfer, verschwand aber nicht. Es wallte immer wieder hoch, auch ein Mittagsschlaf rettete nichts.

Nach einer wundervollen Abendrunde mit den Hunden unter phantastisch rot, pink und gold gefärbten Himmel, fühlte ich mich einigermaßen fit. Drei Stunden später wuchsen die mäßigen Kopfschmerzen zu einer Migräne wie ich sie schon lange nicht mehr hatte. Damit hatte sich das rauschende Silvesterfest für mich erledigt. Kurz nach neun Uhr ging ich ins Bett und schlief recht schnell ein. Bis Mitternacht. Das Geböller draußen schoss direkt in meinen Kopf. Die Lichtblitze brannten in meinen Augen, das Knallen stach in meine Schläfen. Die Migräne hatte den Punkt erreicht, an dem ich nicht mehr in der Lage war, mich aufzusetzen, geschweige denn aufzustehen und das Rollo fest zu verschließen. Eine Stunde lang wurde in der Nachbarschaft eine Raketen- und Kracherbatterie nach der anderen gezündet und ich sag es mal so: wenn mir demnächst irgendeiner aus der Nachbarschaft vorjammert, man könne sich wegen der gestiegenen Preise bald kein Essen mehr leisten, muss ich sarkastisch werden.

Um ein Uhr nahm ich ein stärkeres Schmerzmittel ein und schlief bis zum morgen. Die Migräne wehte zum Glück nur noch nach, hinterließ das Gefühl einer frischen Narbe und verschwand bis zum Mittag.

Die Haustiere haben die Böllerei gut überstanden. Die Katzen verkrochen sich in der Halle, die Katzenklappe stand auf „nur reinkommen“, sie konnten also nicht raus. Lola ist schussfest, sie kann direkt an aktiven Schussapparaten im Herbst im Wingert vorbeilaufen, ohne in Panik zu verfallen. Lutz hat während der Abendrunde, als die ersten Böller krachten, gezuckt. Als er aber merkte, wie unbeeindruckt Lola ist, reagierte er nicht mehr auf weitere Böller. Glück gehabt.

Der Start ins neue Jahr war also erstmal ziemlich gemein, doch der Nachmittag heute war dann schön. Wir packten die Hunde ins Auto und fuhren ins Nachbarstädtchen. Dort gibt es nämlich nicht nur ein Wäldchen, sondern auch einen Hundestrand und diesen fand der kleine Hund besonders toll. Lutz panierte sich gründlich mit Sand ein, trank eine Menge Wasser aus dem Rhein (jetzt ist er ein echter Rheinhesse ?) und trotzte sehr mutig der Gruppe von fünf großen, schwarzen Labradoren, die ihn sehr distanzlos bedrängten (und von ihren eher trägen Haltern nicht zurückgepfiffen wurden). Daheim kroch er mit letzter Kraft in sein Körbchen und schlief, bis grauenhafter Hunger ihn wieder weckte. Sein, Lolas und unser Hunger ist mittlerweile gestillt und weil sie gestern nicht zum Einsatz kam, öffnen wir uns unseren „das neue Jahr begrüßen“-Sekt eben jetzt.

Proschd Neijohr! Ihnen da draußen nur das Beste!

Genug von diesem Jahr

29. Dezember 2022

Der Tag begann gut. Früh, aber einigermaßen ausgeschlafen. Der Gatte blieb im Bett, ich versorgte zwei verhungernde Hunde mit Frühstück, mich selbst mit einem Getreidekaffee, räumte die Spülmaschine aus, legte Wäsche zusammen und als es endlich hell wurde, schnappte ich die Hundeviecher und zog mit ihnen zur Hunderunde los.

Mit beiden Hunden zu laufen ist … herausfordernd. Lutz hat noch nicht gelernt, wie er an der Leine laufen soll. An der Leine laufen bedeutet nämlich neben oder knapp hinter mir, ohne Zug und ohne Rumgeschnuffele/stehen bleiben/von links nach rechts oder umgekehrt eiern. Einfach nur laufen. Für den ganzen Spaß, den so eine Hunderunde bietet, bleibt im Wingert genug Spaß, dann wenn die Leine gelöst ist.

Lutz kreiselte also an der Leine um mich herum, evtl, bemüht mich zu Fall zu bringen, damit die Leckerlis in meiner Jackentasche leichter zu erreichen wären. Lola fand dieses Verhalten zuerst unangemessen. Sie kann sehr missbilligend schauen, wenn andere Hunde etwas tun, was ihr nicht erlaubt ist. Leider orientiert sie sich oft an anderen Hunden und so begann auch sie an der Leine Scheißelkram zu machen.

Der Weg in den Wingert ist zum Glück nicht weit, aber ich war vom Hundedirigieren, Leinen entknoten und abwechselnd schimpfend und lobend ziemlich erschöpft. Auf dem Feldweg zwischen den Wingerten wurde es leicht. Beide Hunde liefen frei, beide Hunde hörten sofort auf den Rückruf, blieben bei einer Hundebegegnung auf Kommande neben mir und tobten ansonsten den Weg hoch und runter, Lutz wahlweise in Lolas Ohren oder Lefzen verbissen.

Das letzte Stück Heimweg an der Straße entlang war mit müden Hunden entspannter als der Hinweg.

Daheim klopften Kopfschmerzen in der rechten Schläfe, deshalb legte ich mich nach dem Frühstück wieder hin. Zwei Stunden Schlaf später war ich wieder fit und die Schmerzen verschwunden. Der Gatte war in der Zwischenzeit einkaufen und wir konnten entspannt in den Nachmittag starten. Die Oppenheimer Freundin kam zu Kaffee und Waffeln. Und natürlich, um das neue Familienmitglied zu begrüßen.

Der Jüngste verabschiedete sich zu einer Radtour, wir schwätzten noch ein bißchen, bevor auch die Freundin wieder heimradelte.

Die gemeinsame Hunderunde mit dem Gatten endete dann ziemlich rasch, weil der Jüngste per threema mitteilte, er habe einen Unfall gehabt und möchte bitte abgeholt werden. Wir joggten heim, der Gatte fuhr los und sammelte den Jüngsten ein. Eine Autofahrerin hatte ihn übersehen, er war über die Motorhaube geflogen. Zum Glück ist ihm nichts passiert! Sein Knöchel schmerzt etwas und vermutlich hat er morgen ein paar blaue Flecken. Erschrocken ist er, genauso wie die Autofahrerin. Und wir.

Für meinen Geschmack hat dieses Jahr jetzt wirklich genug an Aufregung, Sorgen und Angst zu bieten gehabt, die letzten beiden Tagen dürfen jetzt maximal ereignislos und langweilig werden.

Ausgeweihnachtet.

28. Dezember 2022

Aber so was von! Eigentlich bin ich Team „bis der Weihnachtsstern zu Tode gepflegt ist, bleibt das Geglitzer hängen“, dieses Jahr nicht. Zwei Weihnachtssterne gedeihen prächtig auf der Küchenfensterbank, dafür habe ich angefangen, Schnickeldi wegzuräumen. Zu viel, zu unruhig. Ich fegte, saugte und wischte eine Stunde durch Küche und Wohnzimmer. Die beiden Hunde streuen munterer Fell durch die Gegend, außerdem Schreddern der Kleine mittelgroße Stämme aus dem Holzkorb vor dem Ofen in Sägespäne. Die Sofaquiltdecken landeten in der Waschmaschine, das Sofa selbst bekam ein bißchen reinigende Zuwendung. Am Liebsten würde ich es hoch und weit treten, das gar nicht mal so günstige Sofa aus dem blaugelben Möbelhaus, dass sich als Fehlkauf entpuppte. Der Bezug pellt und ist nach knapp zwei Jahren abgewetzt, die Polster durchgesessen. Entweder hängen wir exzessiv auf dem Teil herum oder die Qualität ist wirklich unterirdisch. Ein neues Sofa werden wir jetzt aber garantiert nicht anschaffen, erst wenn das Hundekind keine durchgeknallten fünf Minuten mehr hat, während derer es wie ein Flummi über Möbel dotzt und seine Milchzähnchen an Möbelfüßen wetzt. Alles verboten, aber alleine bleiben soll er ja auch lernen und er weiß diese Gelegenheiten zu nutzen.

Wie auch immer, das Sofa bleibt und wird mit Quiltdecken und vielen Kissen hübsch gemacht. Letztere sind übrigens ein großes Streitthema zwischen dem Gatten und mir. Ich drapiere sie liebevoll und erfreue mich an den Farben der harmonisch miteinander korrespondierenden Stoffe, er wirft die Kissen lieblos beiseite, bevor er sich setzt. Angeblich habe er keinen Platz auf dem Sofa, wegen der Kissenberge. (Kissen gibt es nie genug. Niemals. Banause.)

Nach der Wohnzimmerräumerei und -putzerei war noch Kraft für die Küche übrig. Ich sortierte sechzig Jahre alte Tupperdosen aus, weil sie völlig zerkratzt und verfärbt sind. Ich las irgendwo, das sei ungesund, Keine Ahnung, ob das stimmt, ich fand die Dosen mittlerweile wirklich unappetitlich und habe sie alle durch Glasgefäße ersetzt. Der ehemalige „Tupperschrank“ ist jetzt fast keiner mehr und das ist wirklich in Ordnung. Da fällt mir ein: gibt es eigentlich noch Tupperpartys? Wir hatten sehr viel Spaß auf solchen Partys und haben sehr viel Geld ausgegeben …

Nach dem Vorratsgefäßeschrank (das geht nicht so flüssig über die Lippen, ich muss mir eine andere Bezeichnung ausdenken), räumte ich die Back- und Trockenvorräte-Schubladen aus, fand zwei Mehlmottenbrutstätten (Mistviecher, mistige), wischte aus und räumte neu ein. Morgen ist der Kühlschrank dran und danach ist alles wieder schick.

Ein Powernap spendete genug Batterieladung, um mich mit beiden Hunden allein zur Hunderunde zu wagen. Lutz ist ein sehr, sehr ängstlicher Welpe und kein bißchen scharf darauf, das Haus zu verlassen. Wir (Lola und ich) verbrachten also zehn Minuten vor dem geöffneten Hallentor auf der Straße, bis ein fiepender Lutz endlich alle vier Pfoten auf dem Gehweg hatte. Unterwegs ging es dann ganz gut, außer wenn Autos an uns vorbeifuhren oder Menschen/Hunde/Katzen unseren Weg kreuzten. Dann stemmte Lutz alle vier Pfoten in den Boden und erstarrte, bis die Gefahr vorbei war. Ein gutes Stück Arbeit liegt da noch vor uns.

Nach dieser eigentlich sehr kurzen Runde waren wir alle drei erschöpft und bereit für einen gemütlichen Abend auf dem Sofa. Auf, zwischen und unter jede Menge bunten Kissen.

Adventsbloggen… vorbei.

26. Dezember 2022

Ganz durchgehalten habe ich es nicht, das Hundekind zehrt mehr meiner eh schon knapp bemessen Kräfte, als mir lieb ist. Ein paar Abende war ich bereits um 21:00 Uhr im Bett, schlief durch bis um sieben am nächsten Morgen. Mit klitzekleinen Unterbrechungen in Form von Nachtwanderungen über die Terrasse und deuch den Garten, weil das Hundekind auch nachts ein aktives Verdauungssystem hat.

Ich weiß, dass diese Phase bald vorbei ist, dass mir bald wieder durchgehender Schlaf möglich ist und trotzdem: zwischendurch verkehre ich ich ein bißchen den Spaß an der Sache. Die Vorstellung, heute noch mal ein Menschenkind großzuziehen, über Jahre hinweg mit Schlafmangel und der „Hat es Hunger/Durst/Bauchweh/Sehnsucht/Langeweile“-Unsicherheit zurechtzukommen, lässt mich schaudern. Been there, done that und gut ist. Das Thema ist so was von abgehakt und das Hundekind lernt ja rasend schnell. Letzte Nacht meldete sich Lutz erst gegen vier Uhr. Wäre ich nicht erst um zwei Uhr ins Bett gegangen, hätte ich fast ausgeschlafen sein können heute morgen.

Früher ins Bett konnte ich aber nicht, denn unsere neue Familientradition verlangt gutes Essen und köstliche Cocktails zu lauter Musik und ausgelassenem Tanz zusammen mit den Kindelein. Eine großartige Sache, dieses Feiern mit erwachsenen Kindern, zumal diese in unseren Augen ausgesprochen gut geraten sind. Die allerbeste Freundin war nach zweijähriger Coronapause wieder mit von der Partie und das war alles ganz perfekt. Heilig Abend mit meiner Mutter, zwei Abende vorher mit dem Opa und den Neffen und morgen kommt der Schwager mit den jüngeren Kindern. Weihnachten zieht sich somit ein bißchen länger, aber das ist halt gerade so.

Vor Heilig Abend haben wir spontan noch zwei Tierarztbesuche mit Lutz gepackt. Er hustet nämlich ein bißchen und pinkelte alle zehn Minuten beachtliche Pfützen ins Wohnzimmer. Dr. Internet spuckte allerlei unschöne Diagnosen aus, Urinprobe und Bluttest bestätigten keine davon. Der Hund trinkt halt viel und muss entsprechend pinkeln. Verbuchen wir unter Unsicherheit und „neu hier“. Urinproben bekommt man von Welpen übrigens indem man sie ermuntert auf den den Boden zu pinkeln und dann mit einer Spritze jede Menge Urin aufzuziehen. Solch ein Spaß!

Durchfall hat der Kleine nach wie vor, auch dies wahrscheinlich der Aufregung und Umstellung geschuldet, er wird weiterhin fürstlich bekocht und genießt Moro‘sche Suppe und Hühnchenbrustfilet, beides selbstverständlich in Bioqualität. Nach den exorbitanten Tierarztrechnungen kommt es darauf nun auch nicht mehr an. (nur das Beste für das süße Köterchen)

Ansonsten ist alles bestens mit dem Kleinen. Die Tierärztin vermutet wie wir, dass er, trotz gigantischer Pfoten eher breit denn hoch wird. Ähnlich wie ein Beagle, denn seine Beine sind ziemlich kurz. Trotz dieser kurzen Beine hat er es jetzt bereits ein paarmal aufs Sofa geschafft. Wir haben ihn sehr dafür gelobt, müssen jetzt aber die strengen „auf dem Sofa wird nicht getobt!“-Regel wieder ausgraben, denn das wilde Spiel von Lutz und Lola mit sehr viel Zahn und Hundespucke-Einsatz verleidet uns ein bißchen die gemütlichen Abende.

Heute ist es mir egal. Ich habe mich bereits ins Bett zurückgezogen, ein bißchen früher schlafen wäre ganz gut. Für morgen haben wir nämlich den irrsinnigen Plan, ins blaugelbe Möbelhaus zu fahren, um die letzten Kleinigkeiten für die Küche des Jüngsten einzukaufen. Das wäre dann auch die letzte anstrengende Aktion für dieses Jahr.