Das Haus ist fast ordentlich, der Garten nicht, aber der wird eh gerade zur Steppe.
Die Koffer sind noch nicht gepackt, aber alles ist gerichtet, was hinein soll.
Dem jüngsten Kind läuft noch immer undefinierbare Brühe aus den Ohren, doch der HNO gibt grünes Licht für den Urlaub.
Das älteste Kind freut sich, dass es seinen Gameboy mitnehmen darf.
Das mittlere Kind hat sich ein Reisetagebuch gekauft und überlegt jetzt schon, was es hineinschreiben soll.
Der beste Vater meiner Kinder sitzt derzeit noch gemütlich im klimaanlagengekühlten Büro und ahnt nicht, dass er noch Rasen mähen muss.
Frau Andaluciones föhnt wahrscheinlich hektisch die Farbe im Pool trocken, damit die verwöhnten Urlaubsgäste nichts zu beanstanden haben und grinst, weil es hier heißer als bei ihr ist.
Frau … äh … Mutti sitzt schwitzend auf dem Sofa vor dem Ventilator und plant, wer wann welche Tiere füttert oder, wahlweise, Wasser auf die Trockengestecke in der Erde schüttet.

Später wird sie sich aufhübschen und die versprochene Himbeer-Mascarpone-Creme bei der Freundin genießen. Und danach, mit dieser soliden Grundlage im Bauch, mit einer weiteren Freundin zu einem kicher- und lästerintensiven Cocktailabend aufbrechen.

Deshalb Tschüss! Genießt den Sommer, jammert nicht über die Hitze und wir lesen uns in ein paar Tagen (Wochen).

im Schatten

20. Juli 2006

Schwül und Gewitter in der Luft.
Kopfschmerzenwetter.

hier und da

20. Juli 2006

Sie steckt mitten im Umzug und erinnert sich an frühere Wohnungen, an sittenwidrige Rauswürfe wegen Sittenwidrigkeit und einstürzende Decken. Und sie fragt (ist ihr etwa langweilig, so mitten im Umzug) wo und wie sie/er bisher gewohnt hat und vor allem, warum dann nicht mehr …

Bitte sehr Carola, ganz langweilig:

Ich hatte mir immer geschworen, dass ich auch einmal ein unabhängiges Leben führen will. Auf eigenen Füßen stehen, in eigenen vier Wänden wohnen und eigene Wohnideen verwirklichen. Verantwortlich sein für einen vollen Kühlschrank und für einen inneren Schweinehund, der ein echter Messie ist. Eine eigene Wohnung wollte ich haben, ganz für mich allein und ich sah sie schon vor mir.
Da ich bekanntlich ein höchst konsequenter Mensch bin, nutzte ich die erstbeste Gelegenheit, um, knapp 21jährig, von daheim auszuziehen. Zusammen mit dem zukünftigen besten Vater meiner Kinder in eine WG. Soviel zum Thema „GANZ ALLEIN!“
Wir teilten uns mit Gunther von untendrunter und Dirk (obendrüber) ein drei-etagiges Häuschen. Zwei Zimmer für uns, Bad, Küche und die üblichen WG-Sorgen für alle. Es war schön, es war aufregend. Zum ersten Mal nicht unter Mutters Fittichen, aber durchaus durch ihren Geldbeutel, denn ich war in der Ausbildung zur Erzieherin, der beste Vater meiner Kinder im Zivildienst. Sooo unabhängig :-)
Das WG-Leben gefiel uns gut und als wir nach Bingen in eine kleine Wohnung zogen, lag das nicht an der merkwürdigen Vorliebe unseres Mitbewohners für Fleischsalat mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum oder an der lautstarken Hingabe, mit der der andere Mitbewohner seinem Sexualleben fröhnte. Der beste Vater meiner Kinder begann sein Studium in Bingen, ich fand einen Job und die winzige Drei-Zimmer-Wohnung mit Loggia vor der Küche und zwanzig verschiedenen Fließen nebeneinander in der Waschküche war unser kleines Paradies. Unser Vermieter war ein achtzigjährer Mann, der mit Vorliebe die Schmuddelfilmchen der Privaten schaute und dies, wegen seiner Schwerhörigkeit so laut, dass auch wir die eine oder andere Anregung bekamen.
Und so wurde ich recht schnell und ungeplant schwanger, die winzige Wohnung zu klein.
Wir zogen, nun mehr zu dritt, nach Nierstein. In die Nähe der potentiellen Babysitter, meine frischgebackenen Schwiegereltern, in eine Wohnung mit drei Meter hohen Decken und einem Bad über dem Flur. Die Wohnung unter uns war leer und blieb es auch, die Wohnung über uns bewohnte eine ruhige Frau, die wir kaum sahen.
Nachdem zum ersten Mal ein heftiger Regen die Wohnung trotz geschlossener Fenster überflutet hatte, wurden die alten Fenster durch schicke, isolierte Fenster ausgetauscht und die Hauptstraße war nicht mehr zu hören. Solch ein ruhiges Leben schien uns zu langweilen und ratzfatz war ich wieder schwanger. Mit der Geburt unserer Tochter zogen neue Mieter in die Wohnung über uns und die Beschaulichkeit hatte ein Ende. Er war ein finsterer Typ mit heftigem Sehfehler, der mich stets anzüglich anschielte, wenn er mir auf dem Flur begegnete. Und das war oft, denn der Wickeltisch stand im Bad. Sie hatte eine Vorliebe für Wolfgang Petry und wollte diese offensichtlich mit mir teilen. „Du bist WAHNSINN!“, schallte es schon morgens durch das Haus und das fand ich auch. Hölle, Hölle. Zeit für einen erneuten Umzug.
Diesmal war es ein kleines Backsteinhäuschen ganz für uns allein. Der beste Vater meiner Kinder bekam ein Arbeitszimmer, um in Ruhe seine Diplomarbeit schreiben zu können und ich bekam eine Küche in angemessener Arbeitshöhe und die erste Spülmaschine meines Lebens. Der Große lernte zu sprechen und sein drittes Wort war Ma-mamie-ab-lauflauf. Waschmaschinenablaufschlauch. Den vergaß ich nämlich regelmäßig in die Toilette zu hängen, so dass unsere Flur stets ordentlich geputzt war.
Ich liebte dieses Häuschen. Schon morgens beim Lüften wehten mit von gegenüber lieblichste Düfte der Bäckerei entgegegen. (hintenraus duftete die Metzgerei, nicht immer so lieblich) Ein kleiner Hof mit Sandkiste für die Kinder und ein Fleckchen Erde für die gärtnerisch-ambitionierte Frau … äh … Mutti.
Der beste Vater meiner Kinder bekam die erwünschte Anstellung nach Diplomabschluss und der positive Schwangerschaftstest komplettierte unser Glück. Im Wohnzimmer des Häuschens wurde das jüngste Kind geboren und damit war das Häuschen mit seinen knapp 72qm entgültig zu klein.
Eine Erbschaft verhalf zu einer unverhofften Geldschwemme, die sofort verprasst werden musste. Das Ergebnis ist die Grüne Villa, die wir seit nun mehr sieben Jahren bewohnen, renovieren, verfluchen und lieben.
Von unabhängigem Leben keine Spur, doch immerhin ist die Bude so gestaltet, wie ich mir das vorstelle. Der beste Vater meiner Kinder hat jeden Widerstand aufgegeben (Widerstand ist zwecklos, Sie werden assimiliert), die Kinder fühlen sich wohl und ich mag gar nicht mehr allein leben. Naja, manchmal schon. Höchstens einmal am Tag.
Ob wir in der Grünen Villa alt werden, ist noch offen. Sind keine Kinder mehr im Haus, ist sie wohl zu groß.

Ich persönlich träume ja von einem winzigen Backsteinhäuschen, mit einem kleinen Hof und einem Fleckchen Erde. Darf gerne in der Nähe von Nord- oder Ostsee sein …

So. Ich reiche dieses Nicht-Stöckchen von Carola mal weiter, denn ich würde auch gerne etwas über die Wohnkarrieren anderer Menschen lesen. Seid so nett.

Ich schmelze

19. Juli 2006

Nicht nur, weil es heute um 16:00 Uhr draußen kuschelige 39°C hatte und die Seetemperatur sich auch um die 25°C bewegte.
Oder gar, weil ich so stark … äh … transpiriere. Das auch, ja.
Aber: ich nehme ab. Einfach so. Meine Lieblingsteile passen wieder. Wow.

Das Geheimnis meiner Diät ist garnicht so geheimnisvoll. Ich ernähre mich äußerst ausgewogen. Am Morgen, wenn es noch kühl ist, meinen Eimer Kaffee. Danach nur noch lauwarmen Tee bis mich der erste Hunger, etwa gegen 12 Uhr, packt. Wegen der Hitze wird dieser Hunger mit einem großen Eis, gerne mit dickem Schokoüberzug, gestillt.
Vitaminzufuhr wird geregelt durch ein paar Johannisbeeren oder Himbeeren oder Walderdbeeren. Was halt gerade meinen Weg kreuzt.
Es folgt am Nachmittag ein weiteres Eis, diesmal gerne fruchtiger, der Erfrischung wegen.
Am Abend, jetzt zum Beispiel, dann bitte Fett und Kohlenhydrate, möglichst wertloser Kram: Pommes. Dazu einen Campari-Orange (Vitamine!) mit viel Eis (Erfrischung!)
Ich weiß nicht genau, ob mich diese Form der Ernährung hundersiebenunddreissig Jahre alt werden lässt …  aber HEJ! Sie tut mir gut :-)

Sportprogramm derzeit: aufstehen, Treppen steigen, Wäsche aufhängen, Wäsche abhängen (ok, gestern war das), Wischen, fegen, putzen und im Baggersee äusserst peinliche Verrenkungen machen, beim Versuch die Luftmatratze zu erklimmen.

Ja, es geht mir gut. Sehr, sehr.

Keine Sorge!

18. Juli 2006

sagt der freundliche Mensch vom ärztlichen Notdienst, „Da ist wohl nix passiert.“

Hätte aber. Und dieses „hätte“ lässt meine Nerven gewaltig flattern.
„PAPAAAAAAAAAA!“, schrie das jüngste Kind aus seinem Zimmer, helle Panik in der Stimme. Das Zimmer dunkel, der Kleine auf seinem Bett, heulend, schluchzend.
Den Lichtschalter wollte er anknippsen, um auf´s Klo zu gehen. Und der Lichtschalter knallte und blitzte und qualmte.
„Ich hätte fast ein Herzinfarkt bekommen!“, sagt der Kleine, nachdem er sich beruhigt hat und zum fünften Mal geschildert hat, was passiert ist. Ein kleiner Schock, eine schwarze Hand, eine klitzekleine Verbrennung.
„Sollen wir nicht doch lieber ins Krankenhaus fahren?“, spricht Töchterlein aus, was ich denke. Engmaschige Überwachung, EKG – Stromschläge sind gemein.
Der beste Vater meiner Kinder untersucht den Schalter und findet keinen blanken Draht. Es floss wohl kein Strom, es war ein Kurzschluss.
Der Große erzählt nebenbei vom Experiment Kurzschluß im Physikunterricht, der Kleine schildert sehr anschaulich das „POFF!“ und die Mittlere runzelt die Stirn. Der beste Vater meiner Kinder telefoniert mit dem Notdienst und ich kaue an der Nagelhaut vom Daumen.

Jetzt liegen sie alle wieder in ihren Betten. Gesund und friedlich. Alles ist gut.
Nur mein Daumen blutet.