Was geht (und was nicht)?

4. Dezember 2023

Vor etwas über einem Jahr habe ich über LongCOVID (oder PostCOVID) geschrieben, da wäre es durchaus an der Zeit für ein update.

kurz: Einiges ist besser, Vieles gleich und Manches neu.

Besser ist mein körperlicher Zustand. Der Husten ist verschwunden, das Herz rast nicht mehr ständig und die Kopfschmerzen, die grauenhaften, ständigen, quälenden Kopfschmerzen, sind ganz selten geworden. Letzteres ziemlich sicher aufgrund einer Hormonersatztherapie, die mir auch Schlafstörungen und Hitzewallungen erspart. (mittlerweile ist es mir fast wurscht, weswegen etwas hilft, Hauptsache Besserung)

Gleich geblieben sind Konzentrations- und Wortfindungsstörungen. Mir nahestehende Menschen können damit ganz gut umgehen, wenn ich in Gesprächen etwas planlos durch die Themen hüpfe oder zwischendrin den Faden verliere. Das nimmt mir die Sprechhemmung, die mich bei „Fremden“ befällt. Ich kann also noch immer nicht wieder „frei von der Leber weg schwätzen“ und wirke deshalb in Gesprächen mit Fremden eher hölzern oder auch so, als könnte ich nur knapp bis drei zählen. Das ist schwierig bei Arztterminen, wenn ich mein Anliegen vorbringen muss, Fragen beantworten soll und mir Antworten merken will. Klappt nicht, schaffe ich nur mit Begleitung. Hier also leider keine nennenswerte Besserung, es wird sogar eher noch einschränkender, weil ich mittlerweile versuche, SmallTalk-Situationen zu vermeiden. Zum Frisör habe ich es schon sehr lange nicht mehr geschafft, weil ich diese Schwätzchen nicht hinbekomme oder mich dabei so sehr anstrengen muss, dass ich hinterher zwei Stunden Schlaf brauche.

Ebenfalls gleich sind die Befindlichkeitsschwankungen. Von „eigentlich geht es mir ganz gut“ bis runter ins „LongCOVID-Tal“. Und dort ist es nicht nur anstrengend, sondern auch -seit ein paar Monaten neu im Programm- sehr, sehr finster. So finster, dass ich sowohl mit dem Gatten als auch mit den besten Freunden ein „wenn ich da nicht mehr rauskomme, müsst ihr mich dorthin bringen, wo man mir hilft“-Gespräch hatte. Im finsteren COVID-Tal ist nämlich alles schlecht, nichts mehr lebenswert und auch ein bißchen „wozu das Ganze?“ Noch habe ich das im Blick und im Griff, kann gegensteuern und mich heraushieven, doch meine Angst, dass das irgendwann vielleicht doch nicht mehr klappt, wächst. Und es kostet mich jedes Mal mehr Kraft, das auch zu wollen. (wie grauenhaft, das vor mir zuzugeben!)

Sie ahnen also: vor diesem Tal habe ich Angst. Und ich habe in den letzten zwei Jahren gelernt, wie ich den Flug dort hinein etwas bremsen oder auch umgehen kann. Dazu gehört, dass ich schnell erkenne, was mich stresst. Irritierenderweise kann mich etwas heute amüsieren und schon am nächsten Tag unter massiven Druck setzen. Das ist auch ein Grund, warum zur Zeit mein Instagramaccount ruht. Jetzt muss ich keine Bilder zeigen (jajaja, muss ich sowieso nicht, aber…) und muss mir auch keine ansehen. Muss mich nicht schlecht fühlen, weil ich keine Mandeln gebrannt, Christmas Crunch gerührt (doch, doppeltes Rezept sogar) und nur sehr wenige Plätzchen gebacken habe (nur Spritzgebäck und Schneeflocken). Muss meine Weihnachtsdeko nicht vergleichen (lassen), muss mich nicht über Konsum, Werbung, Black Friday, Influencerhühnchen und Trolle aufregen. Ich knippse meine Hunderunde-Bildchen und bin damit sehr entspannt, auch ohne Kommentare. Kein Druck, kein drohendes Tal. Hoffe ich.

Ich weiß nicht, wohin mich dieser ganze COVID-Mist noch führt. Manchmal denke ich, dass ich gut zurechtkomme, dass meine Strategien funktionieren. Dann haut es mich aus heiterem Himmel wieder um und ich sage zum Gatten „boah, jetzt schwächele ich hier schon wieder seit fast einer Woche herum“ und er sagt „naja, eigentlich sind es mittlerweile fast drei Wochen“. In diesen Zeiten schaffe ich meistens nur eine Hunderunde und vielleicht das abendliche Kochen, den Rest des Tages hänge ich auf dem Sofa, schlafe oder heule, weil ich nur herumhänge und schlafe. Wenn es wenigstens eine Regel gäbe: einmal im Monat, heulendes Elend, Haken dran. Dem ist aber halt nicht so und deshalb versuche ich so „normal“ wie möglich zu leben, plane Wanderungen und Unternehmungen und versuche nicht allzu oft über diesen Scheiß zu jammern.

In einem Jahr dann wieder.

(den Instagramaccount fülle ich ab Januar wieder)

(danke für die vielen (Geburtstags)Grüße, die mich auf teils abenteuerlichen Umwegen erreicht haben, das nächste Mal melde ich mich ganz ordentlich ab)