Früher,

30. Januar 2017

wenn Fieber, Kopf-, Hals- und Ohrenschmerzen dafür sorgten, dass man sich nur noch in einer Ecke zusammenrollen und sterben wollte, waren da die kleinen Kinder. Die Kleinkinder, die unerbittlich waren, Hunger hatten, volle Windeln oder einfach nur Langeweile. Die man mit schlechtem Gewissen eine Stunde vor der Glotze parkte, um ganz, ganz kurz die Augen zu schließen, auf der Suche nach dem letzten Rest Kraft.

Ich habe mich heute daran erinnert, als ich unter eine dicke Decke gekuschelt auf dem Sofa lag, mit dem Hund als Wärmflasche. Tee stand neben mir auf der Sofalehne, Apfelstückchen voller total gesundmachender Vitamine in Reichweite. Als die Söhne heimkamen fragten sie besorgt nach meinem Befinden, füllten die Teetasse und übernahmen die Hunderunde.

Halten Sie durch! Irgendwann verliert auch das Kranksein seinen Schrecken!

Alles ist …

27. Januar 2017

schallalla …

alles ist …

schubidu …

alles ist geregelt!

(aus: Ritter Rost und die Hexe Verstexe)

Regeln.

In meiner Twittertimeline spukt das Thema seit ein paar Tagen herum und es wurden einige Blogartikel dazu geschrieben. Ich nickte und lächelte viel und dann musste ich doch die Stirn runzeln, als ich sinngemäß folgenden Tweet las: Regeln werden hier sowieso nicht befolgt, muss ich auch keine aufstellen. Außerdem las ich, dass Regeln nur einengen.

Und zack! Ich will da was zu sagen.

Vorneweg: ich halte Regeln für überlebensnotwendig. Und damit meine ich nicht nur Regeln wie „Bei Grün gehen, bei Rot stehen“, sondern all das, was dazu führt, dass man glücklich miteinander leben kann.

Und schon sind wir wieder an der Stelle an der klar wird, warum diese ganzen Erziehungsratgeber und hilfreichen Blogtipps schlicht für die Tonne sind und weswegen dieser Artikel Ihnen sicher nicht weiterhilft, wenn Sie auf der Suche nach den ultimativen Erziehungsregeln sind. Ich habe nämlich nur meine, kleine Familie und für die funktionierten unsere Regeln prächtig.

Aber nochmal von vorne: Regeln halte ich für wichtig, weil sie schützen. Sie schützen ganz mittelbar vor Gefahr (das sind dann die bösen Verbot-Regeln wie „keine Gegenstände in irgendwelche Körperöffnungen“) und unmittelbar vor Hilf- und Machtlosigkeit angesichts eskalierender Situationen. Im besten Fall verhindern sie diese sogar, weil man sich jederzeit auf bestehende Regeln berufen kann. Beispiel: Nicht auf dem Sofa hüpfen!

Begründungen, die selbst kleine Kinder verstehen: das Sofa ist unser Platz zum Ausruhen, Bücher lesen und fernsehen. Das klappt nicht, wenn man draufrumspringt.

Situation: ein Kind hüpft.

Reaktion: Bitte nicht hüpfen, denk dran: Kuschelplatz.

Im besten Fall ist die Situation geklärt. Im doofsten Fall muss man da etwas nachdrücklicher werden. Und im allerdoofsten Fall gabs bei uns Zimmerverweis. Und später ein klärendes Gespräch mit Regelauffrischung.

Wir haben und hatten viele Regeln. Und ich glaube, ich habe das schon oft hier geschrieben, macht ja aber nix. Manche Regeln waren irgendwann hinfällig weil überholt, andere konnten gelockert werden und manche werden noch heute immer wieder diskutiert. (das leidige Wäschethema über das ich neulich schrieb)

Alle Regeln eint, dass sie, einmal ausgesprochen, unbrechbar einzuhalten waren. Konsequenz hieß da das Zauberwort, Ausnahmen gab es nur, wenn es klar war, dass es sich um eine Ausnahme handelte und nicht um Faulheit, Müdigkeit, Krankheit.

Konsequenz und Regeln sind eng miteinander verknüpft, ohne Konsequenz geht es nicht. Es geht auch nicht ohne ständiges Nachdenken bezüglich Sinn und Aktualität. Außerdem muss ständig erklärt und begründet werden. Vielleicht auch eine Maßnahme überlegt werden, die sachbezogen straft. Diese muss erklärt werden. Und irgendwann wieder aufgehoben werden, erklärend natürlich. Das Ganze ist dann Erziehung. Verdammt harte Arbeit, weil man da ständig bei der Sache bleiben muss.

Der Lohn?

Kleine Kinder, die in klaren Abläufen Sicherheit finden.

Große Kinder, die Grenzen zum Überschreiten finden können.

Kleine Kinder, die sich überall spielend zurecht finden.

Große Kinder, die eloquente, freundliche Menschen sind.

Eltern, die zwar immer wieder am Krückstock gehen und Fransen am Mund haben, die aber Ruhe und Entspannung finden können. Und sehr viel weniger schreien müssen.

Sie sehen: ich bin ganz großer Fan von Regeln. Von unseren Familienregeln.

Aber auch mit Richtlinien wie beispielsweise Höflichkeit kann ich mich gut arrangieren und unsere Kinder wurden beispielsweise dazu angehalten, andere ausreden zu lassen, freundlich zu grüßen und die gängigen Tischmanieren zu beachten. Also diese Regeln, ohne deren Befolgung man zwar irre individuell aber manchmal halt auch einfach unerträglich und eine Kackbratze ist.

Ich weiß, dass es derzeit nicht so arg modern ist, streng zu sein. Strafen sind verpönt, sogar das Wort „nein“ darf nur homöopathisch dosiert verwendet werden. Gleichzeitig lese ich von Eltern, die vor Verzweiflung weder ein noch aus wissen und nur noch schreien können. Das tut mir so schrecklich leid, denn mal davon  abgesehen, dass es doch auch für ein Kind eine schreckliche Last sein muss, ständig zu entscheiden was gut oder doof ist, richten sich da Eltern selbst zugrunde, nur um den heiligen Nachwuchs nicht bei seiner Entfaltung zu behindern.

Für uns hat Eltern-sein niemals völlige Hin- und Aufgabe unserer Bedürfnisse bedeutet. Wir mussten klären, wie wir mit einer wachsenden Gruppe von Menschen leben wollen, damit sich alle gleichermaßen wohlfühlen. Alle. Gleichermaßen.

Ja. So einfach. So schwer.

Zahnarzt. WAAH!

26. Januar 2017

Neulich beschrieb ich es schon mal kurz: ich habe schreckliche Angst vor dem Besuch beim Zahnarzt. Geräusche, Gerüche und die Tatsache, dass mir Fremde wirklich nahe auf die Pelle rücken – das alles zusammen macht mir große Angst. Dass es als Dreingabe noch Schmerzen während der Behnadlung gibt, fällt da kaum noch ins Gewicht.

Alle paar Jahre packt mich dann entweder das schlechte Gewissen oder ein konkreter Anlass und ich mache einen Termin. Todesmutig. Mein bisheriger Zahnarzt wusste um meine Ängste, doch kurzfristig abgesagte Termine seinerseits fütterten nur meinen feigen Schweinehund und der Mut verließ mich. Der letzte Zahnarztbesuch ist also vier Jahre her und plötzlich schmerzte es.

Schmerzen sind ein prima Motivator und ich begann nach Zahnärzten zu googlen, die sich auf Angstpatienten spezialisiert haben. Erfreulicherweise praktiziert ein solcher im Nachbarstädtchen, auf Wunsch arbeitet er auch wenn der Patient in Narkose liegt. Das erschien mir als traumhafte Vorstellung: ich schlafe friedlich und wenn ich aufwache sind alle meine Zähne geheilt.

Der erste Schritt, einen Termin zu vereinbaren, ist oft schon der, bei dem ich strauchele. Somit übernahm das der beste Vater meiner Kinder. Er begleitete mich auch in die Praxis und wartete im Wartezimmer auf mich. (und passte auf, dass ich auch wirklich ins Behandlungszimmer ging) Es ist ja nun mal so, dass der Zahnarzt erstmal schauen muss, was da überhaupt zu tun ist. Ich musste mich also auf diesen Stuhl legen und den Mund weit öffnen. „Wenn sie mögen.“, „Wenn es für sie in Ordnung ist.“, sagte der Zahnarzt stets, bevor er mir Anweisungen gab. Das war mir ein klitzekleines Bißchen peinlich, denn er schaute ja nur. Spitze Haken, Bohrer und sonstige Gerätschaften waren nicht in seiner unmittelbaren Reichweite. Er diktierte den Zustand meines Gebisses, schickte mich noch zum Röntgen und danach besprachen wir, wie es weitergehen kann. Ob es vielleicht vorstellbar ist, einige Behandlungsschritte ohne Narkose durchzustehen. Eine Zahnreinigung beispielsweise, denn der Zahnstein sollte schon vor der weiteren Behandlung weg, damit das gereizte Zahnfleisch zur Ruhe kommen kann. „Wir versuchen das mal. Wenn es nicht klappt, finden wir eine Lösung.“

Heute war ich zur Zahnreinigung. Ich schlief sehr, sehr wenig in der Nacht davor und hatte schlimmes Herzklopfen als ich die Praxis betrat. Panik war das nicht, aber große Angst. Diese Angst konnte mir nicht genommen werden, aber ich bekam die gewünschten Spritzen. Spritzen sind nämlich super. Vor denen habe ich keine Angst und ich vertraue ihrer Wirksamkeit. Und weil ich weiß, dass sie wirken, kann ich meine Augen schließen und aushalten. Nachdem ich signalisiert hatte, dass mir leichte Konversation nicht bei der Bewältigung hilft, ließ man mich in Ruhe. Nur wenn eine andere Behandlungsmethode einsetzte, wurde ich ruhig informiert und bekam erklärt, was weswegen gemacht wurde.

40 Minuten dauerte die Prozedur von der ersten Spritze bis zum Versuch mit völlig taubem Mund und Lippen auszuspülen. Genauso lange dauerte es bei der Geburt des Jüngsten von der ersten Wehe bis zum ersten Schrei. Das hat nicht mehr Spaß gemacht, aber ich würde lieber noch ein paar Kinder gebären, als wieder beim Zahnarzt zu sitzen.

Doch genau das werde ich tun. Also beim Zahnarzt sitzen, keine weiteren Geburten hier. Nächsten Freitag wird eine Füllung gemacht. Klitzekleine Stelle. „Das dauert höchstens eine halbe Stunde. Vielleicht schaffen sie das.“ Ich werde das vermutlich schaffen und ich muss unbedingt daran denken, dass ich mir vorher die Fingernägel sehr kurz schneide. Heute waren sie ein Stück zu lang und meine Handinnenflächen sahen hinterher sehr malträtiert aus.

Mit der Füllung ist die Behnadlung noch nicht abgeschlossen. Ich habe einen Zahn der nur mit einem Provisorium bestückt ist, das sollte so nicht bleiben. Und Schmerzen bereitet mir eine höchst vitale Wurzel unter einem meiner blitzenden Goldkronen. Letzteres ist eine fiese Sache, die werde ich sicherlich nicht wach erleben.

*****

„Stell dich nicht so an. Sei doch froh, dass man sich um deine Zähne kümmert und dir die Schmerzen nimmt. Sinnloses Rumgejammere, albern.“ tönt es. Leider aus meinem eigenen Kopf, denn bei aller Angst kann ich durchaus einen Schritt zurücktreten und die Sache rational betrachten. Es ist alles reichlich kompliziert, doch ich bin wild entschlossen die Sache durchzuziehen. Jammernd, natürlich.

 


Sie sehen den Jüngsten. Das Bild ist ziemlich alt und es ist mir eines der Liebsten, weil das Kind so wunderbar strahlt.

Ich habe dieses Bild früher im Internet nicht gezeigt, weil:

1. Die „Entenfüße“. Frau Mutti, achten Sie mal drauf, dass Ihr Kind seine Schuhe richtig trägt, die jungen Knochen verformen sich noch so leicht.

2. Das äußerst schmuddelige Äußere des Kindes lässt Rückschlüsse auf meine Fähigkeiten als Mutter zu.

3. Die Frisur. Das sieht selbstgeschnitten aus. (war es auch) Und ist das jetzt ein Junge oder eine Mädchen?

4. Die Umgebung. Kaputte Fliesen in denen Grünzeug wächst. Diverse Eimer. Ein Kübel, in dem auch nur Unkraut wächst. Und die Farbe blättert von der Wand. Schreiben Sie nicht immer von der Grünen Villa, Frau Mutti? Villenhaft sieht das wahrlich nicht aus, sondern fast ein bißchen gefährlich.

5. Der Wäscheständer. Waschen Sie Helles und Dunkles nicht getrennt? Und die BHs hätten Sie für das Bild ruhig abhängen können, die muss ja keiner sehen.

So oder ähnlich wären die Kommentare damals gewesen. Mindestens einen hätte ich lesen dürfen.

Heute schriebe man zu dieses Bild: „mitten aus dem Leben“, „so sieht ein glückliches Kind aus“ und „toller Schnappschuss!“ (und würde sich vermutlich seinen Teil zu der Umgebung denken, per dm ein bißchen über das schmuddelige Kind lästern)

Ein „ordentliches“ Bild, das saubere Kinder in aufgeräumter Umgebung zeigt, ist nicht wie damals erstrebenswert, sondern eher verpönt, denn „unrealistisch, gestellt, niemand lebt so.“

Ich habe damals manchmal mit dem Arm über den Tisch gewischt, damit der fotografierte Ausschnitt hübsch aussah. Das gefiel mir besser. Heute knippse ich gerne den gesamten Tisch mit seinem Sammelsurium darauf, weil er unser Familienmittelpunkt ist und das Leben so schön spiegelt.

Ich kenne eine Frau, deren Haus trotz kleiner Kinder jederzeit die perfekte Fotokulisse ist. Sie lebt einfach gerne so, stressig und unecht wären für sie Kekskrümel auf dem Tisch und Bananenmatsch am Kind. Wenn sie Bilder zeigt, unterstellt man ihr, sie habe extra fürs Bild aufgeräumt.

Die Ansichten ändern sich, die Leben unterscheiden sich, wir sind alle irrsinnig tolerant und aufgeschlossen, doch noch immer kacken sich Frauen gegenseitig ins (virtuelle) Wohnzimmer. Schlimm.

Der Garten der Grünen Villa hat in den letzten 18 Jahren einige Veränderungen durchgemacht. Zuerst war er eine von Brennnesseln, Brombeern und Giersch überwucherte Wildnis, der wir ein Jahr lang Quadratmeter für Quadratmeter abrangen. Noch immer sind die letzten 30 Quadratmeter in der hintersten Ecke völlig verwildert. Danach war er zehn Jahre lang Kinderparadies. Nach und nach eroberte ich mir Platz für Blumen und Beete. Seit drei Jahren ist der Garten auf dem Weg dahin, wo ich ihn haben will: Aufenthaltsort, Wellnessoase und Nutzgarten.

Ich werde oft gefragt, wie ein Garten für Kinder gestaltet werden kann. Oder welche Anschaffungen für Kinder im Garten Sinn machen. Ich zeige Ihnen heute mal, was sich in unserem Garten bewährt hat. Und erkläre, warum es sich bewährt hat. Vorneweg: unser Garten ist sehr groß und Vieles lässt sich vielleicht in einem Reihenhausgarten in dieser Form nicht realisieren.

Zuerst entstand eine Sandkiste:

Eine wirklich große Sandkiste. 2,50 x 1,50 m, 1 m tief. Wie Sie auf dem Bild erkennen können: rings um die Sandkiste herum wuchs nichts, was irgendwie schonenswert war, der Sand durfte also auch großzügig verteilt werden. Eine alte Holzdiele diente zum Sitzen oder Sandkuchen backen am Rand, der Sonnenschirm sorgte für ein bißchen Schutz vor der Sonne, war aber meistens einfach nur im Weg und verschwand deshalb kurze Zeit später. Den Sandkasten deckten wir abends mit einem Vogelschutznetz für Obstbäume ab, später bauten wir feste Rahmen, die mit Hasendraht bespannt waren. Das ersparte mir das tägliche nach Katzenkacke wühlen.

Zu Ostern stockten wir jährlich den Bestand an Sandspielzeug auf. Was Sie auf diesem Bild sehen, ist allerdings der Spielzeug-Overkill. Weniger als die Hälfte reicht!

Den Sand für unsere Sandkiste bekamen wir aus dem örtlichen Raiffeisenmarkt. Er wurde uns vor das Hallentor auf die Straße gekippt und wir mussten sehr viele mit Sand gefüllten Eimer in den Garten schleppen, aber aus finanzieller Sicht hat sich das gelohnt. Spielsand aus dem Baumarkt wäre sehr viel teurer gewesen und qualitativ gab es keinen Unterschied.

Beinahe gleichzeitig mit dem Sandkasten stellten wir eine Schaukel in den Garten.

Kinder brauchen eine Schaukel, Omas und Opas auch.

Ich wollte eigentlich immer eine Schaukel mit Kletterturm und Rutschbahn für die Kinder, doch solch eine Spiel- und Kletterlandschaft konnten wir uns nicht leisten und letztendlich reichte die Schaukel doch aus. Diese Schaukel stand bis vor ein paar Jahren im Garten und gerade als der Mittelbalken sehr verdächtig knarzte, bekamen wir Ersatz geschenkt.

Ein ganz wunderbares Gerät, mit verstellbarer Reckstange, Seil zum Schwingen und Kletterstangen. Wir haben das Gerät fest im Boden einbetoniert und hoffen, dass auch unsere Urenkel noch darauf herumturnen.

Sandkasten und Schaukel waren die allerwichtigsten Anschaffungen für unsere Kinder. Und die Teuersten. Der Reiz des Sandkastens lag natürlich in seiner Größe, wenn man sich beim Spielen in den Sand legen oder bis zur Hüfte einbuddeln kann, dann ist das schon sehr toll. Natürlich lässt sich das in einem kleineren Reihenhausgarten nicht so verwirklichen, doch vielleicht besteht die Möglichkeit sich mit Nachbarn abzusprechen, so daß in einem Garten eine Schaukel, im nächsten eine große Sandkiste und im dritten das obligatorische Trampolin zu finden ist. Erfahrungsgemäß zeigte sich hier: je mehr Kinder, desto entspannender für mich :)

Mit einer festen Feuerstelle erfüllten der beste Vater meiner Kinder und ich uns einen Traum. Dies kam dann letztlich auch den Kindern zugute, denn nachdem sie ihren Feuermeister gemacht hatten (lernen, wie man ein Feuer anzündet, wie man es pflegt und wie es ordnungsgemäß wieder gelöscht wird), durften sie jederzeit ein Feuer entzünden. Sogar in hellrosa Hosen.

Holz liegt und lag in ausreichenden Mengen im Garten herum, Streichhölzer sind jederzeit erreichbar. Der Reiz des Zündelns verlor sich übrigens recht schnell, dafür können die Kinder auch mit feuchtem Holz ein Lagerfeuer im Zeltlager entfachen. Gelernt ist gelernt :)

Es gab und gibt sehr viele wunderbare Stunden an der Feuerstelle. Mittlerweile hat sie einen neuen Platz im Garten gefunden, mit Bänken aus unserem Birkenstamm drumherum.

Ebenfalls gekauft haben wir ein Spielzelt und eine dieser blauen, klappbaren Sandmuscheln. Eine Hälfte jener Sandmuschel ist bis heute in Gebrauch. Als Hundeplanschbecken :)

Das Zelt war ein Impulskauf im blaugelben Möbelhaus und schlicht unnötig. Es wurde einen Sommer mehr oder weniger bespielt, danach war es kaputt. Naja. Die Muschelhälften hingegen waren ständig im Einsatz. Entweder mit Wasser befüllt oder wie hier im Bild als Boot für wirklich gefährliche Piraten. Wir sammelten Ästchen zum Feuermachen in der Muschel, ich mische darin Pflanzerde und manchmal dienten sie einfach nur zum Absperren einer Gefahrenstelle wenn Gäste mit kleinen Kindern kommen.

Eine für uns ebenfalls großartige Anschaffung waren diese wirklich hässlichen Plastikgartenmöbel für Kinder. Die Kinder liebten ihre eigene Sitzecke auf der Terrasse. Und der Tisch leistet uns im Garten als Beistelltisch beim Grillen immer noch wertvolle Dienste, die Stühle allerdings haben wir vor vielen Jahren schon weitergeschenkt.

 

Fast fertig mit der Anschaffungsliste!

Als wir anfingen, dem Garten einige Beete abzuringen, waren die Kinder Feuer und Flamme mitzuhelfen. Und da ich ein Freund von wertigem Arbeitsgerät bin, bekamen auch die Kinder ordentliches Werkzeug für die Gartenarbeit.

Echte Arbeitsgeräte für Kinder sind ein bißchen teurer, doch kann mit ihnen auch richtig gearbeitet werden. Das bedeutet: kein Frust, weil sich mit der stumpfen Plastikschaufel nicht graben lässt und der Rechen mit den kindersicher abgerundeten Ecken allenfalls im Sand nutzbar ist.

Was in einem Garten für Kinder am Wichtigsten ist, ist Platz. Die Zeit für gepflegte Beete und Blumenrabatten kommt noch. Die drei, vier Jahre, in denen die Kinder quer durch den Garten flitzen wollen, gehen so schnell vorbei!

Wenn Wasser zur Verfügung steht, ist der Garten für Kinder perfekt.

Damit es keine totale Überschwemmung gibt, haben wir das Wasser in Eimern oder Gießkannen zur Verfügung gestellt, wenn es ganz heiß war, gab es natürlich den Gartenschlauch. Da nichts angepflanzt war, konnte nichts ertrinken.

Eine zeitlang experimentierten die Kindelein mit allerlei Gebräuen. Sie zermatschten Blätter und Beeren mit Wasser und färbten damit Taschentücher. Sehr spannend und glauben Sie mir, die Kinder waren tagelang beschäftigt.

Wasser mit Erde oder Sand ist ein Selbstläufer. Ich nannte das als Kind „Babberatsch“, bei den Kindelein hieß es „Matschepampe“ und ich weiß nicht, wieviele Kilo davon ich von Kindern oder aus deren Klamotten wusch. Oder von Böden gewischt habe. Und es war jeden Fleck wert.

Als die Kinder exzessiv in der Ritterphase waren und nur noch mit Holzschwertern anzutreffen waren, mussten sie zuerst kämpfen lernen. Links oben, rechts oben, links unten, rechts unten und wieder von vorne. Verletzungen gab es danach keine. Und zum Trainieren bauten wir etwas in den Garten.

Meistens reichten den Kindern ein paar Steine, egal ob es große Feldsteine oder Betonbrocken vom Abriss der Terrasse waren,

mit Hammer und Handschuhen wurden die Steine zerkleinert. Entweder auf der Suche nach Fossilien oder aus anderen geheimnisvollen Gründen, die mir nicht näher erläutert wurden.

Am Besten war es im Garten selbst zu buddeln. Die Sandkiste war toll, doch in der Erde zu graben so viel besser!

Es war für die Kinder das größte Glück, als wir die Hauswand freigruben, um sie isolieren zu können. Wochenlang lagen riesige Erdhaufen um das Haus herum, die sich wunderbar durchtunneln ließen. Hier im Bild übrigens beknackte Plastikschaufeln, mit denen sich in der lehmigen Erde nichts anrichten ließ.

Noch besser als die Erdhaufen zu löchern, war der Versuch, sich bis zur Decke des Gewölbekeller zu graben, der unter unserem Garten entlang läuft.

Einen ganzen Sommer lang war dieses Loch ein Fort, ein Versteck, eine Höhle und was den Kindern sonst noch so einfiel. Unsere lehmige Erde ließ sich so festklopfen, dass keine Einsturzgefahr bestand. Erst im Herbst schütteten wir es wieder zu.

Wir bauten unseren Kindern Spielhäuser in den Garten. Diese wurden auch immer wieder bespielt, doch letztlich waren sie nicht wichtig. Freiheit war wichtig und unbeobachtetes Spiel. Sich ein paar Kekse und etwas zu trinken mit den Garten zu nehmen und sie in irgendeiner Ecke zu verzehren, mit verkrusteten Händen und verklebten Gesichtern. Und mit den Kekskrümeln die Ameisen zu füttern.

Irgend etwas bauen. Ein paar Latten zusammennageln und dann spielen, dass man ein Flugzeug gebaut hat. Voller Energie ein eigenes Beet anlegen und dieses dann doch wieder überwuchern lassen. Himbeeren und Johannisbeeren naschen, kurz bevor sie reif sind. Auf den Holunderbusch klettern, so hoch, bis die Äste knacken. Heimlich etwas mauscheln, Sachen verstecken oder einfach nur im Gras liegen. Das liest sich schrecklich kitschig und so, als hätte ich es aus einer Landlust abgeschrieben, aber genauso haben wir das hier erleben dürfen. Ab dem Moment, da wir beschlossen, unsere eigenen Gartenträume erstmal zurückzustellen und zu schauen, was die Kindelein gerade brauchen.

Wir haben unseren Garten nicht kindersicher gemacht. Stattdessen habe ich viele Stunden mit den Kindern darin verbracht und ihnen gezeigt, welche Pflanzen giftig oder ungenießbar sind. Und das immer wieder abgefragt. Es gab Baumstämme zum Balancieren hoch auf die Terrasse. Wer da runterfiel, musste es eben üben. Es gab (und gibt noch immer) eine wackelige Treppe in den unteren Gartenteil. Die Kleineren krabbelten rückwärts hinunter, die Größeren bewältigten die Stufen oder sprangen einfach anderthalb Meter runter in den Garten. Vom Vorbesitzer lagen Scherben, Metallschrott und andere fiese Sachen im Garten, doch ernsthaft verletzt hat sich niemand.

Wir hatten einen hohen Verbrauch an Pflastern und Desinfektionsspray, aber niemals Gipsarme oder -beine. Ein paar Verletzungen mussten genäht werden, doch rangieren diese heute recht hoch auf der Anekdotenskala. „Der Tag, an dem du Marie die Schaukel an den Kopf geknallt hast, weißt du noch …?“, beginnen die zum Beispiel und dann lachen alle. Auch Marie, die mit drei Stichen an der Stirn genäht wurde.

Ich habe sehr sehnsüchtig Gartenheftchen und -bücher durchgeblättert, die dort abgebildeten üppigen Gemüsebeete angeschmachtet und die zauberhaften Sitzecken, die von Kletterosen überwachsen waren. Wollte mit einem Weidenkorb am Arm durch die Blumenrabatte schlendern und Verblühtes in den Korb schneiden. Stattdessen saß ich auf einem Baumstamm und ließ das Leben um mich herum toben, mein Buch blieb zugeschlagen. Oder ich reichte eine Schüssel Salzbrezeln und eine Flasche Wasser ins Geschehen, bevor ich wieder weggeschickt wurde.

Heute ist an der Stelle des Sandkastens die neue Feuerstelle. Da, wo die Kinder sich durch den Erdhaufen wühlten, steht unsere Fasssauna. Am Klettergerüst lehnt die Außendusche und da wo früher Rennstrecke war, muss im Sommer dauernd Rasen gemäht werden. Wie lästig. Da wo das große Loch war, wuchsen ein paar Jahre lang Kartoffeln, dieses Jahr vermutlich Kohlrabi und Weißkraut. Und Tomaten. Beinahe so, wie ich mir das früher erträumt habe, ein fast erwachsener Garten.