Hass. Und jede Menge Liebe.

16. Januar 2017

Neulich machte ich etwas falsch. Ich schrieb abwertend über ein Herzensprojekt, bezeichnete es als „beknackt“ und dass man vielleicht besser etwas anderes hätte tun können. Das tut mir Leid, unabhängig davon, dass ich es nach wie vor für in dieser Form unnötig und nicht angemessen halte, aber das kann man ja höflicher ausdrücken. Was ich vermutlich gerade tat.

Heute geschah dann Folgendes: „Mach doch selber“ postete mir der Gatte der Herzensprojektinhaberin, verteidigend in die Bresche springend, so interpretiere ich das. „Meine Kinder sind zu alt, das wäre unglaubwürdig“, antwortete ich freundlich, weil es ging um Babygedöhns und ja, da bin ich halt raus. (Was mich ganz und gar nicht davon abhält eine Meinung zu haben.) Es kam keine Antwort und für mich war die Sache erledigt. Und da ich weder dem Twitteraccount der Herzensprojektinhaberin noch dem des in die Bresche springenden Gatten folge, las ich erst später über Umwege, dass mein Tweet und meine Antwort mit nachtretenden Kommentaren dort zitiert wurden. Und die Herzensprojektinhaberin kündigte heute sogar „wegen Hass“ einen Tag Pause an.

Ja nun. Wenn das jetzt nicht mal ein bißchen hochgebauscht wird. Ich setze jetzt einfach mal voraus, dass mein Tweet nicht die erste nicht lobhudelnde reply war und irgendwann platzt einem dann halt der Kragen. Da bin ich voller Verständnis. Dann aber nachzutreten ist aber der Sache auch wenig dienlich. Und gar von Hass zu sprechen scheint mir maximal daneben gegriffen zu sein.

Ich hab mal die Wikipedia zum Thema „Hass“ bemüht und da steht:

„Hass ist eine menschliche Emotion scharfer und anhaltender Antipathie. Ausgehend von der Fähigkeit zu intensiven negativen Gefühlen wird der Begriff auch im übertragenen Sinne verwendet und steht allgemein für die stärkste Form der Abwendung, Verachtung und Abneigung. Die Motive des Hassenden können teils unbewusst sein, lassen sich in der Regel jedoch bewusst machen. Als Gegenbegriff in vergleichbarer Gefühlsstärke wird vor allem die Liebe angesehen.

Hass entsteht, wenn tiefe und lang andauernde Verletzungen nicht abgewehrt und/oder bestraft werden können. Hass ist somit eine Kombination aus Vernunft und Gefühl. Die Vernunft ruft nach dem Ende der Verletzung und nach einer Bestrafung des Quälenden. Laut Meyers Kleines Lexikon Psychologie ist das Gefühl des Hasses oft mit dem Wunsch verbunden, den Gehassten zu vernichten. Das Gefühl des Hassenden ist das des Ausgeliefertseins, der Gefangenschaft, der Wehrlosigkeit.“

Weder der Herzensprojektinhaberin noch ihrem Gatten gegenüber empfinde ich scharfe, anhaltende Antipathie, denn tatsächlich kenne ich beide gar nicht. Ihr Blog lese ich nicht, weil es nicht meine Themen anspricht, seinem Instagramstream verdanke ich allerdings, dass ich die Angst vor Sauerteig verloren habe. Danke dafür! Somit sind mir beide … äh … egal? Das Projekt, welches sie gestartet hat, finde ich unnötig (siehe oben), sie deswegen zu hassen wäre ein bißchen so, als hasste ich meinen Nachbarn dafür, dass er Ballonseidejogginganzüge trägt. Er mag die und inspiriert vielleicht ein paar andere, es ebenfalls mal mit diesen Anzügen zu probieren. Mich nicht und ich habe da auch ein paar Gegenargumente. (Und finde die beknackt, aber ich habe ja gelernt, dass man das nicht sagt.) Und das war es halt auch schon. Warum muss man das so aufblasen?

Und weil oben in der Definition von Hass auch etwas über Liebe steht: heute gab es nicht nur Hass im Internet, sondern auch ganz viel Liebe in Form von Gedanken, Worten, Wünschen, Blumenbildern und Aufmunterungen wegen der großen, beknackten Sorgen, die uns gerade drücken. Es ist tatsächlich so, dass diese kleinen Rückmeldungen einen ein Stück weit tragen. Sie lassen Ängste nicht verpuffen, aber setzen kleine „ich bin da, ich höre dich“- Lichtpunkte. Und wenn es viele davon gibt, dann glitzert es fast wieder ein bißchen. Danke! <3

Sentimentalitis

15. Januar 2017

Da große Ereignisse ihren Schatten voraus werfen und ich deswegen in den ganzen uralten Bildern kramen muss, packte mich die schlimmste Form der Sentimentalitis. Schwermütiges oder wehmütiges Seufzen ging einher mit gemurmeltem „Hach ja“ und „ach richtig, das war so.“ Das Ganze gipfelte in schmachtendem „Was sind sie groß geworden“ und „jawoll, haben wir prima hinbekommen“.

Zwischendurch habe ich auch lauthals gelacht, denn diese Bilder spiegeln eben auch prima wieder, welche Entwicklung unser Leben dann doch (zum Glück) nicht nahm.


Dieses hier zum Beispiel. Als ich mir mal kurz vorstellte, wie super es wäre, wenn wir eine Hofreite hätten, samt vieler Tiere. Und wie wir dann Urlaub auf einem Hof machten, ordentlich mitarbeiteten und meine romantischen Vorstellungen des Bäurinnenlebens unter Ponyäpfeln begraben wurden.

Und jetzt ist es halt schon ganz gut so wie es ist.

Damit der arme Kater nicht immer auf dem Hundekissen schlafen muss, fuhren wir heute in solch einen „alles für Viehzeug“-Laden, um ihm ein eigenes Kissen zu kaufen. Dort im Laden hingen mysteriöse Dinge:


Bernsteinketten für Hunde. Als meine Kinder noch sehr klein waren, tobten heiße Diskussionen um die Wirksamkeit von Bernsteinketten bei Zahnungsschmerzen in den Elternforen. Entweder waren meine Kinder (und/oder ich) diesem Thema entwachsen oder die Popularität dieser Ketten war wieder verpufft, jedenfalls hörte ich lange Zeit nichts mehr davon. Bis ich sie heute wieder entdeckte. Mittlerweile helfen diese Ketten also nicht mehr nur gegen Zahnungsbeschwerden bei Kindern, sondern auch gegen Zecken bei Hunden. Oder umgekehrt. Oder so:


Drei Regale weiter stand dann dieses Produkt:


Eingehendes Studieren des Ettikettes ergab, dass keine gepressten Katzen zugegeben wurden, dafür aber Taurin und ich ärgere mich, dass ich nicht auf solche Ideen komme, denn gekauft wird das ja.

Weil der Hund sich gerne und ausgiebig in für Menshen unangenehm riechenden Dingen wälzt, suchte ich nach einem Hundeshampoo. To make a long story short: Im Tierzubehörladen gibt es das in genauso vielen Geruchs- und Funktionsrichtungen (Schuppen, Antifett, Locken, Volumen …) wie für Menschen, für sehr viel Geld, weswegen wir in den Drogeriemarkt fuhren und dort ein duft- und ph-neutrales Shampoo für deutlich weniger erstanden. In der Babyzubehörabteilung. Und jetzt endlich landet dieser Artikel da, wo ich ihn haben möchte.

Hier:


Für werdende und gewordene Mütter gibt es da eine große Palette an Produkten und ich bin wirklich und wahrhaftig froh und dankbar, dass ich diese harte und entbehrungsreiche Zeit, da ich werdende und frisch gewordene Mutter war, ohne täglichen Smoothie mit extra Vitaminen und Mineralstoffen überlebt habe. Wir hatten ja nix! (Stilltee gab es schon. Und Kräuterblut. Wurx.)

Ein Regal weiter:


Auch hier ergab ausführliches Studieren des Ettikettes, dass es sich hierbei NICHT um gepresste Babys oder womöglich das, was abgeht, bevor ein Baby gepresst wird, handelt. Hierbei handelt es sich um Wasser, das besonders für die Zubereitung von Babynahrung geeignet ist. Für größere Kinder auch als zuckerfreie Erfrischung. Ich staune. (und suchte, leider erfolglos, in der Diätabteilung nach speziellen Diätwasser.)

Desweiteren fand ich:


Diese Milch ist nicht für die Flaschen von Säuglingen, sondern für größere Kinder, die gerne double-frosted-sugarbombs-Cerealien und Milchkaffee frühstücken. Extra wenig Eiweiß, dafür sind aber Pflanzenöle, Mineralstoffe, Vitamine und Vanilleextrakt zugesetzt. WTF?!

Milch und Wasser sind übrigens ziemlich teuer, aber für die Kinder ja nur das Beste und erneut ärgere ich mich sehr, nicht auf die Idee dafür gekommen zu sein. Und sowieso nicht skrupellos genug zu sein, mir damit mein goldenes Näschen zu verdienen.

Ich schaue schon lange keine Werbung mehr und weiß daher nicht, wie dieses Zeug im Werbefernsehen vermarktet wird. Doch allein die Tatsache, dass Wasser und Milch an äußerst prominenter Stelle im Warenregal stehen, mag deren Wichtigkeit suggerieren. Und ich ahne, dass viele unsichere Jung/Erstlingsmütter in allerbester Absicht ihrem Kind nur das Allerallerbeste angedeihen zu lassen, zu diesen Produkten greift.

Natürlich kann jeder sich selbst informieren, kann selbst entscheiden, was wichtig oder nichtig ist und ob einem Baby evtl. ein Schnurrbart wächst, wenn es Katzenwasser trinkt. Ich bin trotzdem unsagbar wütend, dass solche Produkte überhaupt hergestellt werden, dass sie in den Läden landen. Und ich wünsche mir, dass die sozialen Medien, die schon bei schwachsinnigen Jungen/Mädchen-Produkten großartige Aufmerksamkeits- und Aufklärungsarbeit leisten, auch hier einsetzen. Dass auch solche Produkte so: #ichkaufdasnicht gekennzeichnet werden. Weil ehrlich: Kinder werden auch ohne groß, stark und klug.

Ich hab das für Sie getestet.

Geliebtes Internet,

13. Januar 2017

du meine Inspirationsquelle!

Vor einigen Jahren „erbte“ ich einige Kisten und Tüten voll interessantem Nähzubehör. Ein Damenoberbekleidungsschneider war in Rente gegangen und „weil du nähst ja“ landete das alles bei mir. Unter anderem sehr viele Kordeln in verschiedenen Grau- und Gelbtönen. Keine Ahnung, was ein Damenoberbekleidungsschneider damit zaubert und bis heute wusste ich auch nicht, was ich damit anfangen soll. Heute sah ich im Instagramstream der Klecksefrau einen hübschen Korb aus zusammengenähten Kordeln. Freundlicherweise hatte sie ein Tutorial verlinkt und so saß ich zehn Minuten später mit meinen Kordeln und Stoffresten an der Nähmaschine.


Kurze Zeit später hielt ich das erste Körbchen in Händen, gearbeitet nach diesem Tutorial.

Weil das sehr viel Spaß gemacht hat und weil ich noch sehr, sehr viele Kordeln habe, nähte ich rasch ein zweites, größeres Körbchen. Körbe und Körbchen hat man ja eh  in genug.


Am Liebsten hätte ich direkt noch einen dritten Korb genäht, doch erst musste der Hund raus. Nach der Hunderunde rannte ich aber direkt wieder ins Nähzimmer …


… diesmal wurde es kein Korb, sondern ein ovaler Untersetzer. Naja. Eigentlich sollte es ein Teppich fürs Bad werden, doch ich hatte zu wenig von der grauen Kordel. Außerdem muss ich für einen Badteppich das Oval mehr in die Länge ziehen. Beim nächsten Mal.


Danach nähte ich noch rasch ein schlichtes, graues Körbchen. Einziger Effekt ist die gelbe Zickzacknaht. Zur Fertigstellung des Körbchens muss ich allerdings ich zu Wolle und Häkelnadel greifen, deshalb nur ein Ausschnittbild.

Diese neue Technik bereitet mir sehr viel Freude und nachdem ich mich ein bißchen auf dieser Seite umgesehen habe weiß ich, dass ich noch viel ausprobieren kann. Ich weiß auch schon was. Und ich fürchte, mein Kordelvorrat wird rasch erschöpft sein.

12 von 12 (nachgereicht)

13. Januar 2017

An jedem Zwölften eines Monats werden zwölf Bilder gemacht und ein bißchen was dazu geschrieben. Caro Kännchen sammelt die vielen Beiträge.


Mein Tag beginnt meistens mit einem Kaffee im Bett, am Zwölften mache ich halt ein Bild davon. Ich finde es übrigens sehr erfreulich, dass es morgens früher hell wird und auch wenn ich weiß, dass es noch ein bißchen dauert (und Winter ja auch toll ist), vorfreue ich mich auf den Frühling. Wenn mich nämlich Vogelgezwitscher weckt und nicht das Schaben des Eiskratzers auf einer Autoscheibe.


Meine allertreuesten Begleiter: das Hundeviech (natürlich) und meine Wanderschuhe. Fast 150 Kilometer haben sie mich durch Irland getragen, in Deutschland noch viele, viele Kilometer mehr. Gestern morgen waren sie leider noch nass vom Abend vorher, weil irgendein energiesparendes Familienmitglied die Heizung, unter der sie zum Trocknen standen, abgedreht hatte.


Die Hunderunde war sehr herausfordernd. Der Schneematsch vom Abend zuvor war über Nacht zu einer zentimeterdicken Eisschicht gefroren. Ich erwäge mittlerweile ernsthaft den Kauf von anschnallbaren Spikes, denn kilometerweit durch die Gegend zu schlittern macht wirklich keine Freude. Lola war vom Eis gänzlich unbeeindruckt. Sie fand es interessant, dass ihre Pfoten in verschiedene Richtungen wegrutschte. Danach sprang sie einfach in den Wingert und rannte in den Zeilen.


Nach der Hunderunde war ich durchgefroren und sehr hungrig. Wie gut, dass da noch ein Rest Spaghetti mit Tomatensoße vom Abendessen des Tages zuvor stand! Heiß und salzig und gut, besser und sättigender als es jedes Stück Kuchen hätte sein können.


Ich habe in den letzten Tagen Einiges im Nähzimmer ausprobiert und Vieles gelernt. Dementsprechend sah es dann auch aus: Kisten und Kästen mit Stoffen und Filz auf ziemlich jeder ebenen Fläche, auf dem Boden ein kuscheliger Belag aus Fäden, Stoffschnippseln und Hundhaaren. Allerhöchste Zeit für einen klärenden Rundumschlag.


Das war dann rasch erledigt und direkt mit dem ordentlichen Zimmer kam die Lust, darin zu arbeiten.

Und so bekamen die kleinen und etwas größeren Kissen auf dem Sofa zur neuen Quiltdecke passende Bezüge. Der Kater war nicht Willens, adrett zu posieren. Aber für alle Zweifler: es gibt ihn noch, er ist der Chef im Haus und er wiegt derzeit etwa 6,5 Kilo. (und ist ausgesprochen plüschig, Winterfell sei Dank.)


Dieses Wetter ist schon sehr herausfordernd. Glatt war es nicht mehr, dafür nieselte es und die beinahe trocken Wanderschuhe schmatzten durch den Schlamm. Der Hund lief ein bißchen kreuz und quer, ohne rechte Lust zu rennen.

Deshalb bogen wir aus dem Feld ab Richtung Ortsmitte …


… und besuchten Oma Eis in Weltladen. Wir tauschten uns rasch über den neuesten Klatsch und Tratsch aus und ich erfuhr, dass die Frau meines ehemaligen Arztes aus dem Weingut stammt, in dem wir am Abend essen wollten. Alla.

Sie fragten neulich nach, ob es für diese Tierchen Anleitungen gibt. Gibt es. Alle drei sind aus dem Buch „Schmusemonster“ (so ein dämlicher Titel) aus dem Tandem Verlag. Erst auf der siebten Seite erfährt man, wer die Autorin ist: Clémentine Collinet. Man kann wohl einzelne Schnittmuster von ihr im Internet kaufen, das Buch habe ich vom Discounter-Krabbeltisch und bis auf den Titel finde ich es entzückend und sehr inspirierend.

Ein weiteres Bild von einer Mahlzeit, das macht man so bei 12von12. Es ist leider etwas unscharf, denn ich war einfach zu hungrig. Pfefferrahmschnitzel mit Bratkartoffeln, den kleinen Beilagensalat hatte ich schon verspeist. Die ehemalige Freitagsfreundin und der Schreinerfreund hatten uns nämlich zum Essen eingeladen. Hier. Und da das Weingut in meiner Heimatstadt Osthofen liegt, konnte ich mich mit dem selbst kochenden Winzer ganz prima über die guten, alten Zeiten austauschen. Es war sehr lustig und die verschiedenen Weine die er zum Kosten auf den Tisch stellte, waren fast alle lecker. Ein wunderbarer Abend und ich hatte dann so ein bißchen sentimentales Heimweh nach der Vergangenheit und meiner Jugend.


Lag aber sicher nur am Wein, weil ich würde gar nicht mehr tauschen wollen.