Für die Katz. Und fürs Kind.
14. Januar 2017
Damit der arme Kater nicht immer auf dem Hundekissen schlafen muss, fuhren wir heute in solch einen „alles für Viehzeug“-Laden, um ihm ein eigenes Kissen zu kaufen. Dort im Laden hingen mysteriöse Dinge:
Bernsteinketten für Hunde. Als meine Kinder noch sehr klein waren, tobten heiße Diskussionen um die Wirksamkeit von Bernsteinketten bei Zahnungsschmerzen in den Elternforen. Entweder waren meine Kinder (und/oder ich) diesem Thema entwachsen oder die Popularität dieser Ketten war wieder verpufft, jedenfalls hörte ich lange Zeit nichts mehr davon. Bis ich sie heute wieder entdeckte. Mittlerweile helfen diese Ketten also nicht mehr nur gegen Zahnungsbeschwerden bei Kindern, sondern auch gegen Zecken bei Hunden. Oder umgekehrt. Oder so:
Drei Regale weiter stand dann dieses Produkt:
Eingehendes Studieren des Ettikettes ergab, dass keine gepressten Katzen zugegeben wurden, dafür aber Taurin und ich ärgere mich, dass ich nicht auf solche Ideen komme, denn gekauft wird das ja.
Weil der Hund sich gerne und ausgiebig in für Menshen unangenehm riechenden Dingen wälzt, suchte ich nach einem Hundeshampoo. To make a long story short: Im Tierzubehörladen gibt es das in genauso vielen Geruchs- und Funktionsrichtungen (Schuppen, Antifett, Locken, Volumen …) wie für Menschen, für sehr viel Geld, weswegen wir in den Drogeriemarkt fuhren und dort ein duft- und ph-neutrales Shampoo für deutlich weniger erstanden. In der Babyzubehörabteilung. Und jetzt endlich landet dieser Artikel da, wo ich ihn haben möchte.
Hier:
Für werdende und gewordene Mütter gibt es da eine große Palette an Produkten und ich bin wirklich und wahrhaftig froh und dankbar, dass ich diese harte und entbehrungsreiche Zeit, da ich werdende und frisch gewordene Mutter war, ohne täglichen Smoothie mit extra Vitaminen und Mineralstoffen überlebt habe. Wir hatten ja nix! (Stilltee gab es schon. Und Kräuterblut. Wurx.)
Ein Regal weiter:
Auch hier ergab ausführliches Studieren des Ettikettes, dass es sich hierbei NICHT um gepresste Babys oder womöglich das, was abgeht, bevor ein Baby gepresst wird, handelt. Hierbei handelt es sich um Wasser, das besonders für die Zubereitung von Babynahrung geeignet ist. Für größere Kinder auch als zuckerfreie Erfrischung. Ich staune. (und suchte, leider erfolglos, in der Diätabteilung nach speziellen Diätwasser.)
Desweiteren fand ich:
Diese Milch ist nicht für die Flaschen von Säuglingen, sondern für größere Kinder, die gerne double-frosted-sugarbombs-Cerealien und Milchkaffee frühstücken. Extra wenig Eiweiß, dafür sind aber Pflanzenöle, Mineralstoffe, Vitamine und Vanilleextrakt zugesetzt. WTF?!
Milch und Wasser sind übrigens ziemlich teuer, aber für die Kinder ja nur das Beste und erneut ärgere ich mich sehr, nicht auf die Idee dafür gekommen zu sein. Und sowieso nicht skrupellos genug zu sein, mir damit mein goldenes Näschen zu verdienen.
Ich schaue schon lange keine Werbung mehr und weiß daher nicht, wie dieses Zeug im Werbefernsehen vermarktet wird. Doch allein die Tatsache, dass Wasser und Milch an äußerst prominenter Stelle im Warenregal stehen, mag deren Wichtigkeit suggerieren. Und ich ahne, dass viele unsichere Jung/Erstlingsmütter in allerbester Absicht ihrem Kind nur das Allerallerbeste angedeihen zu lassen, zu diesen Produkten greift.
Natürlich kann jeder sich selbst informieren, kann selbst entscheiden, was wichtig oder nichtig ist und ob einem Baby evtl. ein Schnurrbart wächst, wenn es Katzenwasser trinkt. Ich bin trotzdem unsagbar wütend, dass solche Produkte überhaupt hergestellt werden, dass sie in den Läden landen. Und ich wünsche mir, dass die sozialen Medien, die schon bei schwachsinnigen Jungen/Mädchen-Produkten großartige Aufmerksamkeits- und Aufklärungsarbeit leisten, auch hier einsetzen. Dass auch solche Produkte so: #ichkaufdasnicht gekennzeichnet werden. Weil ehrlich: Kinder werden auch ohne groß, stark und klug.
Ich hab das für Sie getestet.
14. Januar 2017 um 21:31
Was ich als Kind geliebt habe: die euterwarme Milch von den Kühen meines Opas. Ohne ultrahocherhitzt. Und ich lebe noch ;-)
14. Januar 2017 um 21:40
Hiho, ich denke generell, dass ich froh bin, heute keine kleinen Kinder mehr zu haben, obwohl sicher jede Generation von Jungeltern, deren Hauptproblem nicht darin besteht, dem Nachwuchs das schiere Überleben zu sichern, ihre eigenen Top Ten diskutieren.
Ich entsinne mich auch an Bernsteinketten UND, das passt zu den o.g. Produkten, an den unsäglichen Kindertee, der als gesunde Variante neben Milch beworben wurde und so verzuckert war, dass Karies sich bereits boshaft die Hände rieb, bevor auch nur der erste Zahn zu erahnen war.
Wenn’s gekauft wird, wird’s produziert und andersrum. Ich finde die Produkte auch fragwürdig, aber nicht mehr als die, mit denen ich z.B. gerade in Lohn und Brot bin. Gibt viel, was überflüssig ist, ganz klar, aber man hat ja die Wahl als Verbraucher.
Beste Grüße,
Britta
14. Januar 2017 um 21:52
ich hab da eine hüppsche geschichte:
mann, von frau gut gepolt richtung hömmobadie und so, geht in die entsprechende awwateke und will mittelchen, weil: er verbringt die wochenenden in einem gebiet, das definitiv von verseuchten zecken verseucht ist.
hömmobadische awwateke verkauft tonnenweise glaubulis, bernsteinketten, schmieren, seifen, und sonstwas. verspricht, da beisst keine zecke, keine mücke, kein überhaupt nix nicht.
mann kommt nach dem wochenende zurück in die stadt, mit achtzehn zecken, die an ihm hängen, drei davon an eher unangenehmer (nun ja …) stelle.
komplette besatzung der hömmobadischen awwateke: „um gottes willen, gehen sie sofort zum arzt und lassen sie sich impfen, und behalten sie das alles gut im auge, undundund.“
waren dann aber doch nur borreliose und ein paar unschöne bakterien, immerhin keine fsme. drei wochen antibiotika hochdosiert haben die sache wieder ins lot gebracht. nur das eine eieiei war hinfort ein wenig deformiert, berichtete er.
aber: jo eh. bernsteinketten und glaubulis. die wirken übrigens nur dann, wenn man die krankheitserregenden viecher genau zwischen die augen trifft …
14. Januar 2017 um 22:00
Aber das gibt es ja auch im Erwachsenenbereich: Bei meiner Kollegin erspähte ich einen Stapel Tetrapacks mit „Cappucinomilch“. War ganz normale 0,3%-H-Milch.
14. Januar 2017 um 22:58
Ich bin ja dann doch recht froh, in einem Land zu leben, wo Leitungswasser nicht nur hygienisch völlig einwandfrei ist, sondern tatsächlich von der gesamten Bevölkerung (samt dazugehörigen Haustieren) getrunken wird… Also so, wie es aus dem Hahn kommt. Ohne Umweg über irgendwelche Abfüllanlagen und Supermärkte.
15. Januar 2017 um 01:07
Falls du dich mal richtig aufregen willst: achte beim Besuch der Babyabteilung das nächste Mal auf das spezielle Milchpulver für Stillende (!). Wenn man das Pulver schon nicht an die Kinder loswird, muss man die Zielgruppe wechseln… und das zu exorbitanten Preisen.
Als mündige Verbraucherin muss ich das natürlich nicht kaufen, aber insbesondere „frische“ Mütter (dh übernächtigt, voll mit Hormonen und mit einem schreienden Baby) wird in der dazugehörigen Werbung eingeredet, dass sie ohne dieses Produkt ihr Kind nicht gut genug versorgen und das finde ich schon unmoralisch.
D
15. Januar 2017 um 06:33
Auf dem Weg zur Arbeit muss ich immer an einem Schild mit der Aufschrift “ Kinder-Döner“ vorbei und finde das ziemlich gruselig ;-)
15. Januar 2017 um 09:11
früher ist Frau auch einfach nur schwanger geworden, heute nimmt Frau zwei Jahre schon vorher Vitamine, damit das Kind alles hat.
Meine Kinder hatten das alles nicht und sind trotzdem gross und gesund geworden.
aber man will ja nur das beste fürs kind und fürs tier,
im November stauen ich immer über die Adventskalender für Katze und Hund , wer das wohl kauft?
15. Januar 2017 um 11:01
Was ein Schwachsinn, auch ich bin froh, dass meine Kinder groß sind und ich nicht grübeln muss, ob Produkt X oder y vielleicht sinnvoll wäre…einiges davon gab es zu meiner Brutzeit durchaus schon, aber ich konnte dem immer wiederstehen.
Zum Shampoo für das Hundekind muss ich allerdings sagen ph-neutrales Babyshampoo ist nur für Babyhaut (Menschenbabyhaut) neutral, keinesfalls für Hundehaut. Der normale ph-Wert des Menschen beträgt ca. 5,5, der des Hundes aber 7,5! Das ist ein gewaltiger Unterschied. Natürlich ist es wurscht, wenn der Hund EINMAL gebadet wird, weil er sich in totem Tier gewälzt hat. Wenn Tupfenlola das aber öfters tut, wäre ein spezielles Hundeshampoo schon besser. Die gibt’s auch in völlig duftneutral. Ansonsten stimme ich Ihnen völlig zu, es gibt sooo viel unnötigen Firlefanz. Wer sein Geld dafür ausgibt, ist selbst dran schuld….
Beste Grüße
Lilli
15. Januar 2017 um 12:23
Danke, danke, danke!
Sie, Frau Mutti, haben es wieder mal richtig auf den Punkt gebracht. Kaum zu glauben, was es da für schwachsinnige Produkte inzwischen gibt und ja, auch mich macht es wütend. Wütend auf diejenigen, die diese Produkte auf den Markt bringen und sich mit der Angst, denn nichts anderes lässt die verunsicherten Kunden diese Produkte ja kaufen, Profit machen.
Aber es macht mich auch wüntend auf die Kunden, die diese Produkte ja tatsächlich kaufen, wütend über diese Leichtgläubigkeit mit der man dem vorgegaukelten Nutzen vertraut!
Das erste, was ich damals in meinem Studium der Ernährungs- und Hauswirtschaft gelernt habe, war ein Blick auf die Zutatenliste zu werfen und glauben sie mir, damals vor ca. 30 Jahren war das noch übersichtlich. Um so mehr wünsche ich mir dahingehend deutlich mehr Aufklärung, dass zum Beispiel bei uns in Deutschland das Trinkwasser deutlich höheren Kontrollen unterworfen ist, als eine Mineralwasserquelle.
Und es macht mich traurig, dass es ja vermutlich meine ehemaligen Studienkollegen sind, die in den oben „verpikselten“ Firmen dazu genötigt werden, die Produkte dahingehend als so unentbehrlich für Hund, Katz, Kind, Mann und Maus zu kreieren, dass ich mich schon richtig dafür schämen muss! Auch wenn mein Studium schon Jahre zurück liegt und ich in diesem Bereich nicht mehr tätig bin!
Und eigentlich kann und will ich nicht glauben, dass das jemand kauft. Aber vermutlich ist das wie mit den seltsamen Serien in den Privatsendern, jeder regt sich drüber auf, aber ein Großteil guckt sie doch.
In diesem Sinne „Hallo mündiger Bürger!
Lieben Gruß Uschi
Und ich hoffe doch inständig, dass Ihr armer Ringelfranz von nun an in einem nach OköTex zertifiziertem, nicht mit schadstoffbelastenden Füllmaterial befülltem Körbchen wohlig zur Ruhe kommt ohne sich möglicherweise an den Kanten die Schnurrhaare zu stoßen;-)
15. Januar 2017 um 18:37
@Carlinda: zum Thema Hunde-Adventskalender und wer das kauft: meine Mama und ich ;-) Unser Hund ist ein verwöhntes Prinzesschen, die nach dem 2. Tag schon ganz genau gewusst hat, dass in der komischen Pappschachtel kleine nette Leckereien sind und dass wir dann alle drei im Wohnzimmer gleichzeitig unsere Adventkalender öffnen und ein paar gemütliche Minuten mit Tee, Schokolade (oder Leckerli eben) und Gemeinsamkeit genießen. Natürlich könnte ich ihr auch einfach so ein Leckerchen geben, aber es ist einfach witzig und es sind andere Leckerchen drin als ich so kaufen kann. Zudem: Gleichberechtigung, ich hab einen Adventkalender, Mama hat einen, warum soll unser drittes Familienmitglied keinen haben?
Zu den restlichen Produkten: größtenteils wirklich Schwachsinn und pure Geldgier.
15. Januar 2017 um 21:43
Ich bin auch froh, dass die Kinder schon größer sind und ich mich nicht mehr mit diesen doch sehr speziellen Produkten auseinander setzen muss. Und dann sind die ja auch noch alle in Plastik oder Tetra…. In der Stillzeit habe ich täglich mindestens 1 Tafel Schokolade verspeist. Das konnte man sich damals noch leisten, auch ohne Elterngeld. Und der Mann hat gekocht, auch ohne Elternzeit.
Nun ja, der Markt regelt die Nachfrage. Aber ich ärgere mich auch manchmal, dass ich nicht auf diese „grandiose“ Idee gekommen bin ;-)
16. Januar 2017 um 09:52
Sehr schöner Beitrag – die Überschrift find ich nach dem Lesen doppelt gut :)
Man kann aber auch kleine Kinder haben und trotzdem einfach den ganzen Krams ignorieren. Finde ich gar nicht so schwierig. Schmunzeln und Weitergehen. In anderen Situationen (z.B. Spielzeug/Anziehsachen/weiteres „Zubehör“) gibt es ja auch Unmengen an „interessanten“ Angeboten.
16. Januar 2017 um 10:37
Zum Glück sind meine Enkel da schon drüber weg. Und ich bin froh, dass die Enkelmamas schlau genug waren, Vieles selbst zu machen.
Was das Wasser betrifft: Das ist vielleicht deshalb so teuer, weil es aus Afrika kommt? Da wird doch von einem sehr bekannten Konzern den Afrikanern das Trinkwasser abgegraben. Wenn die jetzt was trinken möchten, müssen sie das Wasser in Trinkflaschen teuer bezahlen, weil die Quellen versiegt oder für sie verschlossen sind.
Es ist absehbar, dass das die nächsten Menschen sind, die bei uns Zuflucht suchen müssen, weil ihnen das lebensnotwendige Wasser genommen wurde.
LG
16. Januar 2017 um 16:39
Ich frage mich, wie ich selbst und meine Kinder ohne dieses Zeug überlebt haben.
16. Januar 2017 um 18:54
Bernsteinketten werden nur aus lauter Verzweiflung gekauft, bei dem Katzenwasser habe ich herzhaft gelacht (ich schaue mir das Zeug gar nicht so genau an – ich sollte aufmerksamer sein) und den Stillsaft habe ich tatsächlich mal probiert (schmeckt schauderhaft süß und lullig).
In einer Sache muss ich Dir allerdings ein klitzkleines Bisschen widersprechen. Nein, man braucht nicht unbedingt Baby-Quell-Wasser. Ist im Normalzustand absolut überflüssig. Aber: Wir haben hier im schönen Mittelhessen in den letzten zehn Jahren JEDES Jahr im Hochsommer einen E-coli-Alarm gehabt, der sich über Wochen hinzog. In der Zeit kann man zwar das Wasser abkochen (für Kinder und Erwachsene alles chicco), aber dieses gechlorte Zeug wollte ich meinem Säugling nicht geben . Und da habe ich – Schande über mein Haupt- tatsächliches dieses olle Baby-Wasser gekauft (sicher, ein stilles Mineralwasser hätte es sicher auch getan)
Aber danke für Deinen amüsanten post!
LG
Julika