Merke

31. Mai 2011

für heute, irgendwann und später mal: Staubsaugen und Vorhänge abhängen ist nicht gleich schonen. Kein Bißchen. Wirklich.

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Oma Eis kam heute statt zum dienstäglichen gemeinsamen Nähen mit anderthalb Kilo Erdbeeren, mindestens genauso vielen Spargeln, Sahne und zehn Eiern. Daraus zauberte sie binnen kürzester Zeit eine Biscuitrolle mit Erdbeerfüllung und Spargelsalat für eine zehnköpfige Familie. Großartig.
Auf meine Frage hin, was sie uns den morgen zubereiten wird, lachte sie allerdings nur und verschwand fröhlich. Zusammen mit ihrem Fensterputzeimer, der noch vom vorletzten Mal hier rumstand.
(und falls Sie nachfragen wollen: nein, ich verleihe sie nicht.)

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Noch dreizehn Tage Schule!

Alltag, reloaded

30. Mai 2011

Der beste Vater meiner Kinder wagte es heute das Haus und sein verwundetes Weib zu verlassen und deshalb kam ich in den Genuss eines äusserst ruhigen, gemächlichen Vormittags. Da der Sonntag gestern ein für die Familie typischer eher etwas planloser, dafür umso praller gestopfter Tag war, hatte ich einen solchen Vormittag bitter nötig, denn obwohl ich kein fremdes Fädchen mehr im Leibe trage und die Wunden wirklich hübsch heilen – ich kann noch nicht wieder so, wie ich gerne möchte.
Die Fäden wurden am Freitag gezogen. Oder besser gesagt: herausgepuhlt. Ein Faden musste ganz unten aus dem Nabel gefischt werden und ich sage Ihnen: dank eines Speckrings um den Bauch ist mein Nabel ausgesprochen tief. Und ich finde Manipulationen am Nabel äusserst kotzenswürdig. Die Naht an der „Drainage-Öffnung“ war sehr verklebt und das Aufschneiden des blauen Fädchen schmerzte mehr, als das Ziehen der Drainage. Der Dottore meines Vertrauens entschuldigte sich wortreich, auch dafür, dass er auf ddem Ultraschallbild wohl eine Flüssigkeitsansammlung gesehen, diese aber nicht als Blut interpretiert habe. Hätte er das nämlich getan, hätte ich mich einen Tag früher auf dem OP-Tisch wiedergefunden. Macht nichts, ich hab’s ja ohne Schäden überlebt und kann das Thema hiermit abschließen. (Jammercontent gibt’s eh bald wieder, denn da wartet noch die Entfernung eines Polypen)

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Das jüngste Mädchen der Familie ist ein sehr niedliches, was es aber nicht davor bewahrt, ein schweres Päckchen zu tragen. Rheuma heisst die Diagnose und das klitzkleine Mädchen humpelt deswegen sehr. „heartbreaking!“, spricht seine Oma aus Amerika und ja, das ist es. Im Laufe der Woche wird es neue Untersuchungen geben, doch letztlich bleibt nur die Hoffnung, dass es eine Form des Rheumas ist, die sich auswächst.

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Versuchsweise saß ich am Wochenende ein bißchen an der Nähmaschine, denn wenn man selbst der Chef ist, ist man ja auch meistens ganz schön streng. Vielleicht stand der Mond falsch oder die Maschine schmollt mit mir, weil ich sie so lange nicht beachtet habe … Jedenfalls wollte es mir nicht gelingen, einen Reissverschluss einzunähen und nach dem zweiten Auftrennen hatte ich dann keine Lust mehr. Auch nicht dazu, eine der Auftragstaschen zu nähen. Ich habe Sie aber nicht vergessen, meine Damen, ich bin nur äusserst unwillig und werde deshalb nie reich. Werde ich sowieso nicht, wenn ich naiv und blauäugig Taschen verschicke, ohne dass vorher bezahlt wurde. Und hinterher auch nicht. Teures Lehrgeld, leider.

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Und dann wollte ich noch rasch in den Raum werfen, dass mir diese „oahr, die Pubertät“ und „jaja, Pubertät ist, wenn die Eltern schwierig werden“-Sprüche ganz gewaltig auf den Zeiger gehen. Das liegt womöglich daran, dass es hier nicht allzu viele der „klassischen pubertären Ausfälle“ gibt, vielleicht auch noch nicht. Es ist, ganz im Gegenteil, eine äusserst spannende, höchst bereichernde Zeit und ich ertappe mich täglich bei dem Gedanken:“Was hab ich tolle, große Kinder, ich hab da wohl irgendwas richtig gemacht.“
Sicherlich passiert jetzt was. So wie früher, als man erwähnte, dass die Kindelein nun endlich des Nachts nur das tun, was alle tun sollten: schlafen. Prompt war es nämlich vorbei mit der nächtlichen Erholungsphase. Ich lasse es trotzdem stehen, das Rumgeprahle, weil sollten sie doch noch austicken, die hinreissenden Bestien, habe ich wenigstens mal wieder spannendere Geschichten, als diese vor Eigenlob stinkenden Angebereien zu erzählen ;)

Eine Auszeit

25. Mai 2011

ist natürlich großartig. Ausruhen, ausschlafen, allein sein. Lesen, surfen und alle Filme schauen, die die Heimvideothek zu bieten hat.
Wenn’s hier so richtig rund geht und ich abends müde in mein Bett krieche, erscheint mir eine solche Auszeit als der absolute Himmel.
Jetzt hatte ich aber genug Auszeit. Ich bin so ausgeruht und erholt, dass ich nicht mehr schlafen kann, weil ich nicht mehr müde werde. Doch klar: ich halte still. Diktiert mir die Wunde links am Bauch, denn die ziept und blutet, wenn ich mehr tue, als entspannt herumzuliegen.

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Heute morgen wagte ich mit dem besten Vater meiner Kinder einen Ausflug bis ganz hinten in den Garten. In die Wildnis, denn die Vernachlässigung sieht man den Garten mehr als deutlich an. Was nicht vertrocknet ist, wird von Läusen weggefressen. Unbeeindruckt von Trockenheit zeigen sich nur Brennnesseln, Disteln und Winden. Ich bemühe mich, nicht gefrustet darüber zu sein, sondern mich auf ein paar arbeitsame Wochenenden im Garten zu freuen. Die ganze Familie, jeder an seiner Baustelle und danach wird gegrillt. (doch bevor an eine Gartenaktion zu denken ist, muss ich nicht nur alle Löcher im Bauch zuheilen lassen, es muss auch endlich regnen. Unser Lehmboden ist betonhart ausgetrocknet und lässt weder Hacke hinein, noch Unkrautwurzel hinaus.)

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Die Sommerferien rücken näher! Und da der Juni quasi nur aus langen Wochenenden besteht, lag die Hauptstresszeit vor den Osterferien. Diese Woche werden noch die letzten Arbeiten geschrieben, danach … klingt dass Schuljahr aus. Die Tochter macht einen Ausflug nach Strasbourg und besucht das Europaparlament. Darum wird sie von ihrem großen Bruder glühend beneidet, denn er macht nur einen Ausflug in den Holiday Park. Mir wäre es recht, könnte er den Ausflug nach Strasbourg machen, denn der kostet uns „nur“ 10,- Euro, der Spaß im Holiday Park hingegen 26,- Euro. (ich rechne ja noch immer um und werde das wohl auch noch tun, wenn ich alt, grau und krumm bin und deshalb erbleiche ich bei der Vorstellung FÜNFZIG Mark für einen Schulausflug zu berappen!!) Der Jüngste spricht von einem noch ausstehenden Wandertag. Ich gebe mich allerdings nicht der Hoffnung hin, dass ein Wandertag tatsächlich ein Wandertag ist, denn wandern ist ja so was von uncool. (dabei ist es gar nicht so schwer, wandern hübsch zu verpacken und ein bißchen spannend zu gestalten!)

Hm. Klingt ein bißchen nach „früher war alles besser“. Ist es nicht. Mein grauenvollster Wandertag war ein Besuch des Wormser Doms mit anschließender Begehung des Judenfriedhofes. Für Siebtklässer in etwa so spannend wie Briefschach. Im Anschluss an den Wandertag wurden die Eltern zu einem Elternabend geladen, da die Klasse auf dem Friedhof ungebührliches Verhalten gezeigt habe: es sei Kaugummi gekaut worden!

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Mir ist langweilig.

schonen und heilen

24. Mai 2011

Nicht das schlechteste Wetter dafür.

Oder aber doch, denn der Garten … und der Haushalt … und das Nähzimmer …

Es fällt mir schwer, still zu sitzen oder herumzuliegen, auch wenn´s noch weh tut. Der beste Vater meiner Kinder grinst wissend: so wie ich zappelig werde, geht´s mir wieder gut. Freitag werden die Fäden gezogen und dann darf ich auch wieder loslegen.

Langsam. (stets bemüht)

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23. Mai 2011

Als Patient muss man vertrauen, bedingungslos. Man wird ausgezogen, aufgeschnitten, mit Schläuchen gespickt, alle Körperöffnungen werden inspiziert, Körperausscheidungen werden angesehen, untersucht. Fremde Menschen fassen an, bereiten Schmerz, kommen sehr nahe.

Diagnosen werden gestellt und mitgeteilt. Und immer wieder bleibt nur: vertrauen auf das, was man hört.

Und was ist, wenn es zwei unterschiedliche Meinungen gibt? Wenn ein Arzt von „sehr zeitnah, dringend“ spricht und der andere von „Dienstag nächster Woche“. Dann fällt die Fassung, dann nimmt Sorge überhand, dann schwindet das Vertrauen. Der Optimist freut sich wohl über den späteren Termin, der Pessimist glaubt, dass er bis dahin verblutet ist. Das zermürbt und macht völlig hilflos.

Ich hatte heute meine Entlassung aus der Chirurgie in der Hand und die Einweisung in die Gynäkologie noch nicht. Deshalb fuhr ich heim zu meiner Gynäkologin und fragte sie. Habe mich ein weiteres Mal untersuchen lassen und habe erfahren, dass es nicht dringend ist. Aber dass es innerhalb der nächsten Monate geschehen sollte. Dass die Blutung völlig in Ordnung und normal ist. Und dass die Operation ambulant durchgeführt werden kann. Mit ruhigen Worten und einer passenden Zeichnung gab es viele Antworten.

Dafür war im Krankenhaus keine Zeit. Elf Ärzte in fünf Tagen, manch einer hatte keine Zeit in die Akte zu schauen. Das kann doch auch für Ärzte kein befriedigendes Arbeiten sein? Wieso ist die Zeit so knapp?

Liegt es am Verwaltungskram? Kann ich mir gut vorstellen. Jeder Fachbereich der mich untersuchte ließ mich in den Becher pinkeln und den Anamnesebogen ausfüllen. Ich erfuhr dreimal, dass ich nicht schwanger bin und unterschrieb dreimal, dass ich es erfahren will, falls ich Hepatitis habe oder HIV positiv bin. Aber unten in der Aufnahme wusste man, dass ich 2009 zur Knie-OP im Haus war und letztes Jahr kurz mal in der Ambulanz. In einem hochmodernen Krankenhaus werden die Patienten mit dicken Akten von Bereich zu Bereich geschickt, Akten, in denen sich die Anamneseböge ansammeln. Warum kann das nicht elektronisch geregelt werden? Muss ein Patient wirklich jedem neuen Arzt, dem er vorgestellt wird, erst die immer gleichen Fragen beantworten? Sind wahrscheinlich müßige Fragen und ich habe ja auch wirklich keine Ahnung vom Verwaltungskram und so. Und glaube trotzdem, dass man das effizienter regeln könnte.

Und noch was: ich habe ja schon so manchen spöttischen Bericht über Krankenhausaufenthalte geschrieben und mächtig über Krankenschwestern gelästert. (und auch mächtig Haue dafür einstecken müssen). Heute eine Lanze für die Schwestern und Pfleger der Station 7b im Gebäude 505. Alle miteinander freundliche, herzliche Menschen. Lächelnd, kompetent und aufbauend. Danke. (macht nix, dass es mit dem vegetarischen Essen nicht so recht klappen wollte und für die geschmorte Gurke war ja die Küche verantwortlich.)

Jetzt und die nächsten Tage: heilen. In meinem Bett, in unserem Haus, zwischen meinen Menschen.

(und vergessen, wie gruselig das war, als 24 Zentimeter Schlauch aus meinem Bauch gezogen wurden. Schluuuurps.)