Frau … äh … Muttis Jahresrückblick. Outtakes und Bilder ohne künstlerischen Anspruch, wie jedes Jahr.

(vgl. Teil I, Teil II, Teil III, Teil IV, Teil V, Teil VI, Teil VII und Teil VIII)

Januar:

Wir begannen das neue Jahr äußerst geruhsam, die wenigen guten Vorsätze warf ich alle bereits in der ersten Woche über Bord, das war ungemein entspannend. Die Schule startete nach den Weinachtsferien und das letzte Jahr, in dem der Große die Schule besucht, begann offiziell. Auf der Suche nach gemeinsamer Familienzeit, in die sich ein Urlaub packen ließe, kamen wir auf knapp drei Wochen im Sommer. Immerhin. Obendrein war ich im Nähzimmer fleißig und dass der dicke Martin so sehr erkranken sollte, das konnte am Ende des Monats noch niemand ahnen.

Februar:

Auf meinem Handrücken wuchs quasi über Nacht ein dicker Knubbel, der schmerzhaft in die Finger aussstrahlte. Dottore sprach irgendwas von Überlastung und befahl „Stillhalten!“ und das Tragen einer elastischen Binde. Mit brav verbundener Hand reiste ich am Rosenmontag von Mainz über Köln und Düsseldorf bis fast an die niederländische Grenze, erlebte und ertrug dabei mehr fastnachtslustige Menschen als mir lieb war. Mein Ziel war das Haus der Klecksefrau, wo ich eigentlich unter Anleitung eine Jeanie hätte nähen sollen. Doch Dottore hatte es verboten und so ließ ich nähen und verbrachte vergnügliche Tage jenseits des Fastnachtsrummels.

Der jüngste Sohn feierte seinen vierzehnten Geburtstag, ich begann für Ostern zu nähen und der dicke Martin schien genesen.

März:

Es begann endlich richtig zu schneien. Dicke Flocken, die eine dicke Schneedecke bildeten. Frau Mutti im Glück!

Ich schrieb meine erste Kolumne für das Kleinformat (und bin hoffentlich nicht schuld daran, dass es mittlerweile kein Kleinformat mehr gibt), füllte ein Osterschaufenster, gab jede Menge beim SchnickSchnackShopping in Darmstadt aus, feierte mit der Familie Ostern und bloggte darüber, dass wir den kranken Martin für immer in der Obhut seiner Tierärztin lassen. Die folgenden Reaktionen reichte von Verständnis und Trost bis zu offenem Hass, als Kommentar oder als Mail. Einmal mehr zweifelte ich daran, ob mir diese Internetsache wirklich, ehrlich Spaß macht.ö

Der Knubbel in der Hand erfreute sich seines Daseins, galt aber als weitestgehend harmlos. Ich schliff alte Lackschichten von den Küchenschränken und pinselte sonnengelb darauf.

April:

Der April brachte echtes Frühlingswetter und mir somit unbändige Gartenarbeitslust. Leider sorgten die Nachbarn dafür, dass der Aufenthalt im Garten kein erholsamer war und ich begann intensiv den Immobilienteil der Zeitung zu lesen. Oder floh ins Nähzimmer. Oder rannte durch die Wingerte. Diese Laufsache begann mir immer mehr Spaß zu machen und der perfekte Sport für mich schien endlich gefunden.

Der Knubbel auf der Hand wurde punktiert und das gehört zu den gruseligsten Sachen, die ich erleben durfte. Auf den Röntgenbildern entdeckte man, als Zufallsbefund, Knochenveränderungen, die man ein bißchen im Auge behalten muss.

Mai:

Der Mai begann mit dem Abschlussball der Tochter. Nach wochenlanger Suche nach einem Kleid, in dem ich mich nicht verkleidet fühle und einer geschwänzten Elterntanzstunde fühlte ich mich im Mainzer Schloß wie im falschen Film. Die Tochter genoß ihren Abend und die Polka mit ihrem Vater. Und ich liebe mein Kleid von den Blutsgeschwistern.

Nach dem Ball fuhr ich nach Berlin zur re:publica und verbachte mit Frau Brüllen und ein paar anderen dieser Internetmenschen eine vergnügliche Zeit. Von Berlin aus reiste ich weiter nach Jever, um mit Internetmenschen aus der auf der re:publica eher unterrepräsentierten Näherinnenszene nicht weniger Spaß zu haben und mit eigenen Augen bei einem Lagerverkauf zu sehen, wie stoffverrückt manch Nähbegeisterte ist.

Pünktlich zum Hochzeitstag kam ich wieder heim, unsere Ehe wurde immerhin volljährig in diesem Jahr und deswegen vergaß ich den Hochzeitstag diesmal nicht.

Juni:

Nachdem die Überschwemmungen nahezu abgeflossen waren, kam endlich der Sommer. Und weil der heimische Garten wegen nachbarschaftlicher Lautstärke unnutzbar war, gingen wir an den Wochenenden wandern. (oder geocachen, was Ihnen auf dem Bild mit hochgehaltenem GPS klargemacht werden soll.) Die Austauschschülerin aus den Staaten reiste an und verbrachte einen guten Teil ihres Aufenthaltes unter Kulturschock schlafend in meinem Nähzimmer.

Ich beschloss, keine Hosen mehr zu tragen. (und ja, es wird nie ein Filtertütenrock-Ebook geben.)

Und noch ein großes, geschichtliches Ereignis: Nierstein wurde Stadt. Ich war zur großen Feierstunde als Vertreterin des Weltladens geladen und habe zwei sehr lustige Stunden damit verbracht zuzuschauen und -hören, wie sich Menschen lobend auf die Schulter klopfen. Schnittchen und Wein hinterher waren großartig.

Juli:

Berge! Bei allerbestem Wetter quartierten wir uns auf dem Campingplatz in Munster unterhalb der Vogesen ein und starteten von dort aus lange, wunderbare Wandertouren. Sehr viel bergauf, genauso viel bergab, Sonne, Wind und ein Ausblick zum Niederknieen. Abends waren wir alle glücklich, zufrieden und erschöpft. Und Frau Knie meldete sich zaghaft. Wegen ihr und auch weil ich genug Bergluft getankt hatte, schickte ich den beste Vater meiner Kinder und die hinreissenden Bestien alleine zu ihrer Hüttentour ins Allgäu. Während sie Gipfel stürmten, genoß ich das Strohwitwenleben.

Die Gasttochter hatten wir vor dem Urlaub noch verabschiedet, nicht tränenreich, sondern seltsam erleichtert. Und obwohl es so schien, als sei letztlich doch alles gut … sie hat sich nie mehr hier gemeldet und auf keine Mails mehr geantwortet.

August:

Die Kindelein reisten ins Zeltlager ab. Statt nun eine Woche gemeinsam zu verreisen, kauften wir uns lieber eine neue Waschmaschine, was ein gute Investition war, denn die Kindelein reisten mit sehr vielen, sehr schmutzigen Klamotten wieder an. Das Zeltlager war knapp einer Evakuierung entkommen, weil ein Magen/Darm-Virus gewütet und Teilnehmer und Betreuer gleichermaßen für etwa drei Tage aus dem Verkehr zog. Nur der Jüngste blieb verschont und darüber war er verständlicherweise sehr froh. Während der Abwesenheit der Kindelein füllten wir das Haus mit Urlaubsrückkehrern auf Zwischenstopp und schleppten diese mit auf´s Winzerfest.

Ich reiste erneut bis an die niederländische Grenze und einmal auch darüber. Und schlenderte bei der Firma Swafing stundenlang an Stoffregalen vorbei, erschlagen von Fülle, Farbe und Auswahl. Drei Meter Stoff begleiteten mich schließlich mit nach Hause. Immerhin.

Das neue Schuljahr begann. Das letzte für den Großen, das erste für die Tochter in der Oberstufe und schon das achte für den Jüngsten. Die Zeit rast.

September:

Ich begann hochmotiviert die Näherei für den Weihnachtsmarkt, ließ mich dann aber leicht ablenken von anderen, wichtigeren Sachen. Der Besichtigung eines Hauses zum Beispiel. Da die Nachbarschaftssache noch immer nicht verbessert war und dieses schöne Haus in Nierstein, das mir schon so lange gefiel, nun endlich zum Verkauf stand, wurde ein Umzug plötzlich irgendwie real. Nach der Besichtigung oder schon währenddessen wurde klar, dass das andere Haus samt seinem Garten zwar hübsch ist, der Zustand von beidem aber noch schlechter ist, als der unseres Besitzes. Und als ich in meine quietschegelbe Küche kam, einen Blick zur Terrasse hinauswarf, verliebte ich mich mal wieder in unsere Ruine. Einen Umzug will ich nicht.

Die Tochter feierte ihren 16. Geburtstag und wurde dieses Jahr nicht traditionell von ihrem Opa hochgehoben, der war nämlich krank. Ich schleppte Frau Knie zum Orthopäden. Der sprach das magische Wort: austherapiert. Eine siebte Operation will niemand und für ein künstliches Gelenk bin ich zwanzig Jahre zu jung. Das Joggen ist also erstmal nicht angesagt, es gilt eine neue Spochtsache zu finden.

Mein geliebtes Federweißer-und Zwiebelkuchenfest samt Weinbergsrundfahrt mit lieben Gästen schlossen den Monat ab.

Oktober:

Schon wieder unterwegs, diesmal nach Krefeld zu einer Geburtstagsfeier. Wieder daheim begann der Weihnachtswahn im Weltladen, kistenweise Weihnachtsdekoration und -schmuck mussten ausgepackt, ausgepreist und für knapp zwei Wochen nochmals verstaut werden, bevor sie auf der Verkaufsfläche ansprechend präsentiert werden können. Kurz darauf überrollte mich die Quittenwelle und das Haus duftete tagelang nach Quittengelee, den außer mir zwar niemand mag, von dem ich aber mittlerweile dreißig Gläser im Vorratsschrank stehen habe.

Weil die Anfragen nach einem Ebook für den Filtertütenrock nicht nachließen und ich schließlich mürbe wurde, bloggte ich eine professionelle Anleitung, die ich Ihnen gerne an dieer Stelle nochmals verlinke: so nähe ich einen Filtertütenrock

Der beste Vater meiner Kinder feierte widerwillig aber letztlich doch begeistert seinen Geburtagstag, die Kindelein besserten ihr Taschengeld bei der Traubenlese auf und ich ignorierte weiterhin die Tatsache, dass ich einen Stand auf dem Weihnachtsmarkt hatte.

November:

Weil die Schwester der Mittwochsfreundin Gesellschaft beim Fitwerden brauchte, landete ich wieder in einem Fitnessstudio. Diesmal aber nicht an Geräten zerrend, sondern ganz entspannt im Kardiobereich, auf dem Stepper. Mit Kopfhörern und einer Folge „The Returned“ im Phone lässt es sich ganz gut dort herumhampeln und die Freundin rennt währenddessen auf dem Laufband. (unsere Männer zerren an Geräten herum) Frau Knie findet den Stepper uninteressant, sie meldet sich nicht. Mir macht das zwar nicht so viel Spaß, wie in der Gegend herumzurennen, aber ein bißchen Spocht muss eben schon sein und wenn es auf der Tretmühle klappt: prima.

Der große Sohn feierte seinen Geburtstag und erreichte somit die Volljährigkeit. Ich fühlte mich schlagartig alt, denn so lange schien es nicht her zu sein, dass eine hysterische Hebamme diesem mittlerweile knapp zwei Meter langem Kerl auf die Welt half. (und dabei den Namen „Frau … äh … Mutti“ prägte, weil sie beim Anfeuern während der Presswehen meinen Namen vergaß.) Am selben Tag erschien mein neues Baby, das Ebook, das mir wochenlang bei der Vorbereitung und Erstellung Schlaf und Nerven raubte: Toffee Nosed Friends

Ich bloggte gegen den Novemberblues und stellte fest: es fällt mir nicht mehr so leicht wie früher, täglich Belanglosigkeiten in die Tastatur zu klopfen.

Dezember:

Wie jedes Jahr: einem Tag lang darf ich die Binzessin sein, diesmal zum 43. Wie jedes Jahr zog ich eine kleine Bilanz und stellte fest: glücklich und zufrieden. Mit einem leisen Anflug von Wehmut beim Anblick der großen Kinder und mit zunehmender Verliebtheit in die immer tiefer werdenden Fältchen und Falten in Gesicht, denn die zeugen davon, dass es mehr Lachen als Weinen in meinem Leben gibt.

Der Weihnachtsmarkt kam und mit dem „ich hab zu wenig genäht“ füllte ich einen Stand und mit dem Rest ein Schaufenster im Blog, durch den Verkauf war dann auch Weihnachten gerettet. Wie immer an heilig Abend mit der allerbesten Freundin und viel zu viel Leckereien.

Einen Tag vor Weihnachten rechneten der beste Vater meiner Kinder und sein holdes Weib kurz mal nach und stellten fest: nächstes Jahr schenken wir der Grünen Villa ein neues Dach. Und uns eine Fasssauna, die wir umgehend bestellten. In zwei Wochen wird letztere hoffentlich geliefert, mit passendem Schnee. Das wäre prima.

Gestern abend feierten wir mit dem Schreinerfreund und dieser wirklich wichtige Jahresrückblick wird nun unter erschwerten Bedingungen geschrieben, denn – ob Sie es glauben oder nicht – man kann von exzessivem Billardspielen Muskelkater bekommen. Silvester schicken wir die Tochter zum Feiern zu ihrem Freund, die Söhne haben beschlossen, mit ihrem Vater um Mittelerde zu kämpfen und ich … ich werde mich ins geliebte Nähzimmer zurückziehen. Ich habe da nämlich ein, zwei Ideen.

Kommen Sie gut rüber und danke für die teilweise schon jahrelange Treue. Immer die Ihre.

Badgeflüster

16. Dezember 2013

Immer ist die Toilettenpapierrolle leer, wenn niemand in Rufweite ist. Korrigiere: ein mageres Blättchen ist so auf der Pappe drapiert, dass es a) so aussieht, als sei die Rolle noch zu einem Viertel voll und somit b) das lästige Auswechseln der Rolle jemand anderem überlassen werden kann.

Ich achte darauf, dass eine Ersatzrolle in Griffweite ist. Meistens hängt dann im Halter die leere Papprolle und die Ersatzrolle ist zu einem Drittel aufgebraucht.

Wahrscheinlich habe ich es versäumt, den Kindern dieses hochkomplexe Verfahren des Klopapierrollenwechselns zu erklären und beizubringen. Ich bin also selbst schuld, wenn ich mal wieder mit nacktem Hintern durch den Flur zur Klopapieraufbewahrungsschublade flitzen muss.

Weiße Zahnpastareste in weißer Waschbeckenkeramik sind nur für geschulte Augen sichtbar, die Kinder haben sich diese nahezu magische Fähigkeit noch nicht angeeignet. Dafür aber den Trick des Mutter-Genörgel-Filters, der sorgfältig alles aussiebt, das annähernd so wie „putz das Waschbecken“ klingt.

Es ist löblich, dass die Familie Zahnseide nutzt. Unglücklicherweise ist es gar nicht so einfach, benutzte Zahnseide im Mülleimer zu versenken, weil die an den Finger kleben bleibt. Ein ungefähres Schnicken in Richtung Mülleimer scheint mir nicht ausreichend.

Das Zimmer der Tochter ist sehr ordentlich. Sie hat es gerne übersichtlich, weil sie dann besser arbeiten kann. Weil sie aber nicht gerne Kleider wegräumt und Kleiderberge einer klaren Arbeitsatmosphäre nicht zuträglich wären, lagert sie ihre Klamotten auf dem Wannenrand, und wenn dieser belagert ist, IN der Wanne. So lange, bis ich ihr einen armvoll Klamotten auf ihren Sessel werfe, egal, ob da gerade eine Katze drauf liegt.

Mittlerweile sorgen drei Menschen in diesem Haus dafür, dass Bartstoppel gleichmäßig verteit werden. Ich weiß nicht, mit welchen Tricks da gearbeitet wird, aber selbst nach dem dritten Auswischen des Beckens finden sich Stoppel.

Der Klopapierrollentrick funktioniert auch mit Duschgel, Haarwaschmittel oder Tampons. Immer ist nur noch ein minimaler Rest, der schon mit Wasser verdünnt ist, in der Flasche, immer liegt nur noch dieser unnütze Minitampon in der Dose. In Cremedosen befindet sich nur noch ein ranziger Rest und wenn mein Deo morgens plötzlich aufgebraucht ist, weiß ich, dass das der Tochter bereits seit zwei Wochen leer im Regal steht.

Auf der Heizung liegen immer nasse Waschlappen und weil niemand die getrockneten in den Wäscheeimer geworfen hat, liegen da auch drei Schichten nasse, feuchte und fast gammelig Waschlappen.

Der Spiegel hat immer Zahnpastaflecken, auch wenn ich ihn zwei Minuten vorher geputzt habe.

Und manchmal zerlegt der Kater einen Vogel in der Badewanne, weswegen diese jammerige Aufzählung spontan hier abbricht, ich muss Federn aus der Wanne wischen.

 

Wenn man ein wirklich vollgepacktes Nähzimmer hat, das über Weihnachten ein Gästezimmer werden soll …

Wenn jeden Tag zwei oder sogar vier Mails kommen, ob und wann es die Toffee Nosed Friends denn auch endlich für nicht nähende Menschen gibt …

Wenn der beste Vater meiner Kinder sagt: „Willst du dich nicht endlich trennen?“ …

 

… dann habe ich sofort einen Ohrwurm im Kopf und setze mich halt an den Rechner.

Sechs Vier Zwei Toffee Nosed Friends suchen ein neues Heim.

Sie sind alle ca. 30 cm hoch, aus vorgewaschenem Frottee genäht und bei 40°C waschbar.

Ein Huhn, violett und gelb. verkauft!

Ein Hund, grau und türkis.

Ein Bär, grün.

Eine Katze, orange. verkauft!

Ich weiß nicht, ob ich es schon mal erwähnt hatte: toffee nosed bedeutet soviel wie „eingebildet“ oder „hochnäsig“, weswegen die Tierchen auch allesamt so mürrisch dreinschauen. Bis auf den Hund, der schaut irgendwie treudoof.

Jeder Toffee Nosed Friend kostet 35,- €, dazu kommen 4,50 € Versand. Sollten Sie Interesse haben, melden Sie sich bei mir, die Mail-Adresse finden Sie im Impressum.

Ab Januar wird es regelmäßig Toffee Noses geben, in verschiedenen Größen und aus unterschiedlichen Materialien. Bestellungen kann ich allerdings keine entgegennehmen. Das Ebook „Toffee Nosed Friends“ ist übrigens für Nähanfänger und Kinder sehr gut geeignet. Mut zum Selbermachen!

fragt Frau Brüllen und heute habe ich dran gedacht, das aufzuschreiben.

Ich erwachte vor dem Wecker. Das ist absolut erwähnenswert, weil ich das sonst sehr selten tue. Andererseit schlafe ich aber auch selten vor elf Uhr abends und gestern abend war es knapp zehn Uhr, als mir das Buch auf die Nase fiel. Frühe Schlafenszeit – früh wach.

Leider habe ich nichts davon, wenn ich früh wach bin, denn jahrelanges „die Familie am Morgen mit guter Laune und leichtem Geplauder erfreuen“ hat dazu geführt, dass die Familie mich nicht sehen will. Am frühen Morgen. Meine Familie möchte stumm Müsli oder Brot kauen und sich mit Brummlauten die Milch anreichen. Ich hingegen will erzählen was ich Lustiges geträumt habe, welche Pläne ich habe und ist das nicht wieder ein toller Tag? Nein, Mama; geh weg, Mama; lass uns, Mama.

Mama bleibt also im Bett und damit sie wirklich drin bleibt, bekommt sie Kaffee, Orangensaft, Eisentablette und das Handy angereicht. Erst wenn sich zwanzig nach sieben das letzte Kind verabschiedet hat, darf ich das Bett verlassen. Vorher höchstens ganz kurz mal ins Bad.

So war das heute auch.

Ich verabschiedete den Gatten, nahm mir einen zweiten Kaffee und mein Frühstücksobst mit ins Nähzimmer und begann ein nettes, elektronisches Schwätzchen mit den Freundinnen von weiter weg.

Kurze Zeit später begann ich organisiert meine Liste für heute abzuarbeiten, d.h. ich fing etwa zehn Sachen gleichzeitig an und hatte drei weitere Ideen. Es gibt so Tage. Heute half es mir, zwei Geburtstagsnußecken zu verspeisen und dabei zu sortieren, was wirklich noch für das Wochenende wichtig ist. Und diese paar Sächelchen arbeitete ich den Tag über ab. Immer wieder unterbrochen von kleinen Schwätzchen per WhatsApp oder total wichtigem Knippsen für Instagram. Den Franz zum Beispiel:

Weil er da so niedlich auf dem Küchensofa mit dem Huhn kuschelt. Ich hätte mich glatt dazu kuscheln können.

Aber es half ja nichts, ich hatte noch Elefanten und Hirten zu stopfen. Das Wetter erinnerte sich auch langsam daran, dass da im Norden ein Xaver tobt und schaltete solidarisch von zaghaftem Sonnenschein auf windiges Grau um. Ich kämpfte mit einer Kerze und jede Menge Tee dagegen an. Und beschloss am frühen Nachmittag, dass die Vorbereitungen für den Weihnachtsmarkt nun mehr abgeschlossen sind. Welch Befreiung!

Die Kinder kamen heim, schauten kurz rein und verschwanden wieder. Sie wissen ja: Donnerstag = OmaOpaTag. Der Große berichtete mir rasch noch, dass die Termine für das schriftiche Abitur stehen. In sechs Wochen. Das ist … bald. Lernen hat aber noch Zeit, sagt er und ignoriert die Farbwechsel in meinem Gesicht.

Als wieder Ruhe einkehrte, fiel mir ein, dass ich meinen Muff beim letzten Weihnachtsmarkt gegen drei Flaschen selbstgemachtem Likör getauscht hatte und deshalb mit sehr kalten Händen zu rechnen hätte. Wenn … ich mir nicht rasch einen neuen nähe. Mal eben. Und falls sie jetzt auf eine lange, möglicherweise witzige, weil selbtsironische Geschichte vom Scheitern beim Muffnähen warten, es tut mir leid. Alles lief glatt. Er ist ein bißchen zu breit, aber das macht nichts, da passt dann prima mein Taschenöfchen rein:

Und ja, auch hier ein Huhn. Die lassen mich einfach nicht los, diese Viecher. Gefüttert ist der Muff übrigens mit kuscheligem Teddyplüsch und die Klecksefrau behauptete später, das sähe viel besser aus, wenn das Bündchen eingefasst wäre. Da ich nicht weiß, was genau sie damit meint, bin ich weiterhin sehr stolz und zufrieden.

Der beste Vater meiner Kinder kam nach Hause und gemeinsam beschlossen wir den Sport zu schwänzen, zugunsten einer ungesunden Mahlzeit auf dem Sofa.

Danach blieb noch ein wenig Zeit, um eine Rechnung zu schreiben, ein bißchen Geld auszugeben und voller Entsetzen festzustellen, dass alle viermillionenachthundertsechundneuzigtausenddreihundertvier Schnickeldis für den Weihnachtsmarkt noch mit Preisschild behängt werden müssen.

Vor lauter Begeisterung darüber beschloss ich, einfach unwichtiges Zeug ins Blog zu schreiben, eine Tasse Tee zu trinken und danach ins Bett zu fallen. Lasse ich mir morgen früh eben zum Kaffee den Ausstanzer und hübsches Papier ans Bett bringen.

Gute Nacht.

Dekowahn.

4. Dezember 2013

Die glorreiche Idee, das Haus zu dekorieren, ist glorreich bei der Ausführung gescheitert.

Offenbar hatten mich die geschmückten Häuser in Strasbourg inspiriert, denn in meinem Kopf formte sich der Gedanke, die Grüne Villa in ein Glitzer-Weihnachtshaus zu verwandeln. Ohne Lichterketten und erhängte Weihnachtsmänner! Keine Sorge! Gan geschmackvoll! Ein bißchen Tannengrün und darin die bunten Plastikkugeln, die wir kauften, als Franz einzog und ich die Kombination Babykater mit Lauschaer Eisglaskugeln, meinem traditionellen Baumschmuck, für keine gute Idee hielt. Plastik zwar, aber nicht gänzlich hässlich.

Unter den vier Fenstern zur Straßenseite sind Haken für Blumenkästen angebracht. Zwischen diese Haken wollte ich jede Menge Tannengrün binden und die Kugeln am Grün befestigen. Das stellte ich mir sehr schön vor. Vielleicht noch ein paar Schleifen dazwischen. Oder auch nicht, weil die hängen dann so schlapp rum, wenn es regnet. Egal, Dekoration ist ein Prozess, mal schauen, was kommt.

Ich kaufte mehrere Bund Tannengrün und versuchte heute, diese zu einer Art Strang zusammenzudrahten. Ein Strang, den ich dann an den Haken festbinden wollte. Meine floristischen Fähigkeiten sind nicht sehr ausgeprägt, man könnte von Minderbegabung sprechen. Dies merkte ich jedenfalls, als ich den Nadelzweigstrang auf die Haken legte, er in der Mitte direkt einknickte und elegant zwischen den beiden Haken nach unten auf den Gehweg rauschte, auf dem zum Glück gerade niemand entlang lief.

Beim zweiten Versuch wurde der Strang mit Hilfe einer Rolle Draht und eines Knäuel Worschtkordel stabiler, er ließ sich auf die Haken legen ohne einzuknicken. Ich band ihn fest und ließ dabei das Knäuel mit der Worschtkordel fallen. Auf den Gehweg, auf dem zum Glück gerade niemand entlang lief.

Wenn ich schreibe, dass mir etwas aus dem Fenster fällt, dann sollte man wissen, dass unser Wohnbereich im ersten Stock ist. Ich muss also 18 Stufen runter und auch wieder hoch, um das, was auf der Straße liegt und was ich doch noch gebrauchen kann, zu retten. Dekorieren ist also gut für die Figur.

Wegen des großen Erfolges bastelte ich einen zweiten Nadelzweigstrang und knotete diesen an die Haken unter dem Schlafzimmerfenster. (der erste Strank baumelt unter dem Badfenster).

„Was tust du da eigentlich?“, fragte die heimkommende Tochter skeptisch.

„Ich schmücke!“, jubelte ich.

„Aha.“, erwiderte die an Dekoration weitestgehend uninteressierte Tochter.

Sie war aber gerne bereit, mit mir gemeinsam von der Straße aus das vorläufige Dekorationswunder zu bestaunen. Es sieht … dürftig aus. Als hätte jemand ein dürres Tannenzweiglein unter ein großes Fenster gebunden.

„Da kommen ja noch bunte Kugeln dran!“, versuchte ich die Tochter und mich zu begeistern.

Die bunten Kugeln mussten warten, denn die Hühnersuppe wollte fertiggestellt werden, die Söhne waren auf dem Heimweg.

Der große Sohn hatte noch nicht richtig die Küche betreten, als ich ihn um schonungslos offene Worte zur Hausdekoration bat.

„Grüne Zweige auf grüner Hauswand. Sieht super aus.“, nuschelte der große Sohn diplomatisch, der Jüngste, der kurz darauf eintraf, wusste von nichts. „Welche Zweige? Welche Dekoration?“

Mittlerweile habe ich eingesehen, dass drei zusammengebunde Nadelzweige tatsächlich etwas mickrig aussehen, mir für üppigere Gebinde allerdings das Material fehlt. Der große Sohn, der ja nun nicht mehr begleitet Auto fahren muss, ist gerne bereit, mir Nachschub zu organisieren. Allerdings hatte ich gerade die Idee, dass ich Blumenkästen in die Blumenkastenhaken stellen könnte und diese dann mit Nadelzweigen füllen könnte, um dann bunte Kugeln an die Zweige zu hängen. Wenn mir einfällt, wie ich die Zweige im Kasten befestigen kann, damit der Wind sie nicht rauspustet.

Sie sehen, es ist unglaublich, wie gut es mir geht, wenn meine einzige Sorge darin besteht, unsere Ruine weihnachtlich zu schmücken. Und das auch noch von außen, d.h. ich habe nichts davon, außer wenn mir was aus dem Fenster fällt und ich nach dem Aufheben von der Straße meinen Blick wohlgefällig über die ansprechend gestaltete Hausfront gleiten lassen kann.

(Ich könnte Kartons in Lacktischdecken wickeln und als wetterfeste Geschenke dazwischen hängen. Vielleicht wäre eine Lichterkette doch ganz hübsch. Oder zwei. Oder eine, die den Schriftzug „oh, du fröhliche …“ an meine Hauswand zeichnet. Und einen erhängten Weihnachtsmann. Und ein Rentier oder zwei. Ein Lautsprecher, der hübsche Weihnachtsmusik spielt? Ach, so viele tolle Ideen …)