Jahresrückblick?
31. Dezember 2024
Zum ersten Mal seit siebzehn Jahren gibt es hier keinen Jahresrückblick in Bildern. Auch nicht mit (vielen) Worten.
Anfang des Jahres wurde „LongPostSonstwasCOVID mit Wechseljahr- und Schildrüsenhormonchaos“ heruntergebrochen auf „depressive Episode“. Ich wurde medikamentös „eingestellt“ und alles wurde besser, heller.
Auf einmal war da wieder Kraft (und Lust) für Alltag und Leben. Und für einen tollen Wanderurlaub in der Bretagne.
Nach dem Urlaub war ich erschöpft. Die Erschöpfung wich nicht mehr recht, ich hangelte mich von „Inselchen zu Inselchen“, jedes Inselchen ein besonders schönes Ereignis. Zwischen den Inselchen lag ich auf dem Sofa. Oder im Bett. Das Leben war egal.
Das Wochenende in Nürnberg mit den Freunden war solch ein Inselchen. Ich kratzte Kraft und Laune zusammen und genoß. Bis eine Begebenheit mich so sehr triggerte, dass ich endlich, endlich den Mut fasste, dem Gatten die ganze Tiefe meines „alles egal“ zu offenbaren. Ich konnte eingestehen, dass ich Hilfe brauche. (Damit das nicht nur Lippenbekenntnisse sein sollten, weihte ich die Freunde am nächsten Tag direkt ein. Tat gar nicht weh.)
Mittlerweile weiß ich, dass ich unter funktionaler Depression leide, dies wahrscheinlich seit Kindheit. (Bei Gelegenheit erkläre ich, was das bedeutet. Oder Sie googeln rasch selbst.) Ich gelte als „des Lebens überdrüssig“, aber nicht als akut suizid gefährdet. Meine Medikation soll mir helfen, etwas mehr Antrieb zu haben. Der nächste freie Platz in der Klinik gehört mir, ich warte seit sieben Wochen darauf.
Es geht mir nicht allzu schlecht, eigentlich sogar ganz gut. An Weihnachten habe ich spontan für zehn Leute gekocht und eine kleine Party mit den Kindern gefeiert. Das alberne Pokémon go lockt mich jeden Tag für mindestens eine Stunde aus dem Haus und ich weiß ganz genau, wie ich mich wieder ins „Funktionieren“ hieven könnte. Doch wer weiß, wie lange das gut ginge.
So tanze ich wie eine leicht übergewichtige Seiltänzerin (plus 12 Kilo in drei Monaten) auf meinem Seil herum und versuche nicht ins Heulen, Wüten oder Lachen zu kippen. Stabil ist anders.
Das neue Jahr bringt also erstmal hoffentlich Hilfe, ein paar Werkzeuge und die Entscheidung, ob Kisten im Kopf geschlossen bleiben sollten oder nicht. Ich freue mich auf Freude an Bewegung, Unternehmungen mit Familie und Freundinnen und ein Leben, das mir wieder Spaß macht.
Bis dann, immer die Ihre.
Was geht (und was nicht)?
4. Dezember 2023
Vor etwas über einem Jahr habe ich über LongCOVID (oder PostCOVID) geschrieben, da wäre es durchaus an der Zeit für ein update.
kurz: Einiges ist besser, Vieles gleich und Manches neu.
Besser ist mein körperlicher Zustand. Der Husten ist verschwunden, das Herz rast nicht mehr ständig und die Kopfschmerzen, die grauenhaften, ständigen, quälenden Kopfschmerzen, sind ganz selten geworden. Letzteres ziemlich sicher aufgrund einer Hormonersatztherapie, die mir auch Schlafstörungen und Hitzewallungen erspart. (mittlerweile ist es mir fast wurscht, weswegen etwas hilft, Hauptsache Besserung)
Gleich geblieben sind Konzentrations- und Wortfindungsstörungen. Mir nahestehende Menschen können damit ganz gut umgehen, wenn ich in Gesprächen etwas planlos durch die Themen hüpfe oder zwischendrin den Faden verliere. Das nimmt mir die Sprechhemmung, die mich bei „Fremden“ befällt. Ich kann also noch immer nicht wieder „frei von der Leber weg schwätzen“ und wirke deshalb in Gesprächen mit Fremden eher hölzern oder auch so, als könnte ich nur knapp bis drei zählen. Das ist schwierig bei Arztterminen, wenn ich mein Anliegen vorbringen muss, Fragen beantworten soll und mir Antworten merken will. Klappt nicht, schaffe ich nur mit Begleitung. Hier also leider keine nennenswerte Besserung, es wird sogar eher noch einschränkender, weil ich mittlerweile versuche, SmallTalk-Situationen zu vermeiden. Zum Frisör habe ich es schon sehr lange nicht mehr geschafft, weil ich diese Schwätzchen nicht hinbekomme oder mich dabei so sehr anstrengen muss, dass ich hinterher zwei Stunden Schlaf brauche.
Ebenfalls gleich sind die Befindlichkeitsschwankungen. Von „eigentlich geht es mir ganz gut“ bis runter ins „LongCOVID-Tal“. Und dort ist es nicht nur anstrengend, sondern auch -seit ein paar Monaten neu im Programm- sehr, sehr finster. So finster, dass ich sowohl mit dem Gatten als auch mit den besten Freunden ein „wenn ich da nicht mehr rauskomme, müsst ihr mich dorthin bringen, wo man mir hilft“-Gespräch hatte. Im finsteren COVID-Tal ist nämlich alles schlecht, nichts mehr lebenswert und auch ein bißchen „wozu das Ganze?“ Noch habe ich das im Blick und im Griff, kann gegensteuern und mich heraushieven, doch meine Angst, dass das irgendwann vielleicht doch nicht mehr klappt, wächst. Und es kostet mich jedes Mal mehr Kraft, das auch zu wollen. (wie grauenhaft, das vor mir zuzugeben!)
Sie ahnen also: vor diesem Tal habe ich Angst. Und ich habe in den letzten zwei Jahren gelernt, wie ich den Flug dort hinein etwas bremsen oder auch umgehen kann. Dazu gehört, dass ich schnell erkenne, was mich stresst. Irritierenderweise kann mich etwas heute amüsieren und schon am nächsten Tag unter massiven Druck setzen. Das ist auch ein Grund, warum zur Zeit mein Instagramaccount ruht. Jetzt muss ich keine Bilder zeigen (jajaja, muss ich sowieso nicht, aber…) und muss mir auch keine ansehen. Muss mich nicht schlecht fühlen, weil ich keine Mandeln gebrannt, Christmas Crunch gerührt (doch, doppeltes Rezept sogar) und nur sehr wenige Plätzchen gebacken habe (nur Spritzgebäck und Schneeflocken). Muss meine Weihnachtsdeko nicht vergleichen (lassen), muss mich nicht über Konsum, Werbung, Black Friday, Influencerhühnchen und Trolle aufregen. Ich knippse meine Hunderunde-Bildchen und bin damit sehr entspannt, auch ohne Kommentare. Kein Druck, kein drohendes Tal. Hoffe ich.
Ich weiß nicht, wohin mich dieser ganze COVID-Mist noch führt. Manchmal denke ich, dass ich gut zurechtkomme, dass meine Strategien funktionieren. Dann haut es mich aus heiterem Himmel wieder um und ich sage zum Gatten „boah, jetzt schwächele ich hier schon wieder seit fast einer Woche herum“ und er sagt „naja, eigentlich sind es mittlerweile fast drei Wochen“. In diesen Zeiten schaffe ich meistens nur eine Hunderunde und vielleicht das abendliche Kochen, den Rest des Tages hänge ich auf dem Sofa, schlafe oder heule, weil ich nur herumhänge und schlafe. Wenn es wenigstens eine Regel gäbe: einmal im Monat, heulendes Elend, Haken dran. Dem ist aber halt nicht so und deshalb versuche ich so „normal“ wie möglich zu leben, plane Wanderungen und Unternehmungen und versuche nicht allzu oft über diesen Scheiß zu jammern.
In einem Jahr dann wieder.
(den Instagramaccount fülle ich ab Januar wieder)
(danke für die vielen (Geburtstags)Grüße, die mich auf teils abenteuerlichen Umwegen erreicht haben, das nächste Mal melde ich mich ganz ordentlich ab)
Aber das Hirn ist hübsch.
12. Januar 2023
Vor kurzem war ich „in der Röhre“. Ein Schädel-MRT, damit sicher ausgeschlossen werden kann, dass ständige Kopfschmerzen, Wortfindungs- und Konzentrationsstörungen womöglich die Symptome wirklich fieser Sachen sind. Ich erspare Ihnen detaillierte Schilderungen von Beklemmung, Lautstärke und Kälte in der Röhre und springe direkt zu: alles gut! Ein altersgemäßes Hirn (was auch immer das heißt), keine Anzeichen für Verkalkungen, veränderte Blutgefäße oder gar Tumore. Ich bin sehr erleichtert!
Die Kopfschmerz/Konzentratiomsstörung/ Wortfindungschwierigkeiten-Ursachen-Forschung geht jetzt weiter. Da sich COVID auf die Synapsen auswirken kann, wird jetzt davon ausgegangen, dass genau das bei mir passiert ist. Es wird nicht ordentlich „weitergeleitet“. Dagegen ist leider kein Kraut gewachsen, es gibt keine Wunderpille. Training ist angesagt, „lernen sie Gedichte auswendig“ und „erzählen Sie viel“. Das hat ein bißchen was von „lernen sie, damit zu leben“. Tja, und wohl auch „nehmen sie immer ein zweites Paar Ohren mit, wenn es um wirklich wichtige Themen geht“. Vielleicht verschwindet der ganze Spuk auch irgendwann wieder oder geht nahtlos in die Altersdemenz über, niemand weiß irgendwas und ich bin sehr erstaunt, wie lässig ich das gerade wegstecke. (Momentan geht es mir aber auch richtig gut, fragen sie mich während des nächsten „Schubes“.)
Die Sache mit den Kopfschmerzen ist nicht ganz so hoffnungslos. Meine erste Migräneattacke hatte ich mit vier Jahren, mit der Pubertät kamen die Anfälle zyklisch. Meistens zu handhaben, manchmal grauenhaft. Seit meiner COVID-Erkrankung kommen die (heftigen) Anfälle häufiger. An migränefreien Tagen habe ich meistens nur „normale“ Kopfschmerzen, ohne Übelkeit, Licht- und/oder Lärmempfindlichkeit. Seit einem Monat schreibe ich jetzt ein Kopfschmerztagebuch. Bisher lassen sich keine Auslöser oder irgendwelche Regelmäßigkeiten ablesen, ich schreibe also weiter. Auch mit Medikamenten wird ein bißchen „ins Blaue geschossen“, derzeit nehme ich einen Betablocker. (Ich glaube, der nutzt gar nix.) Es gibt noch ein paar Sachen, die untersucht (womöglich leide ich unter schmerzfreien Migräneattacken, die für die neurologischen Ausfälle verantwortlich sind) und versucht werden können, ganz am Ende der Fahnenstange steht eine Antikörperbehandlung, deren Kosten die Krankenkasse aber nur sehr widerwillig und erst dann übernimmt, wenn wirklich alles andere versucht wurde.
Geduld ist nicht meine Kernkompetenz, ich lerne also derzeit etwas Neues. Außerdem versuche ich, mir für dieses Jahr „Inselchen“ zu bauen, auf die ich mich freuen kann. Damit dieser ganze Long COVID-Scheiß mich nicht runterzieht.
Inseln für dieses Jahr? Eine Gartyparty! Eine zwei, drei-Tagewanderung, ganz allein, viel Zeit im Wald mit dem Gatten und den Hunden.
Rauschende Party? Pffft.
1. Januar 2023
Der Gatte und ich hatten Silvesterpläne. Diese Pläne beinhalteten nicht, dass ich bereits am Morgen Kopfschmerzen hatte.
Ich warf eine Schmerztablette ein und das Kopfweh wurde dumpfer, verschwand aber nicht. Es wallte immer wieder hoch, auch ein Mittagsschlaf rettete nichts.
Nach einer wundervollen Abendrunde mit den Hunden unter phantastisch rot, pink und gold gefärbten Himmel, fühlte ich mich einigermaßen fit. Drei Stunden später wuchsen die mäßigen Kopfschmerzen zu einer Migräne wie ich sie schon lange nicht mehr hatte. Damit hatte sich das rauschende Silvesterfest für mich erledigt. Kurz nach neun Uhr ging ich ins Bett und schlief recht schnell ein. Bis Mitternacht. Das Geböller draußen schoss direkt in meinen Kopf. Die Lichtblitze brannten in meinen Augen, das Knallen stach in meine Schläfen. Die Migräne hatte den Punkt erreicht, an dem ich nicht mehr in der Lage war, mich aufzusetzen, geschweige denn aufzustehen und das Rollo fest zu verschließen. Eine Stunde lang wurde in der Nachbarschaft eine Raketen- und Kracherbatterie nach der anderen gezündet und ich sag es mal so: wenn mir demnächst irgendeiner aus der Nachbarschaft vorjammert, man könne sich wegen der gestiegenen Preise bald kein Essen mehr leisten, muss ich sarkastisch werden.
Um ein Uhr nahm ich ein stärkeres Schmerzmittel ein und schlief bis zum morgen. Die Migräne wehte zum Glück nur noch nach, hinterließ das Gefühl einer frischen Narbe und verschwand bis zum Mittag.
Die Haustiere haben die Böllerei gut überstanden. Die Katzen verkrochen sich in der Halle, die Katzenklappe stand auf „nur reinkommen“, sie konnten also nicht raus. Lola ist schussfest, sie kann direkt an aktiven Schussapparaten im Herbst im Wingert vorbeilaufen, ohne in Panik zu verfallen. Lutz hat während der Abendrunde, als die ersten Böller krachten, gezuckt. Als er aber merkte, wie unbeeindruckt Lola ist, reagierte er nicht mehr auf weitere Böller. Glück gehabt.
Der Start ins neue Jahr war also erstmal ziemlich gemein, doch der Nachmittag heute war dann schön. Wir packten die Hunde ins Auto und fuhren ins Nachbarstädtchen. Dort gibt es nämlich nicht nur ein Wäldchen, sondern auch einen Hundestrand und diesen fand der kleine Hund besonders toll. Lutz panierte sich gründlich mit Sand ein, trank eine Menge Wasser aus dem Rhein (jetzt ist er ein echter Rheinhesse ?) und trotzte sehr mutig der Gruppe von fünf großen, schwarzen Labradoren, die ihn sehr distanzlos bedrängten (und von ihren eher trägen Haltern nicht zurückgepfiffen wurden). Daheim kroch er mit letzter Kraft in sein Körbchen und schlief, bis grauenhafter Hunger ihn wieder weckte. Sein, Lolas und unser Hunger ist mittlerweile gestillt und weil sie gestern nicht zum Einsatz kam, öffnen wir uns unseren „das neue Jahr begrüßen“-Sekt eben jetzt.
Proschd Neijohr! Ihnen da draußen nur das Beste!
Adventsbloggen am 7.12.22
7. Dezember 2022
Viel zu schreiben gibt es heute ja nicht, denn die „ich hänge“-Phase ist zäh. Nach einer mittellangen Hunderunde zusammen mit Oma Eis und einem gemeinsamen Frühstück passierte erstmal nichts mehr. Um das ganz deutlich zu machen: ich sitze dann auf dem Sofa und mag nicht mal Tee trinken, damit ich nicht den anstrengenden Weg zu Toilette habe. Heute habe ich Zeugs auf YouTube geschaut und bin zwischendurch immer wieder eingeschlafen, lesen und seien es nur Kleinigkeiten auf Mastodon oder Blogs waren nicht möglich.
Am späten Nachmittag konnte ich einen kleinen Punkt auf der To-Do-Liste abhaken, ich habe den Spiegelrahmen und ein Stück Sockelleiste für den Flur weiß lackiert. Der Spiegelrahmen soll noch einen Farbakzent bekommen, das geht aber erst, wenn der Lack trocken ist. Der Flur ist bis auf fehlende Sockelleistenstücke fertig und das ist schon mal sehr gut. Das Bad … tja. Das zieht sich. Wir warten auf den (Fenster)Schreiner, der nicht nur die falschen Fenster in der Küche austauschen soll, sondern auch eine schmale Leiste unter das Badfenster klöppeln soll. Erst wenn das geschehen ist, kommt erneut der Fliesenleger, um hinter Toilette, Waschbecken und eben am Fenster die Siliconabdichtung machen. Außerdem würde ich mich sehr, sehr freuen, wenn der Heizkörper endlich geliefert wird, denn, ich bin da mal ganz offen, pinkeln im eiskalten Bad macht ü-ber-haupt keinen Spaß. Kein bißchen. (Geduld, Geduld, Atmen.)
Die Solarplatten stehen nach wie vor in der Halle und ganz langsam schleicht sich der Gedanke ein, dass das vielleicht vor dem Frühling gar nichts mehr wird. Und mal sehen, wann das Angebot für die Duschkabine kommt. Das ANGEBOT! Das müssten wir akzeptieren, dann die Duschkabine beauftragen und DANN geht sie erst in die Fertigung. Es wird wohl Februar.
Immerhin! Der Jüngste und der Gatte haben gerade die zugesägte Arbeitsplatte für die Küche des Jüngsten abgeholt. In meiner momentanen wenig optimistischen Stimmung gehe ich natürlich davon aus, dass sie nicht passen wird. Darüber werde ich natürlich berichten.
Verzeihung für einen eher jammerigen Blogeintrag, aber für mehr hat das heute einfach nicht gereicht.
Hmpf.