Weil.

31. Oktober 2009

Weil die Oma krank ist, wohnt der Freund des Großen über´s Wochenende bei uns. Ist kein Problem, er ist ein Netter. Und diesmal hat er auch seine Medikamente mitgebracht, als Katzenhaarallergiker hat er es schwer in der Grünen Villa.

Weil das Dach des Schuppens zusammengebrochen ist, braucht der Schreinerfreund den besten Vater meiner Kinder. Seit halb neun ist der aus dem Haus, hat mir aber vorher noch einen Kaffee ans Bett gebracht, damit der Tag gut anfängt.

Weil sowieso schon vier Kinder im Haus sind, darf die allerbeste Freundin der Tochter ebenfalls kommen. Wie lange ist noch nicht abschließend geklärt. Spätestens bis morgen nachmittag, schätze ich.

Weil heute abend die Klingel bei uns abgestellt sein wird undwir unser eigenes kleines Fest feiern, stelle ich mich gleich an den Herd und zaubere gewünschte Köstlichkeiten.

Weil die Sonne scheint und der Herbst nochmal zeigt, was er kann, jage ich die Kinder in den Garten. Rasen mähen. Und Terrasse kehren. Und wenn die Sonne heute nachmittag noch ein paar warme Strahlen auf die (gekehrte) Terrasse schickt, gibt´s den Nachmittagskaffee draußen.

Weil ich die ungeliebte Hausarbeit diese Woche gerne schleifen ließ (musste ja Frau Jette bespaßen), gibt es heute noch eine Menge zu tun und es hat wohl wenig Sinn, mich noch länger vom Schweinehund ablenken zu lassen.

Weil … ist ein normaler Samstag.

Schönes Wochenende Ihnen!

exklusiv-explosiv!

30. Oktober 2009

„Sohn“, sprach Frau … äh … Mutti zu eben diesem, „wäre es nicht eine hervorragende Idee, wenn du dir ein Hobby suchen würdest?“

„Warum?“, fragte der Sohn verständnislos und völlig zufrieden mit Rumhängen auf Bett und Sofa, ergänzt durch krummes Sitzen auf einem Stuhl vor verschiedenen Mahlzeiten oder dem Computer, verfeinert durch exquisite Stimmungsschwankungen und Anfälle argster Langeweile.

„Weil halt.“, Frau … äh … Mutti kann ja auch nicht immer rethorisch glänzen.

Nach einer kurzen Denkpause auf beiden Seiten argumentierte Frau … äh … Mutti mit Spaß und jugendlicher Neugier, mit Orientierung für die berufliche Zukunft und „es nervt mich, wenn du wie ein Schluck Wasser in der Kurve rumhängst und dein Leben an dir vorbeizieht.“

„Ok.“, sprach der große Sohn.

Das war vor ein paar Wochen.

Mittlerweile hat der große Sohn beschlossen, dass sein neues Hobby chemische Experimente sein werden. Er träumt von einem Laboratorium mit verschiedenen Glasgefäßen, in denen bunte Flüssigkeiten brodeln, blubbern oder wenigstens dampfen. Er schwärmt von kleineren Explosionen und stinkenden oder  ätzenden Substanzen.

Ich bin, ehrlich gesprochen, weniger enthusiastisch, muss aber zu meinem Wort stehen und das Kind begeistert bei seinem neuen Hobby unterstützen = in zwei Wochen zum Geburtstag Chemiebaukästen rüberschieben.

(meine abgemilderte Version wäre ja ein Tütchen Backpulver, ein Fläschchen Essig und ein leeres Filmdöschen, doch für dieses Experiment ist er nicht mehr zu gewinnen, der Große.)

Haben Sie da draußen zufällig Erfahrung mit Chemiebaukästen? Welche darf ich auf gar keinen Fall kaufen, weil sie zum Beispiel zum Einsturz von Mehrfamilienhäusern führten? Oder gibt es irgendwelche Einzelzutaten, die ich ganz offiziell in einer Apotheke kaufen kann und die nicht in Fässern in alten Stollen vergraben sind?

(Sie sehen, ich bin sehr aufgeregt. Und sehr, sehr unwissend. Ich hatte in Chemie im Zeugnis zweimal „ungenügend“.  Minderbegabung, würde ich sagen. Oder Desinteresse. Ich baue auf Sie!)

Frau … äh … Mutti befindet sich (mal wieder) in der Blogkrise. Nachdenklich gemacht von Frau Ami und vielleicht auch deshalb nur, weil ich immer wieder das Gefühl habe, einfach alles, was im www möglich ist, gesagt zu haben. Oder auch gelesen zu haben.

Ich bin ja immer sehr froh, in keine Blogger-Kategorie zu passen, denn die Kindelein sind zu groß, um mich in die Windelblogger-Schublade zu pressen, die Näherei steht nun eher nicht so im Vordergrund, als dass ich mir den Bastelmutti-Orden am Band verdient hätte und die drei Rezepte, die ich aus dem EffEff kochen kann, habe ich nicht erfunden. Ich blogge nicht oder nur sehr, sehr selten über Politik oder neueste wissenschaftliche Erkenntnisse, meine Photos sind Zeugnis einer eher mittelmäßigen Begabung und das, was ich über Gartenarbeit im Jahr schreibe, erzählen die Gartenblogger in zwei Wochen. Nein, ich passe in keine Schublade und das war ja auch ganz gut.

Es nur schade, dass es so wenige Blogs gibt, die auch in keine Kategorie passen, (und wenn´s dann mal eines gibt, dann geht die Autorin mit sich in Klausur. Hömpf.) denn mir geht der Lesestoff aus. Ich freue mich wirklich, wenn mal wieder irgendwo ein Baby geboren wird, wette mit mir insgeheim, wann die nächste Schwangerschaft vermeldet wird (und gewinne meistens :-)), lese von Zahnung und Bauchschmerzen, von müden Müttern und Stillproblemen … und bin weit weg.

Ich bewundere kunstvoll Genähtes, kriege so einen kleinen „woa, ich muss auch was nähen“-Flash (der aber rasch und ohne Folgen vorüber zieht, meistens), entdecke neue Stickdateien, überlege, ob und wie ich die einsetzen könnte … und bin weit weg.

Und so weiter, und so weiter.

Ich habe eine Menge Menschen kennen gelernt, habe ihnen Haus und Garten geöffnet, habe Nächte durchgequatscht und viel gelacht. Eine handvoll dieser Menschen sind in meinem Leben hängen geblieben. Haben den Sprung vom Bildschirm ins echte Leben geschafft und bleiben da auch. Manchmal denke ich, dass ich nur noch für die paar Menschen schreibe, damit die lesen können, dass es uns ganz gut geht. Dann reichen ein paar kryptische Andeutungen, weil die wissen ja sowieso, was oder wer gemeint ist. Kryptische Andeutungen aber sind des Teufels, das weiß ich selbst. Ich hasse sie. Beinahe so sehr wie verpasswortete Blogeinträge. Doof. Und so fasele und labere ich vor mich hin, ohne wirklichen Tiefgang, ohne Sinn und manchmal auch ohne Witz.

Nein. Dies ist keine sanfte Hinführung zum harten „Das war´s, ich blogge nie, nie, NIE wieder!“ Dies ist mehr so eine Gedankensammlung, wie ich weitermache. Zum Beispiel überlege ich, ob ich die Kommentarfunktion schließe. Ob ich das kann. Denn, naja, ich bin halt auch eitel. Ich MAG Kommentare. Ich mag VIELE Kommentare. (so wie jeder, streiten Sie´s bloß nicht ab) Aber, und da stimme ich Frau Ami zu, ich mag nicht erklären. Ich mag nicht meine Artikel erklären, ich mag keine Missverständnisse aufklären, ich mag keine Fragen beantworten, deren Antwort irgendwo im Archiv steht. Eigentlich mag ich nur Kommentare, die so sind, wie ich sie gerne hätte. Nett, aufmunternd und gerne auch höflich-kritisch in Frage stellend. Ist natürlich Quatsch. Aber ehrlich aufgeschrieben. Schließlich (Achtung, neudeutsch:) brainstorme ich hier gerade.

dbEva von Frau Antonmann und der  beste Vater meiner Kinder sponnen an dem Gedanken, eine Kommentar-Firma zu gründen. Garantiert zehn Kommentare pro Tag! Zwei aus der Kategorie: „Lob!“, zwei aus der Kategorie: „Seh ich auch sooo …“ und so weiter. Extra-Features wie ein „Kommentar-Troll“, der für gesteigerte Leserzahlen sorgt oder „Kommentare, die das Thema betreffen oder gar kritisch hinterfragen“ kosten natürlich extra. Eine sehr zynische Spinnerei war das da, vor kurzem in der Grünen Villa.

Es läuft alles auf eine gewisse Internet-Müdigkeit heraus. Oder gar Internet-Langeweile? Mal sehen. Ich lasse mich treiben, vielleicht auf neuen Wegen. Vielleicht bleibt auch alles wie es ist und ich nehme es einfach nicht mehr so wichtig. Scheint beinahe die hübscheste Lösung zu sein.

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Der Fisch war wohl nicht zu tot. Ausser einem flauen Gefühl im Magen war nix. Und zwei Stunden später konnte ich schon die letzten beiden pumpkin-date-pecan-bars vernichten.

Erwähnte ich schon, dass ich einen sehr robusten Magen habe? Dafür aber eine blühende Phantasie mit Hang zur Hypochondrie, gespeist von allerlei mehr oder weniger passenden Szenarien aus diversen Ärzteserien.

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Kohlrouladen. Muss ich heute kochen. Ich versprach den Kindelein bereits letzte Woche, ich würde sie damit verwöhnen, habe mich aber bis heute davor gedrückt. Ich finde es nämlich ausgesprochen widerlich, Hackfleisch zu matschen. Ausserdem verbrenne ich mir immer die Finger am blanchierten Kohl und so gut abtrocknen kann ich die Kohlrouladen garnicht, dass sie nicht doch munter heißes Fett auf dem Weg in den Bräter verspritzen würden. Kartoffelpurree soll es dazu geben. Selbstverständlich nicht aus der Tüte, denn ich bin ja eine Hausfrau mit viel Zeit. Leider auch eine Hausfrau mit wenig Geschick und Geduld, weswegen die Handhabung meiner Kartoffelpresse immer in einem Fiasko endet. Und mit vielen Kartoffelbröckchen, gleichmäßig in der Küche verteilt. (und einem beleidigten Kater, der interessiert an den Bröckchen schnuppert, dann aber doch eher angewidert die Nase kräuselt) Frischgepampschtes Purree mit würzigen Kohlrouladen ist gar köstlich, doch der Weg dahin ist mit vielen Flüchen gepflastert.

(„Und was gibt´s zum Nachtisch?“, werden die Kindelein fragen und als wirklich tolle Hausfrau und Mutter werde ich lächelnd ein Vanilleflammeri aus dem Kühlschrank ziehen. Nennen Sie mich gerne Bree van de Kamp.)

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Und falls Sie neugierig sein sollten, was Frau … äh … Mutti mit ihrem Besuch erlebt hat, dann schauen sie doch bitte mal bei Frau Jette. Die hat nämlich ganz wundervolle Bilder gemacht.

****** später irgendwann ******

 

Sehen Sie, das meine ich, wenn ich schreibe, dass ich nicht mehr missverstanden werden möchte und nichts mehr erklären will. Ich hab´s mal rot markiert, oben im Text.

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29. Oktober 2009

Ich glaub, ich hab gerade ein Stück Fisch gegessen, das nicht mehr so ganz taufrisch war.

Schmeckte irgendwie komisch und ich hab´s schnell geschluckt, um es loszuwerden.  (statt es auszuspucken, ich wohlerzogenes Wesen) Mein Magen macht jetzt ganz komische Sachen (gurgeln und grummeln), ausserdem steigt eine gewisse Übelkeit hoch. Ob jetzt aus Hysterie oder weil der Fisch vielleicht wirklich zu tot war, das bleibt abzuwarten.

(ich hab auch so ein „nie wieder esse ich Fisch“-Gefühl. Das ist schlecht.)

oooch.

29. Oktober 2009

Frau Jette sitzt wieder im Zug nach Berlin. (geht immer viel zu schnell rum, die Zeit)

Ich schlurfe durch´s leere Wohnzimmer, räume die Kaffeetasse und den Zuckerstreuer vom Küchentisch und bevor ich richtig wehmütig werden kann, ist das erste Kind von der Schule zurück. Aber heute abend, wenn alle Kindelein im Bett sind, da bin ich dann nochmal ein bißchen traurig.

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Abschiede sind ganz blöd und ich bin da auch immer sehr verkrampft und hölzern. Wünsche mir einerseits, dass es nun bitte einfach nur vorbei sein soll (also diese Abschiedsszene, nicht, dass der Besuch jetzt endlich abhauen soll) und andererseits fallen mir immer mindestens drei Sachen ein, die ich noch ganz dringend erzählen wollte. Während der Zug bereits einfährt.

Nächstes Frühjahr dann wieder bei Ihnen, werte Frau Jette. (und grüßen Sie das Kind. Und ich würde so gerne den Blick des Kindes sehen.)