Fertig.

26. Januar 2019

Der Jüngste hat dann letztlich die älteren Geschwister doch noch überholt und als Erster eine Ausbildung abgeschlossen. Ab heute ist er ganz offiziell Anlagenmechaniker, für die älteren Menschen unter uns „Installateur“ und für die ganz alten „Klempner“.

Knapp drei Tage dauerte die praktische Prüfung und erst an ihrem Ende erfuhr er, ob er die schriftliche Prüfung, die er schon im Dezember hatte, bestand. Hat alles geklappt und wir feiern neben der bestandenen Gesellenprüfung auch die Übernahme im Ausbildungsbetrieb.

Wenn Sie hier neu sind, dann fragen Sie sich eventuell, wieso ich hier so einen Aufriss um eine bestandene Ausbildung mache, ist ja schließlich keine Doktorarbeit. Ist es für den Jüngsten aber doch, denn sein Weg bis hierhin war kein leichter, von Auffälligkeit zu Auffälligkeit, von Defizit zu Defizit, von Hoffnung bis Ausweglosigkeit und wieder zurück, von grenzenloser Freude bis ins tiefste Jammertal. Lesen Sie dazu gerne mehr im alten Blog (frau-mutti.de) nach, insbesondere immer um den 24. Februar. Oder zusammenfassend den Text vom 18. Geburtstag des Jüngsten: hier.

Es ist schon ein bißchen verrückt. Ich schreibe seit über 18 Jahren Sachen ins Internet und es gibt Menschen, die diese Sachen schon fast genauso lange lesen. Und heute, wo ich vor Glück ein bißchen ausflippen möchte, ist der richtige Zeitpunkt gekommen, um mich bei Ihnen da draußen zu bedanken. Für Ihre immer offenen Ohren und Herzen, für Ihre freundlichen Rückmeldungen, Ihre wertvollen Ratschläge, für witzigen, ehrlichen, tränentreibenden, zukunftsweisenden, wertvollen Austausch, für Anregungen, Ideen und Inspiration, für Freundschaft über den Bildschirm hinweg.

Es heißt ja, dass es zur Erziehung eines Kindes ein ganzes Dorf braucht. Vermutlich geht es dem Kind auch ohne diese ganzen Menschen prima, doch die Eltern! Die brauchen dieses Dorf, und sei es halt nur Kleinbloggersdorf, ganz dringend. Ohne dieses doofe, anonyme Internet, damals noch in den Foren, danach in den Blosg und jetzt halt kürzer bei Twitter hätte ich die hinreißenden Bestien verkauft, an der Raststätte ausgesetzt oder am kleinen Zeh aus dem Fenster gehängt. Oder wäre einfach weggelaufen, irgendwohin.

Hachjaseufz.

Und jetzt: Sekt. Virtuell mit Ihnen (selbstverständlich können Sie auch ein alkoholfreies, veganes und/oder zuckerfreies Getränk wählen, Hauptsache: Prost!) und ganz in echt daheim, am Küchentisch mit einem frischgebackenen Klempner.

Freitag

11. Januar 2019

Sturmfreie Bude. Hat mindestens genauso viel Reiz wie zu Teenie-Zeiten. Der Große ist bis Sonntag unterwegs, der Jüngste kommt irgendwann heute nacht heim. Wir feiern das mit einem guten Riesling und Dinkelvollkornnudeln. Opulent.

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Morgen müssen wir in die große Stadt fahren, das neue Besteck, das wir uns zu Weihnachten geschenkt haben, bekommt merkwürdige Schlieren, die müssen wir reklamieren. Immerhin ist es das Besteck eines namhaften Herstellers und teuer war es obendrein. Lästig so etwas. Obendrein formuliere ich schon den ganzen Tag Antworten auf skeptische Verkäuferantworten und steigere mich so systematisch in schlechte Laune hinein.

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Ich habe mir vorgenommen, regelmäßig einen Wochen-Kochplan zu erstellen. Die erste Woche hat nun prima geklappt und tatsächlich dazu geführt, dass ich diese ganze Kocherei sehr entspannt anging. Jetzt ist eine Woche natürlich nix, womit sich angeben ließe, doch motivierend ist es halt schon. Und so habe ich direkt den nächsten Wochenplan erstellt und gleichzeitig die Einkaufsliste aktualisiert. Fühle mich äußerst organisiert und erwachsen.

Geplant ist übrigens, jede Woche ein neues Rezept auszuprobieren. Kommende Woche wird es die Kichererbsensuppe mit geröstetem Sauerkraut aus Tim Mälzers „Greenbox“ sein. Wir sind alle gespannt.

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Das morgendliche Schneechaos in Form von sieben Schneeflocken hat sich im einsetzenden Regen aufgelöst und jetzt schmolle ich. Ich will dringend Schnee!

Gartenrundgang

10. Januar 2019

An einem der letzten warmen Herbsttage schrieb ich mir eine to-do-Liste für den Winter. Weil an einem warmen Herbsttag ist usseliges, kaltes Winterwetter fern und unvorstellbar, allenfalls sind da ein paar vage Bilder eines romantisch-verschneiten Gartens, durch den ich in eine kuschelige Wolljacke gehüllt, natürlich mit passender Mütze und Schal, wandele und vergnügt den verdörrten Zierjohannisbeerstrauch aus der Erde zerre und den wuchernden Holunder aus der Weide schneide. Vergnügt pfeifend, mit roten Wangen und später säßen der Gatte und sein holdes Weib auf Schaffellen am lodernden Feuer im Garten, ein Tasse mit dampfender Flüssigkeit (Kakao oder auch Glühwein) in Händen. Hund und Kater säßen malerisch neben uns und leise fiele der Schnee.

Pffft.

Meine Lust auf Gartenarbeit liegt bei Null, was vermutlich mit dem Matschwetter da draußen zusammenhängt. Trotzdem müssen die verschiedenen Punkte abgearbeitet werden. Insbesondere der Rückschnitt der verschiedenen Gehölze, bevor da wieder irgendwelche Vögel nisten. Außerdem wartet ein Nußbaum in einem großen Blumentopf auf einen Platz im Garten. Am Wochenende dann. Schnee bekommen wir sowieso keinen. (gemein)

Die Bienen habe ich heute auch besucht und ich glaube, da ist Leben in der Beute. Den Deckel habe ich nicht abgehoben, denn die Wärme, die die Bienen erzeugen, ist kostbar und soll nicht entweichen! Aber mein Ohr habe ich an den Kasten gehalten. Gehört habe ich nichts, aber es vibriert. Ich bin nun ziemlich optimistisch, dass Ende Februar, Anfang März Bienen nach draußen krabbeln werden!

Für die Vögel habe ich mit Fettfutter gefüllte Tassen rausgehängt und weil ich wirklich viel Fettfutter zubereitet habe, habe ich ein bißchen davon mit zur Hunderunde genommen und in die Hecken neben den Wingerten gehängt.

Für diese kleinen „Anhänger“ schmelze ich Kokosfett und rühre dann jede Menge Erdnußbruch, Sonnenblumenkerne, Hanfsamen, Hirse und Rosinen hinein. Die Masse fülle ich in Silikon-Muffinförmchen. Ganz wichtig: mit einem Stäbchen ein Loch zu aufhängen puhlen. Wenn die „Anhänger“ ausgekühlt und hart sind, ziehe ich eine Sisalschnur durch das Loch. Knoten drauf, aufhängen. Schnell gemacht, sieht hübsch aus und vermeidet obendrein Müll, weil herkömmliche Meisenknödel meistens in einem Plastiknetz stecken. Welches außerdem eine fiese Fußangel für Vögel werden kann.

Ich habe noch eine große Schüssel mit der Samen/Nuß-Mischung. So viel können die Vögel in unserem Garten gar nicht fressen! Deshalb werde ich die Mischung nach und nach zu „Anhängern“ verarbeiten und bei den verschiedenen Hunderunden verteilen. Guerilla-Fütterung, quasi.

Plagen und Folgen

9. Januar 2019

Als ich heute morgen mit der Kaffeetasse in der Hand versonnen zu Decke schaute, sah ich sie: die Made. Ein kleine, weiße Made. Total unschuldig. Unglücklicherweise zieht eine solche kleine Made eine gigantische Putzaktion nach sich, denn eine kleine Made bedeutet einen großen Befall von Mehlmotten. Und da diese Drecksviecher einfach überall sitzen können und ich jede Menge „überall“ in der Küche habe, stand mein heutiges Beschäftigungsprogramm fest.

Das Programm passte auch prima zu meinem eher etwas sinnlosen Aktionismus am Morgen, als ich rasch das Chilisalz in der Mühle nachfüllen wollte, dabei entdeckte, dass auch der ungarische Paprika fast aufgebraucht und wieder befüllt werden kann, die Dosen mit Kreuzkümmel und Kurkuma ziemlich klebrig sind und überhaupt, wie sieht denn die Gewürzkiste aus … und ich plötzlich den gesamten Tresen vollgeräumt hatte, zwei Minuten vor acht. Um acht wartete die Mittwochsrundenfreundin auf mich und somit ließ ich alles stehen und liegen und verdrängte das „ich mag gar kein Chaos in der Küche, wenn ich das Haus verlasse“-Gefühl.

Um kurz nach zehn war ich wieder daheim, im Chaos und in Madengesellschaft. Zuerst sortierte ich Gewürze, wusch und wischte Gewürzdosen und das Gewürzdosenregal ab, überlegte, warum ich ein sehr großes Glas Kümmel habe, wo doch niemand im Haus Kümmel mag und wagte mich dann an die Schublade mit den Backzutaten (Mandeln, Nüsse, Schokolade etc.) und Trockenvorräten (Linsen, Quinoa, Hirse, etc.). Erfreulicherweise erfolglos.

Im Vorratsregal wischte ich das gesamte Plastikdosensortiment ab und füllte bei der Gelegenheit Reis (Milch- und Risottoreis) wieder auf und beschloss, dass nächste Woche ein Risotto auf den Kochplan muss.

Im Regal darunter wurde ich dann fündig. Hinter den Gläsern mit Haferflocken (grob und blütenzart), gepufftem Amaranth, Cashewkernen und geknackten Walnüssen stand ein Dose mit Weetabix samt einer sehr aktiven Mehlmottenpopulation. Urx. Immerhin war damit die Suche (hoffentlich) schnell beendet, das Regal ausgewischt und weil ich schon mal dabei war, sortierte ich noch rasch meine Teevorräte aus und trennte mich von den ganzen merkwürdigen Einzelbeuteln, die sich seit drei Tee-Adventskalendern hier angesammelt haben. Alle Grünteesorten, alles mit Fenchel, Anis oder Salbei.

Weil ich immer noch so drin war, sortierte ich diese eine Schublade, in der ein wildes Gewühl aus diversen Folien und Gefrierbeuteln liegt, garniert von Haushaltsgummis in allen Größen, Verschlussclipps und diesen weißen Plastikstreifen mit Draht, die man garantiert niemals braucht, aber doch immer aufhebt. Ich hab sie heute weggeschmissen, endlich.

Jetzt ist die Küche wieder ordentlich! Allerhöchste Zeit, ihr wieder ein neues Kleid zu spendieren, die Lackdose mit verheißungsvollem Inhalt steht im Flur!

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Einen kleinen Anfall von Hausfraulichkeit am Nachmittag nutzte ich, um mir ein bißchen Chai-Sirup zu kochen. Chai Latte mag ich im Winter nämlich sehr, gerne auch als Alternative zu Nachmittagskaffee mit Keks oder Schokolade, weil Süßgier.

Für den Sirup koche ich in einem Liter Wasser ungefähr zehn Beutel (oder eben die entsprechende Menge an losem) Darjeeling, zusammen mit einem guten Stück in Scheiben geschnittenem Ingwer, einigen Kardamomkapseln, ziemlich viel Pfeffer, ein bißchen Muskat, Zimt nach Laune und einem Schuss Vanilleextrakt. (wer mag, kann auch noch Sternanis und/oder Nelken und/oder Zitronen- oder Orangenzesten mitkochen.) Ich koche auf und lasse dann eine Viertelstunde ziehen. Das Gebräu wird durch einen Teefilter abgegossen, mit etwa 200g Zucker und etwas Honig zu Sirup eingekocht und heiß in saubere Schraubgläser eingefüllt. Angebrochene Schraubgläaser bewahre ich im Kühlschrank auf! Am Besten schmeckt der Sirup in heißer, evtl. zu Schaum geschlagener Milch, ein Schwapps genügt.

Tja. Und genauer wird das Rezept nicht, spielen Sie einfach :)

Ladendienstag

8. Januar 2019

Dreieinhalb Stunden lang habe ich heute erneut Weihnachtsschnickeldi bruchsicher verpackt. Diesmal im Weltladen. Und damit der Einkauf von neuen Weihnachtsartikeln im August 2020 etwas planvoller stattfinden kann, haben Oma Eis und ich sehr säuberlich notiert, wovon wir wieviel haben und was wir auf gar keinen Fall mehr bestellen müssen, weil wir froh sind, dass der Bestand nun endlich bei Null liegt. Fünf Umzugskisten voller Weihnachtsartikel habe ich vor dem ersten Advent im Weltladen verteilt, ein einziger Karton wurde mit Restbeständen für nächstes Weihnachten voll. Entweder haben wir bei der Auswahl des Sortiments genau die Geschmacksnerven der Kundschaft getroffen oder das Geld saß sehr locker. Oder beides.

Jetzt ist der Laden ziemlich kahl und das darf natürlich so nicht bleiben. Deshalb haben wir heute im Anschluss an jede Menge Räumerei und Putzerei Osterartikel aus den Katalogen ausgewählt. Das macht mich ein klitzekleines Bißchen kirre, aber so ist das halt, der Einkauf muss geplant sein und die Ware muss rechtzeitig im Lager stehen.

Neben der Räumerei und Dekoriererei findet natürlich auch der reguläre Verkauf statt und es zeigt sich immer wieder sehr deutlich, wie sehr ein Supermarkt in der Ortsmitte fehlt. Die großen Märkte am Ortsrand sind für die Senioren nur schwer zu erreichen und das nimmt ihnen nicht nur die Möglichkeit einzukaufen, sondern kappt auch jede Menge soziale Kontakte. Zu unseren Stammkunden gehören mittlerweile sehr viele alte Menschen, die Kaffee, Tee oder Schokolade bei uns kaufen und obendrein einfach nur ein Schwätzchen halten wollen. Das ist gleichermaßen schön wie herzzerreißend, denn unsere Lebensmittel sind natürlich teurer als die im Supermarkt und somit für schmale Rentengeldbeutel nicht wirklich erschwinglich. Am Weltladen hängt das Schild „Fachgeschäft für fairen Handel“, doch er ist halt noch viel mehr als das, er versucht ein bißchen so zu sein, wie diese Tante-Emma-Lädchen waren.

Tja. Und wie lange dieser Weltladen noch existiert, das ist beinahe abzusehen. Wir haben keine „Geldsorgen“. Die Miete ist gering, die Nebenkosten auch. Der Umsatz ist stabil, sogar steigend. Doch die MitarbeiterInnen werden immer älter. Drei sind über achzig, eine davon fällt nun wegen Demenz aus. Die anderen Mitarbeiterinnen marschieren fröhlich auf die siebzig zu oder sind schon drüber. Die paar Jüngeren (zu denen ich mit fast fünfzig gehöre!) sind voll berufstätig und knappsen sich eben ein bißchen Zeit ab. Die Arbeit ist ehrenamtlich und sehr wahrscheinlich werden die finanziellen Mittel des Ladens nie für eine festangestellte Kraft reichen, obwohl das kurz angedacht war. Ehrenamtlicher Nachwuchs findet sich nicht. Weltläden sind altmodisch geworden, beinahe das gesamte fair gehandelte Lebensmittelsortiment findet sich in Supermärkten, ist alltäglich geworden.

Gegründet wurde der Weltladen von Schülern, Studenten und Auszubildenden, das Ganze war politisch motiviert und beinahe ein bißchen rebellisch. Heute ist die politische Arbeit im und um den Weltladen in den Hintergrund gerückt und eben für Jugendliche langweilig. Schade, aber völlig verständlich. (ich würde als Jugendliche auch nicht mit diesen ganzen alten Leuten zu tun haben wollen)

Ich hoffe, der Laden hält sich noch ein paar Jahre!