Dekowahn.

4. Dezember 2013

Die glorreiche Idee, das Haus zu dekorieren, ist glorreich bei der Ausführung gescheitert.

Offenbar hatten mich die geschmückten Häuser in Strasbourg inspiriert, denn in meinem Kopf formte sich der Gedanke, die Grüne Villa in ein Glitzer-Weihnachtshaus zu verwandeln. Ohne Lichterketten und erhängte Weihnachtsmänner! Keine Sorge! Gan geschmackvoll! Ein bißchen Tannengrün und darin die bunten Plastikkugeln, die wir kauften, als Franz einzog und ich die Kombination Babykater mit Lauschaer Eisglaskugeln, meinem traditionellen Baumschmuck, für keine gute Idee hielt. Plastik zwar, aber nicht gänzlich hässlich.

Unter den vier Fenstern zur Straßenseite sind Haken für Blumenkästen angebracht. Zwischen diese Haken wollte ich jede Menge Tannengrün binden und die Kugeln am Grün befestigen. Das stellte ich mir sehr schön vor. Vielleicht noch ein paar Schleifen dazwischen. Oder auch nicht, weil die hängen dann so schlapp rum, wenn es regnet. Egal, Dekoration ist ein Prozess, mal schauen, was kommt.

Ich kaufte mehrere Bund Tannengrün und versuchte heute, diese zu einer Art Strang zusammenzudrahten. Ein Strang, den ich dann an den Haken festbinden wollte. Meine floristischen Fähigkeiten sind nicht sehr ausgeprägt, man könnte von Minderbegabung sprechen. Dies merkte ich jedenfalls, als ich den Nadelzweigstrang auf die Haken legte, er in der Mitte direkt einknickte und elegant zwischen den beiden Haken nach unten auf den Gehweg rauschte, auf dem zum Glück gerade niemand entlang lief.

Beim zweiten Versuch wurde der Strang mit Hilfe einer Rolle Draht und eines Knäuel Worschtkordel stabiler, er ließ sich auf die Haken legen ohne einzuknicken. Ich band ihn fest und ließ dabei das Knäuel mit der Worschtkordel fallen. Auf den Gehweg, auf dem zum Glück gerade niemand entlang lief.

Wenn ich schreibe, dass mir etwas aus dem Fenster fällt, dann sollte man wissen, dass unser Wohnbereich im ersten Stock ist. Ich muss also 18 Stufen runter und auch wieder hoch, um das, was auf der Straße liegt und was ich doch noch gebrauchen kann, zu retten. Dekorieren ist also gut für die Figur.

Wegen des großen Erfolges bastelte ich einen zweiten Nadelzweigstrang und knotete diesen an die Haken unter dem Schlafzimmerfenster. (der erste Strank baumelt unter dem Badfenster).

„Was tust du da eigentlich?“, fragte die heimkommende Tochter skeptisch.

„Ich schmücke!“, jubelte ich.

„Aha.“, erwiderte die an Dekoration weitestgehend uninteressierte Tochter.

Sie war aber gerne bereit, mit mir gemeinsam von der Straße aus das vorläufige Dekorationswunder zu bestaunen. Es sieht … dürftig aus. Als hätte jemand ein dürres Tannenzweiglein unter ein großes Fenster gebunden.

„Da kommen ja noch bunte Kugeln dran!“, versuchte ich die Tochter und mich zu begeistern.

Die bunten Kugeln mussten warten, denn die Hühnersuppe wollte fertiggestellt werden, die Söhne waren auf dem Heimweg.

Der große Sohn hatte noch nicht richtig die Küche betreten, als ich ihn um schonungslos offene Worte zur Hausdekoration bat.

„Grüne Zweige auf grüner Hauswand. Sieht super aus.“, nuschelte der große Sohn diplomatisch, der Jüngste, der kurz darauf eintraf, wusste von nichts. „Welche Zweige? Welche Dekoration?“

Mittlerweile habe ich eingesehen, dass drei zusammengebunde Nadelzweige tatsächlich etwas mickrig aussehen, mir für üppigere Gebinde allerdings das Material fehlt. Der große Sohn, der ja nun nicht mehr begleitet Auto fahren muss, ist gerne bereit, mir Nachschub zu organisieren. Allerdings hatte ich gerade die Idee, dass ich Blumenkästen in die Blumenkastenhaken stellen könnte und diese dann mit Nadelzweigen füllen könnte, um dann bunte Kugeln an die Zweige zu hängen. Wenn mir einfällt, wie ich die Zweige im Kasten befestigen kann, damit der Wind sie nicht rauspustet.

Sie sehen, es ist unglaublich, wie gut es mir geht, wenn meine einzige Sorge darin besteht, unsere Ruine weihnachtlich zu schmücken. Und das auch noch von außen, d.h. ich habe nichts davon, außer wenn mir was aus dem Fenster fällt und ich nach dem Aufheben von der Straße meinen Blick wohlgefällig über die ansprechend gestaltete Hausfront gleiten lassen kann.

(Ich könnte Kartons in Lacktischdecken wickeln und als wetterfeste Geschenke dazwischen hängen. Vielleicht wäre eine Lichterkette doch ganz hübsch. Oder zwei. Oder eine, die den Schriftzug „oh, du fröhliche …“ an meine Hauswand zeichnet. Und einen erhängten Weihnachtsmann. Und ein Rentier oder zwei. Ein Lautsprecher, der hübsche Weihnachtsmusik spielt? Ach, so viele tolle Ideen …)

19 Kommentare zu “Dekowahn.”

  1. Contadina sagt:

    *lach*

    Vielen Dank für diesen überaus erhellenden und vor allem erheiternden Einblick in den weihnachtlichen Deko-Alltag in der Grünen Villa!

    Ich habe solcherlei Versuche bei uns zuhause bereits aufgegeben und versuche mich nur noch an Weihnachts-Deko in den Wohnräumen, was mitunter (größentechnisch) an Weihnachten im Schuhkarton erinnert, da ich leider keine Villa habe.

    Es ist sehr beruhigend, dass ich nicht die einzige Frau auf dieser Welt bin, die mit floristischer „Minderbegabung“ (was für ein wundervoller Ausdruck *g*)leben muss.

    Vielen Dank für diesen wunderbaren Schmunzelmoment!

    Sabine

  2. Mia sagt:

    blumenkästen mit erde füllen (oder noch besser: alte, noch vom sommer gefüllte nehmen), tannenzweige fest reinstecken, hält bombe!

    viel spass noch beim dekorieren!

  3. Melanie sagt:

    Der letzte Absatz erinnert mich dann doch etwas an Stenkelfeld. Größer, besser, heller, pompöser!! :)

  4. Blogolade sagt:

    Also die Zweige im BLumenkasten kann man in Erde stecken. Oder in dieses Dekomoosartigezeugs wo ich als Kind so gerne die Finger reingedrückt habe und mich über die tollen Löcher gefreut habe. Zur Freude meiner Mutter. Oder eher nicht zur Freude, egal, da gibts so ein graugrünes Zeug im Blumenladen und im Baumarkt, das eignet sich für Gestecke und anderes. Wie Wetterfest das allerdings ist, weiß ich nicht.

  5. Kleine Fluchten sagt:

    Einbetonieren! Also die Zweige *g*
    So kreativ ich auch beim Nähen bin, bei solchen Dingen habe ich auch weder Geduld noch Begabung – ich bin dankbar für die Dinge, die man kaufen kann und dann nur noch aufhängen muss (im Laufe der Jahre ist es mir auch gelungen, dabei wirklich hübsche Dinge zu finden, die ich hüte wie einen Schatz. Selten genug kommt es ja vor, zwischen dem ganzen Kitsch ;-)

    LG Tina

  6. Petra sagt:

    Oh, ja, bittebitte genauso, mit Schriftzug und Rentieren und Musikberieselung !!!
    Dann werde ich eigens aus dem Norden anreisen und lautstark Beifall klatschen!

  7. geli sagt:

    …schon lang nicht mehr so gelacht ….wie Du schon geschrieben hast :“ das ganze ist ja eher ein Prozess“ …oder, wie Laotse sagte: der Weg ist das Ziel….ich befinde mich auf dem Weg der diesjährigen Weihnachtsdeko noch ziemlich am Anfang…und vor dem nächsten Orkantief ( hier herrscht grad „waiting for the hurricaine“-Stimmung…morgen ist hier überall „Schottendicht“…hätt daher noch 24 Muffins über…)wird auch keine Außendeko mehr gemacht ….auchm, wenn ich nur 4 Treppenstufen in den Garten hätte ;-)

    eine schöne Adventszeit + lg
    angelika

  8. anabel sagt:

    WO sind die Fotos? :)

  9. die allerbeste Freundin sagt:

    Da kann ich auch nur sagen: Willkommen in Stenkelfeld! Freu mich auf jegliche Deko, wenn sie nur auf den Tisch steht und lecker schmeckt… :-)

  10. Gabi K sagt:

    Gründen wir einen Club der „floristisch Minderbegabten“? Ich kann das auch nicht. Versuche gerade, meine Weihnachtsdeko einigermaßen dekoraiv im Haus zu verteilen.Ohne Grüne Zweige, vorsichtshalber. Gelingt noch nicht wirklich, irgendwie steht/liegt immer noch irgendein Krusch im Weg rum und muss erst weggeräumt werden. Ok, Morgen geht es weiter.

  11. pünktchen sagt:

    Tipp: Dieses Jahr nach Weihnachten die runtergesetzten künstlichen Girlanden besorgen. Sieht auf die Entfernung kein Mensch und ist ewig wiederverwendbar. Gibt es auch mit bereits eingeflochtener Lichterkette.

  12. Silke sagt:

    Sie dürfen gerne bei mir vorbei kommen und sich mit Ästen oder gar ganzen Bäumen eindecken. Fichten halt. So ein Ast hält vermutlich auch besser auf den Haken.

  13. Mary sagt:

    Göttlich! Erinnert mich sehr an meine Mutter, die am hinteren Garteneingang mit Lichtern etc. dekoriert hat, obwohl sie da kaum hinkommt! Aber die Nachbarn haben was zu sehen! ;)
    LG Mary

  14. Croco sagt:

    Haben Sie schon eine Schneekanone in Betracht gezogen?

  15. Katrin sagt:

    Ich schaffe es nicht einmal, den Innenbereich zu dekorieren. Der Wille wäre da, aber die Zeit ist knapp und die Muße fehlt. Vielleicht nächstes Jahr …
    Und vielleicht schaffe ich es diese Woche endlich mal, die verwelkten Chrysanthemen vor der Tür wegzuschmeißen ;-).
    Zum Befestigen von Zweigen würde ich auch Erde empfehlen. Je nasser oder gefrorener diese ist, desto besser halten die Dinger. Floristik ist aber auch nicht mein Ding …

    Liebe Grüsse,

    Katrin

  16. Christina sagt:

    Liebe Frau Mutti,
    ich habe vor den Fenstern so Bretter, damit die Blumenkästen die meine Mutter immer vorm Fenster hatte, nicht von der Fensterbank fallen.

    Im Advent schmücke ich die auch immer mit Tannengrün ( seit letzem Jahr auch noch in unecht, ist nämlich viel einfacher und billiger und fällt nicht wirklich auf das es unecht ist, so genau guckt da nämlich keiner nach)
    Dafür habe ich einfach drei Ziegelsteine auf jeder Fensterbank liegen ( die man ja nicht sieht wegen den Brettern davor) solche mit Löchern drin ( die warem vom Renovieren übrig) und die könnten sie ja auch in ihre Blumenkästen legen, dann fliegen die auch bei Sturm nicht weg.
    In die Löcher der Steine stecken sie nun die Äste und das hält bis weit nach Februar :o)
    Kein Dreck ( so von wegen Erde und so) und zur Not kann man die Steine in den Blumenkästen liegen lassen, bis zur nächsten Weihnacht.
    Im letzten Jahr hatte ich übrigens Sterne aus Styropor (war auch von der Renovierung übrig) ausgeschnitten, mit so nem Styroporschneider mit heißem Draht.
    Das Ganze hab ich dann mit Draht an den Ästen befestigt, sah auch nett aus, musste aber ziemlich verzurrt werden wegen Sturm und so.

    Viel Spaß beim weiter dekorieren und viele Grüße aus Nordhessen.
    Christina
    (Die vor 20 Jahren auch im Wohnzimmer eine echte Tannengrüngirlande an die Gardinenstangen der Dachschrägenfenster gehangen hat.
    Fazit: spätestens ab dem 4. Advent musste man aufpassen, das einem nicht die Tannennadeln in den Tee rieselten beim Fernsehgucken, und an Neujahr hatte man fast nur noch trockene Strünke über sich hängen.
    Da hab ich auch gleich im nächsten Jahr mit Fertigplastikgrünzeug angefangen, das hält heute noch :o).

  17. Sunni sagt:

    Göttlich! Aber wenigstens ein Foto sollte doch sein, damit wir uns alle richtig mitfreuen können.
    P.S. Engelshaar aus Plastik soll es auch geben, täuschend echt…

  18. Evi sagt:

    kann man die Zweige denn nicht in Blumenkästen stecken? Hut ab vor der Mühe des Girlandebindens. Hoffentlich sehen die gruseligen Nachbarn wenigstens den schönen Schmuck nicht. Adventszeit hin oder her, denen gönne ich den Anblick einfach nicht.

  19. Mel sagt:

    Bei uns hat es draussen nur für eine Lichterkette am Balkon gereicht. Eigentlich ist draussen immer ein Lichterschlauch, aber der ist verschwunden und so musste die Lichterkette herhalten. War vielleicht keine so h´gute Idee, denn nach 3 Tagen brannte nur noch eine einzige Lampe…^^

    Innen ist es schon etwas Weihnachtlich, aber in Stimmung sind wir rgendwie immernoch noch nicht.