Alltag, reloaded

30. Mai 2011

Der beste Vater meiner Kinder wagte es heute das Haus und sein verwundetes Weib zu verlassen und deshalb kam ich in den Genuss eines äusserst ruhigen, gemächlichen Vormittags. Da der Sonntag gestern ein für die Familie typischer eher etwas planloser, dafür umso praller gestopfter Tag war, hatte ich einen solchen Vormittag bitter nötig, denn obwohl ich kein fremdes Fädchen mehr im Leibe trage und die Wunden wirklich hübsch heilen – ich kann noch nicht wieder so, wie ich gerne möchte.
Die Fäden wurden am Freitag gezogen. Oder besser gesagt: herausgepuhlt. Ein Faden musste ganz unten aus dem Nabel gefischt werden und ich sage Ihnen: dank eines Speckrings um den Bauch ist mein Nabel ausgesprochen tief. Und ich finde Manipulationen am Nabel äusserst kotzenswürdig. Die Naht an der „Drainage-Öffnung“ war sehr verklebt und das Aufschneiden des blauen Fädchen schmerzte mehr, als das Ziehen der Drainage. Der Dottore meines Vertrauens entschuldigte sich wortreich, auch dafür, dass er auf ddem Ultraschallbild wohl eine Flüssigkeitsansammlung gesehen, diese aber nicht als Blut interpretiert habe. Hätte er das nämlich getan, hätte ich mich einen Tag früher auf dem OP-Tisch wiedergefunden. Macht nichts, ich hab’s ja ohne Schäden überlebt und kann das Thema hiermit abschließen. (Jammercontent gibt’s eh bald wieder, denn da wartet noch die Entfernung eines Polypen)

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Das jüngste Mädchen der Familie ist ein sehr niedliches, was es aber nicht davor bewahrt, ein schweres Päckchen zu tragen. Rheuma heisst die Diagnose und das klitzkleine Mädchen humpelt deswegen sehr. „heartbreaking!“, spricht seine Oma aus Amerika und ja, das ist es. Im Laufe der Woche wird es neue Untersuchungen geben, doch letztlich bleibt nur die Hoffnung, dass es eine Form des Rheumas ist, die sich auswächst.

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Versuchsweise saß ich am Wochenende ein bißchen an der Nähmaschine, denn wenn man selbst der Chef ist, ist man ja auch meistens ganz schön streng. Vielleicht stand der Mond falsch oder die Maschine schmollt mit mir, weil ich sie so lange nicht beachtet habe … Jedenfalls wollte es mir nicht gelingen, einen Reissverschluss einzunähen und nach dem zweiten Auftrennen hatte ich dann keine Lust mehr. Auch nicht dazu, eine der Auftragstaschen zu nähen. Ich habe Sie aber nicht vergessen, meine Damen, ich bin nur äusserst unwillig und werde deshalb nie reich. Werde ich sowieso nicht, wenn ich naiv und blauäugig Taschen verschicke, ohne dass vorher bezahlt wurde. Und hinterher auch nicht. Teures Lehrgeld, leider.

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Und dann wollte ich noch rasch in den Raum werfen, dass mir diese „oahr, die Pubertät“ und „jaja, Pubertät ist, wenn die Eltern schwierig werden“-Sprüche ganz gewaltig auf den Zeiger gehen. Das liegt womöglich daran, dass es hier nicht allzu viele der „klassischen pubertären Ausfälle“ gibt, vielleicht auch noch nicht. Es ist, ganz im Gegenteil, eine äusserst spannende, höchst bereichernde Zeit und ich ertappe mich täglich bei dem Gedanken:“Was hab ich tolle, große Kinder, ich hab da wohl irgendwas richtig gemacht.“
Sicherlich passiert jetzt was. So wie früher, als man erwähnte, dass die Kindelein nun endlich des Nachts nur das tun, was alle tun sollten: schlafen. Prompt war es nämlich vorbei mit der nächtlichen Erholungsphase. Ich lasse es trotzdem stehen, das Rumgeprahle, weil sollten sie doch noch austicken, die hinreissenden Bestien, habe ich wenigstens mal wieder spannendere Geschichten, als diese vor Eigenlob stinkenden Angebereien zu erzählen ;)

9 Kommentare zu “Alltag, reloaded”

  1. Christine Luck sagt:

    Liebe Frau Mutti,
    das mit den Taschen ,geht ja gar nicht. Und auch nicht gefallen lassen. Am besten Rechnung schreiben(Bezahlung sofort netto) und bei keiner Reaktion, im Schreibwarenladen einen Mahnbescheid besorgen, ausfüllen und zum zuständigen Amtsgericht schicken. Spätestens wenn die entprechende Person Post vom Gericht bekommt, wird meist bezahlt. Bei hartnäckigen Fällen, muß man auch schon mal den Gerichtvollzieher losschicken, auch wenn der Betrag nicht so hoch ist. Wenn man das alles selber(ohne Anwalt) ausfüllt, halten sich die Kosten auch sehr im Rahmen. Wenn sie Fragen haben, ich habe inzwischen Übung. Ansonsten weiter gute Genesung.
    Viele Grüße aus dem Norden von Christine

  2. Frische Brise sagt:

    Lieferung nur gegen Vorkasse. Punkt.
    Ich empfehle, mal in das Forum für Verkäufer bei Dawanda reinzuschauen, da gibt es den ein oder anderen Tipp.

    Gute Besserung weiterhin!

  3. Juniwelt sagt:

    Boah…das ist ja echt ärgerlich mit den Taschen. Könnte mir in der Form aber auch passieren, dass mit der Blauäugigkeit. Manchmal muss man leider solche Erfahrungen machen, in Zukunft dann nur noch vorab Zahlungen.
    Ansonsten weiterhin gute Besserung :-)
    Liebe Grüße
    Juniwelt

  4. Mme Ouvrage sagt:

    ja, Sie haben tolle Kinder und ja, ich wart jetzt schon ein bisschen drauf, dass es so ist, wie Sie sagen. Weil meine Kinder, die gehen ja abends IMMER pünktlich ins Bett – auch wenn ich Besuch kriege! …

  5. superfluous sagt:

    Gute Besserung!

    Bei dir wäre ich gerne Kind. Dein Haushalt macht hier immer so einen angenehmen Eindruck.

    LG :)

  6. Fiona sagt:

    hallo frau mutti,

    erst mal schön wieder von ihnen zu lesen
    weiter gute besserung, schonen sie sich, das brauch seine zeit, kann da auch ein lied von singen auch von der bauchnabelgeschichte *brrrrr* also schön langsam angehen

    was die tasche angeht, genau wie christine oben schreibt, rechnung raus, schriftlich und dann den normalen weg weiter, so geht das nicht
    ihre taschen sind hervorragend gearbeitet und jeden cent wert, also seien sie da hinterher

    pupertät… ja auch hier ein leidiges thema, der große noch voll drin, der kleine in der vorpupertät, welche ich im übrigen viel schlimmer finde, ständig hat der kleine süße fratz ne dicke lippe und das mit so einem schiffen süßen grinsen, das du nicht weißt ob du ihn schütteln oder knuddeln sollst

    so…und nun ein schönes tässchen tee oder kaffee und ein nettes buch oder einen film und dann beine hoch und schön ruhig den tag verbringen

  7. M.-K. sagt:

    Fäden ziehen sollte ein Kinderspiel sein, wenn diese aber mit der Haut verwachsen oder sehr verkleben, dann ist das alles andere als angenehm! Kenn ich, versteh ich! Gut, dass in diesem Zuge der Polyp entdeckt wurde, als Vorstufe, wenn auch sehr langsam wachsende, muss man sowas nicht in sich beherbergen, finde ich.

    Tasche nicht bezahlen?? Ja, wo gibt´s denn sowas? Ich meine dazu: Ein Mensch, der so etwas tut, sollte sich schämen, falls er oder sie hier noch liest und das nicht bezahlen bewusst erfolgte. (ich nehme einfach mal an, dass es eine Erinnerungsmail vorab gab, bevor es hier steht.)

    Pubertät – warum denn nicht auch spannend, ein aufregender Weg ins Leben hinaus? So habe ich meine eigene erlebt, und die Bedingungen warenn nicht immer grandios. Wie so oft ist es eine Frage, was man daraus machen will, wie man etwas empfindet. (sagte meine Ma schon bezüglich der Wechseljahre, ich glaube, es ist etwas dran) Weiter gute Heilung!

  8. Ruth P. sagt:

    Gute Besserung, zuallerst mal.
    Pubertaet? Keine Schwierigkeiten mit meinen (3) Kindern gehabt. Und jeden Tag hab ich mich gefreut, mit solchen Menschen den Tag verbringen zu duerfen. Ehrlich.
    So gehts mir immer noch.
    Sie duerfen daran glauben, dass es so prima weitergeht.
    Und es geniessen.

  9. PiaPessoa sagt:

    Erfahrung einer verkaufenden Freundin:
    Bei Zahlungsunwilligen hilft manchmal einfach ein recht formeller Brief / Mahnung, in dem nochmals der Rechnungsbetrag plus eine Mahngebühr gefordert wird. Ohne Anwalt oder Formular oder so. Dann kriegen die Leute einen Schreck, dass es beim Anwalt landet und bezahlen doch.

    Gute Besserung und viel Freude an den Kindelein,
    Pia Pessoa