Der Garten der Grünen Villa hat in den letzten 18 Jahren einige Veränderungen durchgemacht. Zuerst war er eine von Brennnesseln, Brombeern und Giersch überwucherte Wildnis, der wir ein Jahr lang Quadratmeter für Quadratmeter abrangen. Noch immer sind die letzten 30 Quadratmeter in der hintersten Ecke völlig verwildert. Danach war er zehn Jahre lang Kinderparadies. Nach und nach eroberte ich mir Platz für Blumen und Beete. Seit drei Jahren ist der Garten auf dem Weg dahin, wo ich ihn haben will: Aufenthaltsort, Wellnessoase und Nutzgarten.

Ich werde oft gefragt, wie ein Garten für Kinder gestaltet werden kann. Oder welche Anschaffungen für Kinder im Garten Sinn machen. Ich zeige Ihnen heute mal, was sich in unserem Garten bewährt hat. Und erkläre, warum es sich bewährt hat. Vorneweg: unser Garten ist sehr groß und Vieles lässt sich vielleicht in einem Reihenhausgarten in dieser Form nicht realisieren.

Zuerst entstand eine Sandkiste:

Eine wirklich große Sandkiste. 2,50 x 1,50 m, 1 m tief. Wie Sie auf dem Bild erkennen können: rings um die Sandkiste herum wuchs nichts, was irgendwie schonenswert war, der Sand durfte also auch großzügig verteilt werden. Eine alte Holzdiele diente zum Sitzen oder Sandkuchen backen am Rand, der Sonnenschirm sorgte für ein bißchen Schutz vor der Sonne, war aber meistens einfach nur im Weg und verschwand deshalb kurze Zeit später. Den Sandkasten deckten wir abends mit einem Vogelschutznetz für Obstbäume ab, später bauten wir feste Rahmen, die mit Hasendraht bespannt waren. Das ersparte mir das tägliche nach Katzenkacke wühlen.

Zu Ostern stockten wir jährlich den Bestand an Sandspielzeug auf. Was Sie auf diesem Bild sehen, ist allerdings der Spielzeug-Overkill. Weniger als die Hälfte reicht!

Den Sand für unsere Sandkiste bekamen wir aus dem örtlichen Raiffeisenmarkt. Er wurde uns vor das Hallentor auf die Straße gekippt und wir mussten sehr viele mit Sand gefüllten Eimer in den Garten schleppen, aber aus finanzieller Sicht hat sich das gelohnt. Spielsand aus dem Baumarkt wäre sehr viel teurer gewesen und qualitativ gab es keinen Unterschied.

Beinahe gleichzeitig mit dem Sandkasten stellten wir eine Schaukel in den Garten.

Kinder brauchen eine Schaukel, Omas und Opas auch.

Ich wollte eigentlich immer eine Schaukel mit Kletterturm und Rutschbahn für die Kinder, doch solch eine Spiel- und Kletterlandschaft konnten wir uns nicht leisten und letztendlich reichte die Schaukel doch aus. Diese Schaukel stand bis vor ein paar Jahren im Garten und gerade als der Mittelbalken sehr verdächtig knarzte, bekamen wir Ersatz geschenkt.

Ein ganz wunderbares Gerät, mit verstellbarer Reckstange, Seil zum Schwingen und Kletterstangen. Wir haben das Gerät fest im Boden einbetoniert und hoffen, dass auch unsere Urenkel noch darauf herumturnen.

Sandkasten und Schaukel waren die allerwichtigsten Anschaffungen für unsere Kinder. Und die Teuersten. Der Reiz des Sandkastens lag natürlich in seiner Größe, wenn man sich beim Spielen in den Sand legen oder bis zur Hüfte einbuddeln kann, dann ist das schon sehr toll. Natürlich lässt sich das in einem kleineren Reihenhausgarten nicht so verwirklichen, doch vielleicht besteht die Möglichkeit sich mit Nachbarn abzusprechen, so daß in einem Garten eine Schaukel, im nächsten eine große Sandkiste und im dritten das obligatorische Trampolin zu finden ist. Erfahrungsgemäß zeigte sich hier: je mehr Kinder, desto entspannender für mich :)

Mit einer festen Feuerstelle erfüllten der beste Vater meiner Kinder und ich uns einen Traum. Dies kam dann letztlich auch den Kindern zugute, denn nachdem sie ihren Feuermeister gemacht hatten (lernen, wie man ein Feuer anzündet, wie man es pflegt und wie es ordnungsgemäß wieder gelöscht wird), durften sie jederzeit ein Feuer entzünden. Sogar in hellrosa Hosen.

Holz liegt und lag in ausreichenden Mengen im Garten herum, Streichhölzer sind jederzeit erreichbar. Der Reiz des Zündelns verlor sich übrigens recht schnell, dafür können die Kinder auch mit feuchtem Holz ein Lagerfeuer im Zeltlager entfachen. Gelernt ist gelernt :)

Es gab und gibt sehr viele wunderbare Stunden an der Feuerstelle. Mittlerweile hat sie einen neuen Platz im Garten gefunden, mit Bänken aus unserem Birkenstamm drumherum.

Ebenfalls gekauft haben wir ein Spielzelt und eine dieser blauen, klappbaren Sandmuscheln. Eine Hälfte jener Sandmuschel ist bis heute in Gebrauch. Als Hundeplanschbecken :)

Das Zelt war ein Impulskauf im blaugelben Möbelhaus und schlicht unnötig. Es wurde einen Sommer mehr oder weniger bespielt, danach war es kaputt. Naja. Die Muschelhälften hingegen waren ständig im Einsatz. Entweder mit Wasser befüllt oder wie hier im Bild als Boot für wirklich gefährliche Piraten. Wir sammelten Ästchen zum Feuermachen in der Muschel, ich mische darin Pflanzerde und manchmal dienten sie einfach nur zum Absperren einer Gefahrenstelle wenn Gäste mit kleinen Kindern kommen.

Eine für uns ebenfalls großartige Anschaffung waren diese wirklich hässlichen Plastikgartenmöbel für Kinder. Die Kinder liebten ihre eigene Sitzecke auf der Terrasse. Und der Tisch leistet uns im Garten als Beistelltisch beim Grillen immer noch wertvolle Dienste, die Stühle allerdings haben wir vor vielen Jahren schon weitergeschenkt.

 

Fast fertig mit der Anschaffungsliste!

Als wir anfingen, dem Garten einige Beete abzuringen, waren die Kinder Feuer und Flamme mitzuhelfen. Und da ich ein Freund von wertigem Arbeitsgerät bin, bekamen auch die Kinder ordentliches Werkzeug für die Gartenarbeit.

Echte Arbeitsgeräte für Kinder sind ein bißchen teurer, doch kann mit ihnen auch richtig gearbeitet werden. Das bedeutet: kein Frust, weil sich mit der stumpfen Plastikschaufel nicht graben lässt und der Rechen mit den kindersicher abgerundeten Ecken allenfalls im Sand nutzbar ist.

Was in einem Garten für Kinder am Wichtigsten ist, ist Platz. Die Zeit für gepflegte Beete und Blumenrabatten kommt noch. Die drei, vier Jahre, in denen die Kinder quer durch den Garten flitzen wollen, gehen so schnell vorbei!

Wenn Wasser zur Verfügung steht, ist der Garten für Kinder perfekt.

Damit es keine totale Überschwemmung gibt, haben wir das Wasser in Eimern oder Gießkannen zur Verfügung gestellt, wenn es ganz heiß war, gab es natürlich den Gartenschlauch. Da nichts angepflanzt war, konnte nichts ertrinken.

Eine zeitlang experimentierten die Kindelein mit allerlei Gebräuen. Sie zermatschten Blätter und Beeren mit Wasser und färbten damit Taschentücher. Sehr spannend und glauben Sie mir, die Kinder waren tagelang beschäftigt.

Wasser mit Erde oder Sand ist ein Selbstläufer. Ich nannte das als Kind „Babberatsch“, bei den Kindelein hieß es „Matschepampe“ und ich weiß nicht, wieviele Kilo davon ich von Kindern oder aus deren Klamotten wusch. Oder von Böden gewischt habe. Und es war jeden Fleck wert.

Als die Kinder exzessiv in der Ritterphase waren und nur noch mit Holzschwertern anzutreffen waren, mussten sie zuerst kämpfen lernen. Links oben, rechts oben, links unten, rechts unten und wieder von vorne. Verletzungen gab es danach keine. Und zum Trainieren bauten wir etwas in den Garten.

Meistens reichten den Kindern ein paar Steine, egal ob es große Feldsteine oder Betonbrocken vom Abriss der Terrasse waren,

mit Hammer und Handschuhen wurden die Steine zerkleinert. Entweder auf der Suche nach Fossilien oder aus anderen geheimnisvollen Gründen, die mir nicht näher erläutert wurden.

Am Besten war es im Garten selbst zu buddeln. Die Sandkiste war toll, doch in der Erde zu graben so viel besser!

Es war für die Kinder das größte Glück, als wir die Hauswand freigruben, um sie isolieren zu können. Wochenlang lagen riesige Erdhaufen um das Haus herum, die sich wunderbar durchtunneln ließen. Hier im Bild übrigens beknackte Plastikschaufeln, mit denen sich in der lehmigen Erde nichts anrichten ließ.

Noch besser als die Erdhaufen zu löchern, war der Versuch, sich bis zur Decke des Gewölbekeller zu graben, der unter unserem Garten entlang läuft.

Einen ganzen Sommer lang war dieses Loch ein Fort, ein Versteck, eine Höhle und was den Kindern sonst noch so einfiel. Unsere lehmige Erde ließ sich so festklopfen, dass keine Einsturzgefahr bestand. Erst im Herbst schütteten wir es wieder zu.

Wir bauten unseren Kindern Spielhäuser in den Garten. Diese wurden auch immer wieder bespielt, doch letztlich waren sie nicht wichtig. Freiheit war wichtig und unbeobachtetes Spiel. Sich ein paar Kekse und etwas zu trinken mit den Garten zu nehmen und sie in irgendeiner Ecke zu verzehren, mit verkrusteten Händen und verklebten Gesichtern. Und mit den Kekskrümeln die Ameisen zu füttern.

Irgend etwas bauen. Ein paar Latten zusammennageln und dann spielen, dass man ein Flugzeug gebaut hat. Voller Energie ein eigenes Beet anlegen und dieses dann doch wieder überwuchern lassen. Himbeeren und Johannisbeeren naschen, kurz bevor sie reif sind. Auf den Holunderbusch klettern, so hoch, bis die Äste knacken. Heimlich etwas mauscheln, Sachen verstecken oder einfach nur im Gras liegen. Das liest sich schrecklich kitschig und so, als hätte ich es aus einer Landlust abgeschrieben, aber genauso haben wir das hier erleben dürfen. Ab dem Moment, da wir beschlossen, unsere eigenen Gartenträume erstmal zurückzustellen und zu schauen, was die Kindelein gerade brauchen.

Wir haben unseren Garten nicht kindersicher gemacht. Stattdessen habe ich viele Stunden mit den Kindern darin verbracht und ihnen gezeigt, welche Pflanzen giftig oder ungenießbar sind. Und das immer wieder abgefragt. Es gab Baumstämme zum Balancieren hoch auf die Terrasse. Wer da runterfiel, musste es eben üben. Es gab (und gibt noch immer) eine wackelige Treppe in den unteren Gartenteil. Die Kleineren krabbelten rückwärts hinunter, die Größeren bewältigten die Stufen oder sprangen einfach anderthalb Meter runter in den Garten. Vom Vorbesitzer lagen Scherben, Metallschrott und andere fiese Sachen im Garten, doch ernsthaft verletzt hat sich niemand.

Wir hatten einen hohen Verbrauch an Pflastern und Desinfektionsspray, aber niemals Gipsarme oder -beine. Ein paar Verletzungen mussten genäht werden, doch rangieren diese heute recht hoch auf der Anekdotenskala. „Der Tag, an dem du Marie die Schaukel an den Kopf geknallt hast, weißt du noch …?“, beginnen die zum Beispiel und dann lachen alle. Auch Marie, die mit drei Stichen an der Stirn genäht wurde.

Ich habe sehr sehnsüchtig Gartenheftchen und -bücher durchgeblättert, die dort abgebildeten üppigen Gemüsebeete angeschmachtet und die zauberhaften Sitzecken, die von Kletterosen überwachsen waren. Wollte mit einem Weidenkorb am Arm durch die Blumenrabatte schlendern und Verblühtes in den Korb schneiden. Stattdessen saß ich auf einem Baumstamm und ließ das Leben um mich herum toben, mein Buch blieb zugeschlagen. Oder ich reichte eine Schüssel Salzbrezeln und eine Flasche Wasser ins Geschehen, bevor ich wieder weggeschickt wurde.

Heute ist an der Stelle des Sandkastens die neue Feuerstelle. Da, wo die Kinder sich durch den Erdhaufen wühlten, steht unsere Fasssauna. Am Klettergerüst lehnt die Außendusche und da wo früher Rennstrecke war, muss im Sommer dauernd Rasen gemäht werden. Wie lästig. Da wo das große Loch war, wuchsen ein paar Jahre lang Kartoffeln, dieses Jahr vermutlich Kohlrabi und Weißkraut. Und Tomaten. Beinahe so, wie ich mir das früher erträumt habe, ein fast erwachsener Garten.

14 Kommentare zu “Kinder im Garten, ein Garten für Kinder”

  1. Abraxa sagt:

    Danke! Ich hoffe, ich kann unseren garten im kommenden Sommer auch wieder beleben. leider wurde dieses Jahr durch einfach zu viel Arbeit der spanndende Teil (600m² Obstgarten) nicht mehr gemäht und war quasi unbespielbar. Dieses Jahr wird es besser :D

  2. Frische Brise sagt:

    Herrlich! Kinderträume!

    Solche Erinnerungen sind unbezahlbar.

  3. Jana sagt:

    Ganz ganz wunderbar!

  4. Selphie sagt:

    Ihr Blogeintrag kommt genau zur richtigen Zeit! Ich hoffe, dass unsere Kinder ab nächstem Jahr auch so viel Spaß im Garten haben werden. :)

  5. Bettina sagt:

    Mehr als Gold wert .

  6. Katrin sagt:

    Danke! Das ist ein wunderschöner Text. Ich lerne viel von Ihnen und Ihren Umgang mit Kindern und „Draußen und Feuer und Gefährlich“.
    Wir dürfen „unseren“ Garten nur anschauen, leider. Aber irgendwann, hoffentlich, haben wir auch ein Abenteuergarten.

  7. aprikaner sagt:

    wie wunderbar!

  8. Lisa Eberlein sagt:

    Hallo Frau Mutti!

    Wie schön!! Ich hab fast ein bisschen Pipi in den Augen.
    Klingt nach Bullerbü und viel Freiheit für die Kinder.
    Ich hoffe, meine Jungs können das auch mal so erleben – mit eben so vielen Freunden und Abenteuern zum Spielen.

    LG Grüße

  9. Alexandra sagt:

    Herrlich, genau wie hier, wir haben ein umgebauten Bauernhof mit 5 ha Wiese ums Haus….oh, mir gefallen deine ungeschönten Bilder, dreckige Hosen und Schuhe….ich glaub eine solche Kindheit gibts heut nimmer…wir hatten noch unsere Trecker mit Hänger dazu und als Feuerstelle ne große Gitterbox, die knallt heut noch Flammen bis zum Himmel….bei uns war das ab ca. 1994

  10. Cassi-71 sagt:

    Hach diese Kinderplastikmöbel! Genau so einen Tisch haben wir heute noch zum Grillen im Einatz-wollte ihn eigentlich schon längst entsorgen aber nach diesem Blogpost?!? So viele Erinnerungen und der Wunsch, dass auch die Kinder von heute einfach nur Kind sein dürfen!

  11. Andrea sagt:

    Hach, ja, so sind meine auch groß geworden. Es war zwar der Garten meines Onkels, aber sie durften da drin toben und sich selber entwickeln.
    Das Beste war, als mein Onkel alleine mit den Kids war. Er ging ins Haus, weil das Telefon geklingelt hat. Als er wieder rauskam waren die Kids nicht mehr zu sehen. Erst hat er einen Schnrecken bekommen, aber sie waren schnell gefunden. Sie hatten ihn beim Umgraben helfen wollen und ein schönes großes Loch ins Feld gebuddelt.
    Wie sie aussahen muss ich wahrscheinlich nicht beschreiben :-). Ich hab laut gelacht, das war einfach zu köstlich.

    Und welche Sachen sie mit dem Schaukelgestell gebaut haben und in welche Gegenden sie gefahren, geflogen oder geritten sind……es waren tolle Erfahrungen.

    Auch heute sind beide noch naturverbunden, die Große ist Erzieherin geworden, der Kleine studiert. Aber ihre Liebe zur Natur ist immer noch ungebrochen und sie lieben die Pfadfinder-Lager, weil sie diese Dinge dort nochmal erleben können.

  12. Denise sagt:

    Hach. Damals… :)

  13. Wilma sagt:

    Jetzt habe ich „Pipi“ in den Augen und kann nicht mehr arbeiten. Danke für den Erinnerungsschub an unsere vergangenen Gartenzeiten. Herrlich geschrieben und sooo schöne Bilder. Die Kinder sind zum „anbeißen“….

  14. Jeannette Kraemer sagt:

    Liebe Frau … Ähnlich … Mutti,
    ich danke Ihnen für einen Ausflug fast 30 Jahre zurück in meine eigene Kindheit :)
    Liebe Grüße,
    Jeannette