Mutti inne Klinik
22. Januar 2009
„Vincent oder Uniklinik … ist egal. Aber im Vincent sind´se freundlicher!“, sprach der Hausarzt. Und so beschloss Frau .. äh … Mutti, es mit dem freundlichen Vincent-Krankenhaus zu versuchen, denn dort hatte ja auch die Mittlere das Licht der Welt erblickt. (nicht ganz so freundlich, aber diese Geschichte erzähle ich ein anderes Mal, dann, wenn ich mal wieder einen sentimentalen „Meine Kinder sind so groß“-Flash habe. Morgen, oder so.)
„Aber nicht selbst fahren!“, mahnte der Hausarzt und kurz war ich in Versuchung, ein neues Zeitverbringding für Frau Antonmann zu testen: „die lustige Fahrt im Krankenwagen und die Kindelein dürfen die Sanitäter alles fragen, was ihnen so einfällt.“
Doch ich hatte ja nix, außer ein bißchen Blut im Stuhl und kein Eisen mehr, deshalb spazierte ich heim und ließ mich, nach einer gemütlichen Dusche und einer dramatischen Blog-Abmeldung , vom besten Vater meiner Kinder nach Mainz fahren.
Am Eingang des Krankenhauses gibt es einen Informationsschalter. Die freundliche Dame dahinter schickte uns in die Notaufnahme und ich fühlte mich dann doch sehr wichtig. NOTaufnahme. Wow. Nach einer beinahe schon verzweifelten Suche durch menschenleere Gänge in gespenstischer Stille (16:30 !!) landeten wir schließlich vor einer Klingel.
Nach halbherzigem Klingeln und Gestammel durch die Sprechanlage, weswegen ich es wage zu stören (weil … ich HATTE ja nix. Der Hausarzt wollte, dass ich ins Krankenhaus gehe!), ließ man mich ein. Nur mich. Der beste Vater meiner Kinder wurde auf „in etwa zwei Stunden“ vertröstet.
Frau … äh … Mutti durfte Platz nehmen.
Der linke Arm wurde mit einer Blutdruckmanschette gefesselt, über den linken Zeigefinger wurde der Pulsmesser gestülpt, an Fuß- und Handgelenke kamen Klemmen und über die Brust verteilt die Saugnäpfe für´s EKG. Aus einer der rechten Armvenen wurde erneut kostbares Blut gezapft und auch vertropft, weil das Blut freudiger sprudelte, als erwartet.
Der Monitor über meinem Kopf zeigte allerlei lustige Linien, allerdings – zum Glück – nicht diese ganz flache Linie mit dem langen Piepton.
Eine junge Ärztin stürmte den Raum, schallte meinen Bauch und steckte mir zum Abschied zwei Finger dahin, wo ich sie nicht haben wollte. Immerhin, kein Blut.
Der beste Vater meiner Kinder durfte wieder zu mir und gemeinsam warteten wir auf die Ergebnisse aus dem Labor, die entscheiden sollten, ob direkt in den Magen geschaut werden musste.
Da die Gefahr eines/meines plötzlichen Ablebens nicht bestand, wurde ich entkabelt und konnte mich dann in aller Ruhe über die Schranktürbeschriftung gegenüber amüsieren:
Die Ergebnisse kamen aus dem Labor, doch sie zeigten keine schwerwiegenden, negativen Veränderungen, so dass die Magenspiegelung auf den kommenden Tag geschoben werden konnte und ich auf die Station durfte. Zusammen mit der „allzeit bereit“-Braunüle im Arm.
Station 7, die Innere. Eitergelb-komisch grün gestrichen und der typische muffige Krankenhausmief. Die Zimmertüren standen offen, in einem Zimmer jammerte eine alte Frau lauthals „AUA, AUA, ich halt´s nicht aus!“ und ich wollte dann bitte doch lieber heimgehen.
Durfte ich aber nicht. Stattdessen bekam ich ein Bett ins Zimmer zu einer älteren Dame geschoben und meine erste Krankenhaus-Mahlzeit. Köstlich. (falls Sie meine Socken bewundern … die hat die Quartalsstrickerin gezaubert)
„Magenspiegelung dann irgendwann morgen früh, Sie bleiben bitte nüchtern!“, sprach die Ärztin und ich wurde über Risiken und Nebenwirkungen aufgeklärt. Der beste Vater meiner Kinder verabschiedete sich und mir blieb nur die Gesellschaft der älteren Dame (die Kopfhörer auf den Ohren hatte) und die von Töchterleins Gameboy. Leiderte scheiterte ich bereits im ersten Level, weil ich es einfach nicht schaffe, von der einen Knochenleiter zur anderen zu springen, Jack fällt immer runter. Mpf.
Mr. Stephen King bot leichte Lektüre und da die ja irgendwas in die Krankenhausluft mischen, damit die Patienten schnell müde werden (es MUSS einfach so sein), suchte und fand ich den Lichtschalter.
Ich schlief selig bis um 22Uhr die Nachtschwester das Licht im Zimmer anknallte, um uns eine gute Nacht zu wünschen. Danach ließ ich Jack noch ein bißchen von der Leiter fallen, spielte mit meiner Bett-Kopf-oder-Fußteil-verstell-Fernbedienung und dachte mir die grässlichsten Dinge aus, die mir am nächsten Tag bei der Magenspiegelung passieren würden.
Um sieben Uhr zapfte man mir weitere Liter Blut ab, maß Puls, Blutdruck und Zucker und schickte mich dann Richtung Endoskopie. Bzw. man ließ mich samt Bett von einem schmächtigen ungefähr zwölfjährigem Buben (angeblich Zivildienstler) nach unten schieben.
Eine Schwester erklärte, dass eine Magenspiegelung keine große Sache sein, zumal man mich ja schlafen legen würde, sie selbst habe ja bei vollem Bewusstsein … und so weiter … ja, danke, ich wurde aufgeklärt … bitte fangt einfach an, dann hab ich´s hinter mir.
Ein gar grauenhaftes Spray wurde mir in den Rachen gesprüht, das augenblicklich alles betäubte, was doch sehr beklemmnd war, denn es war irgendwie kein Atmen mehr zu spüren. Ich hatte allerdings keine Zeit zum hysterisch werden, denn man nahm mir die Brille ab, hieß mich, mich auf die linke Seite zu legen, schob mir einen Beißring zum Schutz von Zähnen und Instrumenten in den Mund und spritzte mir den Schlaf in den rechten Arm.
Als ich erwachte hielt ich ein rotes Plastikbeutelchen in der Hand. Zuerst war ich ein kleines Bißchen erschrocken. Aber es war nur meine Brille drin.
Die Ärztin informierte mich kurz, dass es keine klaffenden Wunden in meinem Inneren gibt und dass die Auswertung der Untersuchung noch einige Zeit dauere.
Ich musste also Zeit totschlagen.
Der Blick aus dem Fenster nach rechts:
und nach links: (Wahnsinn, oder? *gähn*)
Und eine Spiegelmutti. Frau … äh … Mutti trägt das Haar charmant verwuschelt, darunter dunkle Ringe um die Augen und einen leicht verkniffenen Zug um die Mundwinkel. Unter der heißgeliebten Strickjacke (dunkelgrau) trägt sie ein ausgeleiertes, weißes Langarmshirt von Hager&Mager und eine pinkfarbene Schlafanzughose (nicht im Bild)
Das Mittagessen wurde serviert, leider nur der älteren Dame im Zimmer, meine, sehr viel aufwändiger zuzubereitende Schonkost, wurde schlicht vergessen. Als ich gerade anfing sehr laute und lustige Geräusche mit dem Magen zu machen, wurde mir ein Teller mit Zwieback serviert. Neun Stück, ein wahres Fest.
Die Ärztin kam zur Besprechung und ich erfuhr, dass eigentlich alles in Ordnung ist. Die Magenschleimhaut sieht nicht so aus, wie eine Magenschleimhaut aussehen soll und hat wahrscheinlich auch geblutet. Viel besorgniserregender sei allerdings mein hb-Wert, denn der sei doch sehr im Keller. Eisentabletten wären doch eine wunderbare Erfindung, doch leider ist Frau … äh … Mutti ein wahres Sensibelchen, das Eisentabletten nicht verträgt. Es wird dennoch ein weiterer Versuch gestartet, denn viel rotes Fleisch, am besten roh genossen, vertrage ich noch weniger.
Der Pfleger wollte zum Abendessen erneut Zwieback servieren, doch die Ärztin hatte grünes Licht für „normales“ Essen gegeben, weswegen ich auch in den Genuss eines Krankenhausmahls kam:
Brot, Wurst, Käse und was Saures im Schälchen.
und ein schickes blaues Schächtelchen:
Während des Essens übergab sich vor unserer Zimmertür lautstark ein Mann. Das war eher unappetitlich und für den armen Kerl auch ganz schlimm, schuf aber eine wunderbare Gesprächsbasis zwischen meiner Zimmernachbarin und mir. Wir redeten und kicherten den ganzen Abend und den folgenden Morgen bis zu meiner Entlassung. Ich wünsche ihr von ganzem Herzen, dass sie wieder auf die Beine kommt und dass die Ärzte in ihrer Lunge nicht das finden, wonach sie suchen.
Ich selbst … bin also beinahe gesund. Oder jedenfalls nicht kränker als vorher. Ein Versuch mit den Eisentabletten wird gestartet, evtl. wird ein Start per Infusion gegeben, das muss ich aber noch abklären. Und ein Gespräch mit der Gynäkologin steht an, da ich scheinbar jeden Monat kurz vor dem Verbluten stehe. Es geht mir gut, denn es könnte mir so viel schlechter gehen.
(noch eins: dieser Bericht ist natürlich nicht vollständig und die vielen medizinischen Details habe ich ausgelassen, weil ich a) genug gejammert habe und b) hier nicht der Platz für Diagnosen und Kram ist)
Ihnen, die Sie bis zum Schluß hier durchgehalten haben, habe ich ein Rätsel mitgebracht: Warum steht das da an der Wand?
(Tipps, wenn nötig, später. Jetzt muss ich erst nochmal zum Arzt.)
22. Januar 2009 um 15:56
hmm… also ich kenn das *oben – unten* vom Foto nur als Aufhängdingerbeschilderung für die Handtüchers da im Krankenhaus… oben halt Kopf bis Bauchnabel und unten dann halt … der Rest eben…
22. Januar 2009 um 16:06
Vielleicht für Waschlappen? oder um die Prothese passgenau zuzuordnen,wenn man sie nicht braucht?(gacker)
Bin ich aber froh,dass es aufwärts geht.Wie wäre es mit Florafix,Kräuterblutsaft.Hilft super gegen Eisenmangel und Salat mit Zitronensaft,keinen Essig den die Oxalsäure hindert das Eisen ins Blut zu gelangen.Nur für den Fall,dass es noch keine guten Ratschläge gab.Hätte ja sein können
22. Januar 2009 um 16:08
Ja, sowas tippe ich auch, Aufhängung für Handtuch oder Waschlappen, eines davon für obenrum, Gesicht und so, und eines für untenrum, also Popo und so.
Aber an den entsprechenden Haken scheint der Zahn der Zeit ja schon heftigst genagt zu haben.
22. Januar 2009 um 16:49
Aufhänger für Waschlappen und Handtuch, ist ja klar – wie auch oben die anderen schon schreiben.
Ich selbst war heute auch im Krankenhaus, konnte zumindest alle Schilderungen gut nachvollziehen. Auch die BEschilderungen, von denen Sie berichten. Ach ja, ich war dort ambulant. 3,5 Stunden für Diagnose meiner Beschwerden. Ist nur eine Fraktur des Steißbeins… :-((
22. Januar 2009 um 16:51
das ist für verwörrte patienten damit klar ist wo oben und unten ist.
(sie sind ja eine…..es gibt übrigens eisentabletten die gehen erst im dickdünndarm auf und schonen so magen und man muss nicht kotzen. wär das was? ansonsten: gute besserung. sie sehen wirklich derangiert aus, sie arme!)
22. Januar 2009 um 16:56
Die Fotos machten gerade komische Gefühle bei mir- Oktober ist halt noch nicht lang her.
Komm wieder richtig auf die Beine, ich halte die Daumen!
GLG Doris
22. Januar 2009 um 17:06
Das war ja eine reizende und ausführliche Beschreibung und man hat fast Lust, sich in das zweite Bett ins Zimmer zu legen und über Krankheiten auszutauschen „Und was wurde bei Ihnen so gespiegelt?“ und zu kotzen, weil der Krankenhausgeruch plötzlich so im Raum steht.
Auf jedenfall „GOTTSEIDANKESGEHTIHNENGUT!!!!“ – fast jedenfalls!
Ich drück die Daumen für eine bessere und weniger Blutlastige Menstruation und das bombastische Einschlagen der Eisentherapie ;).
Alles Gute, Frau…ähhh…Mutti!
Und ganz doll liebe Genesungsgrüße aus Berlin
22. Januar 2009 um 17:16
Da ich ja Dank meines Kindereichtums auch des öfteren in den Genuß eines Klinikaufenthalts kam…. oben und unten ist für Waschläppchen :o)
Und nochmals Gute Besserung und so
LG Pe
22. Januar 2009 um 17:36
Ok, die Waschlappensache ist geraten.
Liebe Frau…ähhh..Mutti. Himmel noch eins, gut dass Du wieder da bist. Wünsche Dir weiterhin gute Besserung und eine erfolgreiche Behandlung.
Ganz liebe Grüße schickt Dir
Tina
22. Januar 2009 um 17:53
Mein erster Gedanke: Gott sei Dank „Sie“ ist wieder da
der zweite Gedanke: Eisentherapie mit dem Magen – oh!
alles Liebe für Sie
22. Januar 2009 um 18:25
Schön das sie wieder da sind.
Der magen scheint ja doch halbwegs okay zu sein und man hat wohl die Ursache des Übels gefunden und nicht noch weitere Schläuche in Sie rein gestopft.
Ich hoffe die Eisentherapie schlägt an.
Wir machen die auch manchmal in der Praxis als intravenöse Therapie also einmal die Woche eine Spritze in die Vene und je nach Wertlage wird der Abstand dann vergrößert.
Ach ja und das oben unten Rätsel dient der Waschlappenablage.
22. Januar 2009 um 18:50
Ich bin Ihnen nicht böse wegen des Krankenwagens. Echt:)
22. Januar 2009 um 19:45
HERRLICH dieser Krankenhausbericht, HERRLICH.
diese brotscheiben. diese labberigen graubrotscheiben.
und dann der sich übergebende mann vor der tür. meine kinder fragten mich, warum ich so lachen würde. hach herrlich, dabei war ich grad so genervt.
ich weiß schon, warum ich meine kinder überwiegend zu hause geboren hab.
was saures bei magengeschwür, herrlich. die sind doch bescheuert, oder?
ich wünsche gute besserung. ich würde es mal mit kräuterblutDRAGEES versuchen. ich bin bei medizinischem eisen auch immer a) ohne jegliche angenehme verdaungstätigkeit und b)mit schlimmster übelkeit versehen. bei kräuterblutdragees geht alles gut und es hilft wirklich.
übrigens, amaranth, hirse und linsen sind voller eisen, und hinterher immer schön vitamin c haltiges nachschieben zur aufnahme.
lg eva
p.s. zum raten hab ich keine zeit
22. Januar 2009 um 19:46
Ich frage mich gerade, ob Sie es auch noch schaffen würden auf Ihrer eigenen Beerdigung Bilder für Ihren Blog zu machen! Da fährt man ins Krankenhaus und nimmt die Kamera mit *gibbel*
Am Besten ist der Text plus dem passenden Foto zu ihrer Brille….das sind die Passagen da könnte ich mich in ein hysterischen Lachen steigern und mein Freund fragt sich nichtsahnend ein Zimmer weiter, was denn los ist!
Weiterhin allet Jute für Sie Frau Muddi!
Lg Kerstin
22. Januar 2009 um 20:11
Ich denk an Sie1
22. Januar 2009 um 20:32
Liebe Frau Mutti,
wie schön, wieder von Ihnen zulesen. Schliesse mich allen Schreiberinnen an und wünsche gute und schnelle Genesung.
Die „guten Ratschläge“ spare ich mir ;-), wenn ich auch einige auf Lager hätte (kenne das alles nur zu gut!), Sie sind bestimmt in den besten Händen!
Liebe Grüße von der (heute stürmischen) Nordsee
23. Januar 2009 um 11:23
Also ,ich finde den Bericht sehr ehrlich und si sieht Krankenhauskost wirklich aus,ich spreche aus Erfahrung,ich arbeite in einem KH.
Aber trotzdem schnell zum Gyn und weiterhin Gute Besserung
Ulrike
23. Januar 2009 um 19:48
Hallo, Sie Liebe!
Ich bin froh, dass es erstmal nicht so schlimm ist, wie es aussah. Und ich kann vieles in dem Bericht aus eigener Erfahrung nachvollziehen… Ich bekam dann auch Kapseln, die sich erst im Darm öffnen. Sind viiiieel besser verträglich als die anderen Sachen.
Meine Kamera hab ich auch (fast) immer dabei :D
Ansonsten finde ich es hier sehr lustig (weiter unten) und total interessant!
Liebe Grüße!
24. Januar 2009 um 10:34
Kicher, giggel… ich freu mich, dass dein Galgenhumor nicht leidet. Darf ich Krankenschwester Verena fragen, was ein PoPo-Schrank ist? Sehr lustig! Ich hoffe gerade bei dem tollen Wetter heute auf den ersten Frühlingskaffee im Garten, kanns kaum erwarten. Und nimm bitte alle Ratschläge ernst, die hören sich gut an. Eisentabletten, die sich erst im Darm öffnen, ist ja ideal! Küsschen und alles Liebe aus dem Hesseland.
ps der neue Blog bietet ja viel angenehmes, aber dieses Passwortding, ich kann die nicht lesen! Hilfe!