Der Plural von Jesus?

10. Dezember 2012

I survived the Niersteiner Weihnachtsmarkt.
Kalt war’s, bitter kalt. Freitag begann es pünktlich und wie bestellt zu schneien, außer auf den Straßen blieb der Schnee liegen und als am Samstag die Sonne dazu kam, war das Weihnachtsmarktwetter perfekt.
Nicht perfekt allerdings war, dass Mme Ouvrage krank wurde. Noch unperfekter wurde es, als am Sonntag Oma Eis krank wurde. Doch der treusorgende beste Vater meiner Kinder sprang kurzfristig ein, so dass ich nicht alleine im Stand der Kälte trotzen musste. (und mein besonderer Dank geht an die Freitagsfreundin und den Schreinerfreund, die dafùr sorgten, dass am Sonntagabend, während des Eisregens, der Stand binnen einer halben Stunde ausgeräumt und abgebaut war.
So wunderbar Weihnachtsmärkte auch für’s Geschäft sind, die Arbeitsbedingungen sind doch eher mies. Nachdem am Samstag die wunderbare Sonne verschwunden war, krachte das Thermometer auf sibirische -9 Grad und die Kälte kroch langsam aber stetig bis unter das Angoraleibchen. Immerhin blieben die Füße warm, dank dicker Socken (danke, danke Uschi!!) und Holzfliesen auf dem Schneeboden. Sonntags schien es anfangs wärmer, bis ein fieser Wind zu wehen begann, der kalte, feuchte Luft ins Gesicht peitschte. So viel Glühwein konnte ich gar nicht trinken, um das auszublenden. (mein Vorschlag, den Markt in den August zu schieben, stieß erstaunlicherweise auf wenig positiven Zuspruch, obwohl auf der Damentoilette das beliebteste Gespräch das Jammern über die vielen zu entfernenden und wieder an Ort und Stelle zu schiebenden Kleiderschichten war. Wie einfach könnte das im August sein, dann bräuchte es lediglich einen Regenschirm.)
Egal, der Markt war toll. Wie in den Jahren zuvor waren es die kleinen Schnickeldis, die am meisten verkauft wurden. Und die Plätzchen von Oma Eis. Die wunderschönen Häkelkränze lockten zwar jede Menge bewundernde Menschen, doch der Preis von 40,- Euro pro Kranz ist für einen dörflichen Weihnachtsmarkt dann doch zu hoch. (ich hätte zu gern den Interessenten die Preisgestaltung aufgedröselt, aber – Sie kennen das vielleicht – man rutscht dann in eine Rechtfertigungshaltung, für die man sich dann selbst schämt. Deshalb: Klappe halten und wissen, dass die Handarbeit sowieso unbezahlbar ist). Kissenbezüge wurden übrigens auch nicht gekauft, stattdessen haben wir Kaffee drüber gekippt. Zum Glück sind sie waschbar ;)
Die Krippen waren, wie letztes Jahr, der Renner. Wer letztes Jahr das Grundmodell bestehend aus Maria, Josef und Jesus gekauft hatte, kaufte dieses Jahr die Ergänzungen. Und weil die Könige so hübsch aussehen, gehen sie auch als Prinzessin durch. Zwei Stück verkaufte ich als Prinzessin, der verwaiste, dritte König muss bis nächstes Jahr dringend wieder Gesellschaft bekommen. Genauso wie Maria und Josef, denen das Kind geraubt wurde, da eine Familie eine Krippe mit zwei JesusssenJesiJesüJesuskindern haben wollte. „Die Kinder streiten immer um den Jesus, deshalb wollen wir zwei.“
Am niedlichsten fand ich übrigens die Frau, die einen strengen Blick auf’s Sortiment warf und daraufhin ihrer Freundin mitteilte: „Hier kaufe ich nicht, dass ist alles so maschinell gefertigt.“ Beinahe hat sie ja recht.

Der Niersteiner Weihnachtsmarkt ist wirklich eine winzigkleine Veranstaltung im Vergleich zu den berühmten Märkten. Im Grunde genommen müsste ich mich nicht in die Kälte stellen, 50,- € Standgebühr dafür zahlen und bangen, dass es mir den Stand wegweht. Ich könnte das Schnickeldi knippsen, ins Blog kleben und komfortabel auf dem Sofa flözend verkaufen. Aber es macht einfach Spaß, da auf dem Markt. Es gibt eine Menge zu sehen und mit sich selbst zu wetten, ob der/die Interessierte letztlich kaufen wird und viele Freunde kommen zu Besuch, bringen Glühwein oder wenigstens Ablenkung mit und irgendwie gehört es mit in die Vorweihnachtszeit. Der Standbesitzer gegenüber sah das allerdings nicht so rosig verklärt wie ich. Das Wetter war doof, der Park auch und dass die Besucher gar nicht oder nur spärlich kamen, direkt um zwei, nach dem Aufbau, machte ihn wütend. (offizielle Eröffnung des Marktes übrigens 16:00 Uhr). Er wanderte von Stand zu Stand und tat seinen Unmut kund. Es sei auch ein Unding, dass SPD und CDU einen Stand (nicht gemeinsam :)) betrieben, dies sei ein Weihnachtsmarkt, keine Wahlveranstaltung. Er würde einen Leserbrief an die Zeitung schreiben, wisse aber jetzt schon, dass dieser sowieso zensiert oder gar nicht abgedruckt würde. („behalten Sie doch Ihren Scheiß-Hammer!“, möchte man zitieren) Wir versuchten zu erklären, dass das in Nierstein Tradition hat: Kartoffelpuffer von der CDU, Glühwein von der SPD, einfach so. Und beide versorgen den Posaunenchor nach dessen Auftritt. Und stellen an je einem Tag den Nikolaus. Aber wie will man jemanden etwas erklären, der einfach nur meckern will? Sonntags baute er seinen Stand nicht mehr auf. Selbst schuld.

Nach dem Weihnachtsmarkt ist bekanntlich vor dem Weihnachtsmarkt, aber jetzt muss ich mich doch erst erholen. Und gesund werden, weil das will, erstaunlicherweise trotz so viel frischer Luft, nicht so recht klappen. Ende Januar gibt’s dann auch hier mal wieder ein Schaufenster, weil Schnickeldi geht eben immer ;)

Und demnächst muss ich Ihnen ganz viel erzählen von einer, die auszog, um earlybirdtickets zu ergattern, diese auch hatte, dann wieder nicht, dann nicht bezahlen konnte, dann eine Stornierung hatte oder doch nicht und die noch immer nicht am Ziel ist und deswegen stichpunktartig-kryptisch bis zur Klärung bleibt.

16 Kommentare zu “Der Plural von Jesus?”

  1. Melanie sagt:

    jaja.. Weihnachtsmarkt…seufz…hier in OWL wars auch eisig, aber immerhin hatte ich eine Holzbude, (was den Regen am Sonntag aber leider auch nicht abhielt)…Dieses Jahr hab ich mir ein Heizkissen mitgenommen, sehr empfehlenswert. Es war mein drittes Jahr mit Weihnachtsmarkt, und mein vierter Markt. Nein auch bei mir keine großen Umsätze, aber schön wars. Nette Menschen, super Program auf der Bühne und ein sehr hilfsbereites Team. Ich war so frei schon mal mein Kommen im nächsten Jahr anzukündigen. Wenn alle Märkte so …hmm….freundlich-(?) wären – ich würd noch ein zwei mehr besuchen. LG Melanie

  2. Schwiegermutter inklusive sagt:

    Ich liebe Weihnachtsmarkt – aber nur als Besucher, seit ich vor vielen, vielen Jahren mal auch nur einen bitterkalten Nachmittag für eine kranke Freundin deren Stand betreut habe…nur bei dem Gedanken daran wird mir gleich wieder kalt….;-)

  3. Papierfrau sagt:

    Der Plural von Jesus heiß *jessas* und gilt – zumindest in Bayern – als Ausdruck für: überrascht sein, erschreckt sein. Manchmal tritt er auch in Verbindung mit zwei weiteren Namen auf: „Jessasmariaundjosef .. hast Du mich jetzt erschreckt!“ ;-)).
    LG Papierfrau

  4. Regenbogenkaktus sagt:

    Ich mach grad selber so einen Häkelkranz für meine Freundin und ich weiß, dass 40€ dafür absolut kein Preis sind ;-) Aber das weiß man eben leider nur, wenn man es selber macht, und dann kauft man es ja eher auch nicht bei jemand anderem.
    Ich selber war am Wochenende zum allerersten Mal auf einem kleinen Markt vertreten, und es hat so viel Spaß gemacht, ich hab so nette Leute kennengelernt, und ja, ich hab auch wieder viele Sachen mit nach Hause geschleppt, aber egal, nächstes Jahr bestimmt wieder!
    Gruß aus Graz
    Rain

  5. mickey sagt:

    dann war es ja für sie noch richtig erfolgreich am wochenende . das freut mich.
    danke frau..äh..mutti. für den moment klönen am schönsten stand des niersteiner weihnachtsmarktes. wirklich! der tükkisblaue stern hängt schon.
    gute besserung für oma eis und lg mickey

  6. heike sagt:

    Ich finde die meisten deiner Sachen echt total schön.
    Und wärst du in meiner nähe hätte ich sofort die Jeus-Familie gekauft.
    Aber eine Frage: echt 40€ für die Häkelkränze????
    Sorry, aber die sind mehr als hässlich.
    Handarbeit hin oder her!
    NIEMALS, und echt niemals würde ich mir solch einen Kranz aufhängen, nicht für geschenkt.
    Sorry, ich mag echt nicht meckern, ich mag diene anderen Sachen.
    Aber ich glaube dir niemals dass die Kränze deshalb nicht gekauft wurden, weil sie so teuer waren. ;-)
    Nein, kein Stänker-Posting. Nur eine Meinung von der man lernt und das hilft.

  7. antje sagt:

    Sie auf de re publica 2013 – ich glasub’s ja nicht.
    antje

  8. Frau Mutti sagt:

    Antje, da war ich dieses Jahr auch ;)

  9. Wiebke sagt:

    Ich liebe die Häkelkränze :o)) Handarbeit ist leider sehr undankbar, ich weiß :o( Ich liebe Ihre Sachen, ich liebe Ihren Blog! DANKE

    vg Wiebke

  10. Alltagsheldin sagt:

    Ohweh, als Verkäufer stelle ich mir den Weihnachtsmarkt sehr… schwierig vor. Kalt, nass, viel gemecker, kritische Blicke. Mhm.
    Handarbeit finde ich allgemein kaum bezahlbar. Die Sachen schauen wundervoll aus, können aber natürlich nicht mit industriell gefertigten Produktpreisen mithalten – na klar. Aber – wenn mir etwas wirklich gut gefällt – ich gebe das Geld immer gerne dafür aus. Einfach weil es schön ist. Einmalig. Und überhaupt.

    Der Mecker-Mann: Nun ja, die gibt es immer. Schade, wenn man sich die Laune so vermiest und überall nur schlechtes sieht. Aber jedem das Seine…

  11. Uschi sagt:

    Uih, minus 9 Grad Celsius?
    Im nächsten Jahr nehme ich dann wohl besser 6-fädige Sockenwolle!!!

    LG Uschi

  12. petra sagt:

    Ach ja, Weihnachtsmärkte ! Entweder ist er zu „kommerziell“ oder die Sachen sind „zu viel Handarbeit „. Den Kunden kann man/frau es nie recht machen.Oder das Wetter ist wahlweise zu mild /zu kalt / zu nass und überhaupt „hatten wir gar keine Zeit, zu kommen“. Aber Hauptsache der Glühwein ist heiss, egal wie er schmeckt. In diesem Sinne, liebe frau mutti , bis zum nächsten Mal. Ganz herzliche Grüsse. petra

  13. minibar sagt:

    Was für ein heroischer Einsatz für die Allgemeinheit.
    immerhin ist ja zum Glück auch Spaß dabei.
    Aber die Kälte, diese unmenschliche, die haut ja jeden um.
    Hihi, alles maschinell erstellt. Wenn die wüßte!!!
    Vor allen Dingen sind solche dann schnell weiter…
    Gute Erholung und Gesundung dir und allen die nicht mitmachen konnten beim Betreiben des Standes.

  14. creezy sagt:

    Ach hören ’se mir uff mit re_publica-early birds tickets ;-(

    Und was Du alles kannst, wundervoll!

  15. Evi sagt:

    Hallo Frau Mutti, so lange nix gehört, müssen wir uns Sorgen machen?
    LG Evi

  16. Ruth sagt:

    Liebe Frau Mutti und Familie,

    Ich (wir) wuenschen ein frohes und wunderschoenes Weih achtsfest und einen guten Rutsch!