Beruf(ung)

15. Januar 2013

Während die Tochter sich nun für Mathe und Physik (und Deutsch oder Sozialkunde) für ihre Leistungskurse entschieden hat und sich somit immer weiter von dem entfernt, was ich verstehe, kann und ja, auch mag, nähern sich die beiden Söhne wieder an.
Der Jüngste plant ein Praktikum im Kindergarten und kann sich gut vorstellen, als Erzieher zu arbeiten. Ob und wie weit ihm das möglich sein wird, bringt die Zeit. Aber er beginnt sich zu orientieren und das hat er dem großen Sohn voraus.
Der hat nämlich gerade realisiert, dass er nächstes Jahr um diese Zeit seine Abiarbeiten schreibt und dass kurze Zeit später die Schule einfach vorbei ist. Und er nicht weiß, wohin und was. Ein freiwilliges soziales Jahr schwebt ihm nun vor, irgendwo, irgendwas tun, sich finden und rauskriegen, was man lernen möchte. Chemie ist es nicht mehr. Aber die Politik, die liegt ihm am Herzen und ginge es nach ihm, säße er heute schon im Bundestag. Welcher Weg ihn dahin führen könnte, ist ihm nicht ganz klar. Er kann hervorragend mit Kindern und Jugendlichen umgehen, hat „ein Händchen“ für Konfliktlösungen, ein Gespür für das, was gerade in der Kindergruppe geschieht und Autorität. Und er mag Kinder. Ob diese Talente nicht zu nutzen sind? Ich warte ab und nage Fingernägel.
Diese Orientierungslosigkeit und Unentschlossenheit, keine Zukunftspläne oder Ideen … Damit steht er immerhin nicht allein da. Seine Freunde sind ähnlich vage, der Sohn der Freitagsfreundin macht eben die Schule weiter, weil er sonst nicht weiß, was er machen kann.
Ich frage mich, ob wir Eltern an irgendeinem Punkt in der Erziehung versagt haben? Hat dieses Ermöglichen von all dem, was die Kindelein je interessiert hat, womöglich eher dazu geführt, dass sie „satt“ sind, statt bestrebt ein Interesse zum Job zu machen? Oder brauchen sie nur einfach länger, weil soviel möglich ist? Wir haben keinen Betrieb, keinen Hof, keine Firma in dem/der unser Nachwuchs in unsere Fußstapfen treten könnte, die Berufsvorbilder sind vage: Mama war vor hundert Jahren Erzieherin, ist jetzt Hausfrau und Mutter und verdient ein bißchen was, in dem sie Zeugs näht. Gähn. Papa macht was mit Computern, programmiert und telefefoniert dauernd deswegen mit Amerika. Mysteriös.
Ich bin gespannt, welche Richtung die Kindelein einschlagen werden. Und vor allem, wann sie sich endlich entscheiden. Wenn sie eher mir ähneln … dauert’s ungefähr bis zur Volljährigkeit, der Vater war da früher klarer.
Am Schwierigsten ist es übrigens, ganz neutral zu bleiben. Eigene Wünsche und Vorstellung hintenan zu stellen und sämtliche ironischen Augenbrauen nicht Richtung Stirn zucken zu lassen. Das Flügel-Ding, mal wieder. Das mit den Wurzeln war irgendwie leichter. Glaube ich.

(in fünf Jahren möchte ich diesen Blogeintrag lesen und milde lächeln über all die Gedanken, die da in meinem Kopf kreiselten, weil in fünf Jahren … ach. Keine Ahnung.)

29 Kommentare zu “Beruf(ung)”

  1. Blogolade sagt:

    Für den letzten Absatz (vor den Klammern) möchte ich Sie spontan knutschen!

  2. Pfiffika sagt:

    Nein, ich denke die Orientierungslosigkeit gehört zu unserem Zeitalter. Dadurch, dass das „Muss“ kleiner geworden ist und dafür das „Kann“ größer, ist die Auswahl zu groß geworden.
    Die mir bekannten Abiturienten sind, trotz elterlicher „Vorbilder“ (Ärzte, Graphiker, Journalist, Beamte, IT, Bundeswehr, Erzieher) genauso schwankend im Winde und jobben erstmal und warten auf eine göttliche Eingebung.

  3. Frau_Mahlzahn sagt:

    Ich find’s nicht weiter tragisch, wenn man als junger Mensch noch nicht so genau weiß, was man machen möchte mit dem Rest seines Lebens — umgekehrt würde es mich eher schrecken, wenn jemand so komplett glasklar in eine Richtung marschiert, ;-).

    Vielleicht hilft Ihnen ja der Satz: „Umwege erweitern die Ortskenntniss…“

    Ich wette drauf, dass Sie in fünf Jahren tatsächlich milde lächeln werden, ;-).

    So long,
    Corinna

  4. Frau_Mahlzahn sagt:

    Ortskenntnis. Mit einem s. Natürlich.

  5. Brigitte sagt:

    Sogar bei MIR war es *flüster* 1976 so, dass ich nach dem Abi nicht wusste, was ich wollte. Der Gatte dito. Und auch die Tochter…..
    Zumal es für viele „Berufe“ kein klares Ausbildungsprogramm gibt (außer für Ärzte und Lehrer vielleicht), aber vieles entwickelt sich eben erst mit der Ausbildung und dem Berufleben. Darum finde ich ein soziales, kulturelles oder ökologisches Jahr wirklich gut. Einfach mal raustreten aus der „Lernmühle“. Wir trafen letztes Frühjahr ein Mädel, die brütende Kibitze in den Salzwiesen des Wattenmeeres zählte. Und dabei strahlte…..warum nicht?

  6. Christine sagt:

    Keine Sorge, das ist ganz normal – kann ich aus eigener Erfahrung berichten ;-) Und selbst, wenn man dann ganz klar weiß, was man machen möchte, heißt das nicht auch automatisch, daß man das dann nachher auch wird.

    Ich hab 3 Semester einen Studiengang studiert und dann geschmissen, weil es doch nicht das richtige war. Als ich mich „damals“ (2005) informierte, fand ich heraus, daß ich damit nicht alleine bin – inzwischen wechseln ca. 1/3 aller Studenten mindestens 1x ihr Fach.

    Und ich mach jetzt etwas, von dem ich in der 8. Klasse nach einem Praktikum in meinem Bericht schrieb „ja, ganz nett, kann ich mir für mich aber nicht wirklich vorstellen“ ;-) Und siehe da: ich gehe voll und ganz auf in diesem Beruf!! :-)

    Mein Bruder hat zuerst Medizin beim Bund studiert, das dann aber geschmissen, ein duales Ausbildungsdingsbums (Ausbildung in einem Betrieb + Studium zeitgleich) zum Groß- und Außenhandelskaufmann gemacht und überlegt jetzt nach etlichen Jahren Berufszeit mit Mitte 30 nochmal eine neue Ausbildung in einem ganz anderen Bereich (Landwirtschaft) zu machen, da er in diesem Beruf einfach totunglücklich ist.

    Unsere Eltern haben übrigens völlig klassische Berufe, daran lags also nicht ;-)

    Aus meiner ehemaligen Schulstufe kenne ich kaum jemanden, der nicht zwischendurch mal das Fach oder die Richtung gewechselt hat und in meinen beiden Studiengängen waren ebenfalls etliche Wechsler.

    Also keine Sorge: alles ganz normal. Ich glaube, daß es in der heutigen Zeit der Möglichkeiten einfach schwer ist, seinen Weg zu finden. Bis zum Ende der Schule ist alles stoisch vorgegeben und auf einmal steht man da und einem steht buchstäblich die ganze Welt offen. Und von den meisten Berufen, die es heutzutage gibt, hat man ehrlich gesagt doch kaum eine Ahnung – sofern man sie überhaupt kennt ;-)

  7. Astrid sagt:

    Ich kann mich meiner Vorschreiberin nur anschließen: Wenn mein Vater nicht bei einem großen Autobauer „geschafft“ hätte und damit der Lehrvertrag quasi „einfach so“ ins Haus geflattert wäre – ich hätte nicht gewußt, wohin mit mir. Damals war ich 16 – ok. das ist nun etwas jünger wie die Abiturienten heute aber trotzdem. Bei mir hat’s erst so mit ca. 21 den wirklichen „Schnakkler“ getan. Bis dahin ließ ich mich eher treiben.

    Ich glaube, unsere Kinder haben es heute schwerer

    1. weil es zwar unendlich viele Möglichkeiten gibt (die Welt ist so klein geworden, für uns war das Ausland sooo weit weg….), aber gleichzeitig die Zeit in der Schule so sehr auf das theoretische Lernen ausgelegt ist, dass so mancher einfach noch nie erfahren konnte, wieviel Spaß ihm so manche Arbeit (vielleicht auch mit den Händen) eigentlich macht.

    2. und weil wir so wahnsinnig viel von diesen jungen Menschen erwarten. Eben weil sie so viele Möglichkeiten haben ist der Erwartungsdruck hoch.

    Meine Mädels sind noch jünger – die Älter ist nun 13 Jahre. Ich kenne diese Gedanken (Werden sie einen Job finden, der sie befriedigt, wo sie mit sich und ihrer Arbeit zufrienden sind oder sogar stolz sind? Werden sie von dieser Arbeit auch (gut) leben können? Werden sie in dieser Arbeit auch den Raum für Kinder haben? Wird ihnen der Spagat gelingen? Werden sie glücklich?) trotzdem leider auch schon. :-(

    Ich hätte auch so gerne mal eine Glaskugel zum „spickeln“, was aus meinen Kindelein wohl wird.

    Liebe Grüße
    Astrid

    PS. Meine Mädels werden erst mit erst nach der 11. Klasse entweder Realschulabschluß oder Fachabitur oder nach der 12. Klasse das Abitur machen weil sie eine Waldorfschule besuchen. Um die Praktikas (auch Auslandspraktika) bin ich sehr dankbar.

  8. Susanne sagt:

    Hier noch eine Stimme für die Unentschlossenen. Ich wusste vor dem Abi noch nicht einmal, ob ich eher Mathe/Physik oder eher Englisch/Deutsch als Leistungskurse wollte, habe mich danach für Theaterwissenschaften entschieden, einen Studienplatz nur fürs Nebenfach bekommen, von Musikwissenschaft/Theaterwissenschaft/Philosophie auf das Hauptfach Völkerkunde gewechselt, schließlich mit Musikpädagogik/Musikwissenschaft/Völkerkunde meinen Abschluss gemacht.

    Diverse Jobs gemacht, Büro, Uni, Lehrerin…
    Wenn mir früher jemand gesagt hätte, was ich heute mache, hätte ich mich schlapp gelacht, jetzt bin ich ziemlich zufrieden.

    Mein Mann hat einen ähnlich interessanten Werdegang hinter sich, dem geht es aber auch gut und beide verdienen wir unseren Lebensunterhalt schon ewig selber, auch schon neben dem Studium.

    Manche Berufe gab es noch gar nicht, als ich Abi gemacht habe, andere haben sich sehr verändert und was man alles studieren kann, das kann man jemandem, der noch mitten in der Schule steckt, gar nicht wirklich vermitteln.

    Ich weiß, die Ungewissheit ist anstrengend, aber das wird schon.

  9. griselda sagt:

    Die Abiturienten vor 30 Jahren waren auch einen Tick älter als die Kinder heute. Denn das sind echt noch Kinder- das Nachbarsmädchen wird nächstes Jahr mit 17 ihr Abitur machen.
    Früher eingeschult, um dann im Schweinsgalopp durch die Schule zu hetzen, ohne Zeit zu haben rechts und links zu gucken. Intensive Hobbies, die dann vielleicht zu einem Berufswunsch werden, die fallen flach. Vielleicht aus Zeitmangel.

    Viele machen dann ein FSJ, aber das ist ja auch nicht das schlechteste, oder?

    (Wir wollen jetzt gar nicht davon reden, dass viele Studiengänge einen NC haben- wer eine klare Vorstellung hat kann noch lange nicht gleich nach dem Abi anfangen. Hier im Süden ist das mit den Doppeljahrgängen echt schlimm.)

  10. MaryBlue sagt:

    Einige meiner Freunde sind sich auch mit fast 30 nicht so ganz klar wo es hin gehen soll. Ich glaube es ist wirklich die Anzahl an Möglichkeiten. Dabei sollte man sich davon nicht all zu sehr unter Druck setzen lassen, schließlich wird einem doch ständig erzählt, dass man heute nicht mehr einen Beruf lernt und dann sein Leben lang ausführt. Ich glaube die Mehrzahl der jungen Leute entscheidet sich früher oder später und sie werden ganz bestimmt in 5 Jahren milde über diese Probleme lächeln können:-)

  11. julia sagt:

    wann im leben wird es noch einmal diese möglichkeit geben sich treiben zu lassen, zu wachsen (und zwar zum ersten mal ohne die eltern!!) ohne druck sich zu entfalten? nie mehr hat man diese freiheit – eagl wie mans dreht und wendet. von dem zeitpunkt an an dem man – gerade heuztutage- seine studienwahl getroffen hat, fängt der weg der fremdbestimmtheit an. also – den sohn ziehen lassen, ihm mit freude und zuversicht beim sich finden zusehen und darauf vertrauen, dass alle erziehungsarbeit ihre früchte trägt. ach ja….und loslassen;)

  12. stahldame sagt:

    Anscheinend bin ich eine Ausnahme – die grobeRichtung war bei mir schon in der Grundschule klar, als der Metallbaukasten spannender war als jede Puppe. Zum Entsetzen meines Vaters gabs als Leistungskurse für mich brotlose Kunst (Bio) und tote Sprache (Latein). Mein Studienfach ist mir dann mehr zufällig über den Weg gelaufen.
    Nach dem Studium habe ich mehrere Richtungswechsel hinter mir und mache jetzt einen Job, für den mir alles hilft, was ich gelernt und getan habe, aber keins davon war exakt so Voraussetzung. Vielleicht entspannt das das besorgte Mutterherz auch ein bisschen?

  13. elbequeen sagt:

    Liebe Frau Mutti,
    ich finde es durchaus schwierig, sich heute berufstechnisch zu orientieren, da man einerseits praktisch alles machen könnte, andererseits noch so wenig von der (Arbeits-) Welt weiß. Ich hatte mich 1999 zum Abi gegen meinen Traumberuf Grundschullehrerin entscheiden, weil zu dem Zeitpunkt die Berufsaussichten düster waren, sprich: Teilzeitarbeit und Einstellungsstop. Als ich dann mit meinem Alternativstudium fertig war, sah die Welt ganz anders aus und Grundschullehrerinnen hatten beste Chancen. Daher mein Tipp an alle heutigen Schulabgöänger (und meine eigenen Kinder): Sucht euch die Richtung aus, die euch am meisten interessiert, für die ihr brennt udn eine Leidenschaft aus. Und kümmert euch nicht um die aktuelle wirtschaftliche Lage, die ändert sich eh dauernd. Und wenn man wirklich gut ist in dem, was man tut, findet sich immer was, davon bin ich überzeugt! Und so ein Jahr „dazwischen“ ist wundervoll, gern auch im Ausland. Das weitet den Horizont und man kann sich und seine Interessen besser finden als zwischen Kinderzimmer und Schulhaus.
    Als Kombination zwischen Sozialem/mit Kindern und einem Studium empfehle ich ein BA-Studium der Sozialen Arbeit oder Kindheitspädagogik, das hinterher zahlreiche Berufsmöglichkeiten bietet: Erzieher, Sozialpädagoge in Beratungseinrichtungen oder Schulen, Jugendarbeit, Kita-Leitung, aber auch Forschung oder Lehre.
    Ich kann diese Art des sehr praxisorientierten Studiums sehr empfehlen, da ich mich selbst vor 2 Jahren eben dazu entschlossen und es nie bereut habe. Infos z.B. unter http://www.studis-online.de/StudInfo/studienfach.php?only=yes&nr=462&what=Bildung%20und%20Erziehung%20im%20Kindesalter oder http://www.studis-online.de/StudInfo/fachbereich.php?bereich=44.
    Liebe Grüße und alles Gute für Sie und die drei „Wonneproppen“ ;-).
    Regina aus Dresden

  14. Petra sagt:

    Es beruhigt mich sehr zu lesen, dass meine Kinder nicht die einzigen orientierungslosen Abiturienten sein werden. Meine Große will in Ermangelung einer Idee im Sommer für ein Jahr als Aupair nach Neuseeland, und der Kleine denkt erst mal nur bis zum Abi und hat nicht den blassesten Dunst einer Ahnung, wo er mal hin will.
    Während des Lesens dachte ich, bin mal gespannt, was in ein paar Jahren über dieses Thema berichtet wird, und schon kam der Nachsatz in Klammern ;-)

  15. Sylvia sagt:

    Meine Große hat in ein paar Wochen die schriftliche Abiprüfung und ist nur unwesentlich weiter als dein Sohn ! Und sie ist nicht allein mit dieser Planlosigkeit, mehr als die Hälfte der Mitschüler ist sich noch unsicher.

    Sie fühlt sich „eigentlich“ noch zu jung für eine solche Entscheidung, hat keinen eindeutigen Begabungsschwerpunkt und träumt so vor sich hin. Gespräche mit ihren Lehrern (die sehr jung und engagiert sind) und letzten Endes der Besuch zweier Studientage haben etwas mehr Klarheit gebracht.

    Sie wird wohl Sprachwissenschaften studieren, ich sehe es mit etwas Bauchweh, weil nicht so wirklich handfest, aber wenn es sie begeistert, ist es okay.

    Hier in BW sind immer im November an den Unis Studientage für interessierte Schüler, die sind teilweise wirklich gut.

    Und außerdem – ich war nicht besser, ich schaue da leider in einen Spiegel, ich wüsste auch heute nicht, welches der ungefähr fünf Fächer ich studieren wollte.

  16. Ute sagt:

    Wie war es denn bei dir? Also ich habe auch ganz lange nicht gewusst, was ich machen wollte und mir wurde nicht alles ermöglicht. Ich glaube auch nicht, dass es Grund zur Beunruhigung gibt. Im Abijahrgang von meinem Tochterkind hatten damals viele noch keine Idee, was sie machen wollen und ich staune, was jetzt, nach sechs Jahren, aus den jungen Leuten schon alles geworden ist. Und ich habe nicht den Eindruck, dass es anders ist als bei uns vor 30 Jahren.

  17. Mel sagt:

    Bei meiner Schwester war das vor ein paar Jahren ähnlich, sie wollte etwas studiern, was sie dann letztlich doch nicht studieren wollte und machte schlussendlich eine Aubildung zur Bürokauffrau. Wenn man Abi hört, stellt man sch das immer anders vo, aber aus ihr ist was geworden, das zählt. :-) Und bei Mini dauert das noch eine fühlte Ewigkeit, unser nächstes Ziel ist der Kindergarten. ;-)

    LG Mel

  18. LittlebinHH sagt:

    Ich stimme elbequeen absolut zu!
    Bloß nicht verrückt machen von irgendwelchen düsteren Prognosen zu diesem oder jenem Berufsbild. Irgendwie scheinen die, die „schreien“ immer wieder zu vergessen, wie lange eine (Hochschul-)Ausbildung dauert. Heute wird abgeraten und morgen wird geguckt, wie die Leute als Quereinsteiger anfangen können.
    Mich haben meine Eltern seinerzeit zum BIZ (gibt’s so was noch?) geschickt, damit ich mich mal über verschiedene Berufsfelder erkundigen kann und ich habe einen „Interessens-Test“ gemacht (eine Leidenschaft von meinem Vater). Das hat mir eine gute Richtung gegeben. Und trotzdem habe ich das erste Studium abgebrochen, das zweite dann beendet und bin doch „ganz woanders“ (zumindest auf den ersten Blick) gelandet.

  19. vierachtel sagt:

    Ich grusele mich ein wenig vor Menschen, die mit zwölf, 14 oder 16 schon genau wissen, welcher Beruf sie über Jahrzehnte erfüllen wird. Es mag Ausnahmen geben.
    Ich habe mit 30 etwa eine (neue) Richtung eingeschlagen, später ein weiteres Mal studiert. Und trotzdem weiß ich zehn Jahre später, dass es nicht das letzte Lied ist.

    Glaub an das Potential deiner Kinder, sie scheinen eine Menge zu haben! Sie werden ihren Weg finden. Und jeder Umweg hat seinen Sinn und bringt Bereicherung. So spannend! (Und ja, bestimmt nicht immer leicht zu begleiten…)

  20. Uschi sagt:

    Ich denke für unsere Kinder wird es DEN Beruf eh nicht mehr geben…sie werden sich ständig um-/neuorientieren müssen, evtl. auch anpassen müssen.

    Früher war es mal so, man lernte seinen Beruf und war darin bis zur Rente tätig…das wird heute nicht mehr klappen…kein Beruf bietet genug Sicherheit. Vielleicht ist es auch das, was die Wahl so schwer macht, vielleicht ist das aber auch die Chance irgendwann in dem Beruf zu landen der einem Spaß macht?

    Auf alle Fälle denke ich: Die Wenigsten werden mit 17/18 Jahren klare Vorstellungen von dem haben, was sie machen möchten (schon gar nicht ein Leben lang!). Ich übrigens damals (1985) auch nicht…ich hing ein Jahr Ernährung und Hauswirtschaft dran, fand ich sinnvoll, weil ich da ja kochen lernen würde. Das habe ich dann ja auch studiert…nur Jobs gab es dafür hier bei uns zu wenig:-(…aber immerhin: kochen kann ich immer noch gut, würde ich zumindest behaupten;-)!

    Liebe Grüße

    Uschi

  21. dierotefee sagt:

    Sehen Sie, ich habe seinerzeit Abi gemacht, weil ich nicht wusste, was ich nach der Schule machen sollte/wollte.
    Dann war plötzlich der endgültige Schulabschluss ganz nah und ich wusste immer noch nicht, was ich wollte. Also hab ich mich mal um einen Studienplatz bemüht, extra deswegen noch eine freiwillige Nachprüfung gemacht, um den Notenschnitt auf den NC zu verbessern. Tja. Ich bekam den Studienplatz, aber nicht am Ort meiner Wahl. Also nahm ich ihn lieber garnicht an.
    Dann bummelte ich ein Jahr herum und machte dann eine Ausbildung. Diese war gut, führte irgendwann zur Übernahme und zum Treiben lassen in verschiedenen Jobs. Nun mache ich mein eigenes kleines Ding und bin einfach nur glücklich damit.

    Will sagen: Nicht wissen wohin kann manchmal Möglichkeiten öffnen, an die man zuvor niemals gedacht hätte- nur sollte man dabei nicht still stehen bleiben.

    Ich glaube auch, es gibt so unendlich viele Möglichkeiten, die die Welt einem eröffnet und das macht es grade schwer, sich für eine einzige davon zu entscheiden. :)

  22. A. sagt:

    Ich bin zwar etwas älter als Ihre Kinder, das große Problem unserer „Generation“ hat sich meines Erachtens aber in den letzten Jahren eher noch verschärft. Man hat sehr viele (zu viele?) Möglichkeiten und möchte gleichzeitig DAS Optimale finden! Wenn man dann noch, so wie die meisten Abiturienten, die ich kenne, nicht das eine Interesse hat, sondern vielseitig interessiert ist, hilft es meines Erachtens sich nicht einschüchtern zu lassen, etwas zu studieren, das in Frage kommt und dann im ersten Jahr noch einmal genau zu reflektieren, ob das Studium oder die Ausbildung das Richtige sind. Vielleicht erkennt man dann auch, dass es nicht nur ein Studium oder eine Ausbildung gibt, die einen später glücklich machen und beruflich erfüllen können, sondern viele! Bei mir hat der wirklich schwierige Entscheidungsprozess ein gutes Ende gefunden, das gleiche wünsche ich Ihnen und Ihren Kindern auch!

  23. Evi sagt:

    ich kann Ihnen so nachfühlen. Aber helfen kann man nicht. Ich habe das alles hinter mir, das Bangen, das Hoffen, das was wäre, wenn …., das Warten auf den Studienplatz, weil hochschuleigener NC, den die östlichen Landeskinder spielend erfüllten … Ich habe die beschriebenen 5 Jahre hinter mir, es war nicht immer einfach, zuzusehen, die Augenbrauen nicht in die von Ihnen beschriebene Richtung zu ziehen, aber es wurde. Und was das Allerwichtigste ist, es wurde so, wie die Kinder es wollten. Beide sind suchend ihren eigenen Weg gegangen. Beide haben sich nicht beirren lassen, auch nicht beim Suchen und hätte ich den Ausgang all dessen vor 5 Jahren gewusst, ich hätte viele, viele Nächte besser geschlafen.
    Abwarten und auf sich zukommen lassen, Sie können nur da sein, wenn Ihr Rat gefragt ist.
    Ihre Kinder sind clever, die machen das schon.

  24. Croco sagt:

    Es hilft viel zu wissen, was man denn NICHT machen möchte.
    Und dafür ist es gut, sich mit Arbeitsbedingungen zu beschäftigen, mit Aufstehzeiten, mit Urlaub, mit Leuten, mit denen man zu tun haben wird.
    Tierarzt hört sich romantisch an, wenn man aber bedenkt, dass Kühe gerne nachts im kalten Stall kalben, sieht es etwas anders aus.
    Für Erzieher muss man Lärm aushalten können, kleine Stühle dürfen einem nichts ausmachen und aufgebrachte Eltern keinen Einfluß auf den Blutdruck haben. Das gilt auch für Lehrer.
    Und Laborarbeit ist Stehen, Stehen, Stehen.
    So schränkt sich das Berufsfeld nach und nach ein, hoffentlich ;)

  25. Christine sagt:

    Zeitgeist und Vielzahl der Möglichkeiten, Talent-Bandbreite… ja, das sind gute Erklärungen.
    Dennoch sehe ich die Ziellosigkeit vieler junger Erwachsener mittlerweile mit großem Befremden.
    Ja, das gabs in meiner Generation (ich bin jetzt 40) auch schon. Ich selber wusste auch nicht recht, was ich machen wollte und habe verschiedenes ausprobiert wie viele andere aus meiner Klasse. Was ich aber bei sehr vielen heutigen Abiturienten kritisch sehe, ist das völlige Fehlen einer Initiative. Damit meine ich jetzt natürlich nicht Ihre Kinder, sondern Kinder meiner Freunde. Da wird bei vielen (ehrlich gesagt sogar der Mehrzahl und das erschreckt mich) nicht monatelang, sondern jahrelang auf die göttliche Eingebung gewartet. In diesem Status verharren sie noch, ich bin gespannt, ob sie da aus eigenem Antrieb herausfinden oder es da tatsächlich Druck von außen geben muss.
    Insofern find ich toll, wie Sie mitüberlegen, welche Potenziale ihre Kinder haben, dass ihr Sohn gut mit Kindern umgehen kann und ihn vielleicht in dieser Richtung bestärken. Und ich freu mich schon darauf, in den nächsten Jahren in Ihrem Blog zu lesen, wie Ihre Kinder Ihren Weg gehen.
    Liebe Grüße
    Christine

  26. Christine sagt:

    äh, „ihren“ Weg natürlich (klein geschrieben), ist ja ihr eigener…

  27. Gunilla sagt:

    Liebe Frau…äh…Mutti,
    mein Sohn wußte bis nach dem bestandenen Abitur nicht, wo es in seinem (Berufs)leben hin gehen sollte. Damals gabs noch die Wehrpflicht und zu unser aller Erstaunen machte er keinen Zivildienst, sondern ging zur Bundeswehr. Dort kam dann sogar der Wunsch auf, sich für länger dahin zu verpflichten (ich nahms mit großen Bauchschmerzen zur Kenntnis) und dort zu studieren. Intensive Gespräche mit Kameraden, die gerade aus dem Afghanistan-Einsatz wieder kamen brachten dann für ihn die Klarheit, dass er wohl doch nicht auf der Befehl-Gehorsamsschiene bleiben würde…
    Zurück vom Bund war immer noch nicht klar, was nun anfangen – ein Studium sollte es sein, aber er brauchte irgendwie auch eine klare Struktur. Damals gabs noch mehr Diplomstudiengänge und Bachelor/Master ging grad erst los. Schließlich bewarb er sich um einen dualen Ausbildungsplatz und hat sein Diplom (BA) im IT-Bereich gemacht. Das war eigentlich das letzte, was wir je von ihm erwartet hatten… Ich glaubte zu wissen, dass er eher in Richtung Maschinenbau, KFZ-Technik o.ä.gehen würde.
    Mittlerweile arbeitet er in einer IT-Firma, betreut Kunden, trägt deshalb öfter Anzug und Krawatte. Hätte mir einer mal vor 10 Jahren gesagt, dass mein Sohn unter die Anzugträger geht, hätte ich ihn schallend ausgelacht. Und er fühlt sich wohl mit seiner Arbeit, ist sehr engagiert und aus meinem kleinen Faulpelz, der eher immer zum lernen und arbeiten gedrängt werden musste, ist ein junger Mann geworden, der klare Karriereziele verfolgt…
    Lassen Sie den Kindern Zeit – es findet sich alles und ihre Sprößlinge bekommen die besten Voraussetzungen mit, dank ihrer liebevollen fordernden, fördernden Eltern…

  28. Tanja sagt:

    Ja, in 5 Jahren werden Sie darüber lächeln, weil die Kinder ihren eigenen Weg gefunden haben.
    Bei unserer Großen war der von ihr geplante Weg schon ab der zweiten Klasse klar, sie wollte Ärztin werden und sie ist seit vergangenem Dezember Ärztin. Auch wenn der Weg nicht einfach war, sie selbst und wir sind sehr stolz, sie hats durchgezogen.
    Beim Junior war das etwas anders. Was er machen will (die berühmte Frage in der 9./10. Klasse), keine Ahnung, irgendwas mit Computern. Tja, da war aber nix mit Computern, Spieleprogrammierer kann man halt nicht lernen.
    Ich hab ihm irgendwann in den letzten Tagen vor den Ferien vor Verzweiflung die Pistole auf die Brust gesetzt und gesagt, kümmer Dich endlich um eine Lehrstelle oder es wird ein Berufsgrundjahr, zu dem Du zwangsverpflichtet wirst und zu dem er keine Lust hatte, weil die Mechanikerrichtung so gar nicht seine Sache war/ist. Das hat damals zum Glück funktioniert, er hat sich eine schulische Ausbildung gesucht, die wenigstens ansatzweise was mit Computern zu tun hatte (Assistent Wirtschaftsinformatik). Während der Zeit der Ausbildung hat sich dann herauskristallisiert, was er machen will – er ist inzwischen ausgebildeter Rettungsassistent und arbeitet in seinem Wunschberuf.
    Ich glaube, Jungs brauchen eh ein wenig länger, ehe sie ihren eigenen Weg finden.
    Aber sie schaffen es, Sie werden es sehen.
    LG Tanja

  29. Judika sagt:

    Liebe Frau… äh … Mutti,

    keine Sorge, die Kinder gehen ihren Weg.

    Unser Sohn Nr. 1 hat zunächst Zivildienst gemacht, sich währenddessen alle mögliche Unis angeschaut, einen damals komplett neuen Studiengang gewählt: Nanostrukturtechnik, seit 1. Dez. arbeitet er als Ingenieur in diesem Beruf.

    Sohn Nr. 2, „wusste“ bereits in der 9. Jahrgangstufe, dass er Maschinenbau studieren will, nach dem LK Maschinenbau wollte er alles nur kein Maschinebau mehr. Studienwahl: Jura, er war damals politisch sehr aktiv, Berufswunsch: Richter, nein am besten gleich Bundeskanzler. Nach drei Wochen Jura, erkannte er, welch ein Wunder: Die Juristerei ist nichts für ihn. Also hat er nach 2 Semestern, früher war ein Wechsel nicht möglich zu was wohl? Jawoll: Maschinenbau gewechselt. Mittlerweile ist er im dritten Semester und glücklich und erfolgreich.

    Sohn Nr. 3 macht nächstes Jahr Abi. Momentaner Berufswunsch: Eventmanager oder Kommunikationsdesign, wir werden sein.

    Sohn Nr. 4 ist 11, da darf er noch von allem möglichen träumen.

    Herzliche Grüße
    Judika