Übrigens:
2. Juli 2013
Nach den ersten Anlaufschwierigkeiten sind die Gasttochter und wir dann doch zusammen gewachsen und wir sind allesamt traurig, dass sie uns morgen früh verlässt. (es ist mir allerdings ein Trost, dass ich dann mein Nähzimmer wieder habe ;))
Was die Anlaufschwierigkeiten verursachte, ist uns mittlerweile auch ziemlich klar: die Gasttochter litt unter einem echten Kulturschock. Sie kommt aus einer Gegend, in der der nächste Nachbar nicht in Sichtweite ist. Und sie wohnt in einem Haus, dessen Wohnzimmer so groß ist, dass die gesamte Grüne Villa reinpasst. Und statt Plantschbecken gibt’s dort eine Schwimmhalle mit Wasservolleyballbecken, Schwimmer- und Nichtschwimmerbereich. Hier gibt es ein Plantschbecken, das aber wegen Sommermangels noch nicht aufgebaut ist und ein verwinkeltes, eher buntes Haus. Und ringsherum Nachbarn. Das muss man wohl erstmal verdauen.
Schuld ist wahrscheinlich auch das minutiös durchdachte Austauschschüler-Programm von Schulseite her. Meine arme Gasttochter wurde in fünf Tagen durch Nürnberg, München und über die Zugspitze nach Salzburg geschleift. Sie musste Oppenheim ober- und unterirdisch erkunden, in Rüsselsheim klettern, im Frankfurt von einem Hochhaus schauen, in Heidelberg den Berg hoch und mit der Bahn wieder runter, Burgruinen am Rhein bewundern und mit dem Schiff fahren, ausherechnet an einem Regentag. Es ist wohl kein Wunder, dass sie nach diesen Ausflügen schnurstracks in ihr Zimmer wankte und schlafend zusammenbrach.
An den Wochenenden in der Familie sparten wir deshalb an Programm und das war wohl die richtige Entscheidung. Mittlerweile lacht und scherzt sie mit uns und ich finde, dass sie gerne noch drei Wochen bleiben könnte, jetzt, wo sie dazugehört.
Gestern abend erzählte sie uns, dass sie eine Liste mit Verhaltensregeln bekommen haben. Höflich sein, stand darauf und dagegen habe ich auch nichts einzuwenden. Kurze Duschen und auch das mag seinen Sinn haben, doch der Punkt „keine Shorts tragen“ will sich mir einfach nicht erschließen, aber immerhin erklärt es mir jetzt, warum meine Gasttochter in langen Jeans neben meiner Shorts tragenden Tochter schwitzte.
Wir haben sie eingeladen, herzlich gerne wieder zu kommen und ihre Familie mitzubringen. Und ich hoffe, dass diese zarte Freundschaft zwischen den Mädchen sich trotz Entfernung festigt. Elektronische Kommunikationsmittel helfen ganz sicher dabei.
*****
Und weil ich oben von Nachbarn schrieb: es scheint so, als könne ich mich auf Mitte September freuen. Wahrscheinlich werden wir ein Straßenfest feiern, so zum Abschied von denen, die vielen das Leben schwer machen. (außerdem kommen einige dieser Menschen aus dem Internet und darauf freue ich mich sowieso!)
*****
Still ist es hier, weil ich eine Woche eine Magensache ausheilte und weil es manchmal schwer ist, nach einer Pause wieder anzufangen. Ich bin aber da, ich bin optimistisch und außerdem beginnen Ende der Woche die Sommerferien. Das Leben ist schön.
2. Juli 2013 um 14:54
Hach ja – so ist’s richtig!
Schön, dass die Gasttochter (zum Schluss hoffentlich doch noch in Shorts) aufgetaut ist und sich getrau hat, Anschluss zu suchen.
Noch schöner, dass das offensichtlich gelungen ist und sie nun als Gast“tochter“ abreisen wird.
Und auch wenn ich persönlich nicht davon betroffen und beeinträchigt war, freue ich mich mit allen, die das Unerträgliche bislang ertragen mussten, auf Mitte September.
Sollte es noch nicht ganz 1005ig feststehen drücke ich dafür die Daumen, aber wenn es doch sicher ist: toll, dass Ihr durchgehalten und die grüne Villa nicht aufgegeben habt.
Und last but not least: dem Abschlusssatz habe ich nichts hinzuzufügen.
Das Leben IST schön!
Liebe Grüße,
Petra
2. Juli 2013 um 14:55
1005ig soll natürlich 100%ig heißen… *blödetastaturaberauchimmer*
2. Juli 2013 um 16:39
Na dann: einen wunderbaren Spätsommer wünsche ich Ihnen *breitgrins*
Yep. Das Leben IST schön. Es zickt nur manchmal ein bißchen rum. :-)
2. Juli 2013 um 17:09
Ich freu mich so mit Ihnen!!!
2. Juli 2013 um 18:29
Ach, das ist aber schön!
Kein Wunder das man da einen Kulturschock kriegt.
Ich finde auch, das die Schulen mittlerweile soviel Programm machen, das es wie eine Rundreise in Deutschland ist, wenn die Gastkinder da sind.
Manchmal ist weniger einfach mehr.
Ich denke da haben sie alles richtig gemacht, und letztendlich hat es das Gastkind ja auch gezeigt.
Ich hoffe das es eine Lebensfreundschaft wird.
Und mit den Aussichten auf September kann man ja dann sogar fast im Kreis grinsen.
Viele Grüße aus dem Norden des Bundeslandes,
Christina
2. Juli 2013 um 20:00
Erleichterte Grüße ❤
2. Juli 2013 um 21:03
So gute Nachrichten. *freu*
Ein supertoller Grund für ein Strassenfest ich drück die Daumen, dass es dabei bleibt.
Mit dem Austausch ist es überall das gleiche, erinnert mich immer an Japaner auf Europareise, in 7 Tagen quer durch Europa und zuhause wird geguckt was man alles gesehen hat?!
Aber schön, dass ihr doch noch Zugang zu einander gefunen habt. Meine Tochter hat zu ihrem Israel-Austausch-Mädel auch nach 4 Jahren noch Kontakt und sie haben sich auch schon gegenseitig besucht.
Schön, dass es dem Magen wieder gut geht und wir hoffentlich wieder viel Neues zu lesen bekommen.
LG Birgit
2. Juli 2013 um 21:16
Viele Grüße an die Gasttochter zum Abschied von der „Godmother“ mit den komischen Klamotten :-)) Und ein herzliches schöne Ferien an die Gören
3. Juli 2013 um 05:26
Ach, das freut mich ja zu lesen, dass die Gasttochter noch auftaute und etwas entspannen konnte wochenends. Falls sie mal im Sommer wieder kommt, bringt sie sicherlich Shorts mit, oder?
Ihr Straßenfest klingt wunderbar, sie bekommen alle verfügbaren Daumen von mir, dass alles so klappt wie geplant!
Gute Restbesserung dem Magen!
3. Juli 2013 um 05:27
ich tausche ein kleines s gegen ein großes S. Es war noch zu früh.
Da sehe ich gerade, Ihr Blog geht eine Stunde nach.
3. Juli 2013 um 15:54
Oh, prima !!
Erstens die doch noch harmonische Zeit mit der armen Kulturschockgeplagten und zweitens die hoffentlich 1000% Sicherheit auf die endlich einkehrende Wohlfühlruhe in der grünen Villa ohne die nervende Nachbarschaft. Ich kann es ja kaum glauben, dass sich da doch etwas getan hat. Schön, dass doch keine Umzugspläne Realität werden müssen.
Liebe Grüße
Monika
P.S. Gute Besserung an die Magenschleimhaut !!
3. Juli 2013 um 20:13
Schön! Ich glaube ja eh dass man bei euch nicht anders kann als sich wohlfühlen. So kommt es zumindest auf den Bildern rüber.
Freut mich auch für die zwei Mädels.
3. Juli 2013 um 22:26
Kulturschock. Sagte ich doch *grins* Das freut mich aber, dass alles noch so wohlgefällig wurde (und die Aussicht auf September freut mich auch für euch)!
„Unsere“ Amis bekamen damals auch seitenlange Verhaltensweisheiten für den Rückbesuch nach Ö mit. Da stand unter anderem, dass wir Österreicher nach dem Frühstück am Vormittag noch ein Gabelfrühstück bestehend aus Würsteln mit Senf äßen, mittags Schweinsbraten mit Knödel und Sachertorte und so ginge das immer weiter bis zur abendlichen Mahlzeit „nach der Oper“. Die älteren Menschen trügen immer Dirndl und Lederhosen usw. Da verstand ich im Nachhinein auch, warum mir mein amerikanisches Austauschmädchen geschrieben hatte, ich solle doch bitteschön T-shirts in die USA mitbringen, das seien sowas wie Pullover mit kurzen Ärmeln. Und der Gastvater hatte mich -jetleggeplagt- nach der Ankunft als allererstes vor seine Mikrowelle gestellt, mir erklärt, was das sei und den Einschaltknopf gezeigt. WT..? Meine Erklärung, danke, aber wir hätten das auch zuhause, wurde mild nachsichtig, aber ungläubig belächelt. Hach, das waren lustige Zeiten. ;-P