große Kinder – große Klamotten
19. Oktober 2013
Vor ein paar Jahren klagte ich an dieser Stelle sehr ausführlich darüber, wie schwer es ist, Hosen für die Kinder zu kaufen, die in der Hüfte nicht zu weit und an den Beinen nicht zu eng sind. Ich freute mich auf die Zeit, da die Kindelein alt genug sein würden, um alleine durch die Läden zu ziehen und einzukaufen.
Sie wären nun alt genug, mögen aber die Gesellschaft (und Beratung) ihrer Mutter ganz gerne. Und da der Winter naht und keines der Kinder endlich ausgewachsen zu sein scheint, stiegen wir gestern in den Zug und fuhren in die Landeshauptstadt. Der Jüngste begleitete uns lediglich, er ist mit vererbten Hosen des Großen versorgt. Der große Sohn ist überhaupt nicht an Mode interessiert, trägt aber seit ein paar Jahren gerne diese Chinos. Die Tochter interessiert sich genauso wenig für Mode, hat aber eine große Vorliebe für Röcke mit bunten Strumpfhosen, ihr fehlt ein schwarzer Rock in der Sammlung.
Die Vorstellungen waren also nicht allzu exotisch und ich war durchaus optimistisch, dass wir fündig werden würden.
Hager&Mager hat viele Chinos im Sortiment, allerdings ist der große Sohn aus den Größentabellen von Hager&Mager herausgewachsen: im Bund passen die Hosen, aber an die Hosenbeine müsste ich eine breite Häkelborte nähen, damit das Hochwasser kaschiert ist. Es dauerte drei Stunden bis wir herausgefunden hatten, dass dünne Menschen nicht groß sein dürfen. Jedenfalls nicht in Mainz. Der Einkaufsbummel diente letztlich nur dazu, die passende Bundweite der Chinos von esprit zu ermitteln. Wieder daheim bestellten wir online und hoffen nun auf ausreichende Beinlänge der bestellten Hosen. Verschleuderte Zeit. Immerhin fanden wir eine hübsche graue Wollmütze.
Einen schwarzen Rock für die Tochter zu finden war ein nicht minder aufwändiges Unterfangen. Ein schmaler, kurzer Rock, Cord oder Jeans, ist aber auch ein zu exotischer Wunsch. Röcke mit Dachsen oder Fasanen, in schreienden Farben, abwaschbar aus schwarzem Kunstleder oder wenigstens mit Leopardenprint, goldenen Reissverschlüssen oder Schlitz bis zum Beckenknochen hätten wir kaufen können. Wollte die Tochter nicht, die Mutter erst recht nicht. Zwei äußerst geduldige Söhne stapften uns hinterher und enthielten sich jeglicher spöttischen Kommentare.Letztlich parkten wir die Jungs bei den Computerspielen im Elektrogroßmarkt und wagten einen letzten Gang in den uns beiden verhassten Hager&Mager-Laden. Dort fanden wir einen dunkelgrauen Cordrock und einen schwarzen Jeansrock, beinahe auf Anhieb. An der Kasse mussten wir fast nicht warten und von der Quengelware an der Kasse kam nur ein Packen Socken mit. Immerhin Erfolg für die Tochter.
Was die aktuelle Mode anbelangt … ich höre mich an wie meine eigene Oma. Ich finde die Hosen zu eng, die Röcke zu kurz, die Farben unharmonisch und überhaupt sieht alles irgendwie schäbig aus. Letzteres ist wahrscheinlich der Selbstnäherei geschuldet. Die Klecksefrau und ich stellten neulich fest, dass man einen sehr kritischen Blick bekommt. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich irgendwann in den letzten vier, fünf Jahren meinen eigenen Kleidungsstil gefunden habe und völlig beharrlich und unflexibel nichts anderes mehr tragen will. Die Tochter trägt schon immer nur genau das, was ihr gefällt und meistens alles so lange, bis es wirklich zu klein oder kaputt ist. Kleidung zu kaufen ist stets ein Krampf und wir müssen beide sehr behutsam miteinander umgehen, um uns nicht gegenseitig anzumotzen. Mittlerweile haben wir aber den Galgenhumor für uns entdeckt und verspüren beinahe ein bißchen Vergnügen beim Bummeln.
Was die Klamottensuche für den großen Sohn anbelangt: ich hätte nie gedacht, dass seine Körperlänge ein Problem sein könnte. So enorm riesig ist er nicht, denke ich immer. Aber ich bin eben auch knapp einsachtzig und zwanzig Zentimeter mehr sind dann nicht so sehr viel. In den Geschäften wird es aber deutlich: die Ärmel sind oft zu kurz und längere Ärmel bedeuten auch meist automatisch ein X mehr bei der Größe. Ein Pulli in XXXL würde aber die ganze Familie aufeinmal wärmen. Kleidung in Überlänge beschränkt sich eher auf den Business-Bereich, was bedeutet, wenn er sich jemals dafür entscheidet, Anzüge und Hemnden tragen zu wollen, wird der Kleidungsfrust aufhören.
*****
Ach ja. Es gibt wahrlich schlimmere Probleme, aber ich sage Ihnen, dieses Klamottending ist wirklich, wirklich lästig. Und ist eben doch immer wieder nötig, sicher auch wegen mangelnder Qualität. Höherpreisige Kleidung ist nicht immer qualitativ besser, Kleidung aus dem „Ökobereich“ würden wir uns leisten, würde sie nur passen. So bleibt es bei Einzelteilen, die aber tatsächlich seit Jahren oft getragen werden. Wir sind einfach alle zu groß. Oder zu anspruchsvoll. Oder zu eigen. Freuen wir uns also auf den Sommer, wenn Röcke, Hosen und Ärmel kurz sein können, der Stoff dünn und Schuhe (das nächste furchtbare Thema) einfach im Schrank bleiben können.
19. Oktober 2013 um 12:40
Wir haben kleidertechnisch das gleiche Problem (Freund ist 2m groß und sehr schlank) und ich kann Armedangels empfehlen. Modisches „Ökolabel“, die für Männer schmal und lang schneiden.
19. Oktober 2013 um 12:58
Wollte die Tochter keinen genähten Rock?
19. Oktober 2013 um 14:12
…dachte ich auch gleich: Selbstgenähter Rock für die Tochter wäre – bei vorhandenem Stoff – sicher schneller gegangen. Aber vielleicht hatte Frau Mutti einfach nicht den Elan. Kenne ich.
Obwohl unsere Tochter erst nächstes Jahr 5 Jahre alt wird, hat sie auch das Problem: Weite 104 / Länge 116/122. Tolle Wurst. Entweder krumpelt der auf engste Stufe gestellte Bund unendlich wurstig in der Taille oder siwohl Hose als auch Rock sind zu kurz. Aber in Tochters Größe iat aowieso immer alles weg (warum bestellen die nicht mal mehr von gängigen Größen?!)
Schuhe gehen noch, da kaufen wir seit 2 Jahren die durch Zufall entdeckte Marke, weil sie perfekt passt, aber da suche ICH seit 2 Jahren schwarze, BEZAHLBARE Schnürhalbschuhe mit max 3 cm hohem Absatz. Keine Chance, scheint mir.
Dieses leidige Klamottenthema, männo. Aber irgendwie hilft’s auch nicht, dass andere die gleichen Probleme haben.
Trotzdem schönen Sonntag
19. Oktober 2013 um 14:31
Hier das gleiche Problem beim Liebsten. Pullis, Longsleeves und Kapuzenjacken werden nur noch selbstgenäht. So bekommen die Ärmel Größe XXL und der Rest Größe L. Und Longsleeves mit Raglanärmel werden hier mittlerweile in 2 Std genäht.
19. Oktober 2013 um 14:53
Wir sind zwar normal groß, aber Kleidertheater haben wir auch immer wieder.
Lange Zeit mussten es beim Sohnemann Hosen mit den verstellbaren Gummis sein, damit die überhaupt am Kind oben blieben.
Nun trifft es meine Tochter: die aktuellen, eng geschnittenen Hosen bekommt sie manchmal nicht mal bis ganz hoch gezogen. Entweder hakt es an den Oberschenkeln oder an der Beinöffnung. Sie ist aber völlig normal gebaut. Wo bitte kaufen Leute mit stabilen Kindern ein?
Verständnisvolle Grüße
Heike
19. Oktober 2013 um 16:25
Ich würds mal bei Manonmama probieren (www.manomama.de). Ökomode aus Augsburg und garantiert haltbar.
Auf Anfrage fertigt sie auch länger.
19. Oktober 2013 um 17:06
Vielleicht mal beim „Klub Langer Menschen“ (KLM) e.V. nachfragen, ob sie Einkaufstipps haben? Ich hatte mal eine lange Freundin, die hatte einen Bekleidungskatalog, ich weiß aber nicht mehr, wie der Versand hieß.
19. Oktober 2013 um 20:14
Ja. Zu allem. Der mann des Hauses ist knapp zwei meter und eben nicht auch so breit. Die häkelborte werde ich ihm mal vorschlagen, sehe da aber nicht allzu viel Hoffnung.
Ich bin groß, aber nicht in konfektionsgrösse 34/36. Auch schwierig. Und die Töchter ? Die eine lang und spargelig, jede jeans rutscht, und die andere zwar auch groß für ihr alter, aber mit babyspeck ( mit 2 noch ok…) und jede hose kneift….
19. Oktober 2013 um 20:57
Da gibt es noch High&Mighty aus UK die sind berühmt für Ihre Chinos…In Deutschland gibt es da wohl auch Shops,
Düsseldorf, Hamburg, Nürnberg, Stuttgart und Frankfurt/Main :)
19. Oktober 2013 um 21:13
ich kann Ihnen versichern,wenn man unter 1,60 groß ist, macht Klamotten einkaufen auch keinen Spaß…
20. Oktober 2013 um 07:55
ein leidiges Thema! hier sind alle klein das ist auch nicht besser… wir haben gestern erfolgreich 4 Stunden in div. Einkaufstempeln vergeudet und nix von der Liste gefunden. Wenigstens zum Abschluß ein paar Bücher…uups die standen gar nicht auf der Liste ;-P. Leider ist Selbermachen nicht immer eine Option… #doofdas
mitfühlende Grüße
anja
20. Oktober 2013 um 08:14
Ich bin knapp eins achtzig, aber ein ziemlich schweres Modell. Bei den meisten Dingen geht es mir so, dass ich auf Passform, Farbe, Material oder solcherlei Firlefanz einfach keine Rücksicht nehmen kann. Da muss es dann reichen, wenn es in etwa da zu tragen ist, wo es hin soll. Nur bei Mustern setz ich mich durch- und frage mich immer wieder, welcher Vollpfosten die Designs verbricht.
Es wäre auch wirklich toll, wenn es den ausnahmsweise passenden Hosenschnitt mal länger als 14 Tage zu kaufen gäbe.
20. Oktober 2013 um 09:53
…klingt ja alles ebenso großartig, wie Mode für Moppel kaufen zu müssen.
Also für den Fall, das jemand rein zufällig ein schönes Öko-Label/Versand in grooooßen Größen ohne verbrecherische Muster kennt, wäre ich auf Lebenszeit dankbar…
An alle verzweifelten einen fröhlichen, sonnigen Sonntag,
Nane
20. Oktober 2013 um 13:20
Der Mann mit seinen fast 2 m und ich mit einsfünfundsiebzig haben wahre Wanderungen hinter uns. Wenn eine Hose gesucht wird, findet sich manchmal ein Mantel, der sofort gekauft wird, weil er nie wieder kommt.
Das meiste bestelle ich inzwischen. Boden hat Langgrößen, Heine ebenfalls. Und bei Gudrun Sjöden und Hess natur gibt es längere Sachen.
Angel jeans haben auch Langversionen. Diese Jeans sind sehr bequem, weil sie einen Ministrechanteil haben.
Der Mann bestellt über den örtlichen Herrenausstatter die Hosen dann in 106 oder eben in 36 iger Länge. Sakkos und Hemden sind ganz schwer zu bekommen, so haben wir da Lagerhaltung, also 4 auf ein Mal.
20. Oktober 2013 um 17:16
Herrlicher Artikel, liebe Frau Mutti!
Du hast mal wieder vielen alles von der Seele geplaudert, ein echt leidiges Thema!
Es geht einem wie bei den Architekten:
Die einen sollten in den Wohnungen, die sie entwerfen, mindestens 5 Jahre wohnen müssen, die Konfektionäre sollten ebenso lange in den von ihnen entworfenen Kleidungsstücken herum laufen! Das wäre nur gerecht und würde uns ein wenig trösten, gell.
Lieben Gruß
moni
30. Oktober 2013 um 14:16
Hallo Frau Mutti,
beim Lesen habe ich mehrmals gedacht: „genau so ist es!“ und ich bin noch jung an Jahren.
Ich würde mich, was meine Körpregröße betrifft als Durchschnittsfrau bezeichnen (1,64cm) und trotzdem stehe ich manchmal in der Umkleidekabine und frage mich ob ich mich in der Größe vergriffen habe oder es vielleicht einen Fehler bei der Größenmarkierung gab. Leider gibt es diesen „Fehler“ nach oben und nach unten. Zu groß oder zu kurz. Und wenn ich dann manchmal durch die Straßen bummel und die Leute beobachten was sie so anhaben, bekomme ich des öfteren einen Schreck, weil ich mir dann denke „oh gott das soll wirklich so aussehen“.
Ich bin auch der Meinung, dass man durch selber nähen einen sehr kritisch Blick bekommt was Verarbeitung, Stoffwahl, Farbwahl und Farbzusammenstellung anbelangt. Aber ich finde es auch gar nicht so schlecht. Der Inhalt meines Kleiderschrankes ist, seit dem ich selber nähen, stark gewachsen. Und das rettet mich oft über miese Shoppingausbeute hinweg :)
Und ja natürlich gibt es schlimmere Probleme, aber wenn man immer wieder vor diesem kleinen Problemchen steht, nervt es trotzdem und bringt Ärger den man eigentlich nicht haben bräuchte. Aber es tröstet wenn man damit nicht allein dasteht ;)
Liebe Grüße – anna