Erkenntnis

7. März 2014

Mit meinem persönlichen Chauffeur (=dem großen Sohn) fuhr ich heute morgen ins blaugelbe Möbelhaus. Ständig fehlt hier im Haus das Stopfmaterial für Toffee Nosed Friends und außerdem bin ich auf der Suche nach hübschen Gartenmöbeln für mein Gartenhüttchen. Ein großer Sohn mit Führerschein, Zeit und Geduld mit der eigenen Mutter zur Verfügung zu haben, ist wahrer Luxus!

Wir kamen pünktlich zur Öffnung an, schlenderten durch die Möbelabteilung und beschlossen schließlich, in Ruhe zu frühstücken, bevor wir uns durch die Schnickeldi-Abteilung kämpfen. Wir wählten beide das schwedische Frühstück mit Käse und Marmelade und amüsierten uns köstlich über das eher schlaffe Deko-Salatblatt. Nahezu reflexartig zückte ich mein Phone, um ein super Instagrambild mit dem Titel „Frühstück mit dem großen Sohn #ausfremdenKüchen“ zu machen. Aber dann fiel mir ein, dass solch ein Bild ganz sicher fiese Kommentare bringt, weil der eher unschöne Käse auf einem noch unschöneren Plastikteller angerichtet war, die dazugehörigen Brötchen fern von Vollkorn und die Konfitüre auch eher chemisch war. Und ich ließ es, weil Instagram (twitter, facebook) sollen ja Spaß machen und Spaß habe ich nur, wenn mir keiner blöd kommt. Ich knippste kein Bild, was sicherlich kein herber Verlust ist. Nicht mal für mich.

Innerlich begann es aber in mir zu brodeln.

Es ist nämlich so, dass mir dieses ganze Essensthema bei Instagram und facebook (twitter kann ich fast bei dieser Aufzählung ignorieren) wahnsinnig auf den Geist geht. Auf facebook werde ich ständig von „Fleischesser morden niedliche Ferkel“-Beiträgen belästigt, auf Instagram zeigt man mir demonstrativ, wie super und tierische-lebensmittel-ersetzend Smoothies sind. Das alles könnte ich ignorieren, träte es nur sporadisch auf. Doch es wird immer mehr und ich kann nicht so viel blocken und „entfollowen“, wie es mich nervt.

Heute, mitten im blaugelben Möbelhaus, wurde mir klar, warum mich dieses Thema so wütend macht: es macht mich wütend, dass mir mein eigenes Essen schlecht geredet wird. Und dass ich es zulasse, dass mich dieses Gerede beeinflusst und ich mich regelrecht schäme, wenn ich mir Bolognese über die Spaghetti schaufele.

Ich habe meinen Kindern sehr, sehr früh beigebracht, niemals zu Speisen: „Iiiiieh! IGITT!“ zu sagen, denn das, was ihnen nicht schmeckt, mundet anderen vielleicht vorzüglich. Genau das passiert mir gerade in meinem geliebten Internet: Menschen sagen „E-KEL-HAFT!“ zu meinem Essen und wenn ich ihnen sage, dass ich das unpassend finde, bekomme ich Artikel über Schlachtmethoden um die Ohren gehauen und befinde mich in der Sünderecke, voller Wut und sarkastischer Gegenbeschuldigungen (schön, dass Euer Bauer Ananas, Mango und Datteln anbaut)

Ich hielt das Thema „Mahlzeiten“ nun eher für minenfreies Gebiet, ganz im Gegenteil zu Kindererziehung, Tierhaltung und Homöopathie, doch mittlerweile muss man sich als Tiermörder bezeichnen lassen, weil man Kälbchen die Milch wegtrinkt und niedliche Lämmer frühstückt, die nicht mal human (wtf?) geschlachtet wurden. Mein Lieblingsbild ist übrigens das der grinsenden Frau, der man die Eckzähne zum Beweis dafür, dass wir reine Pflanzenfresser sind, flach retuschiert hat. (da fahre ich mir doch gerne mal mit der Zunge über meine Vampirbeisserchen)

Also. Ihr lieben Internetmenschen: es gibt Menschen, die essen Fleisch und mögen es. Es gibt Menschen, die kaufen dieses Fleisch billig im Supermarkt und mögen es oder mögen es nicht so sehr, können sich aber anderes nicht leisten. Es gibt Menschen, die essen kein Fleisch, dafür Eier und sie trinken Milch. Es gibt Menschen, die verzichten auf tierische Produkte. Es gibt Menschen, die essen nur das, was freiwillig vom Baum fällt. Man kann das im Stillen belächeln. Man kann für sich beschließen, wie man leben und essen will. Man kann das auch gerne mit seiner Familie diskutieren, falls es da unterschiedliche Geschmäcker gibt. (bei uns war und ist das immer mal wieder so, dass ich kein Fleisch esse, es der Familie aber trotzdem ohne „Pfui“ und „igitt“ zubereite) Man muss eine auf Instagram gezeigte Mahlzeit nicht mögen und dann reicht es, einfach nicht „gefällt mir“ zu klicken.

Ich bin es leid. Ich will nicht belehrt oder mit Moral überschüttet werden. Ich verkneife mir auch Kommentare zu Alukapselkaffee und Erdbeeren im Januar. Ich möchte einen höflichen Umgang miteinander, bei dem man dem anderen zugesteht, dass er sein Leben eventuell auch einigermaßen reflektiert hinbekommt. Für mich bedeutet dieses Gezicke um Ernährung, dass es uns wahrlich zu gut geht, wenn unser einziges Problem auf dem Teller unseres Nächsten liegt.

*****

Was das Thema Ernährung anbelangt: ich fände es großartig, wenn es in der Schule Kochunterricht gäbe. Wenn Kinder dort lernen würden, zu welcher Jahreszeit welches Gemüse oder Obst zu ernten ist. Wo Obst und Gemüse wachsen, das wir verzehren. Ein Metzger könnte von seiner Arbeit erzählen. Es gäbe so Vieles, das Kinder zum Thema Ernährung lernen könnten, denn nicht alle lernen das daheim.

Und wenn Sie mal Zeit haben, dann rate ich Ihnen: arbeiten Sie in einer Tafel mit. Oder unterhalten Sie sich mal mit Tafelmitarbeitern. Das rückt dieses ganze Ernährungsthema in ein ganz anderes Licht. Da ist es dann plötzlich scheißegal, ob jemand Wurst isst oder nicht, da kriegt man kalte Wut ob der Vorschriften um Abgabe von Lebensmittel, Haltbarkeitsdaten und Lebensmittelentsorgung. Verzeihung, ich schweife ab und steigere ich rein. Vielleicht ein anderes Mal sachlicher.

50 Kommentare zu “Erkenntnis”

  1. wilma sagt:

    Liebe Pia,
    Meine Angst wird immer größer, dass Sie die Lust am bloggen verlieren, weil die Zahl der „belehrenden Mitmenschen im Internet“ immer größer wird. Ich darf gar nicht dran denken, dass Sie eines Tages kein Thema mehr finden, das nicht direkt „attackiert“ wird. Ich liebe Ihren Schreibstil, mir würde etwas fehlen. Warum können die Menschen nicht einfach nur leben und leben lassen?
    Liebe Grüße aus dem schönen Bonn
    Sendet Wilma

  2. Nane sagt:

    …ich schliesse mich wilma gleich mal an.
    Und weil ich Ihre Sicht auf die Dinge einfach wirklich großartig finde, mal den Vorschlag eventuell ein Buch zu schreiben? So über alles?! Da hätte ich riesige Lust drauf!
    Ein ganz fröhlicher, liebgemeinter, sonniger Gruß aus Berlin von Nane ♥

  3. Anna sagt:

    Danke! Wie immer wunder geschrieben! Esse selber seit 17 Jahren kein Fleisch, mein Mann isst es mit Genuss. Es ist gut Bewusstsein für das Thema Ernährung allgemein zu schaffen – aber doch nicht so wie das in den sozialen Netzwerken passiert!

    In einer ‚Sendung mit der Maus’von 1972 wurde gezeigt wie eine Kuh geschlachtet wird und was alles aus dieser Kuh gemacht wird. Sehr gut gemacht, sehr klar erklärt – darf Heute nicht mehr gezeigt werden!!!
    Ist doch schlimm! Überall Horror Videos, aber was klares, sachliches wird verboten! Absurde Medienwelt!

    Frau Mutti ich lese fast täglich, kommentiere selten, bin aber immer von ihrem Stil begeistert! Danke nochmal!

  4. B. sagt:

    Sie sprechen mir aus der Seele. Vielen Dank dafür. Mir ist es auch hin und wieder zu „mühsam“ mein Essen schön zu drapieren um es allen recht zu machen. Deswegen gibt es bei mir kaum Bilder von meinem Essen. Mich interessiert es auch nicht wer wann wie und was isst. Jedem das seine. Aber ich werde mich da natürlich an keinerlei Diskussion beteiligen. Ich hasse Brokkoli. Schon immer. Werd ich auch immer tun. Meine Tochter liebt ihn aber. Ich koche ihr Brokkoli. Jedem das seine. Das sollte von jedem akzeptiert werden. Ich bin auch zu alt um mich von irgendwem über Ernährung aufklären und belehren zu lassen. Ich ernähre mich gesund, meine Kinder auch. Mit Fleisch und hin und wieder auch Fast Food. Uns schmeckt es.
    Also guten Appetit!

  5. Polly Oliver sagt:

    Liebe Frau…äh…Mutti,
    Recht haben Sie! Ich bin das Thema auch Leid, auch wenn ich mich meist nur offline damit auseinander setzte. Und ich sehe das so wie Sie, jeder soll essen was er will, aber er soll nicht versuchen, mich bekehren zu wollen! Und ja ich habe drei Wochen lang auf dem Schlachthof gestanden, musste, gibt die Approbationsordnung für Tierärzte so vor und wissen Sie was, ich esse immer noch konventionell produziertes Fleisch. Ich versuche es zu vermeiden, aber das geht nicht immer und im Moment auch finanziell eben nicht. Und schlimm war das Schlachten nicht, die Jungs haben es richtig gemacht. Schlimm war nur, was zum Teil vom Bauern noch zum Schlachten geschickt wurde, Tiere bei denen klar war, dass sie untauglich sein werden (weil krank) und denen man den Transport hätte ersparen können. Aber so lange der Verbraucher nicht bereit ist, entsprechend für Lebensmittel tierischer Herkunft zu zahlen (in anderen Ländern wie zB Frankreich gibt man viel mehr Geld für Essen aus) kommt eben nicht genug beim Landwirt an, als dass er das an die Tiere weiter geben könnte, denn die meisten würden es ja auch wollen! Aber ich schweife ab.
    Eins noch, zum Thema der Mensch sei ein Pflanzenfresser… Wären wir welche, hätten wir Gärkammern wie ein Pferd oder ein Wiederkäuer oder wären caecotroph wie ein Hase oder Meerschwein. Will heißen, wir würden im Bilddarm Teile unserer Nahrung speichern, da von Bakterien Proteine draus basteln lassen und dann die Kacke mit den Proteinen noch mal essen… Und wir hätte Zähne, die ein Großteil unseres Lebens nicht aufhören zu wachsen…
    Wäre mir neu, dass dem so ist ;)

    Liebe Grüße, Polly Oliver

  6. Doro sagt:

    Wie immer wahr gesprochen. Ich bin zwar nicht so viel im Netz unterwegs wie sie und kriege vermutlich daher nicht sooo arg viel mit von der Vegetarier/Mütter/sonstwelcher Mafia aber ich konnte Missionare auch noch nie leiden.
    Ich wünsch ein schönes Wochenende mit viel Sonne!!
    Herzliche Grüße,
    Doro

  7. Sunni sagt:

    Wundervoll! Punkt!

  8. Frische Brise sagt:

    Amen.

  9. Andrea sagt:

    Eben – Amen. „Leben und leben lassen“ sage ich da nur. Keine Ahnung, warum immer Welche meinen, Andere maßregeln und bekehren zu müssen. Wie du sagst: einfach nicht gefällt mir klicken reicht.
    Ich hoffe, du kannst drüber stehen.
    Liebe Grüße,
    Andrea

  10. Heike sagt:

    Bravo Frau Mutti!!!!

    Sie sprechen mir einmal wieder aus dem Herzen!
    Mein Kind jobbt in den Ferien bei der Tafel, ich darf da immer wieder mal reinschauen und bin auch immer wieder sehr ergriffen!!!
    Jeder soll sich so ernährn wie er es für richtig hält und gut is…obwohl ich das ganze vegane Gequatsche nicht verstehen kann, denn eine Kuh gibt Milch, eine Henne legt Eier…..aber gut, jeder wie er denkt….leben und essen lassen!!!

  11. Finchen sagt:

    Ausrufezeichen!
    Leider lernt man heutzutage in der Schule eher, dass man immer urteilen MUSS und SOLLTE und eher nicht, dass man manchmal einfach mal die Klappe halten muss und sollte. Von Schüler- wie von Lehrerseite (im Kollegium ist das nämlich auch ganz groß).
    Dabei würde es doch viel friedlicher und konstruktiver gehen.
    Aber wem sag ich das…

  12. Frau Chillie sagt:

    Liebe Frau Mutti,

    durch Zufall bin ich kürzlich auf Ihren Blog gestossen und fand ihn herrlich offen, lustg und erfrischend. Gestern erwischte mich meine 11jährige Tochter beim Lesen und beschloss, wir müssen SOFORT die Toffee Nosed Friends nähen. Und ganz nebenbei stellte ich fest, Sie wohnen um die Ecke! Wie nett! Aber ich schweiffe ab: auch ich habe eine ganz ungewöhnliche Ernährung und werde dafür oft belehrt, belächelt und meine Schwägerin erzählt meiner Nichte letztens sogar, dass ich die niedlichen, süssen Lämmchen esse. Inzwischen ignoriere ich es, lächle freundlich zurück und behalte das alles für mich. Mir gehts damit ziemlich gut.

    Ich freue mich, mehr von Ihnen zu lesen!

    Herzliche Grüsse aus Mainz
    von Frau Chillie

  13. EvilEnte sagt:

    Danke, Frau Mutti sie sprechen mir aus der Seele!

  14. Contadina sagt:

    Ist heute Vollmond, oder was?

    Das ist jetzt heute schon der zweite Beitrag, in dem es um Unhöflichkeit im Internets geht – denn genau das ist es, wenn ich anderen meine Meinung aufzwingen will!

    Ich kann das alles überhaupt nicht begreifen, was geht es denn andere Leute an, was ich esse oder trinke?
    Was ich anziehe. welches Auto ich fahre und ob ich überhaupt Auto fahre?

    Wenn mir etwas nicht gefällt, dann muss ich es nicht schlecht machen und schon dreimal nicht den Verfasser des Beitrages beileidigen.

    Ich bemühe mich immer sehr, andere so zu behandeln, wie ich auch behandelt werden möchte (frei nach dem Motto: was du nicht willst, das man dir tut…)

    Schade, dass das scheinbar völlig aus der Mode gekommen ist!

    Nachdenkliche Grüße

    Sabine

  15. Daniela Marx sagt:

    kann ich so unterschreiben, DANKE Frau Mutti

  16. Gabi K sagt:

    *unterschreib*

  17. marion sagt:

    Ach ja, Frau Mutti,
    Bei uns ist das Thema Essen das reinste Minenfeld. Mein Vater ist gelernter Metzger und besteht auf möglichst durchwachsene Stücke Fleisch, am allerliebsten Schwarte pur. Meine Schwester und mein Mann essen gerne Fleisch, ich selbst -nicht aus ideologischen, sondern rein geschmacklichen Gründen – verzichte meistens. Ein Teil der Schwieger-Familie lebt vegan und ökologisch völlig korrekt inkl. gelegentlicher Belehrungen zum Thema. Und meine noch nicht fünfjährige hat nach dem Besuch eines Volksfestes mit Spanferkel (der Mann damals quasi vor Appetit triefend, das Kind mit nahezu wissenschaftlichem Interesse aber angstfrei) beschlossen, kein Tier mehr zu essen. Und hält das seit einem halben Jahr durch (ich dachte ja, das verwächst sich….pustekuchen)
    Ich habe mir abgewöhnt, übers Essen zu diskutieren. Ich stelle was mit und was ohne Tier auf den Tisch, wer das nicht will, muss sich selbst was mitbringen oder sich ökologisch-unkorrekten-unveganen Joghurt aus dem Kühlschrank holen. Und wer dann nix isst, wird wohl keinen Hunger haben….

  18. die.waschkueche sagt:

    Gilt für VIELE andere Themen auch.

    Derzeit ist eben Ernährung korrekt durchgeführt urbanerstyle verschwurbelter Trend … noch sind wir nicht beim Endergebnis angelangt … das geschieht gottseidank bei jedem Einzelnen noch hinter verschlossenen Türen und unterliegt bislang auch noch keiner nennenswerten lifestyligen political correctness …

  19. sandra malik sagt:

    einer der gründe für mich, im netz kaum noch etwas zu schreiben. lesen allein ist auch recht amüsant.

  20. s.n. sagt:

    Sie können meine wirren Gedanken lesen (obwohl wir uns nicht kennen) und gar wunderbar ausformulieren. Danke!

  21. Stefanie sagt:

    Sehr treffend geschrieben.
    Als ich noch jung war (Gott, fühl ich mich bei dieser Einleitung nun alt) gab es Schulgartenunterricht. Ich gebe es zu, ich habe es gehasst, aber wie man Kartoffeln einkellert oder im Garten überwintern lässt, das weiss ich heute noch. Als es endlich interessant wurde, kam die Wende, bums aus – nun sollten wir ersatzweise Religionsunterricht bekommen. Da der Lehrer fehlte, fiel das aus. AB der 7. Klasse gab es an der Gesamtschule dann Hauswirtschafts-/Arbeitslehre, was dazu führte, dass Mädchen Normschrift und Jungen häkeln übten. Ich würde sofort Schulgartenunterricht und Hauswirtschaftslehre befürworten, am besten ab der 1. Schulklasse. Lassen Sie sich nicht unterkriegen, man kann im schlimmsten Fall auch ohne Instagram und co überleben (auf jeden Fall ruhiger).

  22. Frau_Mahlzahn sagt:

    Na ja, ganz ehrlich: ich halte es für selbstgemachten Stress, sich über solche Dinge zu erzürnen — denn mal ehrlich: ist es nicht ein absolutes Luxus-Problem, überhaupt so drauf einzusteigen, was irgendeine anonyme Masse irgendwo in den Tiefen des Internets zu diesem oder jenem Thema zu Denken befiehlt? Das ist doch reine Zeitverschwendung, darauf überhaupt zu reagieren oder sich Gedanken darüber zu machen.

    So gerne ich mich im Internet tummele, mir geht diese ganze „Uniformierung“ extrem auf den Geist — allerorten sieht man Blogs und Posts und was noch von Menschen, die ungemein individuell sein wollen, aber im Grunde rennen alle — viel, viel mehr als im echten Leben — irgendeinem Trend hinterher, der halt gerade hip zu sein scheint.

    Übrigens, bei uns ist Ernährung ein wichtiges Thema in der Volksschule — läuft neben dem Unterricht her und wird halt immer mal wieder eingebaut. Klappt sehr gut, die Kinder lernen viel über Regionalität, Saisonalität und gesunde Ernährung und verarbeiten die Lebensmittel selber.

    So long,
    Corinna

  23. Kerstin sagt:

    Sowas von aus dem Herzen geschrieben! Ich bin aktuell am überlegen, manchen Neuveganer aus meinem Freudeskreis zu schmeissen. Denn da werden Aufforderungen zum schämen geäussert, weil man Milch im Kühlschrank stehen hat… Mich stört diese wahnsinnige Intoleranz mancher Veganer. Das Problem ist, dass diese sich nicht einfach nur ernähren können, wie sie möchten, sondern dass bei vielen scheinbar gleich ein Missionierungsauftrag mit einhergeht. Und das macht mich direkt aggressiv. Manchmal. Also bleibt einem nur, löschen, blockieren, Kontakt kappen. Leider.
    Lieben Gruß,
    Kerstin

  24. Sandra sagt:

    Bitte schweifen Sie auch in Zukunft ab und bleiben Sie unsachlich …. :-)

  25. Blogolade sagt:

    DANKE!
    Ich traue mich kaum mehr, zu irgendwelchen Nahrungsmitteln was zu suchen im Internet. Zum Glück sind die wenigen realen Freunde im Leben 1.0 noch entspannte Allesesser. :-)

  26. Blogolade sagt:

    Kochunterricht in der Schule fänd ich toll! Das gabs bei uns nicht und ich habs bedauert. Das wurde damals nur auf der Hauptschule gelehrt, nicht auf dem Gymnasium oder der Realschule. Scheinbar dachte man, dass Gymnasiasten mal so viel verdienen würden, dass sie jeden Tag essen gehen werden. Oder so.

  27. Simone sagt:

    Vegetarisch zu essen kann ich noch nachvollziehen – bei vegan komm ich leider schon nimmer mit……
    ICH mag Fleisch. Nicht täglich, aber immer wieder. Alles in Maßen!!
    Aber ich ESSE es einfach und URTEILE NICHT öffentlich darüber, was die Anderen essen.
    Und fertig isses :)
    Wünsche ein herrliches Wochenende!!

  28. popi55 sagt:

    Es gibt ihn noch/wieder, den Kochunterricht (firmiert unter Hauswirtschaft)!! Ich habe das Glück, ihn an einer Gesamtschule im Rahmen von AG und Wahlpflichtunterricht unterrichten zu dürfen, und stelle immer wieder fest,wie bereichernd es für die Schüler ist und wie interessiert und kreativ sie sich in der Küche „austoben“. Ich werde mich sehr dafür stark machen, dass ich in den nächsten Jahren neuen Schülergruppen die Chance geben kann. :-))

  29. Sunni sagt:

    P.S. Wenn man nur will, geht vieles. Ich habe mit meinen 11. und 12. Klassen immer mal einen sonnabendlichen Kochtag gemacht(nur die Größe der Töpfe war ein Problem), alle voller Freude und jede Sorte Essen. Daran erinnern sich alle intensiv und überaus gern. Gleiches machten wir im Englischunterricht mit Steuererklärungsformularen und Bafög-oder Elterngeldgabe-Aufteilung fürs Studium(also fürs Leben üben, nicht etwa diese kochen!), sehr förderlich und mir immer wieder uneinsehbar, warum Eltern Kindern/Jugendlichen den Umgang mit Geld nicht beibringen. Übrigens gibt es in Irland, wo ich zeitweise arbeiten durfte, für ALLE Schüler Hauswirtschaft samt Kochen als Unterrichtsfach, grundsätzlich und ohne jede Diskussion. Sehr, sehr sinnvoll!

  30. Brigitte sagt:

    Gute Güte, da les ich hier so harmlos mit und freue mich an den Instagram-Bilder und hatte keine AHNUNG, in was für einem Haifischbecken Sie sich bewegen.
    Was mir im Umgang mit den Mitmenschen sehr geholfen hat, ist der Spruch von Safi Nidiaye:
    „Das Verhalten eines Menschen mir gegenüber sagt immer etwas über ihn aus, nie über mich. Und die Art, wie ich emotional darauf reagiere, also das Gefühl, das dieses Verhalten in mir weckt, hat immer etwas mit mir zu tun und nie mit ihm.“
    Seitdem bin ich sehr viel gelassener geworden.
    Herzliche Grüsse und ein schönes sonniges Wochenende, Brigitte
    P.S. Bei der Tafel habe ich fast 2 Jahre gearbeitet. Eine gute Sache das!

  31. elbequeen sagt:

    Liebe Frau Mutti, das stimmt alles sehr, was Sie da schreiben! Und dann versuchen Sie mal, sich vegan zu ernähren, aber das nur aus gesundheitlichen Gründen und nicht etwa, weil ihnen die Tiere so leid tun. Das darf man öffentlich nicht äußern, ohje ohje ;-)
    GLG Regina

  32. ina sagt:

    Intoleranz und Besserwisserei ist das schlimmste was es gibt.
    Egal in welcher Hinsicht.

  33. Bellana sagt:

    Was bin ich froh, dass ich in einem Umfeld lebe, wo alle sich ganz normal ernähren, jeder sich das aus dem jeweils vorhandenen Angebot aussucht, was er am liebsten mag und keiner einem anderen Vorschriften macht.
    Grüßle Bellana

  34. Eva sagt:

    DANKE!

  35. Schokoli sagt:

    Wie recht sie haben Frau Mutti. Mich nervt das ganze Thema auch gerade sooo sehr. Vor vielen gaaaaanz vielen Jahren, war ich der Buhmann, weil ich mich vegan ernähre, jetzt schein ich grade ganz groß im Trend zu liegen. Müsste ich es nicht aus gesundheitlichen Gründen und weil ich einfach ein Pflanzenesser bin, dann würde ich glatt wieder auf Fleisch und tierisch umsteigen. Ich kann mich nicht vorstellen, das mein ganzes Obst und Gemüse was ich so verzehre sooo gesund ist. Glaub ich nicht, aber es schmeckt mir und deswegen esse ich es. Und mein Kind und Mann mögen eben gerne die andere Seite, kein Problem, koche ich ihnen doch gerne, schließlich ist essen ein Genuss und so ja schließlich auch ein Vergnügen sein und Spaß machen. Sie werden sehen, in kürzester Zeit waren viele Veganer…. In diesem Sinne ärgern Sie sich nicht. Freuen Sie sich das wir so einen schönen Frühling haben und das sie bald ein Gartenhäuschen haben werden :) liebe Grüße

  36. Javea sagt:

    Ich habe eine Zeitlang hinter der Fleisch- und Käsetheke eines Bioladens gestanden und das Phänomen auch „offline“ erlebt. Und das, obwohl in der Theke nur Biolandfleisch aus der näheren Umgebung lag. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass man mich am Liebsten mit Tofu beworfen hätte, dafür, dass ich die Fleischmafia unterstütze, indem ich das Zeug verkaufe. Wozu das geführt hat? Dass ich Ökos für ein seltsames, sehr intolerantes, missionarisches Völkchen halte. Ich glaube, vielen dieser Zeitgenossen ist nicht bewusst, dass man anders ansetzen möchte, wenn man überzeugen statt aufregen möchte…
    Liebe Grüße,
    Javea

  37. Croco sagt:

    Sie sprechen mir aus dem Herzen!
    Diese Ernährungsfrage ist zum Minenfeld geworden. Man benutzt Nahrung als Waffe und als Mittel, sich als etwas besonderes darzstellen. Ein Religionsersatz ist das geworden. Gläubige Veganer, na sowas.
    Oder wie der Mann sagt: die Leute haben zu wenig zu tun. Sonst hätten sie nicht die Zeit , sich mit dieser Vehemenz mit diesem Thema zu beschäftigen.

    Und das mit dem Kochen in der Schule ist wirklich mein Lieblingsthema. Ich leihe mir ab und an die Küche der nahegelegenen Schule um mit meinen Gymnasialschülern zu kochen.
    Wer essen will, muss wissen, wie das Kochen geht. Und Ernährung ist ein großes Thema im Biologieunterricht. Da muss man doch auch wissen, wie Hefeteig geht.

  38. Marina sagt:

    Du wirst nie jedermanns Liebling sein. Wozu auch?
    Marina

  39. Bine sagt:

    Liebe Pia,

    Du sprichst mir aus der Seele – ich will mich nicht belehren lassen, dass Fleisch doch wichtig wäre wegen Eiweiß und dass mein Kind doch Dank vegan sicher Mangelerscheinungen bekommt. Ich will einfach essen was mir schmeckt, und mir gut tut. Ich will mich nicht von Veganern überzeugen lassen, dass ich doch um Gottes Willen Eier und Milch weglassen muss und meine Docs einstampfen.
    Toleranz ist leider wenns um die Ernährung geht ein leeres Wort geworden :-/.

    Du bist was Du isst… warum sind diese Ernährungskrieger so verbittert und engstirnig? Gutes Essen macht mich fröhlich!!!

    Kuchen kauend grüßt die Wollbiene

  40. Birgit B. sagt:

    Ihren Artikel unterschreib ich voll und ganz!!!
    nicht aufregen, nur wundern.
    Wir hatten früher Kochunterricht in der Realschule, kochte teilweise heute noch nach diesen Rezepten.

    LG Birgit

  41. Karen sagt:

    Letzte Woche las ich einen passenden Artikel in der Süddeutschen und musste sehr nicken:

    „Das sind Probleme satter Menschen“, lautete der letzte Satz.

    Genau so.

  42. Miss Weber sagt:

    Liebe Frau Mutti,

    Vielen Dank für Ihre Aufregung, endlich sagt mal eine(r), was viele nur denken. Ich habe als Lehrerin auch Kochunterricht gegeben und wurde dafür von den Kollegen und Schülern belächelt. Denn kochen ist kein Fach/kann ja jeder, das muss man nicht lernen und am Gymnasium schon gar nicht. Dabei konnten sie noch nicht mal abwaschen und abtrocknen, von „mundgerechte Stücke“ schneiden, ganz zu schweigen. Und Hände waschen? Fehlanzeige! So könnte ich weiter lamentieren :)

    Trotzdem schöne Frühlingsgrüße,

    Miss Weber

  43. creezy sagt:

    Danke. Und ich stimme Dir 99%ig zu. Das eine Prozent musste ich abziehen wegen dem Alukapselkaffee. ;-)

  44. Mandy Herrmann sagt:

    Du hast ja so Recht. Ich finde das man jedem seine Meinung läßt, Toleranz ist das Zauberwort und wenn jemand eben kein Fleisch essen möchte heißt das noch lange nicht das ich auch darauf verzichten muß. Du wirst es nie allen Recht machen, letztlich ist es wichtig das Du glücklich bist. Was andere von mir denken ist mir relativ egal, ich Lebe mein Leben wie es mir gefällt, ich habe nur dieses eine. :-)

  45. Savoda sagt:

    Frau Mutti,
    können Sie sich nicht dafür erwärmen, in die Politik zu gehen. Selten fühle ich mich so verstanden. Selten erkenne ich so viel Toleranz und eine Gabe Sachen auf den Punkt zu bringen und die richtigen Worte zu finden. Ich brauche das…
    lg Sandra

  46. the-sun sagt:

    Interessant.

    Habe mich gleich mal ganz kritisch gefragt, wieviele Essensbilder ich denn so poste, bin aber ganz beruhigt, es hält sich in grenzen und bewegt sich eher im rahmen von ‚Guck mal, ich Ungernkocherin kann auch mal kochen‘ :-)

    Ansonsten bin ich ganz pragmatisch. Alles was ich nicht sehen will, seh ich nicht, alles was ich nicht hören will, höre ich nicht. Nicht sehen klappt allerdings besser als nicht hören ;-)

    Und was die ganzen Lebensmittelpostings angeht, ich frage mich manchmal, ob die Leute ihr Zeug gegessen kriegen bevor es kalt wird :-)

    Lg, Britta

  47. rage sagt:

    ich verweise auf meinen facebookeintrag und vermelde, dass ich vor zwei wochen mit allerhöchstem genuss die ersten erdbeeren verdrückte – dem gaumen gelüstete es schon längst nach frühling. dem regal nach zu urrteilen war ich nicht die einzige, ich frsg mich nur: wo bleiben denn die alle, die erdbeervorsaisonesser? outen tun die sich ja nie… egal. an guata!

  48. schluuumpf sagt:

    Ich lese den Blogg so gerne und muss oft schmunzeln und oft denke ich Frau Mutti hat recht. Ich mag Deine Bilder auf Instagram auch die vom Essen. Ein bisschen mehr Toleranz bei den meisten Themen wäre schön aber es lässt sich halt einfach motzen und kritisiere weil es ist ja so schön anonym und die Gefahr die Meinung Auge in Auge äussern zu müssen ist doch sehr gering. Bitte doch einfach jeder so wie es für ihn richtig ist und lieber eine fruchtbare Diskussion statt Angemotze.

    Liebe Grüsse schluuumpf/coni

    Und wir haben zum Glück Kochunterricht in der Schule.

  49. Nian sagt:

    Danke. Und jetzt höre ich langsam wieder auf zustimmend zu nicken ;)

  50. Mutti, die andere sagt:

    Ja.
    Und was ist das Schlimmste? Die armen Vegetarier erleben das alles von der anderen Seite auch und bekommen von Fleischessern oder Veganern erklärt, wo sie bitteschön nicht konsistent genug sind in ihrer Entscheidung, werden beschimpft, sie würden den anderen das Essen schlechtreden etc.
    *seufz*
    Wenn jeder zu seiner Meinung stehen könnte, und die des anderen mit Toleranz sehen würde, dann wäre schon viel besser. Leider fühlt sich offenbar der eine Lebensentwurf von anderen angegriffen.