Liebe Frau Brüllen, ich hab´s am Fünften mal wieder verpasst, aber bevor sich die Gerüchte verdichten, ich habe das Bloggen aus irgendwelchen Gründen schmollend dreingegeben, will ich mal rasch zusammenfassen, was ich gerade so mache.

Der Frühling hier ist nämlich nahezu sommerlich mit weit über 20°C und es hält mich nichts im Haus.  Was auch gut ist, denn der Garten … sieht schlimm aus. Nach zwei Jahren, in denen ich mich Schritt für Schritt von Haus und Ländereien verabschieden wollte und nur das allerallernötigste tat, hat sich natürlich gerächt. Als wir im Winter eine relativ feste Zusage bekamen, dass sich die Lebensituation für uns verbessern würde, begann ich erneut Pläne zu schmieden. Und jetzt ist es Zeit, diese umzusetzen.

Ich mache mal einen Garten-Rundgang mit Ihnen.

Die Terrasse

Letztes Jahr mussten wir den großen, alten Flieder fällen, weil er morsch war. Seitdem ist da eine kahle Ecke, es dauert wohl noch zwei Jahre, bis der Flieder nachgewachsen ist. Die Gartenmöbel brauchen eine neue Farbe, die Kästen noch ein bißchen liebevolle Zuwendung. Der Fliesenbelag ist kaputt. An vielen Stellen sind Sprünge und Risse darin, die Randseine fallen ab. Ein neuer Belag steht an, doch das hat nicht oberste Priorität, denn unten im Garten ist noch viel zu tun …

Das obere Gartenstück

Hier fehlt der Flieder schmerzlich, er schloss die Lücke zwischen Hauswand und Holzunterstand. Die gruseligen, aber notwendigen Pflanzsteine müssen noch zuwachsen, doch sie sind bereits mit wucherndem Grünzeug bepflanzt, ich muss mich nun nur noch in Geduld üben. Die bepflanzte Zinkwanne und die vielen Blumentöpfe (voller Funkien) stehen nur übergangsweise dort, die standen ursprünglich dort, wo jetzt die Fasssauna steht. Ich weiß noch nicht, wo ich sie künftig unterbringe.

Ein anderer Blickwinkel auf den oberen Garten und der zeigt schonungslos, was noch zu tun ist: aufräumen, zuerst einmal. Steine und Baumaterialien müssen weg. Die provisorisch an die Kletterstange gelehnte Dusche muss ordentlich befestigt werden. Sie braucht ein Fundament und einen Wasserabfluss. Die Hauswand muss verputzt und danach gestrichen werden. (und wenn ich die Hauswand streiche, streiche ich auch noch gleich die Hauswände auf der Terrasse. Grün, natürlich.)

Das untere Gartenstück

rechts der bröckelnde Putz der Grünen Villa, links das Nachbarhaus. Und geradeaus das Haus der Nachbarn, die hoffentlich noch dieses Jahr ausziehen. Dazwischen das Werk der letzten Tage und Wochen. Der große Sohn grub um und ich zog Wurzeln von Winden und Giersch aus der Erde. Gestern haben wir den hinteren Teil mit Gemüse bepflanzt und die Himbeeren (hoffentlich noch rechtzeitig) von einer anderen Stelle des Gartens hier hin verpflanzt.

Am vorderen Gartenstück sieht man gut, wie gemein das Umgraben hier ist. Doch das muss bald erledigt werden, meine Saatkartoffeln wollen dort in die Erde.

Das Rohr in der Mitte ist übrigens ein Entlüftungsschacht, denn unter diesem Gartenstück ist ein Gewölbekeller. Das Rohr soll noch ummauert werden. (und das Loch im Boden, ganz vorne an der Mauer, sollte umgehend geschlossen werden, bevor der Garten in den Gewölbekeller kracht.)

Der Blick von der Mauer aus zurück

Trostlos. Die Tomatenstangen warten auf die vielen Pflänzchen, die derzeit noch an meinem Küchenfenster stehen, die Gemüsepflänzchen sind noch ein bißchen kümmerlich. Das karierte, weiße Etwas  hinten rechts ist ein großer Kanister, der links an die Regenrinne angeschlossen werden soll. Hoffentlich bald, denn die Gurkenplänzchen, die den unschönen Kanister begrünen sollen, wachsen drinnen schon stetig in die Höhe.

Weiter geht es, nach hinten in den Garten.

Ein Rebstock wartet im Topf noch darauf, an den mittleren Balken des Durchgangs gepflanzt zu werden, vorher muss ich aber die vielen, vielen Taubnesseln aus der Erde reißen, damit die Rebe nicht gleich überwuchert wird. (der Kasten da am Mittelbalken ist übrigens unser Gartentelefon)

Links an der Mauer standen ursprünglich die Himbeeren, dort sollen heimische Gehölze hin. Ich habe eine vage Vorstellung, dass links und rechts Heckenrosen, Vogelbeeren, Felsenbirnen und andere wachsen, die im Frühling wunderbar blühen und im Sommer Nistmöglichkeiten bieten. In der Mitte bleibt der Rasenrest, bzw. mein Gänseblümchen, Veilchen, Löwenzahnteppich :) Unter den Obstbäumen soll sowieso nichts gepflanzt werden.

Die beiden Pfirsichbäume sind mit der Blüte durch, die Apfelbäume beginnen gerade damit. Die Birne steht in voller Blüte. Wenn jede Blüte ein Stück Obst wird, werden wir im Herbst eine sehr reiche Ernte haben. (und der zweite Apfelbaum muss zeigen, dass er doch was kann, sonst fliegt er dieses Jahr raus,)

Das letzte, wilde Gartenstück

So sah der ganze Garten vor 15 Jahren aus. Und zwischendurch auch immer mal wieder. Dieses Stück ist knapp 30 Quadratmeter groß, Igel und Zaunkönige leben darin. Ein Holunder ist mit einer Weide verwachsen, auf dem Boden wachsen flächendeckend Brennnesseln, Schöllkraut und wilde Malven. Ab und zu muss man mal mit der Sense drüber und die Hecken müssen zurückgeschnitten werden. Aber es bleibt noch ein bißchen so, alleine schon deswegen, weil dort das Leben brummt und summt.

Der Blick zurück

Von diesem Punkt aus zeige ich mein „Daily view“-Bild auf Instagram. Rechts von mir wächst eine Eiche, der erste Baum im Bild ist der Birnbaum. Rechts an die Mauer soll demnächst mein Gartenhüttchen kommen. Das nächste, sehr große Gartenprojekt. Ein Fundament muss gebaut werden und bevor das geht, muss Zitronenmelisse gerodet werdet, die dort als Bodendeckerwächst. Duftet toll, aber die Wurzeln sind gemein.

An vielen Stellen muss gejätet werden, gelb leuchtender Löwenzahn muss beobachtet werden, damit er sich nicht heimlich und explosionsartig aussät. Ich hacke, grabe, rupfe und zupfe an vielen Stellen gleichzeitig. Morgens wandere ich von Sonnenfleck zu Sonnenfleck, mittags suche ich den Schatten.

Es ist die wundervollste Zeit im Garten, weil die vielen, saftigen Grüntöne mich überglücklich machen. Es duftet, es leuchtet, die Vögel zwitschern, als könnten sie einen Preis gewinnen. Ich habe den zweiten Sonnenbrand hinter mir, meine Fingernägel sind ruiniert und die Haut an meinen Händen fühlt sich an wie Sandpapier. Abends schmerzt mein Rücken, meine Knie ächzen und ich fühle mich, als sei ich hundert. Ich falle von der Dusche ins Bett, manchmal mit einem kleinen Umweg über die Sauna. (zwischendurch koche ich und erledige das Nötigste im Haushalt)

Das Leben draußen hat begonnen, ich habe viel Arbeit und ich bin erst einmal als Kurva beschimpft worden. Ich bin glücklich.

10 Kommentare zu “Was machst du eigentlich den ganzen Tag?”

  1. creezy sagt:

    Das war jetzt aber ein „was will ich noch alles im Garten machen, was blüht gerade und was habe ich noch alles nicht getan im Garten”-Blogpost. Das war jetzt weniger eine Antwort auf „was machste den ganzen Tag?”-Frage ;-)

    Na gut, weil wir Dich mögen, akzeptieren wir den letzten Absatz als solche Antwort! Aber nur deswegen!

  2. Zimtapfel sagt:

    Da kommt mir ganz spontan die Liedzeile „Sie graben und hacken und Singen ein Lied, und freu’n sich, wenn alles schön grünet und blüht“ in den Sinn… :)
    Hat das Gartenstückchen zwischen den Häuserwänden denn genug Licht für Gemüse, Himbeeren, etc.? Auf dem Bild wirkt es so schattig.

  3. Frauke sagt:

    Hallo Frau Mutti,
    und da dachte ich gerade gestern bei einem kurzen Gang durch unseren Garten und dem Blick auf mein Staudenbeet, dass ich noch ohne Ende im Garten zu tun habe – aber nun weiß ich es besser. Da gibt es auf jeden Fall noch jemanden, der noch mehr zu tun hat.
    Da ist es nur gut und wichtig, sich an den kleinen Dingen zu erfreuen: Blühende Veilchen mitten im Rasen, dicke Bienen, die die ersten Blüten ansteuern…. und dann immer Stück für Stück weiter zu machen.
    Liebe Grüße vom Nordlicht

  4. karoline sagt:

    Viel Arbeit, aber auch vele Möglichkeiten. Ich finde sowieso sterile Gärten zum Kotzen. Ihrer hat Charme. Ihre Nachbarn geben ja mal wieder alles- lassen Sie sich bloß nicht ärgern.

    Liebe Große aus dem Norden

  5. Brigitte sagt:

    Aha, lerne polnisch bei Frau Mutti (und schlage bei google nach!).
    Das sind aber viele Gartenprojekte, die da anstehen, alleine vom Mitlesen tut mir der Rücken weh! Da kommt der Saunagang bestimmt gerade recht zur „Thermo-Therapie“, aber dann die kalte Dusche…..Sie sind eine Heldin! Viel Spass und gutes Gelingen der Projekte, mit herzlichem Gruss, Brigitte
    P.S. Wir wollen dieses Jahr mal eine neue Erdbeersorte (Mara Dubois) ausprobieren, meine Schwester war begeistert.

  6. Sunni sagt:

    Boah, was solls: Ich kenne Suprakurva…das ist erstmal was. Lachen und graben, was anderes hilft da nicht. Herzlich, Sunni

  7. Andrea sagt:

    Um die anstehende Arbeit beneide ich Sie nicht (auch, wenn’s ein bißchen Spaß macht), aber um die Temperaturen. Wir haben ungefähr die Hälfte davon. Also, von über 20°C jetzt. Dazu Regen und Wind.

    Freue mich immer sehr über Gartenbilder. Egal von wo.

    LG Andrea

  8. DreiPunkteWerk sagt:

    Frau Mutti, wie halten Sie den Kopf noch oben?
    An Ihrer Stelle würde ich einige gepflegte Brocken Polnisch googlen oder ein paar Lieder.
    Weiterhin viiiieeel Schaffenskraft,
    Kathrin

  9. lihabiboun sagt:

    Liebe Frau Mutti, investieren Sie in ein Paar g u t e Gartenhandschuhe – Sie werden sehen, man fühlt sich besser (richtig pro-fi-mäßig) und den Händen tut es auch gut. Spreche aus Erfahrung ….

  10. Daniela sagt:

    Hallo Frau Mutti,
    machen Sie doch Löwenzahnsirup/honig aus den vielen gelben Blüten. Der schmeckt im Winter dann besonders gut (und lässt die Pflänzchen zwischenzeitlich im satten grün vergessen). Frohes Schaffen und eine große Portion Durchhaltewille!
    Liebe unbekannte Grüße
    DaniEla