Der beste Vater meiner Kinder und sein holdes Weib haben erneut den Rheinsteig erklommen. Ein Kurzurlaub, ohne vorher genau zu wissen, wie lange die Wanderung gehen soll und wo wir übernachten werden. Unser Blick auf die Wettervorhersage wurde immer banger, denn – typisch eben für den April – täglich wechselte das Wetter zwischen hochsommerlichen Temperaturen bis zu fiesen Regenschauern.

Da der Start unserer Wanderung aber nicht allzu weit von uns weg war, fuhren wir Montag morgen einfach los.

Nach dem Klick gibt es einen begeisterten Bericht samt sehr vieler Bilder und ein paar Empfehlungen. Sehr, sehr lang.

Erster Tag

Mit dem Zug nach Mainz, von dort nach Wiesbaden und weiter Richtung Lorch, unserem Etappenstart. 14 und ein paar zerquetschte Kilometer bis Kaub, unserem Ziel. Dazwischen 600 Höhenmeter, verteilt auf Weinberge und lichte Wälder.

Der Einstieg auf den Rheinsteig war knackig. Vom Rhein aus steil nach oben, über Felsen und steile Wege. Nach ein paar Minuten verfluchte ich das Wandern, die Morgensonne, den Aufstieg, die Idee, auf dem Rheinsteig wandern zu wollen und meinen gefühlt zentnerschweren Rucksack, in dem ich Wechselkleidung, Regenjacke, zwei Dosen voll selbstgebackener  Nussecken, fünf Äpfel und vier Naanbrote schleppte. Und einen Liter Wasser. (der beste Vater meiner Kinder schleppte allein vier Liter Wasser und diversen anderen Kram, den man unterwegs eben so braucht.) Alle zwanzig Meter musste ich entweder erbärmlich schnaufen oder schniefen oder „die Aussicht bewundern“. Oder Flora und Fauna am Wegesrand. Nach schier endlosem Weg waren wir oben, sahen die erste Ruine und unter uns den Rhein. Angekommen. Kurze Verschnaufpause, trinken und umziehen. Ich hatte am Morgen eine Hose angezogen und darin das Gefühl, meine Beine müssten ersticken. Im luftigen Röckchen ging es weiter und wir fanden unseren Schritt. Der Weg führte uns sanft auf und ab, durch Wälder und über Wiesen und wieder weit nach unten in ein schattiges Tal. Dort aßen wir zu Mittag, ich verpflasterte meine Blasen (relativ neue Wanderschuhe. Aber irgendwann müssen sie ja eingelaufen werden.) Nach Brot, Käse, Ei und Nachtisch-Nussecke hatten wir eigentlich eher die nötige Schwere für ein Schläfchen in der Sonne, doch ein Trüppchen Kampfwanderer (laut schwätzend, mit Stöcken bewaffnet) ließ keine Ruhe zu. Und so kletterten wir aus diesem Tal wieder nach oben, verließen damit den Freistaat Flaschenhals (mit Rücksicht auf die Textlänge, lasse ich Ihnen einfach nur den link da: Freistaat Flaschenhals. Lesenswert!) und fielen zurück in unseren Trab.

Nach knapp viereinhalb  Stunden stiegen wir nach Kaub ab. Früher als erwartet waren wir angekommen.

Unser Zimmer in der Jugenherberge wurde schnell frei und eine Dusche war mehr als willkommen.

Hier die erste Empfehlung: die Jugendherberge in Kaub

Sie wurde vor ein paar Jahren sehr gründlich und liebevoll renoviert und gehört jetzt zu den schönsten hellsten Jugendherbergen, in denen ich je war. Da gibt es gar nichts mehr, was an die Klassenfahrten von früher erinnert. Außer dem Früchtetee, den gibt es tatsächlich immer noch, allerdings nicht ausschließlich. Die Zimmer sind einfach und zweckmäßig eingerichtet, die Bäder klein und blitzsauber. Bettwäsche und Handtücher werden gestellt.

Wir hatten ein Zimmer gebucht und das ist in den Ferien wirklich sinnvoll! Dazu gab´s Halbpension, denn das Essen in dieser Jugendherberge ist völlig in Ordnung. Zwei warme Gerichte werden angeboten, eine Salatbuffet, verschiedene Brotsorten, Wurst- und Käseaufschnitt. Dazu gibt es Wasser oder Tee, Limonade, Bier oder Wein gegen Aufpreis.

Zum Frühstück gibt´s verschiedene Brötchensorten, Marmelade nicht aus dem Plastikpöttchen, frisches Obst und Gemüse, Wurst- und Käseaufschnitt, Joghurt, Müsli und doublefrosted sugarbombs oder wie wir werbegeschädigten Menschen sie nennen: Frühstückscerealien. Ausreichend, gut.

Kaub hat eine Menge Mittelalterliches zu bieten, an etwa jedem dritten Haus hängt ein Schild, auf dem die historische Bedeutung des Gebäudes nachzulesen ist. Ausserdem gibt es einen entzückenden blauen Briefkasten, der den unbändigen Wunsch weckt, Postkarten zu schreiben, damit man sie hineinwerfen kann. Es gibt einen kleinen Supermarkt, der alles verkauft, was Wanderer so brauchen: Traubenzucker, Blasenpflaster und verschiedene Kekse.

Was die Gastronomie anbelangt, so kann ich wenig dazu sagen, denn wir aßen ja in der Jugenherberge. Aber einen guten Kaffee und einen prima Eisbecher bekommen sie im einzigen Café HINTER der Bahnlinie. Die anderen zwischen Bahn und B9 sind sowieso von den Bikern beschlagnahmt.

Nach dem prima Eisbecher hatten wir bis zum guten Abendessen noch ausreichend Zeit, um wieder Hunger zu bekommen und ein bißchen echte Touristen zu spielen. Was nämlich an Kaub auch toll ist, ist das kleine Schiff, mit dem man für kleines Geld zur Burg Pfalzgrafenstein fahren kann. Die steht auf einer Insel im Rhein und kann, ebenfalls für kleines Geld, besichtigt werden.

Machen Sie das unbedingt! Die Burg Pfalzgrafenstein diente zur Erhebung von Zöllen, ihre ganze Geschichte lässt sich im Burginnern erfahren. Da die Burg klein ist, wird man nicht mit Informationen erschlagen.

Hier einer der Wehrgänge. Sie sehen,  da wurde ehr liebevoll restauriert, man bekommt direkt Lust einzuziehen. An hochsommerlichen Tagen jedenfalls. beim Gedanken an fiese Winter in klammen Gemächern ohne Zentralheizung verfliegen romantische Anwandlungen allerdings sofort wieder.

Vor dem Burgeingang ist feiner Sandstrand und in einer Weide hängt ein großer Schaukelreifen. Bringen Sie sich also ein kleines Picknick mit, wenn Sie mit Kindern unterwegs sind. Bei Niedrigwasser kann man um die Burg herumlaufen/klettern, wenn der Rhein „normal voll“ ist, würde ich mich das nicht trauen.

Zweiter Tag (Sie haben Durchhaltevermögen!)

Von Kaub nach St. Goarshausen, die Königsetappe des Rheinsteiges. Nicht nur weil sie so lang ist (über 20 Kilometer) , sondern auch weil es viel hoch und runter geht, teils mit sehr alpinem Charakter.

Nach etwa einem Kilometer bergauf hatten sich die Blasenpflaster auf meinen Fersten zu Würstchen zusammengerollt und drückten an einer neuen Stelle. Ich tauschte sie aus, Nach weiteren anderthalb Kilometer waren sie wieder verutscht und meine Fersen brannten bei jeden Schritt.. Wir beschlossen, nicht umzukehren, sondern weiter nach Dörrscheid zu humpeln, in der Hofnung dort ein Geschäft zu finden, in dem ich Leukoplast zum Tapen kaufen könnte. Es gibt nichts in Dörrscheid, das kann ich Ihnen dann mal verraten. Ich glaube nicht mal Menschen, jedenfalls sahen wir keine.

Ich wollte unbedingt laufen, denn mittlerweile blinzelte die Sonne durch die Wolken und schließlich waren wir jetzt schon mal oben. Ich wickelte mir also Mullbinden über doppelt auf die Blasen gelegte Kompressen, zog die Wandersocken drüber und stopfte meine Füße zurück in die Wanderschuhe, wild entschlossen, bis zur Loreley durchzuhalten. Von da hätte es ja einen Bus gegeben.

Und wie das so ist, wenn die Landschaft umwerfend, die Ausblicke wunderschön und der Weg abenteuerlich genug ist: ich vergaß meine Fersen und wanderte.

Hier ein Beispiel für den eher alpinen Charakter des Wegs, an kritischen Stellen aber immer hübsch mit Stahlseil gesichert, an dem man sich hochziehen kann.

Und diese Aussichtssache. Immer wieder. Der Blick auf Oberwesel. Im Vordergrund eine eine Wanderstatue mit echtem – wie nennen es die Kinder von heute – Yarnbombing. Sehr großartig!

Der Rheinsteig ist ein anstrengender Weg. Immer wieder führt der Weg vom Rhein weg hinter in Täler, verbunden mit mehr oder weniger steilen Ab- und Aufstiegen. Ich kann nie sagen, ob ich den Ab- oder den Aufstieg leichter finde.

Ginge es nach mir, dürfte der Weg kilometerlang, stundenlang so sein: in sanftem Auf und Ab durch lichte Wälder. Doch kaum hat man sich daran gewöhnt, fällt der Weg über große Felsen ab, führt über ein hübsches Brückchen, bevor man sich durch enge Felsgänge, in denen die Hitze steht, wieder hochquälen muss. Und wenn man dann oben ist und sich umdreht, um zurückzuschauen … das ist schon ein schönes Gefühl.

Bei der nächsten Rast hatte ich die wunderbare Idee, einfach die Einlegesohlen aus meinen Wanderschuhen zu nehmen, was meinen dick verbundenen Füßen augenblicklich Platz und Wohlbefinden verschaffte. Hätte ich ja früher draufkommen können.

Einigermaßen leicht fiel mir dann der Weg zur Loreley, obwohl dieser größtenteils an/auf der Straße entlang führt. Die Loreley, bzw. das Loreley-Besucherzentrum, die Freilichtbühne und die Sommerrodelbahn ließen wir so rasch wie möglich hinter uns. Busseweise werden die Touristen hinausgekarrt, damit sie sich auf den unzähligen Aussichtsplattformen fotografieren lassen oder tolle Souvenirs kaufen können.

(Farbkleckstulpen im Wingert vor der Loreley)

Es begann zu regnen und wir stellten mal wieder fest. im Grunde genommen ist das mit dem Regen gar nicht so schlimm, wenn man erst mal draußen ist. Man sollte einfach öfter in den Regen rausgehen, statt vom Sofa aus über´s Mistwetter zu jammern. Auf der letzten Kuppe hörte der Regen dann auch wieder auf und wir konnten gemütlich an der Burg Katz (die in Privatbesitz ist und deshalb leider nicht besichtigt werden kann) vorbei nach St. Goarshausen absteigen, eine Apotheke für Leukotape-Einkäufe und unser Hotel suchen.

Hier folgt die Hotelgeschichte. Wenn Sie lieber nur Wanderungen möchten, lesen Sie ab dem nächsten Abschnitt weiter!

Hotels und freie Zimmer gibt es in ausreichenden Mengen am Rhein entlang, vorsichtshalber hatte der beste Vater meiner Kinder doch schon ein Doppelzimmer mit Frühstück für uns gebucht. Eigentlich wollten wir in das Hotel Hermanns Mühle. Da dieses aber dienstags (= unser Übernachtungstag) laut Webseite geschlossene Küche hat, wählten wir ein anderes. Hermanns Mühle liegt nämlich 800 Meter vor St- Goarshausen. Das klingt jetzt nicht so sehr weit, doch 800 Meter VOR St. Goarshausen bedeutet: 800 Meter Weg Abstieg, die satt und träge auch wieder nach oben bewältigt werden müssen. 800 Meter können sehr lang sein.

Stattdessen buchte er Übernachtung und Frühstück, außerdem freies WLAN, im Hotel „Zur Erholung„. Ich mache es kurz, die Verlinkung besteht der Vollständigkeit halber und ist nicht als Empfehlung zu betrachten. Eher als „nicht alles glauben, was da so im Internet steht“. Die Hotelangestellten erwiesen sich als eher inkompetent, das Zimmer als ein bißchen gruselig und das Bad als abrissreif. Doch Betten und Handtücher waren sauber und ich ausreichend erschöpft. Ein Abendessen bekamen wir dann nicht im Haus, da die Küche dienstags geschlossen hat (leider so nicht auf der Webseite), wir könnten aber sehr gerne im anderen Hotel der Familie speisen, der Hermanns Mühle. Sie erinnern sich, die mit der dienstags geschlossenen … ach ja. Das Pflegen von Webseiten… Letztlich kauften wir im Supermarkt gegenüber Eis, Chips und gekühltes Dosenbier und beschlossen, unser ungesundes Mahl im Bett einzunehmen und dabei das Internet auszulesen. Letzteres klappte dann auch nicht, denn das freie WLAN war kaputt und niemand wusste, was man da machen muss. So schauten wir eine Reportage über den Gotthardtunnel. Die, und wahrscheinlich das Dosenbier, ließ mich in einen komatösen Schlaf fallen.

Am nächsten Morgen verklebte ich mir meine Fersen mit Doppelpflaster und Tape drumherum. Wir frühstückten nicht das auf der Webseite versprochene Frühstück vom Bio-Buffett, sondern Aldi-aufback-Brötchen mit lauwarmen Eiern, checkten rasch aus und kletterten zur letzten Etappe hoch.

Der dritte Tag (Sie wollen es aber wissen, was?)

Nach 200m Anstieg mussten wir eine kurze Pause machen und einige Kleidungsschichten ablegen. Die Sonne lachte, die Vögel zwitscherten, die Schmetterlinge flatterten, die Bienen summten, die Blumen dufteten und so ziemlich jedes Wanderklischee war erfüllt, inklusive dem Glücksgefühl, dem „Wir haben Urlaub!“, „Es geht uns großartig!“ und „Unser Leben ist schön.“

Wir hätten noch gar keine Rast gebraucht, doch der verwitterte Wegweiser „zur Aussicht“ im Wad kurz vor der Burg Maus machte uns neugierig. Er führte zu einer windgeschützten Felsnische, in die perfekt eine Bank eingepasst war und von der sich, wie versprochen, weit ins Land blicken ließ, nach links über den Rhein, geradeaus über Wälder und Felder und rechts die Burg Maus. Ausserdem kann man über einen abenteuerlichen Weg auf ein Felsplateau balancieren, von dem aus man noch viel mehr Gegend sieht. Wenn Sie in der Gegend sind: halten Sie Ausschau nach dem Holzwegweiser „zur Aussicht“.

Und vor lauter in die Ferne schweifende Blicke kann es leicht passieren, dass man die kleinen Wunder am Wegesrand übersieht. Weite Teile des Rheinsteiges führen nurch Naturschutzgebiete. Es wimmelt und wuselt dort, Flora und Fauna sind sehr beeindruckend. Wir sahen sogar einen Feuersalamander, der erste in ehecht und Freiheit für uns!

Es folgte ein eher langweiliges Wegstück. Endlose Serpentinen den Berg hinauf, geschotterter Weg, größtenteils ohne Schatten, quälend. Aber an fast jeder Serpentine eine Schautafel mit einer Menge Informationen zu Flora und Fauna und dem Bergbau, der früher an vielen Stellen betrieben wurde. Was genau da auf diesen Tafel stand, weiß ich nicht mehr, aber ich kann ich gut erinnern, wie gerne ich die kleinen Lesepausen einlegte :)

Oben angekommen ging es ein bißchen geradeaus bis nach Oberkestert. Oberkestert besteht aus etwa siebeneinhalb Häusern. Dort trafen wir Emma. Emma ist eine betagte Boxerhündin mit beidseitigen Hüftoperationen. Sie liegt da am Rande des Wanderweges, der durch Oberkestert führt und wufft freundlich die vorbeiwandernden Menschen an. „Bist du still!“, wird sie dann von Uschi geschimpft. Uschi hat auf ihrer Terrasse Tische und Stühle für Wanderer hingestellt, unter das Schild „Uschi´s Wanderrast“ oder so ähnlich. An einem Tisch sitzt Uschis Mann, der kein Einheimischer ist, weil er erst vor vierzig Jahren eingeheiratet hat. Trotzdem weiß er alles über den Bergbau der Gegend und war auch schon im Stollen unterm Rhein. Manchmal kommt Käthchen raus und dann wedelt Emma mit dem Schwanz und hinkt mit ihrem zerbissenen Ball auf Käthchen zu. Die kann aber nicht mehr so richtig Ballspielen, weil sie ist schon 94, aber das ist Emma in Hundejahren ja auch.

Uschi serviert eine Tasse Kaffee für zwei Euro und wenn man sehr ausgiebig über wehe Füße und geschundene Knochen klagt, bietet sie eine Autofahrt ins Dorf an.

Beinahe wären wir vorbeigegangen. Aber dann hielt uns die Gier nach einem Kaffee doch fest und mit Blick auf den orangefarbenen Sonnenschirm erlebten wir eine vergnügliche Stunde in Oberkestert. Wir hätten auch über Nacht bleiben können, „Ich habe ein gutes Frühstücksbuffett!“, verriet uns Uschi.

Doch wir wollten ja weiter.

Von Oberkestert stiegen wir halb nach Kestert ab um danach einen langen Weg wieder nach oben zu gehen. Lang. Sehr lang. Laaaaaaaaang.

Endlich oben, gönnten wir uns eine Apfelpause. An dieser Stelle sei nochmals erwähnt: Äpfel sind auf Wanderungen großartig! Frisch, süß und man hat direkt wieder Energie! Während wir unsere Äpfel verspeisten, mit Blick auf zwei Pferde und ein leuchtend gelbes Rapsfeld, ruckelte durch anderthalb Balken Netz eine Nachricht, die mich ein paar Freudentränchen vergießen ließ. Sehr erleichtert marschierten wir weiter, nur noch vier Kilometer bis zum Ziel!

Leider meldete sich auf diesen letzten Kilometern abwärts Frau Knie (treue Leser kennen die Dame) und erzählte mir, dass sie einen Außenmeniskus hat. Zum Glück hatten wir die von mir eher spöttisch belächelten Wanderstöcke dabei, mit deren Hilfe ich ins Tal humpelte.

Wir fanden auf Anhieb ein Hotel, an dem ein Schild „Zimmer frei“ hing und diesmal verlinke ich wirklich gerne: das Hotel „Landhaus Sonnenhang“ oder Klosterstube oder wie auch immer, die Webseite sagt auch nicht viel aus. Aber gehen Sie ruhig hin, sie finden ein echtes Original. Eine Mischung aus Kloster, Mittelalter und – warum auch immer – Bayern.

An der mit Wolken bemalten Decke baumeln Puttenengel, Kanonen, Grubenlampen und Kronleuchter und die Dekoration ringsherum bietet das Spielfeld für „Ich seh etwas, was du nicht siehst“ im Expertenmodus! Beachten Sie auch unbedingt das Bild der Wirtsleute neben einem der Klitschkobrüder. Wir fühlten uns sofort wohl.

Wenn Sie dann schon da sind, essen Sie auch ruhig was, die Küche ist deftig, frisch und gut. Wir verzehrten eine Klosterpfanne, die unseren Fleischbedarf bis übernächstes Jahr deckte und weltbeste Bratkartoffeln. Dazu gab es einen halben Liter Doppelbock und einen Waldhimbeerschnaps hinterher. Perfekt.

Am nächsten Morgen erkannte ich, dass die orangefarbene Wischtechnik an den Hotelzimmerwänden keine alkoholbedingte Halluzination war, sondern Stilelement. Aber egal. Egal auch, das man beim Mund Ausspülen nach dem Zähne putzen, wenn man sich so über´s Waschbecken beugt, mit dem Hintern die Badtür aufschubbst. Oder dass es zwar einen Receiver samt Fernbedienung, dafür keinen Fernseher gab. Wer will schon fernsehen, wenn er „Rommels Agent in Kairo“ als Lektüre auf dem Nachtisch liegen hat?

Das Frühstück war in Ordnung und wir brachen beschwingt auf. Ein Hotel/Landhaus/was auch immer für die gute Laune.

Vierter Tag (Sie haben es fast geschafft!)

Wandern wollten wir nicht mehr, aber uns einen alten Traum erfüllen: auf dem Rhein entlangfahren. „Ich will einen Raddampfer!“, quengelte ich (ein bißchen sinnlos vor mich hin), als wir die Fahrkarte für die Köln-Düsseldorfer von Kamp Bornhofen bis Bingen erstanden.

Und dann tuckerte die „Goethe“ heran, mein Raddampferwunsch war erhört! Wir suchten uns einen Platz ganz vorne, oben und ließen uns fahren.

Mit hochgelegten Füßen in zwei Stunden die Strecke, die wir in drei Tagen gelaufen waren.

Nach drei Stunden stiegen wir in Bingen in den Zug, zwei Stunden später stand ich daheim unter der Dusche.

 

Es gibt diese abgedroschene Redensart, die ich aber so gerne zitiere, weil sie zu mir passt: „Warum in die Ferne schweifen, sieh, das Gute liegt so nah.“ Wir sind erholt und glücklich aus unserem kleinen Urlaub heimgekommen. Mehr brauche ich nicht. Nach einer Woche bekomme ich sowieso immer Heimweh :) Wir sind knackig braun, haben hübsche Muskeln in den Beinen und einen Rucksack voller Geschichten. Urlaub, wie wir ihn lieben. Machen wir bald wieder, diesmal dann auf unserer Rheinseite. Oder an der Mosel! Oder im Pfälzer Wald! Oderoder! Sie werden es erfahren.

*****

Treffe ich Sie nächste Woche in Berlin auf der re:publica? Einen Termin für ein Kaffee-Treffen bei Frau Barcomi wäre auch fein, vielleicht Freitag, 9. Mai, 15.30 Uhr? Melden Sie sich!

18 Kommentare zu “Einmal Rheinsteig und zurück.”

  1. Iris sagt:

    Liebe Frau Mutti,
    lange habe ich schon nicht mehr kommentiert, aber wer soooo viel schreibt und das so interessant, dass es nicht wirklich Durchhaltevermögen brauchte (eher eine verlängerte Mittagspause, hihi)… da muss ich dann doch mal wieder DANKE sagen!
    Und viel Spaß dann beim Tapetenwechsel in Berlin wünschen!
    Liebe Grüße, Iris

  2. Nicole V. sagt:

    Liebe Frau Mutti,

    vielen Dank für diesen großartigen Wanderbericht mit Hotelrezensionnen. Auch ein von mir gehegter Wandertraum, der Rheinsteig, den ich jetzt noch unbedingter auch mal erwandern muss. Oder zumindest Teile davon.

    Und das mit den Blasenpflastern kann ich nur bestätigen: taugt nix. Zumindest nicht beim Wandern. Das rollt sich und macht nur noch fiesere Wunden. Angeblich soll Tape besser sein. Sie haben das ja ausprobiert… taugt das was?

    Was sich in unserer Familie bewährt hat und ein Tipp von meiner Mama ist gegen Blasen an den Füßen: Feinstrümpfe (Söckchen oder Kniestrümpfe) unter die (Wander)Socken ziehen. Da reibt der Socken auf dem Socken und nicht mehr auf der Haut. Bereits mehrfach in der Praxis erprobt und bewährt!

    Danke nochmal für den schönen Bericht und auf dass Sie bald wieder die Wanderlust packt!

    Herzliche Grüße
    Nicole V.

  3. Ruth sagt:

    Wunderschoen! Fast tut mir mein Entschluss, in diesem Jahr NICHT in Frankfurt zu landen, sondern mal woanders, und die Heimat links liegen zu lassen, leid. Den Rheinstieg auf Eurer Seite haben wir ein Stueckchen vor fast 2 Jahren absolviert. Und es war wunderschoen, ein unerwartetes Abenteuer. Und ich habe mir einen Kindheitstraum erfuellt: mal auf der Stahleck zu uebernachten, in deren Naehe ich aufwuchs. Und ja, die Jugendherberge war toll. Fruehstueck war super, alles sauber, freundlich, perfekt. Nur waren meine amerikanischen Enkel empoert, dass sie das Bad teilen mussten ;-)
    Schoen, der Bericht!
    (und die neuen Wanderschuhe hatte ich schon in Verdacht)
    Liebe Gruesse

  4. elbequeen sagt:

    Liebe Frau Mutti, sehr schön und sehr anregend, dieser Wanderreisebericht. Nur das kleine Wörtchen „sehr anstrengend“ hindert mich daran, ihn sofort zwecks Urlaubsplanung dem wanderverrückten Ehemann zu zeigen ;-) A propos: Es ist zwar nicht ganz so nah, aber wenn sie wandern und Flüsse und schöne Aussichten und Raddampfer so sehr lieben, dann MÜSSEN Sie einfach mal in die Sächsische Schweiz/Elbsandsteingebirge kommen. Soooo schön! Am liebsten mit bunten Bäumen im Herbst!
    Ganz liebe Grüße & auf dass Bräune und Erholung möglichst lange anhalten!
    Regina

  5. Frau Frosch sagt:

    Hach, da werden Erinnerungen wach an die Klassenwanderung von Filsen bis Bingen. Die Jugendherberge Kaub war natürlich DAS Highlight, die Königsetappe in umgekehrter Richtung hat die Fünftklässler über sich hinauswachsen lassen, die Jugendherberge in der Burg Bacharach ein weiteres Highlight – sollte ich vielleicht nochmal mit einer Klasse machen.
    Schade, dass die Wanderschuhe zu Blasen geführt haben, aber alle Achtung, dass Sie durchgehalten haben!
    Liebe Grüße
    Frau Frosch

  6. Kleiner Gecko sagt:

    Hallo Frau Mutti!

    Möglicherweise habe ich hier in Ihrem Blog schon ganze vier Mal kommentiert, es könnte auch weniger sein… – aber diesmal hab ich tatsächlich was zu sagen ;-). Das wurde mir spätestens beim letzten Teil klar, denn: ich bin bislang einmal auf dem Rhein geschippert, und das war nach Nierstein, und ich war bisher einmal in Nierstein, und das war eben, genau, mit dem Schiff. Meine verrückte Sippe (das ist durchaus nicht negativ gemeint) hatte damals (2004, glaube ich) beschlossen, dass so ein Tagesausflug mit dem Schiff von Ludwigshafen nach Nierstein und zurück das richtige Geschenk für einen meiner Cousins wäre. Ähäm. Nun ja. Das Fahren und die Aussicht (die aber natürlich da unten noch eine andere ist als bei Ihrer Strecke) waren durchaus erquicklich, sofern man die Musik ausblenden konnte, die einem auf die Ohren gezwungen wurde. Und dann war da das kleine Detail, dass sich die Rückfahrt gegen den Strom geringfügig hinzog – ich erinnere mich noch, dass wir vom Zwischenstopp in Mannheim bis auf die andere Rheinseite 45 Minuten brauchten, da wären wir tatsächlich schneller gelaufen (es wäre auch besser für die Ohren gewesen). Ich hatte das Thema also bislang unter „Auf dem Rhein allerhöchstens noch mit Fähre“ abgespeichert, aber da ich Ihren Berichten im Allgemeinen vertraue, bin ich jetzt dazu gewillt, es irgendwann vielleicht doch nochmal zu versuchen – dann aber definitiv nur als einfache Fahrt.
    Außerdem bin ich gespannt, ob Sie irgendwann demnächst dann tatsächlich durch den Pfälzer Wald wandern, denn dort bin ich fast immer unterwegs, wenn ich wandere (er liegt auch fast vor meiner Haustür), und lese immer voller Interesse bei anderen über meinen Lieblingswald. Der Pfälzer Weinsteig beispielsweise soll sehr schön sein, auch wenn ich ihn noch nicht explizit erlaufen habe, da ich eigentlich immer Rundtouren plane – hin und wieder hat er meinen Wanderweg begleitet, und irgendwann packt es mich endgültig und ich muss ihn als Streckentour(en) laufen. Allerdings habe ich auch sonst immer genügend Streckenideen im Kopf, auch ohne Prädikatswanderweg ;-)
    Als letzter Punkt nun der Dank, dass Sie mich daran erinnert haben, dass ich noch über unsere Karfreitagswanderung bloggen wollte, die hatte nämlich unerwartete lauschige und geheimnisvolle Fleckchen zu bieten und soll nicht unerwähnt bleiben.

    Gute Heilung den Fersen und fröhliche Grüße aus der Pfalz!
    Gecko

  7. cloudette sagt:

    oh! Dann bin ich tatsächlich an Ihnen & Ihrem Mann in Bingen am Kulturufer Höhe Rheinkahnspielplatz vorbeigelaufen – Sie kamen mir vage bekannt vor (und schritten energisch in Wanderskluft voran, deshalb fielen Sie mir auf). Witzig.

  8. Sunni sagt:

    Toller Bericht! Hut ab vor der Leistung mit den kaputten Füßen! Wann veröffentlichen Sie nun endlich ein Buch? Gespannt wartet: Sunni

  9. susalabim sagt:

    wenn ein bericht so geschrieben ist, kann er nicht zu lang sein! ich habe ja auf instagram schon die fotos bewundert… und obwohl ich ja so gar nicht gerne wandere, hätte ich lust, wenigstens mal ein stückchen des wegs zu laufen… oder zumindest mal wieder in dieser richtung den rhein entlang zu fahren…
    liebste grüße, susa

  10. Ute sagt:

    Über „Rommels Agent in Kairo“ musste ich am meisten lachen. Eine herrliche Geschichte! Ich meine natürlich die Beschreibung der Wandertour. So unterhaltsam und kein bisschen langweilig. Großartig!

  11. Frische Brise sagt:

    Ich hab alles gelesen. Tolle Sache und ich finde auch besonders die Bilder ganz schön :-)

    Viel Spaß in Berlin!

  12. Herkimer sagt:

    Vielen Dank für diesen schönen und abwechslungsreichen Bericht! Macht Lust, selbst mal den Weg unter die Füße zu nehmen. Könnte ich ja auch von hier aus :)

    Herzliche Grüße und gute Besserung für die Fersen!

  13. Nette sagt:

    Pia, ich habe alles gelesen…..öfz und das nachts um 1 Uhr…. ich wollt ja schleißlich wissen,wie das mit den Füßen kam…. Ja,und irgendwie bekomme ich Lust mal wieder zu wandern…. kann man ja hier schließlich auch…. Bis bald und paß auf die Füße auf…Viel Spaß in Berlin NETTE

  14. streckenweise sagt:

    Schöner Bericht. Am Anfang habe ich gedacht: „Auja! Nachwandern!“ Dann wurden allerdings für meinen Geschmack etwas zu viele Wegsabschnitte auf Straßen und sich endlos hinziehende Wege beschrieben. Hm. Vielleicht trotzdem irgendwann mal.
    Das Elbsandsteingebirge kann ich übrigens auch sehr empfehlen, bin letzten Herbst den Malerweg gewandert und könnte da auch jede Menge erzählen. Nächste Woche Freitag vielleicht (wenn Sie länger da bei Frau Barcomi sind)? Oder irgendwann mal im Blog.

  15. Claudia sagt:

    In meiner Kinderzeit sind wir immer diese Rheinstrecke von Basel ins Ruhrgebiet gefahren.
    Die Kaub war so ein Hot Spot, wo mein Bruder und ich immer mit der Nase an der Scheibe klebten, und riefen „da ist sie, da ist sie….!
    Schön, die Bilder !
    Zu Fuss sicher noch ein besserer Genuss!

    Danke dafür!
    LG Claudi

  16. Uschi sagt:

    Hachz…seufz…so schön!

    Und…ich freue mich…Sie wissen schon worauf, auf’s:

    „erbärmlich schnaufen oder schniefen oder “die Aussicht bewundern”. Oder Flora und Fauna am Wegesrand…“

    LG Uschi

  17. Karin sagt:

    Guten Abend- habe vorher Ihren Blog noch nicht gekannt und mich sehr über Ihren Rheinsteig-Bericht amüsiert. Werde Sie im Auge behalten!
    Falls Interesse: Ich blogge ab und zu auf dem rheinland-pfälzischen Wanderblog http://www.wanderreporter.de.

    Gruß,
    Karin

  18. FrauDinktoc sagt:

    *Finger heb* Ich fahre zur re:publica (Montag bis Mittwoch) und hatte mir schon vorgenommen, nach einem lüla Haarschopf Ausschau zu halten :) Inzwischen hab ich in diesem Internetz ein bisschen mit @Claudine geschwätzt und wurde lieb gefragt, ob ich Montagabend mit zum Spanier komme. Ich geh also mal davon aus, dass wir uns spätestens am Abend sehen – ich freue mich schon!