Was lange währt …

5. November 2014

Nachdem wir das Ersparte vor ein paar Jahren im Zuge der Eigenbeteiligung bei der Straßensanierung auf die Straße legten statt auf’s Dach, ist es jetzt endlich so weit: die Grüne Villa bekommt ein neues Dach. und weil das Gerüst sowieso schon steht, dürfen Maurer und Maler sich ebenfalls austoben.
Gefühlt seit einem Monat, tatsächlich seit einer Woche, twittere ich jeden Morgen die entzückenden Dialoge mit „meinen“ Handwerkern, die mir im breitesten Rhoihessisch erklären, was sie so vorhaben. Irgendwann vorhaben. Das liest sich sehr vergnüglich und zwischendurch bin ich auch sehr amüsiert, meistens aber ist es doch eher anstrengend, immer wieder klarzumachen, dass ich die Chefin bin und die Bauleitung habe. Und dass ich es schon verstehe, wenn man mir Handwerkliches erklärt – ohne einen pädagogischen „ich erkläre es dem Kleinkind“- Ton anzuschlagen. Sowie dann der beste Vater meiner Kinder in Sichtweite ist, bin ich Luft.
Wirklich spannend wird es morgen, wenn der Dachdecker mit seinem Trupp anrückt. Mit dem Dachdeckerchef klappte die Verständigung bisher, mit dem Dachdecker, der letztlich bei uns arbeiten wird, ist das schon sehr schwierig.
Situation gestern: es klingelt.
Dachdecker und Maler stehen vor der Tür. Der Maler erklärt mir, dass der Dachdecker nicht wie vereinbart am Mittwoch kommt, weil Regen gemeldet ist. Ich schaue den Dachdecker fragend an, woraufhin der sich wiederum an den Maler wendet und diesem erklärt, dass sie Donnerstag kommen, „weil wenn do en Schutt kommt, des wollen die net.“ Wollen wir nicht, richtig. Kann er mir gerne erklären, vor allem wenn ich direkt vor ihm stehe. Und den Maler informiere ich, denn ich habe die Bauleitung und koordiniere.

Ich könnte knallen vor Wut.

Seit wir in der Grünen Villa wohnen, haben wir schon mit sehr vielen Handwerkern zu tun gehabt. Von „ist ihr Mann da? Wann kommt er denn? Ich komme dann wieder!“ bis „Ich weiß ja nicht, ob sie das verstehen!“ über komplettes Ignorieren habe ich schon alles erlebt.

Wütend bin ich nicht nur auf die Handwerker. eigentlich bin ich noch wütender auf die Frauen, die dieses Verhalten füttern. Die das hilflose Weibchen geben, das sich um Kleidung, Frisur und Fingernägel sorgt und den Mann vorschiebt, der in den meisten Fällen ja genauso wenig Ahnung hat. (aber als Mann scheinbar mit Kernkompetenz geboren wurde.)

Ich wünsche mir sehrsehr, dass sich die Tochter niemals die Bohrmaschine aus der Hand nehmen lässt und dass der jüngste Sohn, der sich gerade Richtung Handwerk orientiert, angemessenes Rüstzeug in unserer Familie bekommen hat.

Noch zwei, drei Wochen dauert der Handwerkerspuk. Es ist laut, Hallentor und Haustür stehen ständig offen, ein Ohr und ein Auge habe ich stets beim Geschehen draußen, ich bin zunehmend erschöpft.
Aber in zwei, drei Wochen strahlt die Grüne Villa runderneuert und wird in diesem Winter nicht mehr das einzige Haus weit und bereit sein, auf dessen Dach wegen mangelnder Isolierung kein Schnee liegt.

Durchhalten, ey.

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11 Kommentare zu “Was lange währt …”

  1. Lilli sagt:

    Liebe Frau Mutti, halten Sie durch!
    Das Ergebnis wird Sie bestimmt für allen Ärger entschädigen. Aber ich weiß ganz genau, wovon Sie sprechen. Für manche Handwerker ist man als Frau einfach Luft, ebenso für männliche Baumarktverkäufer.
    Bei uns ist es so, dass ich plane, koordiniere, ausprobiere, durchführe. Mein Mann hilft wo er kann, aber er hat nen Knick in der Optik, kein Farbempfinden, keine räumliche Vorstellungskraft und ganz allgemein wenig Sinn für Veränderungen. Also muss frau ran. Wenn professionelle Handwerker zu uns kommen, passiert es auch, dass ich Fragen stelle, der Handwerker antwortet in Richtung meines Mannes. Ich frage weiter, suche Blickkontakt – der Handwerker spricht über meine Schulter hinweg mit dem Gatten.
    Ist der Herr des Hauses nicht da, findet Kommunikation nur sehr zögerlich und von oben herab statt. Allerdings habe ich auch hier schon sehr nette Ausnahmen erlebt und „unsere“ Dachdecker fragten irgendwann ganz gezielt, ob „die Fraa“ da wäre.
    Vor ein paar Jahren im Baumarkt: ich wähle gezielt eine Kartusche Acryl-Dichtungsmasse aus. Der neben mir stehende Verkäufer/Regaleinräumer weist mich darauf hin, dass das aber kein Silikon sei. „Schon klar“ meine Antwort. „Also damit können Sie aber keine Fugen im Bad oder so abdichten!“. Ich nicke, wende mich zur Kasse. Er folgt mir. „Das ist ein Unterschied!“. Ja. Langsam werde ich sauer. „Hat Ihr Mann gesagt, dass sie ACRYL nehmen sollen und nicht SILIKON!?“
    Ich drehe mich um, tippe auf meine Brust und antworte nicht sehr leise: „ICH brauche Acryl und deswegen kaufe ICH Acryl!“
    Er guckt verunsichert und murmelt irgendwas.Ob es eine Entschuldigung war oder ein Fluch in Richtung handwerkende Frauen, ich weiß es nicht. Ist mir auch egal.
    Mein Lieblingsarbeitskleidungsstück ist eine grüne Latzhose, damit habe ich schon gepinselt, tapeziert, verputzt, Fliesen gelegt, Eichenbalken gesägt, Lehmausfachungen verschmiert- und das sieht man der Hose an. Sobald ich diese Latzhose übrigens im Baumarkt trage, bekomme ich keine blöden Fragen gestellt und werde akzeptiert…. :-)
    Mitfühlende Grüße
    Lilli

  2. PeTra sagt:

    Liebe Frau Mutti,
    das passiert ständig, aber Frau muss einfach dran bleiben.
    Ich zum Heizungsbauer, der den Temperaturfühler an die Südwand des Hauses bauen will: „Ähm, das ist die Südwand?“ „Nein, das ist schon so richtig!“ „Aber alle anderen Temperaturfühler an diesem Haus sind an der Nordwand?!?!“ „Nein, der muss hier hin!“ OK, er musste dann halt noch mal kommen, um es richtig zu machen, aber auf eine Frau kann ein Mann da nicht hören ….
    Ich bin stolz auf meine Tochter, die auch nicht erst auf ein männliches Wesen wartet, wenn handwerklich etwas gemacht werden muss!
    Herzliche Grüße
    Petra

  3. Conni sagt:

    Liebe Frau Mutti,
    Ja, Ja und abermals JA !!! Wir haben hier eine BADBAUSTELLE seit 1.8. diesen Jahres…..wir wollten in den SOMMER Monaten das große Bad renovieren..jetzt ist November und wir sind noch nicht fertig ! WIR schon …aber die Handwerker leider nicht.Leider habe ich nicht mal Freude an putzigen Dialekten…das Sachsen anhaltinische ist lange nicht so lustig wie ihr ALLA….was auch immer das heißt !Bei mir kommt morgen jemand die fehlenden Silikonfugen setzen soooooooo zwischen 10 und 11.00 Uhr und Dienstag der Klempner mit den noch fehlenden Armaturen…. Arrrrrrrrrg……die Duschtür ist eine Maßanfertigung und dauert 3 Wochen ab gestern….ich möchte mich leise weinend in die Ecke setzen…ich kann Sie so gut verstehen…..tapfer weiter machen und aushalten…..Liebste Grüße Conni

  4. Elli sagt:

    Haha,

    kenne ich zur Genüge. Der bisher erlebte Höhepunkt meiner Hausbesitzerin-Karriere beim Kauf eines Rasenmähers:
    dürfen Sie denn soviel Geld alleine ausgeben, ohne Rücksprache mit dem Gatten zu nehmen???

    So gilt die Devise: mit „aufgereckten“ Ohren immer weiter durchhalten,

    viele Grüße Elli

  5. Caro sagt:

    Och, mit den Handwerkern klappte es hier immer sehr gut, der Kracher war allerdings der Junior-Chef des Autohauses (bei dem ICH das Auto gekauft hatte), der a) mir nicht in die Augen schauen konnte, b) nicht in der Lage war, den Reparaturbedarf bzw. Austausch des Katalysators erklären konnte und c) darauf bestand, ich solle doch bitte meinen Mann (der gerade mit 8 Stunden Zeitunterschied in Amerika weilte) auf dem HANDY anzurufen, damit er mit ihm die weiteren Schritte besprechen könne!
    Weiterhin gute Nerven und trockenes Wetter.

    Gruß Caro

  6. m. sagt:

    Jajaja….da kenn ich auch welche von. In der Autowerkstatt wird dem Schwiegervater der Defekt erklärt ( der aber nur zum Fahren dabei war und auch wirklich bemüht war, im Hintergrund zu bleiben….) obwohl ICH im Fahrzeugschein stehe. Im Auftrag auch. Und die Rechnung hab ich auch bezahlt. Grmpf. Ich wünsche gute Nerven und viel Sonnenschein.

  7. Countryqueen sagt:

    Mhmm….. Also irgendwas läuft da bei euch falsch Mädels!
    Wir haben auch etliche Handwerker in den letzten Jahren im Haus gehabt und bei uns war es eher andersrum. Ich hab mich manchmal amüsiert, dass die Handwerker nach mir gefragt haben, oder in Vorbesprechungen fast nur mit mir sprachen. Ich muss dazu sagen, das mein Partner zwar mitgeht, aber von etlichen Handwerkssachen keine Ahnung hat und auch dazu steht. Ich habe bis auf Elektrik schon so ziemlich alles mal gemacht was in einem Haus so anfällt und kenne mich gut aus.
    Es gibt für mich immer zwei Möglichkeiten: entweder nehme ich den Handwerkern bereits beim Erstgespräch allen Wind aus den Segeln indem ich gleich zu Anfang eine kompetente Frage stelle, über die ich dann mit ihnen fachlich diskutieren kann, oder ich lasse sie erstmal im Glauben, ein Frauchen Doof vor sich zu haben und komme dann so hinten links aus der Ecke mit einer fachlich fundierten Äußerung. Je nach Lust und Laune. So hat nie ein Handwerker mich übergangen, bzw. nach meinem Mann gefragt.

  8. Countryqueen sagt:

    Bei zwei Autohäusern hier in der Stadt habe ich mich allerdings auch sehr gewundert, da man soviel kurioses immer wieder hört. Ein schwedisches Auto sehr hochpreisig habe ich ohne Probleme für drei Tage zum Probefahren bekommen und eine Finanzierung obwohl ich allein mit meiner Tochter dort war. Die Automarke mit dem Stern hat mir ebenfalls ohne Probleme einen großen Wagen alleine zur Verfügung gestellt, denn ich dann auch alleine bezahlt habe. Nach meinem Mann würde ich nie gefragt.

  9. Antje sagt:

    Ich bin sehr froh das mein Emanzipations-Gen ein verkümmertes ungepflegtes Gen ist :D
    In solchen Fällen sagte ich dann immer: „Also mein Mann hat mir gesagt, dass ich Ihnen sagen soll, dass er das so und so haben will…“
    Ist mir kein Zacken aus der Krone gebrochen und ich hab bekommen was ich wollte … und mein Mann grinste Abends bei der Erzählung *g*

    Viele gute Nerven und ein dickes Fell wünsche ich noch … ach ja und viel Schnee der dann liegen bleiben kann ;)

  10. aprikaner sagt:

    ich wünsche gute Nerven!
    dafür wird es ganz sicher wunderschön!

    Liebe Grüße
    anja

  11. Uta sagt:

    Lach, oh ja mein Gott das kenne ich auch. Sehr witzig ist bei mir dann noch die Kombination, das ich gar nicht verheiratet bin, sondern mit meinem Freund zusammen ein Haus besitze…
    Da kann ich auch hundertmal sagen, nein-das ist nicht mein Mann, trotzdem heißt es immer wieder hartnäckig: Können Sie mal Ihren Mann rufen/fragen etc. ;-)
    Es ist wirklich immer wieder unglaublich.
    Ich wünsche Ihnen starke Nerven und immer das Endziel vor Augen halten!
    Übrigens finde ich es sehr schön, hier nochmal was von Ihnen zu hören!
    LG Uta