Donnerstag: Opa – Tag

5. Februar 2015

Vor vielen Jahren ergab es sich, dass die Kindelein jeden Donnerstag bei Oma und Opa verbrachten. Sie wurden bekocht, erledigten ihre Hausaufgaben. Danach ging es raus, später gab es Kaffeestückchen oder Himbeermarmeladentoast. Spiele und Abendessen, danach kamen sie wieder heim.
Und das ist immer noch so – nur Oma fehlt.
Jeden Mittwoch ruft mein Schwiegervater an und beschwert sich, dass schon wieder keines seiner Enkelkinder per Mail die Essenswünsche durchgegeben hat und er somit nicht weiß, was er kochen soll.
Jeden Mittwoch rufe ich die Kinder zusammen und bitte sie, sich auszudenken, was Opa ihnen kochen soll. Für heute waren Kartoffelpuffer mit Apfelmus gewünscht.
Jeden Donnerstag kommen die Kinder kurz heim, bevor sie zum Opa gehen. Sie packen Hausaufgaben, Spiele und Bücher ein und verabschieden sich wieder. Gemeinsam mit dem Opa wird zu Mittag gegessen, danach räumen sie die Küche auf und erledigen die Hausaufgaben, während der Opa ein ausgiebiges Mittagsschläfchen hält. Manchmal reicht die Zeit noch für Zappen durch das erbauliche Nachmittagsprogramm der Privaten, etwas, was es daheim halt nicht gibt.
Wenn mein Schwiegervater wieder wach ist, gehen sie spazieren. Nicht mehr so weit wie früher, nicht mehr so schnell, aber immer noch sehr gerne, denn mein Schwiegervater hat viele Geschichten über Nierstein zu erzählen. Und die Kinder sind äußerst nachsichtig, denn die meisten Geschichten kennen sie bereits, ergänzen gegebenenfalls vergessene Pointen und kichern an den richtigen Stellen.
Diese Spaziergänge enden beim Bäcker. Dort kaufen sie etwas Süßes für den Nachmittagskaffee und Brötchen für das Abendessen. Zwischen Kaffee und Abendessen wird gespielt, nach dem Abendessen verabschieden sich die Kinder, gehen in den Jugendkreis oder kommen heim.

Sehr unaufgeregt, sehr unspannend und wahrscheinlich auch schrecklich uncool. Aber die Kinder lieben ihre Donnerstage, mein Schwiegervater sie sowieso. Das Bild hat sich ein bißchen gewandelt, denn früher wurden die Kinder von den Großeltern verwöhnt und betreut, heute übernehmen die Kinder das für ihren Opa.

(Und für mich sind Donnerstage Urlaubstage. Früher noch viel mehr als heute, früher, als ich wirklich, wirklich froh war, ein paar Stunden ohne die Kinder daheim wurschteln zu können. Heute freue ich mich, dass ich nicht kochen muss und einfach machen kann, was und wann ich will.)

14 Kommentare zu “Donnerstag: Opa – Tag”

  1. Annette sagt:

    So was ist vielleicht uncool, aber es sind Erlebniss, an die man als Erwachsener gerne zurückerinnert.
    Ich bin auch jede Woche (ja, es war sogar auch der Donnerstag) zu meiner Oma gegangen und die Nachmittage sahen recht ähnlich aus. Sogar als ich schon arbeiten ging, bin ich in der Mittagspause zum essen hingefahren. Es waren schöne Momente an dich mich gerne zurückerinnere und so was finde ich ist nicht ersatzbar.

    Ich wünsche euch noch viele und tolle Opatage!

    Annette

  2. Gabi K sagt:

    ich habe heute noch meinen Kindern von meinen „Oma-Wochenenden“ erzählt… Erinnere mich gerne daran.
    Schön, dass die „KInder“ den Opa Tag immer noch genießen

  3. Sylvia Hubele sagt:

    Tja. Du hast es gut. Wir haben immer so weit weg von Großelterns gewohnt, dass ein solcher „Wochen-Oma-Opa-Tag“ nicht möglich war. Zumal die Großeltern selbst noch gearbeitet haben und erst vor ein paar Jahren in Rente gingen.
    Seufz.
    Aber euch wünsche ich noch viele solcher wunderbaren Tage!
    Genießt sie gut.
    Sylvia

  4. Christina sagt:

    Jetzt ist mir doch glatt das Wasser in die Augen gestiegen! Ich finde das wunderschön und hoffe Ihr behaltet das ganz lange bei.
    Langsam wendet sich das Blatt und die, die uns früher betüddelt haben sind jetzt die, um die WIR uns jetzt kümmern müssen.
    Liebe Grüße
    Christina

  5. G'macht in Oberbayern sagt:

    Ach, ist das schön! Da kann man schon mal sentimental werden…
    Für unsere Kinder war sowas nicht möglich, weil die Großeltern immer weit weg gewohnt haben…
    Aber wir sind als Kinder (wir waren/sind sieben) oft bei meiner Oma gewesen. Allerdings sporadisch und dann ging meist der Spruch meiner Mama voraus: „Ich hab soviel Arbeit, schaut mal, ob die Omi Euch brauchen kann….“ Und dann sind wir losgestiefelt…. Nicht alle 7 auf einmal, weil zwischen dem Ältesten und der Jüngsten 20 Jahre liegen, aber meist ich mit meinen 3 jüngeren Geschwistern (ich war in der Mitte und somit hauptberuflich Babysitterin der drei Jüngeren…, die drei älteren waren Jungs und somit wohl ungeeignet für die Beaufsichtigung :-D)… Aber so ein fester Tag bei den Großeltern, das hat für alle Beteiligten schon noch eine andere Qualität….
    Ich wünsche Euch noch viele solcher Opatage bei bester Gesundheit!
    Liebe Grüße,
    Marlies

  6. susalabim sagt:

    das ist einfach zu schön und man sollte es nutzen, so lange es geht! filip hat auch einen oma-tag… meine mama holt ihn dann in der schule ab und sie kommen hierher (weil es von der fahrerei am praktischsten ist und so am meisten zeit zum spielen bleibt)… sie „darf“ dann einen espresso mit mir trinken, aber wehe, wir fangen an zu quatschen- dann fordert er „seinen“ oma-tag ein und verschwindet mit der oma in seinem zimmer oder im garten oder sonstwo im haus und ich soll dann bis abends auch möglichst unsichtbar sein ;-)
    er hat eine ganz besondere bindung zu ihr und obwohl durch ganztagsschule, fußballtraining und freunde-verabredungen die nachmittage meistens ziemlich verplant sind: der oma-tag ist wichtig und wenn ich manchmal vorschlage, er könnte sich ja auch mal mittwochs mit dem oder jenem freund verabreden, weil sich kein anderer termin finden lässt, ist das ein doofer vorschlag, weil: mittwoch ist oma-tag! und für die oma ist es genauso wichtig… hoffentlich auch ganz lange noch!
    liebe grüße den rhein entlang,
    susa

  7. Frauke sagt:

    Guten Morgen,
    hier bei uns im NordNorden ist am Mittwoch Oma-Nachmittag (wenn keine anderen beruflichen Termine anliegen). Nach meinem Feierabend Mittags hole ich dann ein Enkelkind aus nördlicher Richtung im Kindergarten ab, esse mit ihr Mittag bei Uroma. Danach können wir uns noch ein halbes Stündchen ausruhen und dann geht’s los zum Kindergarten in südlicher Richtung, um 2 weitere Enkelkinder dort abzuholen. Ganz wichtig ist die Tatsache, wer von den beiden Mädels vorne auf dem Fillysitz sitzen darf, hierüber müssen wir Buch führen. Der Nachmittag verbringen wir mit spielen, erzählen, Kaffee trinken, gelegentlichen kleinen Streits und ganz schnell kommt dann schon der Opa und ratzfatz ist auch schon Abholzeit. Bald müssen wir überlegen, wie wir das vierte Enkelkind mit im Auto transportieren.
    Einen schönen Freitag wünscht – Frau Nordlicht

  8. Mela Kunterbunt sagt:

    Soooooo schön!!! Vielleicht uncool aber toll dass deine Kinder die „Tradition“ auch heute noch weiter führen. Irgendwann wird die Zeit kommen, dass sie sich gerne und auch ein wenig wehmütig an diese Stunden zurück erinnern – und diese Erinnerung kann ihnen niemand nehmen.

    LG Mela

  9. Schäfchen sagt:

    Frau Mutti, jetzt hast du mir Tränen in die Augen gezaubert. Wunderbar, diese Tradition. Wundervoll, dass deine Kinder sie nach wie vor pflegen.

    Ich glaub, meine Mama würde sowas auch genießen, aber die ist ja noch berufstätig. Vielleicht sollte ich dem Opa, der ja nun Rentner ist, die Idee mal unterbreiten?

  10. Ines sagt:

    Oh ja was für eine schöne Geschichte aus dem Leben, so sollte es doch überall sein…
    Hat was von „heile Welt“ *g*
    Danke
    ein schönes Wochenende wünscht
    Ines

  11. EngelchenFiona sagt:

    witzig, auch hier ist donnerstag oma opa tag, hat sich so ergeben weil donnerstag der physiotag für den kleinen ist, seine stunde ist 12:30 uhr ein verschenkter tag irgendwie, also setzen wir uns nach der stunde in den bus fahren zu den großeltern da bekommen wir mittag und lecker kaffee und ich kann den großeltern zuschauen wie sie den lütten bespaßen, kann durchatmen und entspannen und wenn es wieder schöner drausen wird geh ich im garten werkeln das ist unheimlig befriedigend für beide seiten, ihr garten ist frei vom unkraut und der zwerg macht die großeltern glücklich

  12. gudrun sagt:

    Hallo
    ich freu mich für Euch . Was für eine schöne Tradition
    lg gudrun

  13. Jutta sagt:

    Das ist einfach so schön! Dass deine Kinder in dem Alter immer noch so gerne zum Opa gehen und (schöne) Zeit mit ihm verbringen.
    Hach, ich bin fast gerührt. Sooo schön! Und so wertvoll!
    Herzliche Grüße
    Jutta

  14. Sarah sagt:

    Sowas muss man einfach so lange wie möglich beibehalten! Ich bin inzwischen 31 und habe noch einen „Oma-Tag“ in der Woche. Auch wenn meine Oma inzwischen in einem Seniorenheim lebt und die Rollen nun eher vertauscht sind, haben diese Momente doch einen sehr großen Wert für mich (und meinen Mann, der seine Großeltern leider kaum kannte).

    Viele Grüße, Sarah