Fastnacht.

Ich betone ja immer wieder gerne, wie sehr mich die fünfte Jahreszeit nervt. Trotzdem finde ich mich regelmäßig sehr amüsiert vor dem Fernseher, wenn „Mainz bleibt Mainz“ läuft. Und dieses Jahr war ich ganz kurz davor, zu einem Rosenmontagsball zu gehen. Dass ich dann doch lieber hier sitze und blogge ist nur der Tatsache geschuldet, dass wir gestern hier in der Grünen Villa bereits ein klitzekleines Bißchen Fastnacht gefeiert haben: ohne Kostüme, aber mit buntem Gebäck und Kreppeln. (und Sekt.)

Traditionell backt der beste Vater meiner Kinder jedes Jahr Kreppel für uns und unsere Gäste an Fastnacht, buntes Gebäck kam irgendwie nur zufällig dazu.

Eigentlich wollte ich mir zu meinem Geburtstag eine Regenbogentorte backen. Doch irgendwie blieb keine Zeit übrig und deshalb ließ ich es. Frischkäse, Johannisbeergelee und Schokolade für die Füllung verspeisten wir nach und nach auch ohne den Kuchen drumherum. Aber es ließ mich nicht los, ich wollte unbedingt (nochmals) diese quietschbunte Torte backen, weil sie mich so fröhlich macht. Und auch ein bißchen lecker ist. Die kleine Fastnachtsfeier bot sich als Anlass an und deshalb begann ich am Freitag mit dem Backen.

Ich rührte rasch einen Biscuitteig zusammen, teilte ihn durch sechs und färbte ihn ein. (mit Wilton Gelfarben, die färben am Besten und schmecken nicht raus). Beim Einfüllen der ersten Teigportion in meine Springform stellte ich fest, dass ich besser das doppelte Rezept gerührt hätte, denn die Teigmenge bedeckte nicht den gesamten Boden. „Macht nix, der wird sich schon beim Backen ausbreiten“, bildete ich mir ein, aber da es sich um einen Biscuitteig handelt, in dem kein Fett ist, breitete sich gar nichts aus. Dafür waren die sechs Böden relativ schnell gebacken, jeder brauchte nur knapp acht Minuten.

Während die Böden auskühlten, rührte ich aus Frischkäse und geschmolzener, weißer Schokolade die Füllung. Ich begann mit dem roten Boden. Diesen bestrich ich mit Johannisbeergelee. Die Unterseite des orangefarbenen Bodens bestrich ich mit der Frischkäsecreme und legte sie auf den roten Boden. Die Oberseite des orangefarbenen Boden wurde wiederum mit Johannisbeergelee bestrichen. Und so weiter, bis zum lilafarbenen Boden, der der Kuchendeckel ist. Eine Regenbogentorte würde nun zum Schluss komplett mit der Frischkäsecreme umhüllt.

Meine Regenbogentorte war aber erstens keine Torte, sondern mehr ein Pfannkuchenstapel mit Zeug dazwischen und obendrein ziemlich schief, weil die Teigmenge eben in kleineren Springform sehr viel besser aufgehoben gewesen wäre. Wir überlegten, ob wir den Kuchen viereckig in Form schneiden oder fünf-/sechseckig und ihn danach mit der Creme bestreichen.

Der beste Vater meiner Kinder übernahm das „in Form schneiden“.

Und als die Abschnitte da auf dem Teller lagen und sehr hübsch aussahen, war plötzlich klar, dass der gesamte Kuchen kleingeschnitten werden muss. Lauter kleine, bunte Türmchen, eine Art Petit Fours.

Der Kuchen kam komplett zum gründlichen Durchkühlen über Nacht in den Kühlschrank und am Sonntag morgen schnitt ihn der beste Vater meiner Kinder zurecht.

Ich übte mit Spritzbeutel und Tülle und schon beim vorletzten Regenbogentürmchen gelang mir ein ansprechendes Häubchen.

Zur Krönung gab es bunte Smarties auf die Regenbogentürmchen …

… und ja: der Aufwand lohnt sich. Sie sehen entzückend und fröhlich aus.

Am Nachmittag verkleidete sich der beste Vater meiner Kinder dann als Kreppelbäcker und buk das vierfache Rezept für „Berliner Pfannkuchen“ (Rezept aus: „Das elektrische Kochen“, dieses blaue Kochbuch, das beinahe jeder hat).

Allerköstlichste Kreppel, gefüllt mit Erdbeer- oder Himbeerkonfitüre, nicht zu vergleichen mit denen, die man beim Bäcker kaufen kann.

Und obwohl wir wegen erkrankter Freunde ein paar Menschen weniger am Küchentisch waren: den letzten Kreppel verspeiste ich heute nachmittag. Die letzten Regenbogentürmchen gibt es morgen. Und ab Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit.

*****

Weil bereits nachgefragt wurde – hier das Regenbogentortenrezept für die kleine Springform (18/20 cm ), wollen Sie Regenbogentürmchen backen, dann werden die Teigportionen ganz dünn in einer großen Springform (26/28 cm ) ausgestrichen.

6 Eier werden mit 5 TL heißem Wasser schaumig geschlagen.

200g Zucker dazurühren.

150g Mehl, 150g Speisestärke und 5 TL Backpulver mischen, mit der Ei/Zucker-Mischung verrühren.

Den Teig in sechs Portionen aufteilen, jede Portion hat ca. 130g. Den Teig nach Wunsch einfärben.

Bei 190°C Ober/Unterhitze 10-12 Minuten backen, in der großen Springform ca. 8 Minuten. Ich lege die Springform mit Backpapier aus, damit nichts anhängt. Außerdem können die Böden auf dem Backpapier prima auskühlen, während die Springform wieder im Einsatz ist.

Für die wirklich sehr üppige Füllung 500g weiße Schokolade im Wasserbad schmelzen und dann mit 1000g Frischkäse verrühren.

Ich mag gerne Johannisbeergelee zum Bestreichen, weil das schön säuerlich ist. Ich kann mir aber auch sehr gut Orangenmarmelade dazu vorstellen. Oder Quittengelee!

Die Regenbogentorte wird am Schluss komplett mit der Frischkäsecreme umhüllt und dann nach Belieben verziert. Die Regenbogentürmchen bekommen ein Frischkäsehäubchen aufgespritzt.

Zum säuberlichen Schneiden von Regenbogentürmchen braucht man ein sehr scharfes Messer, das vor jedem Schnitt in heißes Wasser getaucht wird. Und der Kuchen muss gut gekühlt sein, damit sich die Schichten beim Schneiden nicht verschieben.

Viel Erfolg und Spaß beim Backen, guten Appetit!

 

11 Kommentare zu “Traditionen pflegen: Kreppel an Fastnacht”

  1. Bärbel sagt:

    Das sieht superlecker aus. Kein Wunder, daß da nicht viel übrig ist.
    Auch hier gibt es lieber die selbstgebackenen Kreppel der lieben Schiegermutter als die gekauften. Die schmecken besser und man ißt sie nur „einmal“. Das wird demnächst nachgeholt, wenn der Urlaub vorbei ist.

    LG Bärbel Kilb

  2. Manu sagt:

    Vielen Dank für die farbenfrohen Bilder – da kommt Freude auf – sieht auch sehr lecker aus… weiter so.

  3. Katarina sagt:

    HA! Ich glaube dieses blaue Kochbuch haben wir von der Stadt zur Hochzeit bekomme! Ich muss gleich mal nachschauen gehen.

    Die Kreppel sehen super aus (hab ich noch nie gegessen, so als Hamburger).

  4. Frau Spaltmann sagt:

    …wie schön, das Wort „Kreppel“ zu lesen! So heißen die in meiner hessischen Heimat auch. Vor vielen Jahren, ganz frisch ins Schwäbische gezogen, schaute mich die Bäckersfrau verständnislos an, als ich „Kreppel“ verlangte. Seitdem ordere ich brav Berliner, meine aber natürlich Kreppel!

  5. Schäfchen sagt:

    Frau Spaltmann, das heißt aber Pfannkuchen! ;)

    Hach die Regenbogentorte, ich glaub die MUSS ich einfach mal machen. Danke fürs Rezept, Frau Mutti. Und die Kreppel des Ehegatten sehen wirklich sehr lecker aus. Respekt.

    LG
    Andrea
    – vor den Toren Berlins –

  6. Erika sagt:

    Phantastisch eure Torte oder Schnittchen!

  7. Zimtapfel sagt:

    Hach, Kreppel!
    Und nochmal hach, weil, nach genau dem gleichen Rezept aus genau dem gleichen Kochbuch hat meine Oma die früher auch gemacht.

  8. Gabi K sagt:

    also das Rezept von der Regenbogentorte habe ich jetzt mal mitgenommen. Danke schön!

    Und ja, wir mögen die selbstgemachten „Berliner“ ( ;-) )auch lieber.

  9. Beate sagt:

    Toll sieht die Regenbogentorte aus! Hier im Pott gibts übrigens auch Berliner… da aber heut der Bacchus verbrannt wird, gibts natürlich Streuselkuchen, gebacken von seinen Witwen.

  10. EausP sagt:

    Die Kreppel würde ich gerne mal nachbacken. Hier gibt es aber das blaue Kochbuch nicht. Würden Sie mir das Rezept verraten?

  11. Kate sagt:

    Wunderschön die Regenbogentortentürmchen!