Die 500 goldenen Saunaregeln

19. Februar 2015

Als wir uns zum allerersten Mal in die vorgeheizte Fasssauna setzten, waren wir echte Saunaanfänger. Irgendwann waren wir im Urlaub zusammen in einer Sauna, der beste Vater meiner Kinder saunierte mal mit den Kollegen und im Erlebnisbad saßen wir zusammen für ein paar Minuten in der Dampfgrotte. Heiß duschen mag ich auch, baden nicht so sehr, mein Kreislauf läuft dann nicht mehr im Kreis. Weitere Saunaerfahrungen konnte ich nicht sammeln, denn es gruselt mich, mit fremden Menschen an einigermaßen öffentlichen Plätzen zusammen zu schwitzen.

Die Freundinnen und ich hatten uns rundum zum Geburtstag Gutscheine für ein Bäderhaus geschenkt. Mit dem Gedanken, dass wir alle zusammen dort hin fahren und einen dieser Wellnesstage machen. Das war vor etwa zehn Jahren, wir gruseln uns alle zu sehr, um auch nur einen Hauch Wellness zu finden, gestanden wir uns nach etlichen fadenscheinigen Ausreden reihum. Seitdem laden wir uns gegenseitig zum Essen ein.

Es war also ein gewagtes Spiel, mit der quasi nicht vorhandenen Saunaerfahrung direkt eine Sauna in den Garten zu bauen, denn womöglich gefiele uns das Geschwitze gar nicht und dann hätten wir ein Fass im Garten liegen, dass aufgrund seiner Form zu genau gar nichts taugt, als eben … eine Fasssauna zu sein. Eine kurze Recherche im Internet zeigte, dass es Leitfäden zum optimalen Saunieren gibt und wer diese nicht berücksichtigt, tja. Dem bringt das halt nix. Der muss erst gar nicht schwitzen. Der entschlackt und entkeimt nicht, der revitalisiert nicht und regt gar nix an. Sauna- und Erholungszeiten sind genau vorgegeben, die Menge und Häufigkeit des Aufgusses genauso. Kalt abduschen von unten nach oben oder direkt ins Becken steigen, nicht zu lang, nicht zu schnell und kneifen gilt nicht, wer sich nicht abkühlt, macht allesalles falsch.

Saunieren ist also kein Vergnügen, Erholung kein leichtes Spiel. Und wir werden schon sehen – irgendwann – dass es uns nicht bringt, unsere ungeregeltes Saunieren.

Wir gehen nämlich in die Sauna, wann immer wir Lust dazu haben. Manchmal mögen wir es heiß, manchmal reichen 65°C. Unsere Aufgüsse duften mal nach Birkenwasser, mal nach 7-Kräuter-Schampoo und manchmal auch nach Gin Tonic. Wir gießen auf, wenn wir denken, dass es mal sein könnte, manchmal sogar dreimal während eines einzigen Saunaganges. Und so ein Saunagang kann zwischen zehn und dreißig Minuten dauern. Ein Tauchbecken haben wir nicht, dafür eine Gartendusche, die das kalte Wasser schwallartig erbricht, von unten nach oben geht da nur, wenn man Handstand macht. Manchmal sitzen wir zwischen zwei Saunagängen auf der Gartenbank, im Winter aber auch oft im Vorraum der Sauna, in dem es nicht so sehr kalt ist. Und es kommt sogar vor, dass wir vor dem letzten Saunagang ein Weizenbier trinken.

Wir brechen also ziemlich viele Regeln, die irgendwer sich irgendwann ausgedacht und auf die ich tatsächlich hin und wieder hingewiesen werde: „Aber du musst … – sonst bringt das nix.“

Seit fast einem Jahr bringt uns und Freunden unsere Sauna reine Erholung, Ruhe und Entspannung. Und jedes Mal wenn wir auf den Bänken liegen und schwitzen, sagt der beste Vater meiner Kinder: „Hach. Unsere Sauna.“ (und ich erwidere dann: „Hach. Und bald sitzen wir auch wieder im Gartenhüttchen.)

(die Bilder sind so krisselig, weil ich sie in der Saunadämmerung mit dem Phönchen geknippst habe, beide sind aus dem Vorraum der Sauna)

7 Kommentare zu “Die 500 goldenen Saunaregeln”

  1. schneemaennchen sagt:

    Sie sind ziemlich finnisch in Ihrem Saunaverhalten. Hier gibt es nur die Regel, das jeder tut, was ihm gut tut. Man bleibt so lange drin, wieman will, man mach so lange Pausen, wie man will. Man duscht dazwischen oder sitzt nur auf der Gartenbank. Man trink ein Bier (oder auch zwei oder drei). Und manchmal nimmt man eine in Alufolie eingepackte Wurst (oder Lachs) mit in die Sauna und legt das Päckchen auf die heissen Steine, damit man nach der Sauna gleich was zu essen hat….
    Liebe Grüße süß Finnland vom schneemaennchen
    (und weiterhin Spass un der Sauna)

  2. Tine sagt:

    Dann nennt es doch „finnisches Saunieren“ Da gelten wohl alle „deutschen Regeln“ auch nicht. Und die Finnen haben Spass am Saunieren, das kann ich bestätigen.

    Schöner Artikel darüber:
    https://myyratohtori.wordpress.com/2012/07/23/korrekt-schwitzen/

  3. Graugrüngelb sagt:

    Nachdem Karens wunderbarer Artikel ja schon verlinkt wurde, schließe ich mich meinen Vorrednern einfach mal an: Erlaubt ist, was gefällt und Erholung hat selten was mit Regeln zu tun.

    Ich habe durchaus Sauna-Erfahrung und mich stören auch fremde Menschen in der Sauna nicht so sehr (nur Arbeitskollegen im Hotel auf Dienstreise finde ich abschreckend), aber ich bin sehr neidisch auf das Fässchen und überlege bereits, wo in unserem Häuschen wohl Platz für ein klitzekleine Mini-Sauna wäre. 65° finde ich allerdings zu kalt, ich sauniere lieber richtig heiß.

    Viel Spaß weiterhin mit der Sauna und dem rosa Gartenhüttchen!

  4. Jana sagt:

    Es sind Beiträge wie diese, für die ich Ihren Blog liebe. Sie machen das genau richtig (und falsch gibt’s ja eh nicht) – Entspannungsregeln und Freizeitstress, so weit kommt’s noch.

    Viel Spaß weiterhin beim Saunieren!

  5. Brigitte sagt:

    Es riecht nach Anarchie und Chaos. Wo kommen wir denn hin hier in diesem unserem Lande, wenn noch nicht mal mehr die 500 goldenen Regeln für das richtige Saunieren beachtet werden?
    Viel Spass im Mini-Urlaub, Brigitte

  6. Stefanie sagt:

    Liebe Frau Mutti,
    zum Saunieren an sich kann ich nichts beitragen, aber ich freue mich sehr, dass noch jemand ausser mir den Begriff „Phönchen“ benutzt.
    Viele Grüße
    Stefanie

  7. Ines sagt:

    ich pfeife auch auf alle saunaregeln der Welt, manchmal bleibe ich eine halbe Stunde in der Sauna, damit mir schön warm wird, ich friere so leicht- und es tropft kein Tropfen Schweiß aus den Poren. Zur Krönung der Erwärmorgie dusche ich anschließend schön heiß, um dann krebsrot, erhitzt, glücklich und müde ins Bett zu fallen und den Schlaf der Gerechten zu schlafen. Mein Mann schüttelt darüber nur den Kopf, der ist so ein Regelsaunagänger. Die Idee mit dem Lachs über den Saunasteinen könnte ich mal als neue Regel einführen.
    Liebe Grüße Frau I. aus G.