kurzer Kurzurlaub

23. Februar 2015

Diese schnuckelige Häuschen im Feriendorf Wildflecken in der Rhön gehörte zwei Tage und zwei Nächte uns:

Eine klitzekleine Küche, ein winziges Bad, die Einrichtung nicht schön, aber zweckmäßig. Im Dachgiebel Schlafplätze für vier Personen, Matratzen auf dem Boden.

Der #Wanderspiegel (meine Instagramfollower kennen ihn gut) war auch dabei.

In der ersten Nacht fror ich, weil der Wind durch die Ritzen im Holz pfiff, in der zweiten Nacht war es mir zu warm, weil wir die Heizung angelassen hatten. Egal, wir hatten einen wunderschönen Kurzurlaub, sogar mein Schneehunger ist gestillt.
Am ersten Abend stapften wir den Kreuzberg hoch, denn dort oben im Kloster sollte es ein gutes Bier und zünftiges Essen geben. Beides stimmte und in völliger Finsternis stapften wir zwei Stunden später glücklich den Berg wieder hinunter. Ein feiner Start in den Urlaub.

In der Nacht begann es ein bißchen zu schneien, der Tag blieb trüb und verhangen. Wir fuhren mit dem Auto den Kreuzberg hoch und suchten uns dort einen (Rund)Wanderweg. Wir sind eigentlich sehr gut zu Fuß, doch im Schnee ist Wandern doch eine ganz neue Herausforderung und wir konnten nicht einschätzen, wie weit wir kommen würden.
Die letzten Meter zum Kreuzbergipfel erklommen wir über eine zugeschneite Treppe, deren Stufen voller Eis waren. Wir hangelten uns am Geländer hoch – und standen oben in den Wolken. Keine Sicht mehr, dafür ein eisiger Wind, gespickt mit winzigen Eiskristallen. Herrlich! Ich bekam mein „Ich liebe Eis und Schnee!“-Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Wir suchten unseren Weg und standen schließlich vor dem Schild, das vor Eisbruch von Mast und Kabeln warnte. Der Sinn dieser Warnung ging uns nach ein paar weiteren Schritten auf: im Dunst tauchte der eigentlich nicht übersehbare Funkmast auf.

Wir folgten dem Wanderweg, doch als nach rechts ein schmaler, spärlich gespurter Weg in den Wald abging, verließen wir den komfortabel geräumten Weg sofort.

Ich liebe das Knirschen des Schnees unter den Schuhen, ich liebe es, wenn ich nicht genau weiß, wie tief mich mein nächster Schritt einsinken lässt. Ich liebe es sogar, wenn mir Schnee in den Wanderschuh rutscht.
Wir liefen eine große Schleife, am Schluss stetig nach oben, was im Schnee doppelt fies ist. Wieder oben auf dem Kreuzberg pustete uns der Wind kräftig durch, es hatte wieder zu schneien begonnen. Es war grandios!
Die Klosterstube zog uns magisch an und wir widerstanden nicht, verdient verspeisten wir eine wirklich köstliche Schweinshaxe. Den restlichen Tag verbrachten wir lesend in unserem kuscheligen Hüttchen. Gegen Abend zog es uns nochmal kurz ins Freie zu einer kurzen Schnee-Kneipptour. (und um versonnen im Schnee zu stehen)

Bis elf Uhr sollten wir das Häuschen besenrein verlassen, es blieb noch genug Zeit für ein gemütliches Frühstück (Brötchen kann man sich übrigens bestellen) und das obligatorische #Wanderspiegelbild. Ich kletterte in meine Wanderschuhe und stapfte mit dem Spiegel hinter das Häuschen. Der beste Vater übernahm den Spiegel und ich stellte mich in Positur. Versuchte es jedenfalls, denn die Strafe für „zu faul zum Schuhebinden“ brachte mich prompt zu Fall, als sich der Schnürsenkel des rechten Schuhe in einer Öse des linken Schuhes verfing. Tja.

Die Strumpfhose trocknete vor der Heizung rasch, wir konnten zur letzten Wanderung im Schnee aufbrechen.
Diesmal fuhren wir bis zum Schwarzen Moor, dort gibt es „Winterwanderwege“. Der von uns ausgesuchte Winterwanderweg erwieß sich als eine zweieinhalb Meter breite Straße, der Schnee von unzähligen Spaziergängern zu Eis getrampelt. Nicht schön zu laufen und deswegen verließen wir ihn bei nächster Gelegenheit. Wieder ein schmaler Pfad durch tiefen Schnee, höchstens drei Menschen waren ihn vor uns gegangen, es war äußerst anstrengend sich einen Weg zu stampfen.

An manchen Stellen war der Firn auf der Schneedecke so dicht, dass man „über dem Schnee“ laufen konnte, doch nach fünf, sechs Schritten brach man dann wieder bis zum Knie ein. Erwähnte ich es schon? Ich liebe Schnee, wir hatten riesigen Spaß bei dieser Wanderung! Sogar dann noch, als ich etwas tiefer einbrach, in den Bach, der über oder neben dem Weg floss. Mein Schuh wurde nass und es zwickte ein bißchen im Rücken beim Einbrechen, aber da der Weg in den Wald führte und sogar ein bißchen abenteuerlich wurde …

über umgestürzte Bäume hinweg, vergaß ich Fuß und Rücken. (der Rücken meldet sich heute sehr ungehalten, eine Stelle ziept arg und strahlt mir ins Bein und Bauch. Irgendwas ist eben immer.)

Irgendwann muss ich eine geführte Winterwanderung machen, bei der mir erklärt wird, warum manche Bäume umstürzen, andere nicht. Und welche Spuren ich da im Schnee sehe, bisher kann ich nämlich nur raten. Nur eine Stelle, an der Wildschweine nach Futter gesucht hatten, konnte ich klar zuordnen. Ansonsten entdeckten wir Bären-, Wolf- und Saurierspuren, sind uns da aber nicht hundertprozentig sicher.
Und weil es uns zufällig wieder zu einer bewirtschafteten Hütte verschlug, blieben wir halt zum Mittagessen. Und verspeisten den weltbesten Reh- und Wildschweingulasch mit Spätzle und Rosenkohl. Sollten Sie jemals dort vorbeikommen, gehen Sie rein!
Nach dem Essen kam tatsächlich für wenige Minuten die Sonne heraus, so dass wir beschlossen, noch eine kleine Runde zu laufen, bevor wir die Heimfahrt antreten. Wir besichtigten den ehemaligen DDR-Grenzposten und ich erinnerte mich, wie diese Gegend damals aussah, als es die Grenze noch gab. Der breite Streifen „gar nichts“ und die Männer auf den Türmen. Mehr weiß ich nicht mehr, nur dass wir uns gegenseitig versicherten, Gewehre aufblitzen gesehen zu haben. (völliger Quatsch, wahrscheinlich, aber Jugendliche steigern sich eben auch gerne mal in etwas rein.)
Der Rückweg zum Auto führte uns dann über den anfangs verschmähten Winterwanderweg. Kamen wir also doch nicht drumherm.

Am Auto stellte ich fest, dass meine blöden Wanderschuhe meinem Fuß entgültig den Rest gegeben hatten (nicht dem nassen Fuß, übrigens). Die Blase vom Vortag war nur noch ein blutiger Matsch, trotz Verband und Tape. Ich gebe den Schuhen noch eine einzige Chance, danach muss ich mich wohl oder übel von ihnen trennen und mich nach Ersatz umsehen. Schade, ich habe sie erst fünfmal getragen und bisher hatte ich mit Meindl-Schuhen keine Problem.

Die Heimfahrt ging zügig und der erste Kaffee daheim vor dem Ofen auf dem Sofa gehörte unbedingt noch zum Kurzurlaub dazu.

Wir sind beide sehr erholt und erfüllt, das hätten drei Wochen in einem Wellnesshotel nicht so gut hinbekommen. Kurz hoffte ich heute morgen, dass ich den Schnee mitgebracht habe, doch wie das bei uns leider meistens so ist: der heftige Schneefall ging in Regen über und die drei Flocken, die liegen blieben, wurden direkt weggespült. Doch ich hatte jetzt Schnee, der Frühling kann kommen. Auch weil ich sehr viel Saatgut und -kartoffeln bestellt habe. Doch davon an anderer Stelle demnächst mehr.

10 Kommentare zu “kurzer Kurzurlaub”

  1. DreiPunkteWerk sagt:

    Welch kindliche Freude! Wie schön!
    Liebe Grüße,
    Kathrin

  2. Anke sagt:

    Das klingt nach richtig viel Spaß und guter Erholung. So soll es sein!
    Da könnte ich richtig neidisch werden …
    Schnee hatte ich in diesem Jahr erst ein paar Flocken.

    LG Anke

  3. Katja sagt:

    Nach dem Lesen bin ich direkt miterholt. Hach, schön :-)

    LG

    Katja

  4. Tanja sagt:

    Hach, das klingt herrlich!

    Und was die Wanderstiefel betrifft – selten liegt es am Schuh, wenn man sich Blasen läuft, Ursache sind meistens schlecht sitzende Socken. Eine kleine Falte oder Naht reicht aus, wenn die reibt.
    Auch wenn ich eigentlich am liebsten Wollsocken trage – in die Wanderstiefel ziehe ich nur noch gut sitzende, spezielle Wandersocken (z.B. von Falke) an. Die haben entsprechende Polsterungen und sitzen fest am Fuß. Und auf keinen Fall irgendwie zwei Paar Socken übereinander.

  5. Frau Mutti sagt:

    @Tanja, ich habe wunderbarst gepolsterte Falkesocken in drei Farbrichtungen. Blasen bekomme ich trotzdem, in meinen anderen Wanderschuhen allerdings nicht. Es ist ein Elend. :(

  6. antje sagt:

    Liebe Pia,
    Schnee in der Rhön, wie schön. Und nicht mehr sehr häufig. (ich habe da vor…so ca. 40 Jahren tatsächlich mal Ski fahren gelernt. Und im Spessart).

    Ein kleiner Tipp: nehmen Sie das nächstemal mal Schneeschuhe mit – macht noch viel mehr Spass. Besonders springen! Und ausser breitbeinig gehen muss man nix dabei können. Und einbrechen ist auch nicht mehr.

    Aber – die Fränggin in mir ist empört – SPàTZLE zum Rehbraten???? Da gehören Grumbern (Kartoffeln) oder Klösse dazu. Importierte Nudeln gehen ja fei gar net.
    lG aus dem Land der Teigwaren.
    Antje
    Ich kenne hier einen dipl.Orthopädieschuhmacher der auch Wanderschuhe auf die eigenen Füsse anpasst. Allerdings nicht ganz umsonst – und das in CHF.

  7. Reboka sagt:

    Oh, so eine Hütte würde mir zum Urlauben auch gefallen, mit einem Riesenbücherstapel und einer Menge Häkelzeug im Gepäck. Auf den Schnee und die Kälte und den ganzen Rest der dazugehört könnte ich persönlich allerdings gut verzichten.
    Liebe Grüße aus Graz
    Reboka

  8. pünktchen sagt:

    Wie oben schon mal geschrieben: Schneeschuhe sind Klasse. Habe vor zwei Wochen eine Tour damit gemacht und wir konnten gut vergleichen, wie tief bzw. wenig tief man einsackte.

    Schuhe: Nach den superbequemen Lowa Renegade, die aus Altersschwäche nur noch im garten tragen kann, hatte ich mich letztes Jahr für die Bruderfirma Hanwag entschieden, weil der Schaft etwas höher ist (ich neige zum Umknicken) und habe mir anfangs prompt Scheuerstellen geholt, weil der Schuh insgesamt merh für schmalere Füße als meine ausgelegt ist. Zum Glück hat sich das mittlerweile erübrigt und ich fühle mich sehr gut aufgehoben darin. Kann es sein, dass Ihre neuen Meindl etwas zu groß/weit sind?

  9. Eva sagt:

    Kreuzberg. ..da hab ich auch schon gesessen. …super Bier :)
    Die Rhön ist toll. Selten so schön im Frühjahr gewandert wie dort.
    lg Eva

  10. Brigitte sagt:

    Ich hatte auch Meindl-Wanderschuhe, die mir Blasen machten. Jetzt laufe ich Lowa und die sind prima!
    Ich kann mich auch noch an diese Grenzsituation in der Rhön erinnern: ein „ganz normaler“ Waldweg, der plötzlich an der „Zonengrenze“ endete. War ein bisschen unheimlich!!!
    Und eine Frage noch: ich habe eben Ihre Saatentüten auf Instagram bewundert, aber was ist „Fruchtgemüse“?
    Viele Grüsse, ich hoffe, dass blasige Ding im Inneren hat Ruhe gehalten?