15. November

15. November 2015

„Und nach der Begrüßung könnten wir eine Schweigeminute wegen der Ereignisse der letzten Tage und Stunden abhalten“, wurde besprochen. Ich mag Schweigeminuten nicht, ich mag nicht auf Kommando betreten und betroffen sein oder innehalten. Da wehre ich mich dagegen, da sträubt mein innerer Igel sämtliche Stacheln.

Und als nach der Begrüßung der Gäste des Café Welcomes zur Schweigeminute aufgerufen wurde, nachdem die Worte des Übersetzers verklungen waren und Ruhe im Saal eingekehrt war, ließ ich trotzig meinen Blick schweifen. Ich sah den jungen Mann aus Eritrea, der sich eine Träne aus dem Augenwinkel wischte und seine Frau an der Hand hielt, sah die Gruppe Männer aus Syrien, die mit gesenktem Kopf einfach dastanden und still waren, genauso wie die vielen anderen Menschen in diesem Raum, sogar die Kinder.

Die letzten zehn Sekunden habe ich auch zu Boden geschaut, ziemlich beschämt, und ich habe gespürt, dass dieses Schweigen verbindet und dass es nicht schlimm ist, sich darauf einzulassen. Dass es keine „wir müsen halt irgendwas ganz doll Symbolisches mit Außenwirkung tun“-Handlung ist, sondern einfach nur ein gemeinsames Schweigen.

Danach lacht es sich auch gleich wieder viel leichter.

*****

Mein heutiger Tageshöhepunkt war meine spontane Zusage von etwas, dass ich zwar vorhatte, das aber, je länger es sich nicht erfüllte, immer unwirklicher wurde. Jetzt passiert es aber doch und ich habe ein bißchen, nein eher große! Angst vor der eigenen Courage und bin sehr gespannt, was da ab morgen auf mich zukommt. (ich lasse das hier noch ein bißchen kryptisch stehen, weil ich mich wahsinnig gerne interessant mache. Oder weil ich noch nicht genau weiß, wie weit ich was und wieviel hier öffentlich machen werde.)

Ich bin aufgeregt und das wirkt sich wirklich sehr erfreulich auf meinen Blutdruck aus!

4 Kommentare zu “15. November”

  1. Elisabeth sagt:

    Ich hab beim lesen das Gefühl gehabt, bei der Schweigeminute dabei zu sein.
    So intensiv hast Du erzählt.

    Es fehlen die Worte, das Denken nimmt Raum in alle Richtungen ein bei mir … nachdem was passiert ist.

    Na, und neugierig hast Du mich nun auch gemacht.
    liebe Grüsse
    Elisabeth

  2. Frau Namenlos sagt:

    Könnte das bedeuten, dass das „Schaufenster“ kleiner ausfällt und Sie Platz machen für etwas oder besser jemand neues?
    LG

  3. Graugrüngelb sagt:

    Ich ahne, dass die krytische Ankündigung etwas mit dem Nähzimmer zu tun haben könnte. Falls das so ist: Respekt! Sie schaffen das sicher.

  4. Iris sagt:

    Einfach tun, dem eigenen Herzen folgen, der Rest ergibt sich im alltäglichen Handeln. Mitmenschlichkeit leben ist das Gebot der Stunde.