Schuld ist ja nur das Internet
21. Januar 2016
Ständig zeigt man mir auf Instagram tollstes, selbstgebackenes Brot, bloggt Rezepte und schwärmt von „nie wieder muss ich zum Bäcker gehen“. Das geht jetzt seit ungefähr drei Jahren so und genauso lange nehme ich mir vor, diese „selbst Brot back“ -Sache jetzt endlich anzugehen.
In dieser Phase steckte ich vor ein paar Jahren schon einmal, doch über den Kauf eines damals gehypten Brotbackbuches ging es nicht hinaus. Der beste Vater meiner Kinder buk weiterhin sein zwar köstliches, aber in der Wiederholung dann leider langweiliges Dinkelbrot und ich las weiterhin Blogartikel und nahm mir vor: „wenn ich mal Zeit habe, dann.“
Vor Weihnachten war ich mit den Freundinnen zum traditionellen Vorweihnachts-letzte Geschenke finden-Einkaufsbummel unterwegs. Dieser Bummel führt uns auch stets in die Buchhandlung und die dortige Koch- und Backbuchabteilung ist wirklich sehr groß. Wir verbrachten sehr viel Zeit beim Blättern und Schwärmen und Schwelgen und ich erzählte den Freundinnen von dem Brotbackbuch, das mit großen Vorsätzen gekauft wurde und mit dem ich irgendwie nicht warm wurde. „Nehmen Sie das!“, fiel mir eine Frau ins Wort und drückte mir ein eingeschweißtes Brotbackbuch in die Hand, „Ich habe jedes Rezept daraus nachgebacken und besonders das Walnußbrot liebe ich sehr.“ Ich bedankte mich und hielt das Buch in der Hand, während ich in meinen Einkaufskorb die Biographie von Astrid Lindgren legte. Die Geschichte „Vom Inder, der auf dem Fahrrad bis nach Schweden fuhr“ und die obligatorischen Kalender für die Kindelein, die Küche und das Nähzimmer obendrauf. An der Kasse hielt ich es immer noch in der Hand und dann legte ich es einfach zum Bezahlen dazu. „Oh! Sie kaufen es ja wirklich!“, sprach mich die Frau erneut an und ich fragte sie, wohin ich eventuelle Beschwerden zu schicken habe.
Im Zug auf dem Heimweg packte ich das Buch aus und blätterte es gemeinsam mit den Freundinnen durch. Und beschloss augenblicklich, dass dies mein Brotbackbuch ist, das Buch, mit dessen Hilfe ich nun endlich in diese hohe Kunst einsteige.
Es dauerte bis Mitte Januar, bis ich tatsächlich startete. Ich habe zwar im Moment so wenig Zeit wie schon lange nicht mehr, aber egal. Brot backen lernen, jetzt!
Ich setzte einen (Weizen)Sauerteig an und vergaß prompt ihn zu füttern. Als er mir wieder einfiel, konnte ich ihn nur reumütig dem Kompost zuführen. Den zweiten Sauerteig setzte ich letzte Woche an. Um das Füttern nicht zu vergessen, beschriftete ich die Schiefertafel in der Küche und stellte mir den Handywecker. Und hatte nach ein paar Tagen eine Schüssel in der Hand, in der es blasig schwappte und sehr sauer roch. Ich hatte (und habe) keine Ahnung, ob das alles seine Richtigkeit hatte, doch wer nicht wagt und blablabla … ich löste die vorgegebene Menge Sauerteig in Wasser auf, gab Mehl und Salz dazu, rührte, knetete, zupfte, ließ den Teig ruhen, zupfte erneut und ließ wieder ruhen, zupfte und packte den Teig, der so gar nicht wie der im Backbuch gezeigte aussah in ein eigens gekauftes Gärkörbchen, ließ den Teig kuschelig neben dem Ofen gehen und kippte das schwabbelige Etwas schließlich auf ein Blech. Bei sehr hoher Temperatur buk in meinem Ofen, über einer Schüssel Wassser, etwas ausgesprochen Wohlduftendes heran und schon nach kurzer Zeit hielt ich mein erstes, wunderbar riechendes und nach Klopfprobe perfekt hohlklingendes Brot in Händen. An der Optik lässt sich allerdings noch arbeiten, denn das Brot war flach wie eine Flunder.
Nach dem Anschnitt bekam ich eine Vorstellung davon, was es bedeutet, wenn in den Blogs irgendwas von „porig“ steht. Mein Brot hat nämlich Mischporen, oben große Löcher, unten eher kompakt. Aber es schmeckt! Und es ist passiert: ich will davon mehr, ich will das besser können.
Danke für eine weitere Horizonterweiterung, liebes Internet! Und falls die Frau, die mir dieses Bortbackbuch empfahl hier zufällig mitliest: vielen Dank! Ich habe das Backbuch* mit Freude gelesen und gedenke, alle Rezepte nachzubacken! Auch das Walnussbrot.
*****
*freiwilliger Werbelink
21. Januar 2016 um 21:26
DIE Phase hatte ich schon mindestens 7 mal… aber ich bin ja auch schon älter ;-)
Liebe Grüße und viel Erfolg
Sabine
21. Januar 2016 um 21:45
Oh! Noch jemand, der mit Sauerteig experimentiert. Ich habe letztes Jahr auch begonnen, allerdings mit einem Roggensauerteig. Hat mehrere Durchgänge gebraucht, bis ich Poren hatte ;-) Ich ziehe also den Hut, dass du direkt beim ersten Mal erfolgreich warst! Viel Spaß bei deinen weiteren Experimenten!
21. Januar 2016 um 22:18
Ich habe gerade mal nach dem Buch bei Amaz** geschaut. In den Bewertungen steht, daß oft Fehler in den Mengenangaben enthalten sind. Vllt. war der Teig deshalb etwas zu flüssig (so habe ich es zumindest Ihrem Bericht entnommen). In einer Bewertung werden sogar Korrekturen mit Seitenangaben aufgeführt.
Wir haben damals dieses gekauft, woraus mein Mann schon lecker gebacken hat: http://www.amazon.de/Sauerteig-unbekannte-Herstellen-Pflegen-leichtgemacht/dp/3865829643/ref=sr_1_1?s=books&ie=UTF8&qid=1453411019&sr=1-1&keywords=der+sauerteig+-+das+unbekannte+wesen
Vielleicht ja interessant für Sie.
VG Bärbel
21. Januar 2016 um 22:38
ich bin sooo heftig angefixt worden mit dem selber-Brot-backen, letztes Jahr, von der lieben Claudia Schmidt (http://www.foolforfood.de/index.php), ihres Zeichens Profi in Sachen Brot backen – was die alles weiss – allein: ich kriege es nicht hin. Zeitlich. Sauerteig ansetzen, füttern (nicht genau wie bei Ihnen, Frau … äh … Mutti, meiner schimmelte, trotz peinlicher Sauberkeit), Zeiten einhalten, – schaff ich im Alltag mit 100%-Job nicht. Und bewundere jede/n die/der das schafft. Weil es riecht soooooo gut, wenn das Brot im Ofen ist. Und es schmeckt so viel besser als jedes gekaufte Brot.
Viel Spass weiterhin und viel Erfolg!
21. Januar 2016 um 22:53
So funktionierender Sauerteig ist schon was tolles – meiner ist leider momentan ….kompostreif. Darf ich Sie vielleicht noch zu zweidrei weiteren Rezeptquellen verführen ? Der Blog Hefe und mehr hat mittlerweile einen tollen Anfängerbrotbackkurs. Das Buch “ Da Brotbackbuch “ inkl. der Nummer zwei hat mir schon zu wirklich schönen Ergebnissen verholfen – und wenn man nicht viel Nerven auf langes Kneten, Rühren, Formen hat gibts bei der Tortentante das No Knead Bread – einfach, problemlos, weit entfernt von der hohen Schule der Brotbackkunst und immer wieder gut.
21. Januar 2016 um 23:14
einen blog im internet gibts, der richtig gut ist https://www.ploetzblog.de/ dazu auch dieses buch http://www.amazon.de/Brotbackbuch-Nr-Grundlagen-Rezepte-urspr%C3%BCngliches/dp/3800182777/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1453413922&sr=8-1&keywords=pl%C3%B6tzblog
lg beate
21. Januar 2016 um 23:43
Wie witzig, gerade heute habe ich auch seit Jahren mal wieder Brot gebacken. Meines ist leider nicht so gut geworden trotz erprobtem Rezept und ich grüble noch ob der Sauerteig doch nicht so gut war, ich lieber eine niedrigere Gradzahl einstellen hätte sollen oder was jetzt falsch war. Wahrscheinlich muss ich dazu eine Veruchsreihe starten. :)
22. Januar 2016 um 07:26
oh wie schön, bei dem ganzen umzugsrummel und zwillingsstress, hab ich garnicht bemerkt das sie wieder schreiben.
Da hab ich in nächster zeit viel nachzulesen, aber es ist schön das sie wieder da sind.
und für das töchterlein freu ich mich natürlich auch sehr, was für ein abenteuer
lg
fio
22. Januar 2016 um 08:38
„Freiwilliger Werbelink“! <3
22. Januar 2016 um 09:28
Aaaaaah, selbstgebackenes Brot aus selbstgezüchtetem Sauerteig! Es gibt kaum besseres! Ich hab das früher eine ganze Zeitlang regelmäßig gemacht, als Singlehaushalt lohnt es allerdings den Aufwand nicht so richtig. Mir hat immer das Sauerteigforum http://www.der-sauerteig.com/phpBB2/intro.php gut geholfen.
So ein Sauerteig (Sie verbacken ja hoffentlich nicht den Teig komplett, sondern behalten Anstellgut fürs nächste mal zurück?) braucht ja auch ein paar Durchgänge, um so richtig in die Gänge zu kommen, aber dann!
22. Januar 2016 um 11:18
Ich backe seit vielen Jahren mein Brot (gezwungenermaßen) selbst – mein Tipp für zu flache Brote: einfach mal mit der Wassermenge spielen, egal was im Rezept steht. Ihr Mehl beeinflußt die Wassermenge erheblich und da sind Rezeptangaben nur noch Richtwerte.
Mein Brot wird am besten, wenn ich die Wassermenge um bis zu 25% reduziere! (Hat mich auch überrascht). Einfach das Wasser am Ende hinzufügen und dann nur Schubweise bis ein Teig gewünschter Festigkeit erreicht wird (und nicht das gefürchtete feuchte Schlabberzeugs, das im Ofen zerfließt).
Viel Erfolg!
22. Januar 2016 um 11:22
Oh, und noch was: Hier habe ich deutlich mehr übers Brotbacken gelernt als aus jedem Buch
http://www.tausendmuehle.de/brotbackkurse-workshops.html
22. Januar 2016 um 14:29
Aber das finde ich großartig: gleich mit Sauerteigbrot einzusteigen. Hut ab! Ich arbeite immer noch mit Hefe (Weißbrot, Fladenbrot, Brötchen), der Gatte hat ein zuverlässiges Rezept für ein Baguette und so wurschteln wir uns durch. Ich werde das Projekt bei Ihnen mitverfolgen und bin gespannt.
Viel Spass heute abend beim Bekocht-werden und „good luck“ für Ihr Internet-Café. Leider kann ich nicht zu Ihrer Eichenhochzeit kommen, an dem Tag muss ich zum 91. Geburtstag der Tochter, tut mir leid.
22. Januar 2016 um 20:01
Ich bin vielbeschaeftigt und faul aber backe trotzdem mit Sauerteig. Der steht bei mir im Kuehlschrank und ueberlebt da auch mal 4 Wochen ohne fuettern! Vorm backen sollte man dann aber nochmal fuettern..und dann eventuell etwas laenger gehen lassen. Find ich ehrlichgesagt einfacher als Hefteig Baguette und so die muss man ja staendig kneten! Viel Spass und Erfolg beim backen.
22. Januar 2016 um 21:44
Ich kann ja so gar nicht backen, egal ob süß oder herzhaft und ich möchte das auch so lassen, denn dieses genaue Abmessen und Wiegen nervt mich.
Aber dafür hat man ja Familie, die Tochter macht das Süße und der Mann ist für Brot, Brötchen und Pizzateig zuständig. Allerdings hat er auch noch nie Sauerteig selber angesetzt, sondern fertigen Sauerteigstarter oder wie auch immer das heißt benutzt.
Wenn ich auch noch einen Link da lassen darf http://slava.com.de/ zwar nix mit Sauerteig so weit ich mich erinnere, aber viele wirklich tolle Rezepte für Brot und Brötchen.
23. Januar 2016 um 15:49
Auch ich backe mein Brot selbst. Auch mit selbstgezüchteten Sauerteig. Seit ich ein Rezept aus dem Internet über Topfbrot backen gefunden habe, geht nichts mehr schief.(In dem Fall flach).Dabei wird der Brotteig in einen mit auf 250 Grad vorgeheizten Topf mit Deckel gegeben.In meinem Fall Topf mit Glasdeckel. Muss halt 250 Grad aushalten. Nach 15 Minuten wird die Hitze auf 200 Grad reduziert und noch 45 Minuten fertig gebacken. Inzwischen backe ich in allen Variationen.
Mit Sauerteig oder Hefe, mit hellem oder dunklem Mehl.
Einfach mal ausprobieren.
Liebe Grüße von einer stillen Leserin
Andrea
23. Januar 2016 um 17:58
Als Zugeständnis zu Berufstätigkeit und zur Entlastung meines Handytimers nehme ich immer den Sauerteigextrakt von Alnatura. Funktioniert tadellos und ist für „wirklich komplett alles an Brot im Haushalt selbstbacken“-Müssen wegen komplizierter Weizenunverträglichkeit des Mannes meine beste Lösung.
Höchsten Respekt daher vor den Bäckern mit selbstangesetztem, gehegtem und gepflegtem Sauerteig…
25. Januar 2016 um 08:19
Das habe ich auch und es stimmt, da wird jedes Brot so wie im Buch abgebildet. Mit ein ganz klein wenig Übung :-)
Seht gute Wahl.
Claudia